Deutsches Ärzteblatt
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22. März 2013 ner anderen Klinik wurde viel-leicht die Kollegin in der Notfall - ambulanz, nicht aber die Patientin belastet: Sie stand ja nicht vor der Kliniktür und wurde wegge- schickt, wie es glauben gemacht wurde!
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Sind Sie sich sicher, dass dem„Patientenwohl“ der Frau am meisten gedient ist, wenn sie eine Abtreibung schnell und ohne viel Aufhebens bekommt? Braucht sie nicht viel mehr intensive Beglei- tung, Gespräche, auch um die Fra- ge, was mit dem Kind wäre, so sie wirklich schwanger wäre? Oft sind die Vergewaltigenden keine Frem- den, sondern Männer aus dem Umfeld. Wie steht die Frau im weiteren zu ihnen? Will sie Anzei- ge erstatten, ja oder nein? Und will sie vielleicht sogar dem Kind das Leben schenken? Dies ist nicht so unvorstellbar, wie es ger- ne glauben gemacht wird! Das ist moralisches Handeln, nicht die schnelle Abspeisung der Frau mit einer Pille! . . .
Wir haben unter der Ärzteschaft vielfältige ethische und religiöse Überzeugungen. Das darf, ja muss in unserer pluralen Gesellschaft auch so sein! . . .
Wenn in den Medien zwei katholi- sche Krankenhäuser und die dort arbeitenden Kollegen in den letzten Wochen ohne Kenntnis der Details äußerst heftig kritisiert wurden, sollte sich das DÄ hinter unsere Kollegen stellen, anstatt sich der Schelte aus Halbwissen anzuschlie- ßen! Es gab keinen Skandal außer der Medien-Hetze!
Prof. Dr. Dr. Hans Pistner, Dr. Ines Pistner, 99094 Erfurt
Leichtfertig und unkritisch
. . . In den überwiegenden Fällen geht es bei der „Pille danach“ nicht um die Problematik einer Verge- waltigung – bei der das Leid der betroffenen Frau unbedingt ernst zu nehmen ist und auch die Abgabe durchaus differenziert gesehen wer- den kann –, sondern um „Verhü- tungspannen“ oder ungeschützten Geschlechtsverkehr. Und hier ist in der Tat zu fragen, ob nicht zum ei-
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22. März 2013 nen auch auf das Leben des unge-boren Kindes hingewiesen werden sollte, welches sich in seinem frü- hesten und schutzlosesten Lebens- abschnitt befindet und ob nicht in vielen Fällen die Pille danach viel zu leichtfertig und unkritisch verab- reicht wird. Auch angesichts der Nebenwirkungen dieser zehnfachen Hormondosis einer herkömmlichen Pille und bestehender Kontraindika- tionen besteht für die Pille danach zu Recht eine Verschreibungs- pflicht.
Die Autorin schließt ihre Randno- tiz mit den Worten „Was ist das für eine Ethik, die einer vergewaltig- ten Frau die Pille danach ver- wehrt?“. Hier sollte die Frage er- laubt sein: Was wäre das für eine
Ethik, die unkritisch die Pille da- nach verschreibt, ohne auch nur einmal das womöglich entstehende Leben eines Kindes wenigstens zu erwähnen? Was könnte denn das Kind für die Art und Weise seiner Entstehung? Und wenn Sie als Le- ser dieser Zeilen heute erfahren würden, dass Sie durch eine Verge- waltigung entstanden wären (was in den Geburtenjahren 1945 bis 1947 zum Beispiel recht häufig der Fall war), würden Sie dann nicht mehr leben wollen? Was wä- re das für eine Ethik, die die Frage nach der Notwendigkeit, Neben- wirkungen und Risiken der „Pille danach“ überhaupt erst gar nicht anspricht? . . .
