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Archiv "Julius Moses: Der Sohn" (02.06.2006)

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Misoprostol gibt es weiterhin die Möglichkeit, es aus den EU-Nachbarländern zu bezie- hen. Muss diese Hürde sein?

Hier stellen offensichtlich nicht Arzneimittelsicherheits- gründe, sondern wirtschaftli- che Firmenüberlegungen die

„Off-label Use“-Ursache dar.

Erweiterte Zulassungen wer- den Pharmafirmen wegen teu- rer klinischer Studien seltener beantragen, wenn sich dies nicht rechnet. Selbst Nachzu- lassungen werden nur noch

„halbherzig“ auf den Weg ge- bracht, wenn das nicht im Fir- meninteresse ist . . .

Prof. Dr. med. J. M. Wenderlein, Universitäts-Frauenklinik, Prittwitzstraße 43, 89075 Ulm

Dienstleister

Zu dem Kommentar „Wider den lächelnden Dienstleister“ von Dr. med.

Burkhard Gmelin in Heft 6/2006:

Humankapital behandelt Relativgewichte

Ich möchte die Hauptthese des sehr gelungenen Kom- mentars von Herrn Kollegen Gmelin noch etwas mehr pointieren: Die deutsche Ärz- teschaft ist auf dem besten Weg, ihre Glaubwürdigkeit vollends zu verspielen. Der wie völlig selbstverständlich gebrauchte Begriff „Human- kapital“ im Zusammenhang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steht in der be- sten Wortwahl-Tradition un- serer unsäglichen Vergangen- heit: Kapital ist Geld und wird als solches entweder verzinst oder verbraucht – Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter im Gesundheitswesen (oder sonst wo) werden also verzinst oder verbraucht?

Relativgewichte sind „rela- tiv“ zum Normal(gewicht/

-wert) zu betrachtende oder zu bewertende (Wert-)Ge- genstände. In der Nomenkla- tur des deutschen Gesund- heitswesens wird das „Rela- tivgewicht 1“ in Form eines Basispreises für eine medizi- nische Prozedur an einem durchschnittlich gesunden weiblichen oder männlichen

Patienten landeseinheitlich festgelegt und dann nach Erfassung aller Diagnose-/

Prozeduren-Daten im so ge- nannten „Grouper“ mit ei- nem „Multiplikator“ belegt.

Auf Deutsch: Patienten sind keine kranken oder hilfesu- chenden Menschen mehr, sondern mittlerweile über

„Kunden“ zu „Vielfältigen“

eines „Basispreises“ also

„Relativgewichten“ degene- riert! Aldous Huxley lässt grüßen: Schöne neue Welt!

Leider ist in der deutschen Ärzteschaft ganz offensicht- lich die Basis unseres Tuns – der noch immer gültige (und mehr denn je sinnvolle und notwendige) hippokratische Eid völlig in Vergessenheit geraten. Wir deutschen Ärzte sollten uns daran erinnern, anstatt willfährig unsinnigste und menschenverachtende Worthülsen kopfnickend zu perseverieren . . .

Prof. Dr. Hans-Bernd Hopf, Asklepios Kliniken Langen-Seligenstadt, Röntgenstraße 20, 63225 Langen

Jüdische Ärzte

Zu dem Beitrag „Jüdische Ärzte in der NS-Zeit: ,Wir waren Ausgestoße- ne‘“ von Dr. phil. Rebecca Schwoch in Heft 11/2006:

Recherchen früher fast unmöglich

Die Autorin hat am Beispiel Dr. Jacobsohn ein typisches und anschauliches Schicksal eines von den Nationalsoziali- sten verfolgten jüdischen Arz- tes dargestellt. Es ist zu be- grüßen, dass die KBV, die BÄK und der Deutsche Ärz- te-Verlag das Forschungspro- jekt über die Biografien jüdi- scher Ärzte finanzieren. Es sollte aber nicht vergessen werden, dass das vor nicht all- zu langer Zeit noch ganz an- ders war. In den 70er- und 80er- Jahren stieß die von Kollegen wie Kater, Leibfried, Tenn- stedt, Baader, Hermanns, Aly, Klee, Roth, Weindling, Hahn, Kudlien, Nadav, Schultz, Schmiedebach, Grossmann, Wuttke-Groneberg, Ruprecht, Pross u. a. geleistete Erfor-

schung der Medizin im Natio- nalsozialismus sowie der Aus- grenzung, Vertreibung und Er- mordung der jüdischen Ärzte noch auf geschlossene Archi- ve, eine Abwehrfront von KVen und Ärztekammern und wurde auch von den Medizini- schen Fakultäten kaum geför- dert. Der Gesundheitstag 1980 in Berlin und die Ausstellung

