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Archiv "Selbstverwaltung bekräftigt die gemeinsame Strategie: Soviel ambulant wie möglich" (28.05.1981)

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DEUTSCHES

RZTE

A.rz.tliche Mitteilungen BLATT

Herausgeber: Bundesärztekammer und Kassenärztliche Bundesvereinigung

Selbstverwaltung bekräftigt die gemeinsame Strategie:

Soviel ambulant wie möglich

Zukunftsweisende Beratungen

der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Sitzung der

Vertreterversammlung und Vortrags-

veranstaltung am 18. Mai 1981 in Trier

„Mit der Verstärkung der ambulanten ärztlichen Behandlung leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung eines freiheitlichen und auf Selbstverwaltung beruhenden Gesund- heitssystems."

„Wir halten die Freiberuflichkeit der ärztlichen Tätigkeit und die Therapiefreiheit des Arztes für unverzichtbare Säulen der kassen- ärztlichen und vertragsärztlichen Versorgung."

„Für genauso unverzichtbar halten wir die freie Arztwahl, den Schutz der individuellen Sphäre des Patienten und seinen Rechtsanspruch auf eine den wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechende ärztliche Versorgung."

Bei derartigen Zitaten werden viele zustimmend nicken, manche mürrisch oder gelangweilt den Kopf schütteln, wieder andere werden sie für Schlagworte halten, unter denen man sich nicht viel vorstellen kann — zu dieser letzteren Gruppe gehören bedau- erlicherweise auch viele Mitbürger, die mehr oder weniger oft Patienten, auf jeden Fall aber Beitragszahler der Krankenversi- cherung sind (und damit übrigens auch Wahlberechtigte für die Selbstverwaltungsorgane unserer Sozialversicherung).

Bis vor wenigen Jahren hätte aber wohl fast jeder diese Zitate

„wieder so einem Arztfunktionär" zugeschrieben (wie man bis vor kurzem noch zu sagen pflegte).

Tatsächlich aber — und das ist etwas Neues — stammen diese Zitate von führenden Vertretern der deutschen Krankenversiche- rung. Sie wurden gesprochen auf der öffentlichen Vortragsveran- staltung, welche die Kassenärztliche Bundesvereinigung in Trier am 18. Mai 1981 veranstaltete zum Thema „Ambulante kassen- ärztliche Versorgung — Schwerpunkt der gesundheitlichen Betreuung unserer Bevölkerung"; gesprochen dort vom Vor- standsvorsitzenden des Bundesverbandes der Ortskrankenkas- sen, Dr. Detlef Balzer, und vom Vorsitzenden des Vorstandes der Angestellten-Krankenkassen, Karl Kaula.

Heft 22 vom 28. Mai 1981 1069

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Die Information:

Bericht und Meinung

Ambulante kassenärztliche Versorgung

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben offenbar- und zwar auf sei- ten der Krankenkassen wie der Kassenärzte - eine neue Qualität der Bereitschaft bewirkt, die Pro- bleme der Krankenversicherung gemeinsam anzupacken.

Dr. Baizer vom BdO formulierte es

so: "Die gemeinsame Selbstver-

waltung" -die es immer gegeben hat - "hat sich zu einer echten Partnerschaft entwickelt." Und KBV-Vorsitzender Dr. Muschallik sprach im Zusammenhang mit dem neuen "Soviel ambulant wie möglich" vom gemeinsamen Ziel, von einer gemeinsamen Strategie und Philosophie.

ln ähnlicher Weise- dies sei hier schon vorweggenommen- konnte man bei der Trierer Vortragsveran- staltung der KBV den Referaten des Klinikers (Professor Dr. Rudolf Gross, Köln) und des Universitäts- lehrers (Professor Dr. Friedrich Bschor, Berlin) eine, für manche vielleicht neue, Bereitschaft zur Kooperation zwischen Klinik und Praxis, Lehre/Forschung und Pra- xis entnehmen. Es ist offenbar ver- standen worden, daß die Intensi- vierung der ambulanten kassen- ärztlichen Versorgung nicht dazu führen soll und auch nicht dazu führen muß, daß nun etwa "der stationäre Bereich verketzert

wird" (Muschallik), im Gegenteil:

die Kliniker erkennen die Notwen- digkeit, dem freipraktizierenden Arzt die Arbeit zu erleichtern: "wir haben den besten Willen" (Gross).

Ambulante kassenärztliche Versorgung: Schwerpunkt des Gesundheitssystems Mit einigen Fakten hatte der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Hans Wolf Muschallik, zum Auftakt der Vor- tragsveranstaltung (über die ab Seite 1084 dieses Heftes ausführli- cher berichtet wird) die Aussage des Themas unterstrichen, wo- nach die ambulante kassenärztli- che Versorgung Schwerpunkt des Gesundheitssystems ist.

