Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 8⏐⏐23. Februar 2007 A517
G E L D A N L A G E
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or rund zwei Jahren rumpelte ein mittleres Erdbeben durch den grauen Kapitalmarkt und, so fürchte ich, nicht wenige Ärzte wa- ren davon tangiert. Die Falk Capital AG in München, in Deutschland immerhin der viertgrößte Anbieter geschlossener Fonds, ging pleite.Knall auf Fall standen mehrere Tau- send Anleger vor schwarzen Lö- chern, wurden von Falk doch rund 80 Projekte mit einem Volumen von 3,2 Milliarden Euro aufgelegt.
Wer glaubte, mit den versproche- nen Steuervorteilen und fantasievoll
hochgerechneten Renditen seinen Schnitt zu machen, sah sich ge- täuscht. Wer damals wirklich ver- diente, waren die Vermittler, denen großzügige Provisionen angedient wurden, und die Initiatoren, die ihre Schäfchen längst ins Trockene ge- bracht hatten. Dem gewinnhungri- gen Investor jedenfalls oblagen am Ende nur noch herbe Verluste.
Das Drama ist indes nicht zu En- de. Der Insolvenzverwalter ist näm- lich wild entschlossen, bei den Anle- gern weiterhin Angst und Schrecken zu verbreiten. Josef Nachmann heißt der Mann, der für die Fonds Nr. 68 und 71 rund 2 300 Anleger anschrei- ben ließ. Sie müssen sämtliche bis- her erhaltenen Ausschüttungen zu- rückzahlen, bei knapp 2 000 wurden bereits gerichtliche Verfahren ange- strengt. Eine wahrhaft böse Überra- schung für die Betroffenen.
Darf Insolvenzverwalter Nach- mann so was überhaupt? Der Kom- plex ist zwar rechtlich kompliziert,
aber es sieht so aus, dass die Nach- forderung in Ordnung geht. Die Ausschüttungen sind eben nicht als Gewinnbeteiligung zu werten, son- dern quasi als Entnahme von Einla- gen, weil die Fonds auch damals schon Verluste gemacht hätten. Und die können ohne Weiteres zurück- gefordert werden.
Dieses Horrorszenario der Rück- holung gilt aber nicht für alle Falk Fonds. Die Nummern 70 und 72 so- wie 73 und 75 wurden gerettet, der Fonds Nr. 80 ist bereits aufgelöst, während sich Falk 77 noch in der In- solvenz befindet. Rund 20 andere Fonds sind ebenfalls gefährdet.
Für die Betroffenen bleibt (theo- retisch) noch die Möglichkeit, ge- gen die Initiatoren und Vermittler Schadensersatzansprüche zu stel- len. Auf die Idee sind aber schon viele andere gekommen. Persönlich würde ich von einem derartigen Vorgehen eher Abstand nehmen, meistens wird hier nur gutes Geld dem schlechten hinterhergeworfen.
Ein Vollstreckungstitel bringt mir, wenn beim anderen nichts zu holen ist, außer Frust gar nichts. Abhaken, unter Lebenserfahrung abbuchen ist die angemessene Reaktion. I BÖRSEBIUS
Angst und Schrecken
Börsebius-Telefonberatung
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 3. März 2007 von 16 bis 20 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen. Wenn in Finanzdingen „der Schuh drückt“, wählen Sie bitte 02 21/98 54 80-17. Die kostenlose telefonische Beratung ist ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.