S C H W E I Z E R Z E I T S C H R I F T F Ü R O B S T- U N D W E I N B A U 1 8 / 1 4
22
K U R Z - I N F O
Inserateseite
Kirschenwoche 6
In KW 5 betrug die Niederschlagsmenge am Breitenhof 43 mm bei Temperaturen zwischen 20 und 27 °C. In der ersten Wochen- hälfte der KW 6 gab es weitere 50 mm Regen und die Tages- höchsttemperaturen fielen auf 14 °C. Erst gegen das Wochenen- de 11./12./13. Juli konnte tagsüber die 20-°C-Marke bei nach- lassendem Regen wieder erreicht werden.
Am 07. Juli wurde am Breitenhof die altbekannte Schneiders Späte Knorpelkirsche (D)geerntet. Diese Sorte spielt im mo- dernen Kirschensortiment keine bedeutende Rolle mehr, war jedoch als Referenzsorte in der Prüfung noch dienlich.
Tamara (CZ)ist eine Kirsche, die international aufgrund ihrer auffallenden Festigkeit und ihres fruchtigen Geschmacks aktu- ell hoch im Kurs steht. Die Früchte dieser Züchtung wurden heuer am Breitenhof zu Beginn der KW 6 geerntet. Die dunkel- roten, sehr grossen, länglich-herzförmigen Früchte beein- druckten mit sehr ansprechendem Aussehen, aber die mässige Festigkeit und das tendenziell fade Aroma überzeugten trotz gu- ter Saftigkeit erneut nicht. Beim Vergleich von Tamara-Früchten aus original tschechischer Herkunft stellte sich heraus, dass am Breitenhof eine Verwechslung des Pflanzenmaterials vorliegen muss. Demnach handelt es sich bei den dortigen Tamara-Bäu- men um eine andere tschechische Züchtung, die fälschlicher- weise geliefert und gepflanzt wurde. Eine Neupflanzung von Ta- mara erfolgt im Herbst 2014.
Zeitgleich mit der vermeintlichen «Tamara» wurde die Sorte Royalton (USA) gepflückt. Die mittelgrossen, dunkelroten, matt-glänzenden, herzförmigen Kirschen präsentierten sich mit gewöhnlichem Aussehen und konnten auch nicht mit inne- rer Qualität punkten. Trotz akzeptabler Festigkeit vermochte es Royalton nicht mit einem entsprechenden Aroma zu überzeu- gen. Die grosse Ernte gestaltete sich durch verbliebene Rötel- früchte am Baum und durch qualitative Einbussen (20% Platzer, stressbedingte Fruchthautschäden) teilweise mühsam.
Fertard (F)wurde am 10. Juli geerntet und beeindruckte mit sehr grossen, herzförmigen, dunkelroten, glänzenden Früchten mit
charakteristisch ausgeprägten Schultern und markanter, einge- sunkener Fruchtnaht. Die geschwungenen Früchte waren op- tisch äusserst attraktiv. Grosses Manko war erneut der schwache bis mittelmässige Behang dieser Züchtung, was einen wirt- schaftlichen Anbau dieser saftigen, tendenziell süssen Kirsche im Moment noch in Frage stellt.
Die rumänische Züchtung Rubin (RO)reifte Ende der KW 6 und fiel vor allem durch ihre unerwartete, schlagartig eintretende, wahrscheinlich witterungsbedingte optische Überreife auf. Die eigentlich homogenen, mittelgrossen, dunkelroten Kirschen enttäuschten mit weichem Fruchtfleisch und schwachem Aro- ma. Einzig die Saftigkeit und geringere Platzanfälligkeit ent- sprachen den Erwartungen von Rubin, die aufgrund ihrer spä- ten Blüte und ihrer S-Allele in der Praxis teilweise als Befruch- tersorte für Regina zum Einsatz kommt.
Weiterhin erfolgte in diesem Zeitraum jeweils die Pflücke der SortenSimone (AUS)und Selah (USA). Mit Simone liegen am Standort Breitenhof noch keine langjährigen Anbauerfahrun- gen vor. Die herzförmigen Erstlingsfrüchte dieser Sorte waren mittelgross bis gross, mittel- bis dunkelrot und matt-glänzend mit stark ausgeprägten Schultern und einem auffallend grossen Stempelpunkt. In diesem Bereich konnten viele kleine Risse be- ziehungsweise Platzer beobachtet werden. Geschmacklich war Simone 2014 kein «Überflieger».
Selah blendete – wohlbemerkt bei schwachem Behang – mit grossen, mittel- bis dunkelroten Kirschen und auffällig ge- sprenkelter, glatter, glänzender Fruchthaut. Die Früchte hatten eine rundliche Herzform mit langen, feinen Stielen und einem grossen Stempelpunkt. Insgesamt präsentierte sich Selah als optisch sehr attraktive Sorte. Aroma und Festigkeit der Früchte lagen im mittleren Bereich, während die Saftigkeit positiv zu be- werten war. Selah löste trocken vom Stiel und hinterliess dabei ein recht grosses Loch – sehr speziell. Eine Ernte mit Stiel war kaum möglich. Isabel Mühlenz, Agroscopen
Blickpunkt Kirsche 2024
Die «falsche»... ... und die «echte» Tamara.
Fertard (F).
Selah (USA).