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BUNDESÄRZTEKAMMER
Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft
Wichtiger Hinweis zu Lachgas
Rote-Hand-Brief der Hoechst AG
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft gibt nachfolgend einen Rote-Hand-Brief der Hoechst AG wieder, der am 3. August 1993 an alle Krankenhaus-Ärzte der operativ tätigen Disziplinen, an Internisten, niedergelas- sene Chirurgen und Anästhesisten sowie Krankenhaus-Apotheker und Versor- gungsapotheker versandt wurde.
"Leider waren wir gezwungen, auf- grund einer Verunreinigung mit Methyl- nitrat insgesamt 25 Chargen Stickoxydul über die pharmazeutischen Lieferanten:
GHC Gerling Holz & Co., Asid Bonz GmbH, Linde AG Technische Gase, Messer Griesheim, Drägerwerke AG, Firma Waldeck und Hoechst Veterinär vorsorglich zurückzurufen. Die betroffe- nen Chargen wurden Ihnen von Ihrem Lieferanten bereits mitgeteilt.
Als Hersteller der Wirksubstanz möchten wir Sie über die Hintergründe und unsere Maßnahmen informieren.
Im Mai wurde bei der gaschromato- graphischen Reinheitsanalyse des Lach- gases eine bis dahin unbekannte Verun- reinigung entdeckt. Es gelang, diese Ver- unreinigung als Methylnitrat zu identifi- zieren. Eine exakte quantitative Bestim- mung war anfangs nicht möglich, da Me- thylnitrat in reiner Form als Standard zur Eichung des Chromatogramms zunächst nicht vorhanden war.
vorlagen, sahen wir keinen Anlaß für eine Risikowarnung an die Ärzteschaft
Ab diesem Zeitpunkt wurden alle Chargen auf Methylnitrat geprüft und nur unter Beachtung dieses Grenzwertes zum loverkehrbringen freigegeben.
Am Montag, 19. Juli 1993, wurden uns aus einer Klinik vier Nebenwirkungsfälle, davon ein schweres Lungenödem, gemel- det. Diese Meldungen veranlaßten uns dazu, die in der Klinik verwandte Druck- gasflasche der Charge L 208 zu untersu- chen. Dabei wurde ein Gehalt im Restgas von 25 ppm Methylnitrat gefunden, so daß von einer Anreicherung in der mit Restdruck zurückgegebenen Druckgas- flasche ausgegangen werden mußte.
Am Donnerstag, den 22. Juli 1993, er- reichte uns dann die Information aus ei- ner zweiten Klinik, daß dort ebenfalls ein postoperatives Lungenödem beobachtet wurde. Diese Information, zusammen mit dem bereits oben erwähnten Analyseer- gebnis von 25 ppm, veranlaßte uns dazu, am Freitag, 23. Juli 1993, einen vorsorgli- chen Rückrufvon 11 Chargen Lachgas zu beschließen. Aufgrund weiterer analy- tischer Untersuchungen wurden am 27.
Juli 1993 weitere 14 Chargen gesperrt.
Über die Ursachen dieser Verunreini- gungen kann man im Augenblick noch keine definitiven Aussagen treffen. Ein umfassendes Untersuchungsprogramm ist veranlaßt worden. Wir haben nun- mehr unser Freigabekriterium überprüft
und für Methylnitrat eine Grenze von :::;
0,1 ppm eingeführt.
Die beobachteten Lungenödeme konnten mit den adäquaten medizini- schen Maßnahmen beherrscht werden.
Bei drei leichten Fällen eines Broncho- spasmus waren keine weitergehenden therapeutischen Maßnahmen erforder- lich. Weitere uns inzwischen bekanntge- wordenen Verdachtsfälle werden zur Zeit gemeinsam mit den meldenden Ärz- ten abgeklärt.