Dr. med. Michael Kiworr, 68199 Mannheim
MULTIPLE SKLERO SE
Studien im Fokus (DÄ 48/2012: „Ora- les Dimethylfumarat reduziert die Schub- rate“ von Susanne Heinzl)
Therapeutische Unsicherheit
Bei der Berichterstattung über kli- nische MS-Studien werden immer wieder wichtige Details vernach- lässigt, die große Bedeutung für die Aufklärung und Entscheidungs- findung von MS-Patienten hätten.
Die CONFIRM- und DEFINE-Stu- die erbrachten neben der Schubre- duktion für die schubförmige MS- Form noch ein weiteres sehr er- freuliches Ergebnis: Im Studien- kollektiv hatten MS-Patienten schon ohne Immuntherapie eine Chance von gut 50 Prozent, in den nächsten zwei Jahren keinen weite- ren Rückfall zu bekommen. Durch die revidierten McDonald-Diagno- sekriterien werden Betroffene heu- te zügiger und in früheren Krank- heitsstadien diagnostiziert. Jedoch könnte es sein, dass dadurch viele Patienten mit gutartigen MS-Ver- läufen zusätzlich hinzukommen, die vorher durch das Diagnoseras- ter gefallen wären. Ich hoffe doch,
alle Patienten werden bei ihrer Dia - gnosestellung über die relativ gute MS-Kurzzeitprognose und die un- sicheren Aussagemöglichkeiten zum langfristigen Verlauf seit Ein- führung der McDonald-Kriterien aufgeklärt.
Selbstverständlich ist es ein großer Vorteil von oralem Dimethylfuma- rat, dass es in ähnlicher Form schon länger klinisch eingesetzt wird und keine unliebsamen Über- raschungen bei den Spätfolgen zu erwarten sind. Darüber hinaus wünschen Patienten aber vor allem eine im täglichen Leben sehr gut verträgliche Substanz, die keine zu- sätzliche Einschränkung der Le- bensqualität bewirkt. Der Nutzen eines Präparates zur Langzeitpro- phylaxe hängt vom langfristigen Wirkungs-Nebenwirkungs-Verhält- nis ab, da man bei einer prophylak- tischen Therapie grundsätzlich die Überbehandlung von Patienten in Kauf nimmt. Anders als bei onko- logischen Erkrankungen ist es bei der MS ja gerade nicht so, dass ein Krankheitsrückfall den weiteren Verlauf festlegen würde. Die Lang- zeitwirkung von oralem Dimethyl- fumarat ist bisher noch spekulativ, also sollte die Verträglichkeit ex- zellent sein . . .
Dr. med. Jutta Scheiderbauer, TAG (Trierer Aktionsgruppe für Neudiagnostizierte und junge Erwachsene mit Multipler Sklerose), 54290 Trier
U S
S ( l r r H
Medizin/Naturwissenschaft
Daniela Schultz-Lampel, Mark Goepel, Axel Haferkamp:
Urodynamik. 3. Auflage, Springer, Berlin 2012, 312 Seiten, gebunden, 99,95 Euro
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Ratgeber
Attila Hildmann: Vegan for Fit. Vegetarisch und choleste- rinfrei zu einem neuen Körpergefühl. Becker Joest Volk, Hilden 2012, 264 Seiten, gebunden, 29,95 Euro
Peter Teuschel, Klaus Werner Heuschen: Bullying. Mob- bing bei Kindern und Jugendlichen. Schattauer, Stuttgart 2012, 373 Seiten, kartoniert, 39,95 Euro
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Komplementärmedizin. Beratungsempfehlungen für die Selbstmedikation. 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2012, 744 Seiten, kartoniert, 46 Euro
Astrid Gawronski, Kathleen Pfeiffer, Kai Vogeley: Hoch- funktionaler Autismus im Erwachsenenalter. Beltz, Wein- heim 2012, 288 Seiten, gebunden, 44,95 Euro
Franziska Henningsen: Psychoanalysen mit traumati- sierten Patienten. Klett-Cotta, Stuttgart 2012, 279 Seiten, gebunden, 37,95 Euro