Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 26⏐⏐27. Juni 2008 A1449
B R I E F E
zunehmenden Leerstand klagen und in ihrem Bestand gefährdet sind . . .
Dr. Heinz Ludwig Unger,
Geriatrisches Zentrum im Kreis Ahrweiler, Brohltal-Klinik St. Josef, Kirchstraße 16, 56659 Burgbrohl
QUALITÄTSSICHERUNG
Therapiebegrenzun- gen sollten berück- sichtigt werden, wenn der Ergebnis- indikator „Letalität“
interpretiert wird (DÄ 17/2008: „The- rapiebegrenzung: Herausforderung für die ärztliche Urteilskraft“ von Prof. Dr.
med. Santiago Ewig).
Verständliche Angst
Mit großem Interesse habe ich den Artikel von Prof. Ewig zur Frage, wann der Arzt den tödlichen Aus- gang einer akuten Erkrankung zulas- sen könne, gelesen. Zweimal habe ich versucht, die Begrifflichkeiten des Artikels zu verstehen. Was der Autor mit dem Artikel eigentlich sa- gen wollte, ist mir nicht klar gewor- den. Verstanden habe ich allerdings, warum Patienten vor dieser Art Me- dizin Angst haben.
Dr. med. Guido Loyen,Werkstattstraße 9 B, 50733 Köln
Falsche Begriffe
Der Artikel von Herrn Prof. Ewig und der Fachgruppe „Ambulant erworbe- ne Pneumonie“ der Bundesgeschäfts- stelle für Qualitätssicherung ist äußerst begrüßenswert, da er die Be- handlung einer ambulant erworbenen Pneumonie durchaus differenziert nach klinischer Situation betrachtet und es unterstreicht, dass eine Pneu- monie durchaus auch als „old man’s friend“ Todesursache sein darf. Zu kritisieren ist jedoch der mehrfach verwendete Begriff „Therapiebegren- zung“ oder die Überschrift „Behan- deln oder nicht?“ Auch in einer pallia- tivmedizinischen Situation, in der das Sterben zugelassen werden darf, darf eine „Therapie“ nie „begrenzt“ wer- den oder ein Patient nicht mehr „be- handelt“ werden. Auch bis zum Schluss verlangt es die Palliativmedi-
zin, eine symptomorientierte Therapie oder Behandlung durchzuführen. Es geht, wie im Artikel erwähnt, selbst- verständlich immer um Therapieziele und gegebenenfalls eine Veränderung der Methoden. Aber auch die Verwen- dung von Antibiotika bei einer Pneu- monie in der Palliativsituation kann durchaus indiziert sein, wenn dies der Symptomlinderung dient. Auch hier wiederum muss klinisch sehr diffe-
renziert gedacht werden. Nie im Lau- fe einer Erkrankung darf also eine
„Therapiebegrenzung“ oder „Nicht- behandlung“ stattfinden. Die Ver- wendung dieser Begriffe sollte obso- let sein, da sie vor allem auch ein falsches Signal an die betroffenen Patienten und Angehörigen sendet.
Prof. Dr. med. Raymond Voltz,Direktor der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Klinikum der Universität zu Köln, Kerpener Straße 62, 50937 Köln
JUGENDGEWALT
Elf Thesen zu Ursa- chen und Prävention sowie zum Umgang mit jugendlichen Straftätern (DÄ 16/
2008: „Jugendge- walt und -kriminali- tät: Nicht wegschauen, sondern handeln“
von Prof. Dr. med. Renate Schepker).
Risikofaktor ADHS
Auch nach mehrfachem Durchlesen des Artikels konnte ich einen wesent- lichen Risikofaktor für die Entste- hung von Jugendkriminalität nicht entdecken und möchte deswegen eine Ergänzung platzieren, die durchaus nicht auf neuen Erkenntnissen beruht.
Schon 1993 schrieb Prof. M. H.
Schmidt in seinem Kompendium
„Kinder- und Jugendpsychiatrie“
über die (damals noch meist so ge- nannten) Hyperkinetischen Syndro- me: „Bei der Hälfte der betroffenen Kinder bildet sich die Störung in der Adoleszenz zurück, . . . bei den meis- ten anderen entwickeln sich dann dissoziale Probleme, teils über die Impulsivität, teils über die mangeln- den Schulleistungen entstanden.“ Da- mit wäre dem pädiatrischen Hausarzt eigentlich ein Screening möglich, zumal bei den Aufmerksamkeitsdefi- zit- und Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) das Sichtbarwerden erster Symptome bereits vor dem Schulalter gefordert ist, die Störung selbst im Grundschulalter aber meist recht deutlich wird. Untersuchungen der Universität Homburg (Prof. Rösler) in Jugendhaftanstalten haben schon vor Jahren die exorbitante Häufung der ADH-Störungen unter jugendli- chen männlichen Delinquenten of-
fengelegt. Das jedoch hat weder dazu geführt, dass diese Störungsbilder bei forensischen Tagungen die gebühren- de Bedeutung erlangt haben, noch dass sie in einem solchen Artikel auf- tauchen. Dann aber ist es nur allzu folgerichtig, dass die Effizienz der Maßnahmen von Jugendpsychiatrie und -hilfe zu Klagen Anlass gibt, vor allem wenn bestimmte Verhaltens- weisen psychologisierenden Deutun- gen zugeführt werden, die eher den internalisierten Konzepten des Thera- peuten entsprechen denn der Realität.
Den Jugendlichen ist dann kaum ge- holfen, dafür hat die Presse bald ein neuerliches entsprechendes Thema, vor allem, wenn der Betreffende es nicht vermochte, „sich bremsen . . . zu können“ – allzu typisch für Kinder mit ADHS.
Dipl.-Med. Thomas Greger,
Gustav-Schwab-Straße 20, 08062 Zwickau
ERNÄHRUNG
Die vom Deutschen Grünen Kreuz emp- fohlene Internetseite www.vitalbedarf.de hat ein DÄ-Leser ge- testet (DÄ 21/2008:
„Beratung online: Vi- taminversorgung“).
Schade
Die Seite wirkt fundiert – aber letzt- lich geht es um Produktverkauf, nicht um neutrale Onlineberatung.
Direkt nach der eigenen Punktzahl und allgemeinen Hinweisen wird der Besucher zu den teuren Nahrungser- gänzungsmitteln geleitet. Schade, dass es diese Masche in den redak- tionellen Teil des DÄ geschafft hat!
Martin Gerken,Humboldtstraße 131, 28203 Bremen