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Archiv "Wiederverwendung von nicht resterilisierten Kanülen: 1 Insulin desinfiziert" (07.11.1991)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

DISKUSSION

Wiederverwendung

von nicht resterilisierten Kanülen

1 Insulin desinfiziert Frau Kowollik-Löffler et al. un- tersuchten die Kontamination von Kanülen nach einmaliger sc-Injekti- on. Es zeigte sich eine Kontaminati- on von 28 Prozent der Kanülen. Ob- wohl die meisten der auf den Nadeln gefundenen Keime nur fakultativ- pathogen seien, befürchten sie den- noch, daß bei Diabetikern wegen ei- ner Resistenzschwäche mit Spritzen- abszessen oder Septikämien gerech- net werden müsse. Diese Befürch- tung wird durch die klinische Erfah- rung jedoch nicht bestätigt. Deshalb wird in der Diabetologie die Mehr- fachverwendung bis zu einer Woche aus Kostengründen empfohlen. Der zuständige Ausschuß der Deutschen Diabetes-Gesellschaft hat zuletzt in den Diabetologie-Informationen 1986, Heft 3, Seite 15, folgendes da- zu ausgeführt:

„Die Benutzung von Plastik- spritzen, die mehrfach verwendet werden, hat in den vergangenen Jah- ren weiter zugenommen. Eine Häu- fung von lokalen Infektionen an den Einstichstellen wurde bisher nicht beobachtet. Eingehende klinische und bakteriologische Untersuchun- gen in England und den USA bestäti- gen die Erfahrung, daß gegen eine Mehrfachverwendung (fünf bis sie- ben Tage) von Plastikspritzen keine Bedenken bestehen."

Wie kommt es nun zu diesen un- terschiedlichen Auffassungen? Ist eventuell das Untersuchungsergeb- nis von Frau Kowollik-Löffler et al.

nicht relevant, da sich ihre Vorge- hensweise von der in der Praxis un- terscheidet?

Erstens ist nicht klar, ob bei die- ser Untersuchung das Insulinspritzen untersucht wurde. Da dem Insulin ein Desinfektionsmittel zugesetzt ist, wird sich die Häufigkeit des Nach- weises von Kontaminationen im Ver-

Zu dem Beitrag von Dr. med.

Karin Kowollik-Löffler, Dr. oec. troph.

Ulrich Junghannß und Prof.

Dr. med. Walter Steuer in Heft 13/1991

gleich zu anderen Injektionslösun- gen unterscheiden.

Zweitens wird ein Patient die kontaminierte Nadel nicht direkt wieder verwenden, sondern er wird sie, erst nach dem sie erneut in einer Insulinflasche mit Desinfektionsmit- tel gewesen ist, wieder benutzen.

Auch dadurch ist meines Erachtens das Risiko, daß die Nadel kontami- niert bleibt, erheblich geringer.

Bevor die Warnungen von Frau Kowollik-Löffler et al. dazu führen, daß in der Praxis den Diabetikern das Wiederverwenden der Plastik- spritzen untersagt werden sollte, sollten die Autoren sicher eine an das tägliche Insulinspritzen adaptier- te Untersuchung vorlegen. Anders als bei der Insulinpumpen-Behand- lung ist die Entwicklung von Sprit- zenabszessen durch Insulininjektion eine Rarität. In den vierzehn Jahren meiner Tätigkeit an der Diabetes- Klinik Bevensen habe ich zwei Insu- linspritzenabszesse gesehen. Als ich der einen Patientin daraufhin riet, nun doch ihre Plastikspritzen nur noch einmal zu verwenden, erzählte sie, daß sie dies bisher schon immer getan habe. Bei einem derartig ge- ringen Risiko ist es nach meiner Auf-

fassung nicht angebracht, die Gesell- schaft mit höheren Kosten und grö- ßeren Müllbergen zu belasten.

