G
roßmeister müssen ei- nen geheimen Bund mit den Schachfiguren ge- schlossen haben; was man an Taktik und Strategie gelernt hat, funktioniert gegen sie einfach nicht“, klagte ein Kollege während der Simul- tanvorstellung von Vlastimil Hort anlässlich des letzten Deutschen Ärzteturniers mei- nem Schulfreund Dr. med.Norbert Knoblach.
Natürlich hören Großmei- ster so etwas gern, deshalb zur Illustration noch ein Experi- ment, welches der Wissen- schaftsphilosoph und Com- puterschachexperte Frederic Friedel mit dem englischen Großmeister Nigel Short, dem ungarischen Großmeister An- dras Adorjan und mir selbst machte.Wir hatten jeweils fünf Sekunden Zeit, eine komplexe Schachstellung zu betrachten.
Danach mussten wir uns umdrehen und auf einem leeren Brett die- selbe Stellung aufbau- en. Dies gelang in nahe- zu allen Fällen fehler- los, während Amateure sich allenfalls noch an drei bis vier Figuren erinnerten. Waren die Figu- ren indes in einem heillosen Durcheinander so waren auch die Großmeister hilflos.
Im Jahre 2001 veröffent- lichte der Physiologe Ognjen Amidzic von der Universität Konstanz eine entsprechende Studie (Nature, Bd. 412, S. 603). Mit seinen Kollegen untersuchte er die Gehirnakti- vität von zehn Großmeistern und zehn Amateuren mit mehr als zehn Jahren Turnier- erfahrung. In den ersten fünf Sekunden nach jedem Zug be- stimmten die Forscher mittels
Magnetresonanz die Aktivi- tätsschübe in der Großhirn- rinde des jeweiligen Spielers.
Bei den Amateuren war be- sonders der Schläfenlappen aktiv, der neue Informationen analysiert und in dem sich das Langzeitgedächtnis erst bil- det. Die Großmeister dagegen benutzten vor allem ihre Stirn- und Scheitellappen, wo sie angeblich bis zu 100 000 so genannte „chunks“ (sinnvolle Motive und Figurenkonstella- tionen) gespeichert haben, auf die sie unmittelbar zurück- greifen und so auch Blitzpar-
tien ordentlich spielen können.
Bei schlechteren Spielern finde dieser Transfer ins Lang- zeitgedächtnis möglicherwei- se erst gar nicht statt. Doch zuweilen schlägt auch ein Amateur mit seinem Schläfen- lappen solch einen Großmei- ster mit dessen vollgepfropf- tem Scheitellappen. Sehen Sie, wie Dr. med. Michael Kirch- hof als Weißer in ohnehin prächtiger Stellung mit einem eleganten Schlag Vlastimil Hort schnell in die Knie zwang? Mal schauen, ob’s beim nächsten Ärzteturnier vom 8. bis zum 10. April wie- der klappt!
Lösung:
I
m Leben eines Menschen ist ständiges Nehmen und Ge- ben. Wer wüsste es nicht bes- ser als die Inhaber von börsen- notierten Wertpapieren. Mit dem Geben hapert es aller- dings zuweilen, wenn die dem Fiskus zustehenden Anteile am Gewinnkuchen schnöde ver- weigert werden.Das „so tun,als habe man gar keine Aktien“kann sich allerdings als ziemli- cher Schuss nach hinten erwei- sen, wenn die letzten paar Tage des Monats März nicht noch ausgenutzt werden.
Das Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit kann nämlich nur ausgenutzt wer- den, wenn noch im März eine strafbefreiende Erklärung ab- gegeben wird und gleichzeitig auch eine pauschale Abgabe in Höhe von 35 Prozent des bisher nicht der Steuer unter- worfenen Betrages geleistet wird. Dabei kommt es auch darauf an, dass dem Fiskus
dieser Betrag auch bis Ultimo März zugegangen ist.
Allerdings ist es nicht erfor- derlich, dass der Reumütige Geld und Kapital aus dem Ausland repatriiert, die Zah- lung des Pauschalbetrages auf die so genannte „Bemessungs- grundlage“ reicht völlig aus.
Es geht im Übrigen in die- sem Strafbefreiungsgesetz um Hinterziehungen aus den Jah- ren 1993 bis 2002.
Im Zweifel sollte also bei der Kasse des Finanzamtes direkt ein Scheck zusammen mit dem entsprechenden amtlichen For- mular vorgelegt werden. Wich- tig ist zu beachten, dass sich das Amnestiegesetz durchaus nicht nur auf verschwiegene Ein- künfte aus Kapitalvermögen
bezieht, sondern auch auf ande- re Einkommensquellen wie et- wa Mieterträge oder Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Die Er- klärung darf nicht vom Steuer- berater unterschrieben sein, sondern bedarf der eigenhän- digen Signatur des Steuer- pflichtigen.
Aber Achtung! Viel Zeit bleibt vom Lesen dieser Zeilen bis zur ultimativen Ablauffrist nicht.Am 1.April beginnen für eigentlich Steuerpflichtige, die in früheren Jahren Einkünfte verschwiegen haben, ziemlich harte Zeiten. Sich sicher wäh- nen, weil das liebe Geld etwa in irgendwelchen Schlupflöchern schlummert, kann sich als gefährlicher Rohrkrepierer er- weisen, da die Recherchemög-
lichkeiten des Fiskus durchaus beachtliche Ausmaße ange- nommen haben.
Wer in Sachen Amnestiege- setz unschlüssig ist oder sich in der Materie, speziell der Er- mittlung der Bemessungs- grundlage, nicht so gut aus- kennt, mag gut daran tun, sich mit seinem Steuerberater in- tensiv zu beraten, denn Un- wissenheit schützt bekanntlich vor Strafe nicht. ) S C H L U S S P U N K T
[64] Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 12⏐⏐25. März 2005
Großmeistergehirn
Dr. med. Helmut Pfleger
zum Amnestiegesetz
Zur Kasse, bitte
Börsebius
Leserservice:
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„rund ums Geld“
Wie an jedem 1. Samstag des Monats können Sie auch am 2.
April 2005 in der Zeit von 9 bis 13 Uhr Börsebius (Diplom-Ökonom Reinhold Rombach) anrufen.
Wenn Sie also in Finanzdingen der Schuh drückt, wählen Sie bitte die 02 21/98 54 80-17. Die kostenlose Telefonberatung ist ein spezieller Service des Deutschen Ärzteblattes für seine Leser.
Post Scriptum
Nach 1. g4!konnte der angegriffe-
ne Läufer den Springer nicht mehr
gedeckt halten.
Sowohl 1.
..
.T c6
2.D e2 als auch 1..
..
Lxg4 2.Txf7
sind hoffnungslos.Hort versuchte noch mit 1. ..
.Sg5 mit Angriff auf
die Dame und der drohenden
Springergabel Sf3+ zu „schwin-
deln“,aber nach 2.
Dxc8! Sf3+
3.Kf2 Dxc8 4.
Txg7+ Kh8 5.Tc7+
machte ihm die Partie keinen
rechten Spaß mehr.