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Archiv "Wir da oben – Ihr da im Bett" (03.12.1986)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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ine altbekannte, aber neu aufgewärmte Parole: Die Kostendämpfungspolitik im Gesundheitswesen müsse durch eine Budgetierung sämtlicher Ausgabenblöcke der gesetzlichen Krankenver- sicherung (GKV) fortgesetzt und „justitiabel" werden.

Musterländer eines verstaat- lichten Gesundheitsdienstes, Großbritannien und Kanada etwa, haben einen solchen Weg beschritten, ohne aller- dings die erwartete Kosten- dämpfung zu erzielen. Trotz dieser Mißerfolge haben sich die Sozialpolitiker der (bun- desdeutschen) Opposition nicht abhalten lassen, die Budgetierung als die (etatisti- sche) Alternative für die viel- beschworene Strukturreform im Gesundheitswesen der Bundesrepublik zu propagie- ren.

Die sozialpolitischen Spre- cher der SPD, Anke Fuchs und Egon Lutz, halten ein

„Patentrezept" parat: Sie be- fürworten einen verbind- lichen „politischen Orientie- rungsrahmen für das Gesund- heitswesen" (so nachzulesen

Politbudget ä la SPD?

im Pressedienst ihrer Partei).

Nach dem Motto „Geglieder- te Krankenversicherung und Selbstverwaltung ade" sollen der Staat und die Politik künf- tig noch mehr im milliarden- trächtigen Gesundheitsmarkt mitmischen dürfen. Die SPD- Sopos schlagen vor, daß künf- tig das Bundesparlament dar- über entscheiden solle

(etwa im Hammelsprung?), welche limitierten Budgets den Krankenkassen zuzu- teilen wären.

Im Klartext also: Während wir darauf warten, daß endlich medizinische Orientierungs- daten mehr beachtet werden, sollen nach SPD-Vorstellun- gen die Ausgaben künftig von den (zufälligen) Machtver- hältnissen in Bonn abhängen und nach der Art des Politi- ker-(Sach-)Verstandes ma-

növriert werden. Erfolgt also künftig eine egalitäre Zutei- lung von Gesundheitsleistun- gen? Werden die Leistungen künftig etwa nach dem Le- bensalter abgestuft oder gar begrenzt? Die Budgetierungs- strategen müssen sich im kla- ren darüber sein (sind sie viel- leicht auch längst), daß eine sektorale Festlegung des Aus- gabenvolumens in einem Sy- stem gegliederter Kranken- kassen ein enormes Mehr an zentral-planerischem Han- deln erfordert. Dadurch wür- den die Krankenkassen „ent- machtet", die Finanzierungs- und Entscheidungszentralität des Staates gleichzeitig er- höht werden. Eine Budgetie- rung würde auch grundlos die Weichen für eine wirkliche Strukturreform verstellen. Es würden allenfalls der einmal erreichte Versorgungszustand und die tradierte Ausga- benstruktur festgeschrieben, wenn nicht sogar zurückge- stuft. Bei zementierten Struk- turen würden überdies ausge- rechnet diejenigen besonders

„bestraft" werden, die sich bisher schon wirtschaftlich verhalten haben! HC

s

ei einer Arbeitstagung für Intensivmedizin in Mainz wurde gegen Kranken- hausärzte und Pflegepersonal schweres Geschütz aufgefah- ren. Kernpunkt der Kritik: Der Patient werde in Krankenhäu- sern immer noch als ein un- mündiges Kind angesehen.

Ton, Gestik und Stimme derer

„da oben" entsprächen nicht selten der sattsam bekannten Erwachsenenhaltung gegen- über ihren Sprößlingen.

Angeblich würde der Patient oftmals von Ärzten, Pflegern und Schwestern einfach ge- duzt und „von oben herab"

herumkommandiert. Aber auch die Patienten kamen bei dem Rundumschlag nicht ganz „heil" davon. Schließ- lich seien sie selber schuld, daß sie sich so was bieten las- sen. — Nun mögen Entgleisun- gen der angedeuteten Art vor-

Wir da oben Ihr da im Bett

kommen, aber an der Tages- ordnung sind sie gewiß nicht.

Vor Verallgemeinerungen dieser Art sollte man sich wirklich hüten.

Indes: Streß und Arbeitsüber- lastungen beeinflussen das Verhalten der im Kranken- haus Tätigen nicht immer po- sitiv. Häufig sind Beschwer- den vor allem über fehlende psychologische Feinfühligkeit laut geworden. In der Tat:

Zwischen der lapidaren Baga- tellisierung und der scho- nungslosen Offenheit gibt es durchaus Mittelwege. — Es geht vor allem darum, positiv

zu argumentieren, um beim Empfänger auch etwas Positi- ves zu erreichen. Es soll ja et- was „rüberkommen", wie es schön neudeutsch heißt. Das ist letztlich Kerngedanke je- der Dialektik. Dafür ein Bei- spiel aus dem Anekdoten- schatz:

Der Kalif Harun al Raschid steckte einst einen Traum- deuter in den Kerker, der ihm einen mysteriösen Traum so deutete: „Ehrwürdiger Herr- scher, ich muß Dir großes Un- heil verkünden — Du wirst alle Deine Angehörigen verlie- ren", während ein anderer Traumdeuter mit tausend Goldstücken belohnt wurde, der das gleiche positiv formu- liert hatte: „Ehrwürdiger Herrscher, ich habe Dir gro- ßes Heil zu verkünden — Du wirst alle Deine Angehörigen überleben." UM

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 49 vom 3. Dezember 1986 (1) 3421

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