~ Von jeweils zehn Personen, die an jedem Tag des Jahres in unse- rer Bundesrepublik krank sind, be- finden sich immer neun in ambu- lanter ärztlicher Behandlung;

~ die Zahl der ambulanten Be- handlungsfälle beträgt etwa 260 Millionen im Jahr;

..,.. jeder deutsche Kassenarzt be- handelt im Durchschnitt im Vier- teljahr rund tausend Patienten.

~ Dabei, so Muschallik weiter, reicht das Spektrum der ambulan- ten kassenärztlichen Tätigkeit von den "Bagatellerkrankungen" bis zu Symptomen schwerer und schwerster Krankheitsbilder; von Routineleistungen über Beratun- gen, Besuche, Einsätze im Be- reitschafts- und Notfalldienst,

Früherkennungsuntersuchungen bis zum Patientengespräch, das oft wegen einer seelischen Notla- ge geführt werden muß.

Um das vielgestaltige Gefüge der Leistungen der ambulanten und der stationären ärztlichen Versor- gung auch angesichts der die ge- samte Volkswirtschaft bedrohen- den politischen und wirtschaftli- chen Entwicklungen finanzierbar zu halten, müsse man, sagte Mu- schallik, ganz einfach versuchen, und zwar gemeinsam, die Kran- kenversicherung von Ausgaben- steigerungen möglichst zu entla- sten -daher das Ziel, soviel ärztli- che Versorgung ambulant durch- zuführen wie möglich, um andere, teurere Bereiche zu entlasten. Da- her müsse man

~ den Leistungskatalog der so- zialen Krankenversicherung auf das Risiko Krankheit zurück- führen,

~ klarmachen, daß die Gewäh- rung eines Maximums an Leistun- gen keineswegs immer das medi- zinische Optimum bedeutet,

~ alles tun, um das Bewußtsein für die Notwendigkeit der Selbst- verantwortung im Handel bei je- dem einzelnen zu aktivieren.

1070 Heft 22 vom 28. Mai 1981 DEUTSCHES ARZTEBLATT

Die drei Forderungen hatte Dr.

Hans Wolf Muschallik schon in seinem "Bericht zur Lage" in der Vormittagssitzung der KBV-Ver- treterversammlung (der Wortlaut folgt auf Seite 1071) erhoben unter dem Stichwort, man werde in Zu- kunft "immer das rechte Maß" fin- den müssen zwischen den Wün- schen oder vermeintlichen An- sprüchen des Patienten, der har- ten Wirklichkeit der engen Gren- zen der Honorierung und den Fol- gen und Kosten gesundheitlichen Fehlverhaltens bei großen Teilen der Bevölkerung.

ln der Tat können schon wenige Zahlen belegen, daß - wie Mu- schallik sagte- ärztlich gebotene Hilfe für das Individuum insgesamt Ausgaben auslöst, die "den Etat des Verteidigungsministers mit all seinen Leopards und Tornados überschreiten":

I> Mit an die 16 Prozent des Ar-

beitsentgelts erreichen die Auf- wendungen für die Gesundheitssi- cherung (einschließlich Lohnfort- zahlung) fast schon diejenigen für die Alterssicherung;

I> 1,5 Millionen täglich arbeitsun-

fähig geschriebene Personen be- lasten die Wirtschaft mit jährlich dreißig Milliarden DM (dabei wird der durchschnittliche deutsche Arbeitnehmer jährlich fünfmal so lange krank geschrieben wie sein amerikanischer, zehnmal so lange wie sein japanischer Kollege);

I> 1,5 Millionen Alkoholiker sind

zu verzeichnen; für alkoholische Getränke wird doppelt soviel aus- gegeben wie für die kassenärztli- che Versorgung (wovon der Staat, wie Muschallik anfügte, kräftig Steuern abschöpft - aber keines- wegs etwa, um vom Alkoholkon- sum abzuschrecken!).

Ohne den Diskussionen und Be- schlüssen des am folgenden Tage (nach Redaktionsschluß dieses Heftes) eröffneten 84. Deutschen Ärztetages vorgreifen zu wollen, sprach Muschallik selbstverständ- lich als einen seiner thematischen Schwerpunkte auch die Allge-

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Die Information:

Bericht und Meinung Ambulante kassenärztliche Versorgung

Die Leistungsbereitschaft jedes einzelnen hilft,

die Probleme zu überwinden

meinmedizin an, wobei naturge- mäß bei der KBV deren Bedeutung bei der Sicherstellung der kassen- ärztlichen Versorgung heute und morgen höher zu bewerten sei als die Sonderfragen der Aus- und Weiterbildung.

