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Archiv "Medizinstudium: Arzt werden ohne Abitur" (26.02.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 8

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26. Februar 2010 A 303

M

edizin studieren ohne Einser-Abi. Das bleibt für viele nicht mehr als ein schöner Traum. Scha- renweise wandern deshalb Abiturienten nach Ungarn ab oder klagen einen Studienplatz ein. Manche sam- meln artig Wartesemester – und gehen trotzdem leer aus. Gleichzeitig könnte schon bald das Medizinstudi- um ganz ohne Abitur Realität werden. Die Landesre- gierung in Niedersachsen will ein entsprechendes Ge- setz auf den Weg bringen. Demnach sollen Absolventen einer Ausbildung mit anschließender dreijähriger Be- rufspraxis fachbezogen studieren können. Das heißt im Klartext: Medizinische Fachangestellte oder Pflege- kräfte könnten ohne Abitur Medizin studieren. Grund- lage für die Initiative ist ein Beschluss der Kultusminis- terkonferenz. Andere Länder werden also wohl folgen.

Niedersachsen will mit dem Gesetz einem Fachkräf- temangel entgegenwirken. Für manche Bereiche mag das sinnvoll sein, an den Problemen der Medizin geht es leider völlig vorbei. Schließlich fehlt es nicht an Bewerbern mit Zugangsberechtigung für das Studium.

Die Frage ist vielmehr, nach welchen Kriterien die Zu- lassung erfolgen soll. Dazu gab es in den letzten Mona- ten eine ganze Reihe von Vorschlägen – von einem Test auf „Niederlassungswilligkeit“ bis hin zu einem reinen Losverfahren. Viele Hochschulen versuchen bereits, vernünftige Prüfsteine zu entwickeln – sei es durch na- turwissenschaftliche Tests oder standardisierte Inter- views. Schon heute können die Fakultäten nämlich 60 Prozent der Studierenden selbst auswählen. Doch vie- lerorts stellt man dabei fest: Es ist aufwendig und schwierig zu entscheiden, wer ein guter Student und vor allem wer ein guter Arzt wird. Ohne Blick auf das Abizeugnis werden die Plätze auch in diesen Verfahren nicht vergeben – zum Teil, weil die Ländergesetzge- bung es verbietet. Andererseits wissen die Fakultäten:

Die Abiturnote als Kriterium ist besser als ihr Ruf. Zu- mindest liegt die Abbrecherquote im Medizinstudium mit fünf Prozent weit unter der anderer Studiengänge.

„Auch Abiturienten mit einem Schnitt von 2,0 oder 3,0 können gute Ärzte werden“, sagt der gesundheits-

politische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Jens Spahn. Das stimmt. Genauso kann aber ebenfalls jemand mit einem 1,0-Abitur ein guter Arzt sein. Politi- ker, die den Ärztemangel und den Numerus clausus (NC) beklagen, müssten sich eher fragen, warum die Zahl der Studienplätze in den letzten Jahren deutlich gesunken ist. Im Jahr 2008 gab es 79 376 Medizinstu- dierende in Deutschland. 1993 waren es 90 594.

Dass ausgerechnet jetzt über den NC geschimpft wird, macht stutzig. In einem Beitrag für das Deut- sche Ärzteblatt vermutete Dr. med. Astrid Bühren, Ehrenpräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, folgenden Grund: Vielen passt es nicht, dass immer mehr Medizinstudierende weiblich sind. Die Diskus- sion lege den Schluss nahe, dass leistungsstarke junge Frauen vom Studium ferngehalten werden sollten.

Männern mit schlechteren Abiturnoten solle hingegen der Zugang erleichtert werden. Damit könnte Bühren recht haben, denn Ärztinnen gelten vielfach als nicht voll einsatzfähig. Sie bekommen Kinder, arbeiten oft- mals Teilzeit und finden meist keinen Mann, der von einem Leben als Gatte einer Landärztin träumt. Aller- dings hilft es niemanden, alten Zeiten nachzutrauern.

Bekanntlich wird das, was man neudeutsch als

„Work-Life-Balance“ bezeichnet, auch für Männer immer wichtiger.

MEDIZINSTUDIUM

Arzt werden ohne Abitur

Dr. med. Birgit Hibbeler

Dr. med. Birgit Hibbeler Redakteurin für Gesundheits- und Sozialpolitik

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