A 1960 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 40|
5. Oktober 2012 Der Einsatz bestimmter antibiotikabeschichte-ter Venenkatheter kann bei Intensivpatienten Blutbahninfektionen vermeiden. So lautet das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersu- chung, die das Deutsche Institut für Medizini- sche Dokumentation und Information jetzt veröf- fentlicht hat. Auch ließen sich damit Kosten einsparen. Allerdings erlaubten die zugrunde- gelegten Studien keine uneingeschränkt gülti- gen Aussagen. Für ihren HTA-Bericht identifi- zierten die Autoren 15 Studien für die medizini- sche und vier für die gesundheitsökonomische Bewertung. Minocyclin/Rifampicin(MR)-be- schichtete zentralvenöse Katheter (ZVK) sen- ken demnach die Infektionsrate um etwa 50 Prozent verglichen zu herkömmlichen oder an- deren antimikrobiell beschichteten ZVK.
Die Studien zur Kosteneffektivität zeigen Kosteneinsparungen mit MR-beschichteten
ZVK von etwa 100 Euro pro Patient. Dabei sind die Einsparungen umso größer, je länger ein Katheter gelegt ist, was durch das mit der Zeit steigende Infektionsrisiko zu erklären ist.
Mögliche Nebenwirkungen und das Risiko potenzieller Resistenzentwicklungen untersu- chen die eingeschlossenen Studien nur ansatz- weise. Beispielsweise gehen lediglich zwei der acht herangezogenen randomisierten kontrollier- ten Studien (RCT) explizit auf allergische Reak- tionen ein, finden jedoch keine Hinweise darauf.
Allerdings seien die Aussagen zur Wirksam- keit wegen der eher kleinen Stichproben der Studien nur eingeschränkt gültig, berichten die Autoren weiter. Auffallend finden sie, dass seit 2002 keine weiteren RCTs durchgeführt wur- den. Die große Zahl systematischer Über- sichtsarbeiten jedoch zeige den bestehenden hohen Informationsbedarf in der Fachöffent-
lichkeit. Beispielhaft nennen sie dazu die un- geklärte Situation hinsichtlich einer möglichen Resistenzbildung. Darüber hinaus sei zu be- achten, dass alle bislang vorliegenden RCTs mit Unterstützung der Herstellerfirmen durch- geführt wurden und fünf von acht RCTs vom selben Autorenkollektiv stammen.
In Deutschland liegt diese katheterinduzier- te Infektionsrate den eingeschlossenen Studi- en zufolge bei 1,3 bis 2,1 pro 1 000 Tagen, an denen Patienten ZVK tragen. Dies entspreche für 2010 bis zu 10 000 Fällen oder rund zehn Prozent aller Infektionen auf Intensivstationen.
Neben den herkömmlichen Kathetern ohne Be- schichtung gibt es beschichtete Produkte. Die MR-Beschichtung ist dabei eine von drei etab- lierten Typen. Verwendet wird daneben Chlor- hexidin-Silbersulfadiazin oder Silberionen-
Platin/Karbon. zyl
BESCHICHTETE ZENTRALVENÖSE KATHETER VERMEIDEN INFEKTIONEN
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) fordert regel- mäßige augenärztliche Kontrollen für alle Kraftfahrer ab dem 50. Le- bensjahr. Mindestens ein Drittel der über 70-Jährigen sei wegen Sehstö- rungen bei nächtlichem Autofahren gefährdet, hieß es auf dem Jahres- kongress der DOG in Berlin.
Zu den Sehfehlern, die sich erst schleichend in der zweiten Lebens- hälfte entwickeln, zählen vor allem die Linsentrübung durch grauen Star, die altersbedingte Makuladege- neration (AMD) und das Glaukom, welches unbemerkt zu Gesichtsfeld- ausfällen führen kann. „Schätzungs- OPHTHALMOLOGEN-KONGRESS
Augen-TÜV für ältere Autofahrer gefordert
weise 9,8 Millionen Bundesbürger leiden an grauem Star, etwa 4,2 Mil- lionen sind von AMD oder deren Frühstadien betroffen. Circa 2,2 Mil- lionen Patienten sind an einem Glau- kom oder dessen Frühstadien er- krankt. Hinzu kommen Autofahrer, die nach einem Schlaganfall unter Gesichtsfeldausfällen leiden, ohne es zu wissen.
Besonders unfallträchtig ist das eingeschränkte Dämmerungssehver-
Insgesamt 21 Forschergruppen ha- ben sich im deutschen Epige - nom-Programm (DEEP) zusam- mengefunden, um 70 Epigenome menschlicher Zelltypen zu ent- schlüsseln. DEEP ist die deutsche Beteiligung am weltweit koordi- nierten Inter national Human Epi- genome Consortium. Darin verfol- gen Forscher unter Verwendung einheitlicher Standards das ambi- tionierte Ziel, 1 000 Epigenome zu entschlüsseln. Damit werden EPIGENOMFORSCHUNG
Nationales Programm gestartet
erstmals umfassende vergleichbare Datenanalysen und -bewertungen möglich. Die deutschen Wissen- schaftler werden in DEEP Zellen analysieren, die bei Fettleibigkeit, entzündlichen Darmerkrankungen und Autoimmunerkrankungen ei- ne Rolle spielen. Für diese Aufga- be stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung in den kommenden fünf Jahren ins - gesamt 16 Millionen Euro zur Ver-
fügung. zyl
mögen, häufig eine Folge des grauen Stars. Dabei lässt die Wahr- nehmung von Kontrasten und Far- ben stark nach, zugleich nimmt die Blendempfindlichkeit zu. Der Au- gen-TÜV sollte mit dem 60., 65.
und dem 70. Lebensjahr wiederholt werden. „Danach in Abständen von zwei bis drei Jahren“, rät Prof. Dr.
Dr. med. Bernhard Lachenmayr, Vorsitzender der Verkehrskommis-
sion der DOG. zyl
Augenärzte war- nen vor Gefahren im Straßenverkehr durch Sehstörun- gen, die mit dem Alter erheblich zu-
nehmen.
Foto: dpa