Im Hinblick auf den qualitativen Aspekt der Sicherstellung muß die KBV aber das Problem der Vorbe- reitungszeit vor der Zulassung zur kassenärztlichen Tätigkeit ganz aktuell interessieren. Nachdem der von der Konzertierten Aktion empfohlene Versuch, eine Ände- rung der entsprechenden EG- Richtlinien zu erreichen, offenbar nicht gelingt, unterstützt die KBV eine Gesetzesinitiative des Bun- desarbeitsministeriums, durch die als Übergangsregelung wieder ei- ne Phase der zweijährigen prakti- schen Berufserfahrung als Eig- nungsvoraussetzung eingeführt werden soll. Sechs Monate davon soll der künftige Kassenarzt als Assistent oder Vertreter in einer Kassenpraxis ableisten.

Von dieser Lösung verspricht sich die KBV auch eine stärkere Moti- vierung des Nachwuchses, sich für allgemeinmedizinische Tätig- keit zu interessieren bzw. sich für die Allgemeinmedizin weiterzubil- den. Es werde dazu nötig sein, daß der hohe Wert der Allgemeinmedi- zin für eine ausgewogene ambu- lante ärztliche Versorgung und für das ökonomische Gleichgewicht im Gesundheitswesen anerkannt wird. In diesem Sinne werde die KBV, wie Muschallik ausführte, den Übergangszeitraum von fünf Jahren nutzen, um mit konkreten Beiträgen die allgemeinärztliche Versorgung zu fördern.

Insgesamt also: Schwierigkeiten, Veränderungen, Unsicherheiten, Unwägbarkeiten — es wird sich lohnen, so schloß Muschallik, al- les zu tun, um sie überwinden zu helfen. Und dies wird gelingen, wenn man jeden Kassenarzt davon überzeugen kann, daß sein Ein- satz, seine Leistungsbereitschaft auch über sein persönliches Schicksal bestimmen. gb/DÄ

Dr. med. Hans Wolf Muschallik

Es ist für die Kassenärztliche Bun- desvereinigung schon Tradition, vor den Deutschen Ärztetagen zu Sitzungen ihrer Vertreterver- sammlung einzuladen. Wir bekun- den damit nicht nur die Verbun- denheit mit der Bundesärztekam- mer, sondern dokumentieren so auch gegenüber der Öffentlichkeit unseren Willen zur Gemeinsam- keit bei der Lösung aktueller ge- sundheitspolitischer Probleme.

Die konstituierende Sitzung unse- rer Vertreterversammlung in die- ser Legislaturperiode liegt erst zwei Monate zurück. Damals habe ich nur einige Schwerpunkte der vor uns liegenden Aufgaben mar- kieren können. Heute, in der er- sten regulären Arbeitssitzung, möchte ich meine Ausführungen vertiefen und unter aktuellen Aspekten eingehender darstellen.

• Erster Schwerpunkt sind die Ergebnisse der diesjährigen Früh- jahrssitzung der Konzertierten Ak- tion im Gesundheitswesen und de- ren Umsetzung in Verträge auf der Länderebene.

• Zweiter Schwerpunkt sind die für die nächsten Monate anste- henden politisch-parlamentari- schen Beratungen von Gesetzes- vorhaben, besonders über die No- vellierung des Krankenhausfinan- zierungsgesetzes'.

• Dritter Schwerpunkt sind — auch und gerade aus dem Blick- winkel der kassenärztlichen Ver- sorgung — Ausführungen zum Kernthema des diesjährigen Deut- schen Ärztetages, nämlich zur

künftigen Rolle und Aufgabe der Allgemeinmedizin in der ambulan- ten gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung.

Alle diese Probleme können — auch wenn man das als Arzt viel- leicht bedauern mag — nicht aus- schließlich unter medizinischen, geschweige denn ärztlichen Ge- sichtspunkten allein betrachtet werden. Die kassenärztliche Ver- sorgung ist in die Sozial- und Wirt- schaftspolitik unseres Landes ein- gebettet und von ihr nicht zu tren- nen. Die medizinisch notwendige und ärztlich gebotene Hilfe für das Individuum löst nun einmal zwangsläufig Ausgaben aus, de- ren Höhe viele Milliarden DM be- trägt und welche — die durch Ar- beitsunfähigkeit verursachten Ko- sten eingerechnet — insgesamt größer sind als der Etat selbst des Verteidigungsministers mit all sei- nen „Leopards" und „Tornados".

Das bedeutet, daß in Zeiten wirt- schaftlicher Stagnation oder gar Rezession alle am Gesundheitssi- cherungssystem Beteiligten be- müht sein müssen, ein Gleichge- wicht zwischen dem medizinisch Notwendigen und dem wirtschaft- lich Möglichen zu finden und zu erhalten.

Schärfer noch als bisher erkennen wir heute bei dem so gefährlichen Zusammentreffen von Inflation, Arbeitslosigkeit, Leistungsbilanz- defizit und DM-Aufweichung die Notwendigkeit, unisono einen Bei- trag dazu zu leisten, daß das sozia- le Netz nicht aus seiner Veranke- rung gerissen wird.

Bericht zur Lage, erstattet bei der Sitzung der KBV-Vertreterversammlung am 18. Mai 1981 in Trier

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 22 vom 28. Mai 1981 1071

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