A178 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 425. Januar 2008
G E L D A N L A G E
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bwohl Gold im Grunde auch bloß ein Wirtschaftsgut ist, hat das gelbe Edelmetall das Zeug zu vielfältigsten Funktionen. Seit Men- schengedenken jagen Leute hinter ihm her, ganze Kulturen wurden wegen ihrer Goldschätze vernichtet, vermutlich wurden seinetwegen, über den Erdball verteilt, Abertau- sende um die Ecke gebracht, um der reinen Gier willen, versteht sich.Anderseits haben immer wieder Krügerrand, Vreneli oder Dukaten vielen Menschen auf der Flucht und in Krisenzeiten das Leben gerettet, im Tausch gegen Speck und Kartof-
feln, oder für eine Bleibe über dem Kopf sicherte Gold die nackte Exis- tenz. Die Zentralbanken der Welt horten Barren über Barren als Aus- weis ihrer Leistungskraft. Aber auch als purer Schmuck ist Gold gefragt wie eh und je.
Was also darf eine Feinunze Gold kosten? 50 Dollar, 100 Dollar, 500 Dollar, 5 000 Dollar?
Während es bei einer Aktie, zu- mindest theoretisch, noch relativ einfach ist, den fairen Preis (inne- rer Wert, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Ertragswert) zu ermitteln, wird es beim gelben Edelmetall schon ziemlich schwierig. Gut, Sie können jetzt einwenden, letztlich ist es auch bloß ein Zusammenspiel von An- gebot und Nachfrage. Das stimmt schon, aber wenn etwa Angst als Nachfragemacht auftritt, dann kann sich hier schon ein ungeheurer Sog nach oben aufbauen, der fundamen- tal in keiner Weise mehr zu rechtfer-
tigen ist. Mir scheint, wir haben derzeit bei einem Goldpreis nahe der 900-Dollarmarke einen ziemlich hohen Panikfaktor eingepreist, der sich zu einem großen Teil aus der permanenten Unsicherheit an den Finanzmärkten wegen der wüsten US-Immobilienkrise speist. Und es ist eben genau dieser nicht kalku- lierbare Angstfaktor, der den Un- zenpreis auch noch über 1 000 Dollar treiben mag, wirklich ge- rechtfertigt scheint mir die Bewer- tung aber nicht zu sein.
Von der industriellen Nachfrage her ist jedenfalls dieser Preis nicht zu rechtfertigen, sie macht (im Ge- gensatz zu anderen Rohstoffen wie etwa Platin oder Kupfer) besten- falls zwölf bis 15 Prozent der Nach- frage aus.
Auch wenn Gold derzeit als Angstwährung und Krisenschutz sehr gefragt ist, sollten Käufe, wenn überhaupt, nur in kleinen Mengen vorgenommen werden.
Die Rückschlagsgefahr ist einfach zu groß. Wehe, wenn die Noten- banken ihre Bestände verringern sollten. Angst bleibt eben ein schlechter Ratgeber. n BÖRSEBIUS
Angst treibt das Gold nach oben
Börsebius-Telefonberatung „rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 2. Februar 2008 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen (02 21/98 54 80-17). Die kostenlose Telefonberatung ist ein Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.