Eine anhand der verbrauchten Menge durchgeführte Abschätzung des Risikos ergibt, daß mehrere 100 000 Narkosen durchgeführt wurden, ohne daß Zwi- schenfälle - wie wir sie oben beschrieben haben - bis zum 19. Juli 1993 an uns spontan gemeldet wurden. Die Rate der Zwischenfälle ist damit äußerst gering.·
Wir glauben, mit unserer vorsorgli- chen Maßnahme im Interesse der Arz- neimittelsicherheit gehandelt zu haben.
Wir bedauern, daß es durch diese Maß- nahmen zu Störungen und Unannehm- lichkeiten im Ablauf der anästhesiologi- schen Versorgung in den Krankenhäu- sern gekommen ist.
Für Rückfragen und technische Infor- mationen wenden Sie sich bitte direkt an Ihre Lieferanten von Stickoxydul."
Stickoxydul-Händler
Asid Bonz und Sohn GmbH, Hans- Klemm-Str. 27, 71034 Böblingen, Tel:
0 70 31/21 93 30.
Drägerwerke AG, Moislinger Allee 53-55, 23558 Lübeck, Tel: 04 51/88 20.
Gerling Holz & Co GmbH, Ruhrstr. 113, 22761 Hamburg, Tel: 0 40/8 53 12 30.
Linde AG Techn. Gase, Carl-von-Linde- Str. 25, 85716 Unterschleißheim, Tel:
0 89/31 00 10.
Messer Griesheim GmbH, Fütingsweg 34, 47805 Krefeld, Tel: 02 03/6 00 24 21.
Waldeck GmbH & Co. KG, Havixbecker Str. 62, 48161 Münster-Roxel, Tel:
0 25 34/97 00.
Aus der Literatur waren zu diesem Zeitpunkt lediglich Informationen über die akute Toxizität dieser Substanz ver- fügbar. Der LC50-Wert (inhalative Toxizi- tät) von Methylnitrat bei der Ratte wurde mit 1275 ppm nach vierstündiger Inhala- tion angegeben. Die Tiere starben durch Methämoglobinbildung. In dem berichte- ten Experiment fanden sich keine Hin- weise auf Lungenödeme.
KASSENÄRZTLICHE BUNDESVEREINIGUNG
Unter Zugrundelegung dieses LC50- Wertes wurde damals von unseren Toxi- kalogen eine Freigabegrenze von 2 ppm für Methylnitrat festgelegt. Retrospekti- ve Analysen ergaben, daß die maximale Belastung auch nie über 1,4 ppm gelegen hatte. Unter der Annahme einer maximal 66prozentigen Zumischung von Lachgas zum Narkosegemisch ergibt sich ein ca.
1000facher Sicherheitsabstand zum LC50- Wert. Da uns darüber hinaus keine Mel- dungen von unerwarteten Ereignissen
Vertragsarztsitze
KV Niedersachsen
Die Kassenärztliche Vereinigung Nie- dersachsen schreibt den folgenden Ver- tragsarztsitz zur Übernahme durch einen Nachfolger aus:
Hautarzt in Gifborn
Der einzige in der Kreisstadt Gifhorn (Einzugsgebiet: circa 80 000 Einwohner) praktizierende Hautarzt sucht zum 1. 1.
1994 oder früher einen Praxisnachfolger.
Auskünfte bei der KV Niedersachsen, Bezirksstelle Braunschweig, An der Pe-
trikirehe 1, 38100 Braunschweig, Tel:
05 31/2 41 40.
KV Schleswig-Holstein
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag der Praxisinhaberin den folgenden Ver- tragsarztsitz zur Übernahme durch einen Nachfolger aus:
Praxis einer praktischen Ärztin in Norderstedt.
~ Schriftliche Bewerbungen bis spä- testens 30. 9. 1993 an die KV Schleswig- Holstein, Bismarckallee 1-3, 23795 Bad Segeberg, Tel: 0 45 51/8 92 58. 0
Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 33, 20. August 1993 (61) A1-2203