Dr. med. Ernst von Kriegstein Diabetes-Klinik Bevensen Postfach 11 63

W-3118 Bad Bevensen

Wieder einmal werden die Er- gebnisse einer wissenschaftlich fun- dierten, universitären Studie durch jahre- oder jahrzehntelange Erfah- rungen der Praktischen Medizin wi- derlegt. Es ist ja schon lange be- kannt, daß es durch keine der übli- chen Desinfektionsmaßnahmen ge- lingt, die Keimzahl der Haut an der Injektionsstelle auf Null zu reduzie- ren. Daß die Kanülen dadurch eben- falls bereits bei der ersten Injektion minimal kontaminiert sein können, ist daher zu erwarten. Trotzdem kommt es nur in seltensten Fällen zu Infektionen, wobei es sich einerseits wohl meist um erstbenutzte Kanülen handelt, andererseits eine Ursache seitens der injizierten Substanz häu- fig nicht auszuschließen ist. Meine konkreten Erfahrungen: seit sechs Jahren führe ich in meiner Praxis pro Tag durchschnittlich etwa zehn the- rapeutische Lokalanästhesien durch.

Bei zirka 250 Arbeitstagen pro Jahr dürften mittlerweile also etwa 15 000 Behandlungen zusammengekommen sein. Da mehr als die Hälfte der Sit- zungen mit mehreren Einstichen ver- bunden sind, dürfte die Zahl der Einzelinjektionen bei etwa 25 000 liegen, etwa 10 000 davon als Wie- derholungsinjektion mit derselben Kanüle. Bisher habe ich keine einzige Infektion beobachtet.

Nach meinen Erfahrungen ge- nügt es völlig, die Haut vor jeder Injek- tion schon aus juristischen Gründen intensiv zu desinfizieren, sowie die üblichen hygienischen Grundsätze (Handreinigung, Kanüle nicht anhu- sten ect.) zu beachten. Gleiche Erfah- rungen haben sicher tausende von neuraltherapeutisch tätigen Kollegen und noch mehr insulinpflichtige Dia- betiker, die ihre Kanülen bis zu 30mal ohne Probleme wiederverwenden. Es erscheint mir geradezu grotesk, zum Beispiel bei einer Quaddeltherapie

2 Infektion seltenst

II

Dt. Ärztebl. 88, Heft 45, 7. November 1991 (77) A-3853

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fünf- oder zehnmal die Kanüle zu wechseln. Leider dürfte der Beitrag bei zukünftigen Kunstfehlerprozes- sen nicht ohne Folgen bleiben!

Dr. med. Henning Fischer Arzt für Allgemeinmedizin Scharnhorststraße 25 W-4900 Herford

3 Unnötig aufgebauscht Keimnachweis ist nicht gleichbe- deutend mit Krankheit, auch wenn dieser Artikel etwas anderes sugge- rieren soll. Hintergrund des Artikels ist sicherlich, ohne daß dies erwähnt wird, der mehrfache Gebrauch von Insulinspritzen, Pennadeln und Lan- zetten zur Blutentnahme durch Dia- betiker ohne Resterilisation, die bei diesen Geräten nicht möglich ist.

Die Autoren stellten fest, daß etwa 20 Prozent der von ihnen unter- suchten, einmal benutzten Injekti- onsnadeln keimbesiedelt waren.

Dann fällt der Satz: „So werden je nach Infektionsort, Abwehrlage des Patienten und Virulenz des Infekti- onsstammes lokal-oberflächliche oder tiefe beziehungsweise systemi- sche Erkrankungen ausgelöst, Die

Schlußwort

1. Grundsätzlich muß darauf hingewiesen werden, daß entspre- chend der Anlage zu Ziffer 5.1 des Bundesgesundheitsamtes „Anforde- rungen der Krankenhaushygiene bei Injektionen und Punktionen" die In- strumente erst unmittelbar vor der Benutzung aus der bis dahin ge- schlossenen keimdichten Verpak- kung entnommen werden dürfen.

Nicht gebrauchte Instrumente in ei- ner geöffneten Verpackung dürfen erst nach Wiederverpackung unter erneuter Sterilisation verwendet werden. Einmalmaterialien dürfen nicht wiederverwendet werden.

1 Die Kommission für Kran- kenhaushygiene und Infektionsprä- vention des Bundesgesundheitsam- tes ist der Auffassung, daß Injektio- nen unter einwandfreien hygieni- schen Bedingungen erfolgen müssen, Etwaige Hygienemängel können

verursachten Erkrankungen sind entweder invasiv, wie zum Beispiel Furunkel, Karbunkel, Pyodermie, Mastitis, Osteomyelitis, Abszesse und Endokarditis, oder durch Toxin vermittelt." Diese Aussage ist aber weder durch die vorliegende noch meines Wissens durch eine andere Untersuchung belegt, die zeigen wür- de, daß solche Erkrankungen häufi- ger bei den Diabetikern auftreten, die ihre Injektionsnadeln mehrfach verwenden, als bei jenen, die ihre Nadeln nur einmal verwenden. Dies entspricht auch der klinischen All- tagserfahrung. Die versteckte Dro- hung mit den Richtlinien für die Er- kennung, Verhütung und Bekämp- fung von Krankenhausinfektionen ändert dies nicht.