„Der Wert des Menschen – Medizin in Deutschland 1918–

1945“ auf dem 92. Deutschen Ärztetag in Berlin 1989 haben

eine Trendwende herbeige- führt, von deren Früchten die heutigen Forscher profitieren.

Damit nicht der Eindruck ent- steht, als werde jetzt das Rad neu erfunden, sollten die Pu- blikationen der genannten Kollegen zumindest erwähnt werden. Die Bearbeitung bzw.

Nichtbearbeitung dieses Kapi- tels Medizingeschichte hat ih- re eigene Geschichte.

Dr. med. Christian Pross, Behandlungszentrum für Folteropfer, GSZ Moabit, Turmstraße 21, 10559 Berlin

e-card

Zu dem Beitrag „Österreich auf der Datenautobahn“ von Heike E. Krü- ger-Brand in Heft 3/2006:

Ein Flop

Ich habe aufmerksam den Ar- tikel zu der e-card in Öster- reich gelesen und bemerkt, dass Sie „sehr vorsichtig“

auch die unerfreulichen Tat- sachen kurz erwähnt haben – es funktioniert eben nicht so, wie man es sich vorgestellt hat, und die Ärzte sind nicht damit so zufrieden, wie man ständig behauptet. Die e-card war nun einmal ein Flop . . . Die Ärzte sind von dem System auch nach der Einarbeitung ent- täuscht, da es nur teuer und bürokratisch ist (bis zu einer Stunde Mehrarbeit täglich – trotz gegenteiliger Verspre- chungen), sodass die jetzige Chipkarte in Deutschland der österreichischen e-card we- sentlich überlegen ist – und zudem viel billiger . . . Ich hof- fe, dass es in Deutschland trotz der fast als Propaganda zu be- zeichnenden Berichterstat- tung über die Vorteile der e-card die Ablehnung des Sy- stems so groß wird, dass es nicht gelingen wird, einen ver- gleichbaren Unsinn in den deutschen Arztpraxen als Pflicht einzuführen – wenn es sich jemand freiwillig antun will, so ist nichts dagegen ein- zuwenden. Immerhin zahlt man nur für den Zugang zu dem GIN-Netz jährliche Ge- bühren von rund 500 Euro (bis zu etwa 1 000 Euro). Dazu

kommen noch die Betriebsko- sten, Mehrarbeit, Abstürze, Softwareupdates. Auch die Mehrwertdienste (z. B. Ge- sundheitsuntersuchung) stoßen bei den Ärzten nicht auf Begeisterung. Bei meinem Gespräch mit einer Ärztin in Österreich hat diese darauf nur geantwortet: „Das darf doch wohl nicht wahr sein.“

Freude schaut anders aus . . . Dipl.-Ing. Mag. Ivan Moro, Ostpreußenstraße 4, 79761 Waldshut-Tiengen

Julius Moses

Zu dem Beitrag „Medizin ohne Politik gibt es nicht“ von Norbert Jachertz in Heft 6/2006:

Der Sohn

Den Beitrag im DÄ über den jüdischen Arzt und sozialde- mokratischen Gesundheitspo- litiker Dr. Julius Moses habe ich mit Interesse gelesen.

A

A1554 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 22⏐⏐2. Juni 2006

B R I E F E

Foto: SVC,

Wien

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 22⏐⏐2. Juni 2006 AA1555

B R I E F E

Hierzu möchte ich noch Fol- gendes anmerken: Julius Mo- ses besaß einen Sohn, der ebenfalls Arzt war: Dr. Ru- dolf (Rudi) Moser (diese Schreibweise ist richtig; er än- derte 1919, wohl als Ausdruck der Assimilation, seinen Na- men). Geboren wurde er am 6. April 1898 in Berlin als zweites Kind der Familie (der ältere Bruder Erwin konnte 1933 nach Palästina emigrie- ren; die jüngere Schwester Vera ist wahrscheinlich den Nazis zum Opfer gefallen).

