Therapieresistenter
I Migräneanfall, Status migraenosus
Von einem Status migraenosus wird gesprochen, wenn ein schwerer Migräneanfall über mehrere Tage hinweg anhält oder wenn innerhalb weniger Tage Migräneanfälle rasch aufeinander folgen. Die nachhalti- gen Schmerzen, das wiederholte Er- brechen, die gehäufte Einnahme von Migränemitteln führen zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens. Oft ist ein sol- cher Status bereits die Folge von ein- getretenem Medikamentenabusus.
In einer solchen Situation kann es notwendig sein, den Patienten vor- übergehend stationär einzuweisen.
Die Applikation von Ergotamin sub-
Tabelle 3: Nichtmedikamentö- se Behandlung des Migränean- falles
Allgemeine Maßnahmen.
• Entspannung, Schlaf, in manchen Fällen auch körperliche Aktivität
• Kälteanwendungen
• Druck auf A. temporalis
Verhaltensmedizinische Maß- nahmen•
Vasokonstriktions-Biofeed- backtherapie
kutan oder intramuskulär kommt nur in Frage, wenn der Patient nicht schon zuvor die verschiedensten er- gotaminhaltigen Kombinationsprä- parate eingenommen hatte. Als So- fortmaßnahme empfiehlt sich eine langsame Injektion von 1,0 Milli- gramm Dihydroergotamin (zum Bei- spiel Dihydergot®) in Verbindung mit 1,0 Gramm Metamizol intramus- kulär oder alternativ eine langsame intravenöse Infusion von 1,0 Gramm Azetylsalizylsäure (Aspisol®). Zur Bekämpfung des Erbrechens gibt man 10 Milligramm Metoclopramid
intramuskulär und, falls erforder- lich, zur Sedierung 10 Milligramm Diazepam (Valium®) (4, 6).
Eine Ubersicht über das prakti- sche Vorgehen bei der Behandlung des Migräneanfalles gibt Tabelle 1;
die wichtigsten Arzneistoffe sind in bezug auf Einzeldosis, Nebenwir- kungen und Kontraindikationen in Tabelle 2 aufgelistet.
Als Verfahren kommen das Va- sokonstriktions-Biofeedbacktraining sowie allgemeine Maßnahmen zur Schmerzkontrolle durch den Patien- ten in Betracht. Das Vasokonstrik- tionstraining zielt auf eine vom Pa- tienten willentlich gesteuerte Selbst- kontrolle (Vasokonstriktion) der Temporalarterie zur Vermeidung ei- ner Erschlaffung der Gefäße wäh- rend des Migräneanfalles ab. In der Regel sind mindestens 20 bis 30 Sit- zungen erforderlich, bevor eine zu- verlässige Wirkung erzielt wird. Ent- sprechende Geräte sind im Handel erwerbbar. Weitere hilfreiche Maß- nahmen wurden bereits weiter oben erwähnt. Eine zusammenfassende Übersicht gibt Tabelle 3 (1, 2).
Literatur
1. Gerber, W. D.: Verhaltensmedizin der Mi- gräne, edition medizin, Weinheim 1986 2. Gerber, W. D., H.-Ch. Diener, E. Scholz:
Migräne in Forschung und Praxis, edition medizin, Weinheim 1987
3. Soyka, D.: Kopfschmerz, edition medizin, Weinheim 1984
4. Soyka, D.: Therapie der Migräneattacke. In:
Soyka, D. (Hrsg.): Therapie der Migräne.
Universitätsdruckerei Wolf & Sohn, Mün- chen 1985
5. Soyka, D.: Vasomotorische Kopfschmerz- syndrome. Dt. Ärztebl. 82 (1985) 3076-3084 6. Soyka, D.: Migräne und Migränemittel.
Dtsch. Apothekerzeitung 126 (1985) Nr.
51/52
7. Soyka, D., Ziegler, A., W. D. Gerber, H.
Pfaffenrath: Die Behandlung der Migräne, Empfehlungen der Deutschen Migräne-Ge- sellschaft. Nervenheilkunde 5 (1986) 247-251
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med. Dieter Soyka Direktor
der Abteilung
Neurologie der Universität Niemannsweg 147
2300 Kiel
FÜR SIE REFERIERT
Infektiöse Endokarditis
In den letzten vierzig Jahren ha- ben sich einige wichtige Verände- rungen im Bereich der infektiösen Endokarditis ergeben. Eine ist die steigende Anzahl älterer Patienten.
Die Krankheitsmanifestationen und -folgen wurden bei 53 Endokar- ditisepisoden bei Patienten über 60 Jahren im Vergleich zu 55 Endokar- ditisepisoden bei Patienten unter 40 Jahren und 46 Endokarditisepisoden bei Patienten im Alter von 40 bis 60 Jahren überprüft.
Der Prozentsatz der Fälle, die durch Staphylokokken und Strepto- kokken verursacht wurden, war in allen Gruppen weitestgehend gleich.
Enterokokken, Streptokokkus bovis und koagulasenegative Staphylo- kokken waren verbreiteter bei älte- ren Patienten. Die häufigste Infek- tionsquelle waren invasive vaskuläre Verfahren, Endokarditis wurde in 23 Prozent aller Episoden älterer Pa- tienten im Krankenhaus erworben.
Ältere Patienten berichteten selte- ner von Symptomen und zeigten ei- ne reduzierte Fieberreaktion. Dia- gnosefehler wurden bei 68 Prozent der älteren Patienten verzeichnet, und ein verzögerter Beginn der ad- äquaten Therapie war in dieser Al- tersgruppe häufiger. Die Letalitäts- rate lag bei älteren Patienten (45,3 Prozent) signifikant höher als bei der mittleren (32,6 Prozent) und der jüngsten Patientengruppe (9,1 Pro- zent).
Fazit: Endokarditis wird bei äl- teren Patienten oft im Krankenhaus erworben, ist schwer zu diagnostizie- ren und mit einer höheren Letali- tätsrate als bei jüngeren Patienten verbunden. jhn
Terpenning, M. S. et al.: Infective Endo- carditis: Clinical Features in Young and Elderly Patients, American Journal of Me- dicine 83 (1987) 626-634;
Dr. Margaret S. Terpenning, University of Michigan Medical Center, Division of Ge- riatrics, Ann Arbor, Michigan 48 109, U.S.A.
I Nichtmedikamentöse Therapie des
Migräneanfalles
Dt. Ärztebl. 85, Heft 18, 5. Mai 1988 (53) A-1273