Mehrmals tägliche Blutzucker- selbstkontrolle und Insulininjektion können die Diabetesbehandlung er- heblich verbessern und müssen des- halb so einfach wie möglich sein. Es wäre schade, wenn die Handhabung dieser Behandlung infolge solcher Ar- tikel unnötig kompliziert und ihre Ak- zeptanz dadurch herabgesetzt würde.

Dr. med. Ulrich Pfeilsticker Schickhardtstraße 33 W-7000 Stuttgart 1

nach Auffassung der Kommission zu Infektionen führen.

3. Die im Leserbrief von Herrn Dr. Kriegstein zitierte Diabetologie- Information (Heft 3, 1986, Seite 15) des zuständigen Ausschusses der Deutschen Diabetesgesellschaft be- zieht sich nicht auf Kanülen, sondern auf Plastikspritzen. Wir möchten darauf hinweisen, daß sich unsere Untersuchung nur auf Kanülen be- zieht.

4. Die veröffentlichte Arbeit be- inhaltet ausschließlich die Fragestel- lung der Kontamination von Kanü- len. Unsere Schlußfolgerung hieraus ist, daß nach unserer Meinung eine Wiederverwendung von Kanülen oh- ne vorherige Aufbereitung und Steri- lisation für mehrere Patienten, aber auch für ein und denselben Patien- ten wegen der möglichen mikro- biellen Kontamination und der da- mit verbundenen Infektionsgefahr grundsätzlich abzulehnen ist.

5. Die Frage der Wiederver- wendung von Insulin-Pen-Nadeln wurde von Frau Dr. K. Kowollik- Löffler et al. in einer weiteren zur Veröffentlichung eingereichten Stu- die bearbeitet. Hierbei wurden im Gegensatz zu unserer Untersuchung bei Einmalkanülen, bei denen in 28 Prozent aller Fälle bakterielle Ver- unreinigungen nachgewiesen werden konnten, kein Wachstum von Mikro- organismen festgestellt.

Für die Autoren Dr. U. Junghannß und Prof. Dr. W. Steuer, Landes- untersuchungsamt Stuttgart:

Dr. med. Karin Kowollik-Löffler Am Gehölz 16 • W-2082 Uetersen

Seroprävalenz von

H. pylori bei Ehepaaren

Vieles spricht dafür, daß Helico- bacter pylori fäkal/oral übertragen wird. Von zahlreichen Autoren ist eine familiäre Häufung beschrieben worden. Die Autoren untersuchten 277 Paare, die eine Infertilitätsklinik besuchten, auf Helicobacter pylori.

Insgesamt waren 17,3 Prozent der un- tersuchten Personen positiv. Nur in 18 (6,6 Prozent) Fällen waren beide Ehe- partner seropositiv. Wie zu erwarten, bestand eine eindeutige Alterskorre- lation, ferner waren 69,1 Prozent der Personen, die außerhalb der Verei- nigten Staaten geboren waren, sero- positiv, doch nur 8,7 Prozent der in den USA Geborenen. Offensichtlich besteht kein erhöhtes Infektionsrisi- ko, wenn einer der beiden Ehepartner Helicobacter-pylori-positiv ist: Eine multiple logistische Regressionsana- lyse ließ lediglich einen Zusammen- hang zwischen Alter und Nationalität erkennen. Die Daten machen es wahrscheinlich, daß bei jungen sexuell aktiven Erwachsenen eine Partner- übertragung von Helicobacter pylori nur selten vorkommt.

Perez-Perez G. I., S. S. Witkin, M. D. Dek- ker, M. J. Blaser: Seroprevalence of Heli- cobacter pylori Infection in Couples; J.

Clin. Microbiol. 29: 642-644, 1991 Division of Infect. Diseases, Dep. of Medi- cine and Dept. of Preventive Medicine, Vanderbilt University School of Medicine, Nashville, Tennessee 37232-2605, USA.

A-3856 (80) Dt. Ärztebl. 88, Heft 45, 7. November 1991

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