Moser schrieb sich zwar be- reits 1917 in die Matrikel der Berliner Friedrich-Wilhelms- Universität ein, begann aber erst nach seinem Kriegsdienst im Februar 1919 mit dem Me- dizinstudium (zunächst Zahn- heilkunde), das er 1923 mit dem Staatsexamen abschloss.

Danach war er Medizinal- praktikant der Berliner I. Me- dizinischen Klinik unter Prof.

Zondek, bei dem er auch 1924 promoviert wurde (Zondek wurde im Übrigen, da Jude, 1933 fristlos entlassen). Von 1924 bis 1927 war Moser Am- bulatoriumsarzt in Berlin, wo er sich bereits erste Kenntnis- se und Erfahrungen in der Röntgendiagnostik erwarb.

Er wechselte anschließend nach Erfurt, kurze Zeit später dann aber endgültig nach Apolda in Thüringen. Hier war er bis 1933 Vertrauens- arzt der AOK und besaß da- neben eine eigene Röntgen- apparatur. Am 30. Juni 1933 wurde ihm gekündigt; Moser betrieb fortan eine Privatpra- xis. Die kassenärztliche Zu- lassung wurde ihm verwehrt.

Die bekannten Sanktionen gegen jüdische Ärzte und die Einschüchterungen seiner Pa- tienten führten zu einem be- trächtlichen Rückgang seiner Praxis. Moser konnte sich aber noch bis September 1938 dank seines Zuspruchs unter der Apoldaer Bevölkerung in Deutschland halten – der Ap- probationsentzug am 30. Sep- tember 1938 setzte jedoch auch seiner beruflichen Exi- stenz ein Ende. Moser emi- grierte sehr rasch mit seiner Familie auf die Philippinen, wo er als Dozent an der Zen-

traluniversität in Manila an- gestellt wurde. Hier machte er sich v. a. als Ausbilder in der Radiologie einen Namen und wurde nach dem Krieg sogar zum Professor ernannt. In den Nachkriegsjahren schickte die Familie Moser zahlreiche Care- Pakete in das hungernde Apolda. Auf den Philippinen konvertierte seine (evangeli- sche) Familie zum Katholizis- mus. Moser blieb bis 1952 in Manila, kehrte dann aber des tropischen Klimas wegen den Philippinen den Rücken und siedelte nach Australien über . . . Dr. Rudi Moser starb am 15. April 1979 in Brisbane.

Er hatte deutschen Boden nie wieder betreten.

Dr. med. Thomas Grieser, Kolpingstraße 1 b, 86356 Neusäß

Mutterpass

Zu der Meldung „45 Jahre Mutter- pass: Hohe Akzeptanz bei den Frau- en“ in Heft 11/2006:

HIV-Eintragung dringend erforderlich

Der Vorteil einer strukturier- ten Schwangerenvorsorge seit Einführung des Mutterpasses steht außer Frage. Ein Update ist jedoch zu den Themen Ge- stationsdiabetes, Toxoplasmo- se und HIV dringend erfor- derlich . . . Die dem Robert Koch-Institut jährlich gemel- deten 20 bis 30 konnatalen Toxoplasmosefälle stellen nur die Spitze des Eisbergs dar.

Hierbei handelt es sich um schwer erkrankte Kinder. Ei- ne weitaus größere Zahl von Kindern (mit erheblicher Dunkelziffer) wird aber erst im Kleinkindalter mit Seh- störungen bei Ophthalmolo- gen vorstellig . . . Da der Mut- terpass im Gegensatz zu Rö- teln, Chlamydien, Lues und Hepatitis B für HIV keine ge- sonderte Eintragung vorsieht, unterliegen nach wie vor Frauenärzte/Frauenärztinnen dem Irrglauben, die HIV-The- matik sei in den Mutterschafts- richtlinien nicht berücksich- tigt und in der Schwanger- schaft allenfalls eine IGeL- Leistung. Laut Mutterschafts-

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