DGB-Bundesvorstand, Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik
Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: carina.ortmann@dgb.de
Nr. 11/2008 27. November 2008
DGB-Bundesvorstand, Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik
Wer hat, dem wird gegeben!
Die fetten Jahre sind vorbei! Aber was für den „kleinen Mann“ gilt, gilt nicht für die Vorstände der 30 DAX- Unternehmen und ihre Aktionäre – trotz Finanzkrise, düsteren Konjunkturaussichten, Gewinnrückgängen und drohendem Stellenabbau.
So werden die Konzerne voraussichtlich 24 Mrd. Euro Dividende für das laufende Geschäftsjahr an ihre Aktionäre ausschütten. Dies entspricht dem jährlichen Bruttoinlandsprodukt Costa Ricas! Von Bescheidenheit keine Spur.
Schlimmer noch: Bei einigen Unternehmen übersteigen die Dividendenzahlungen die Gewinne. Allianz, Post und Telekom geben mehr aus, als sie erwirtschaftet haben! Aber wen wundert‘s? Die Einkünfte der
Unternehmensleitung sind stark an der Entwicklung des Aktienkurses gekoppelt. So beruhen gut 40 % des DAX-Anstiegs der vergangenen 20 Jahre allein auf Dividendenzahlungen. Was nicht an die Anleger geht, wird für Aktienrückkäufe eingesetzt, damit das Aktienangebot knapp bleibt und der Aktienkurs steigt.
Aber jeder Euro, der das Unternehmen verlässt, fehlt für notwendige Investitionen. Die Deregulierung der Finanzmärkte sollte die Investitionstätigkeit der Unternehmen ankurbeln. Aber weit gefehlt! Das
Investitionsvolumen ist heute auf dem Niveau von 1990, die Gewinne hingegen verdoppelten sich.
Niemand verteufelt Dividendenzahlungen. In Rezessionszeiten ist es aber die Pflicht der
DAX-Vorstände, Rücklagen zu bilden und Innovationen anzuschieben. Wenn sie dafür aber mit dem Klingelbeutel für Bürgschaften und Kapitalspritzen beim Staat sammeln gehen, sind die ersten Töne der altbekannten Melodie von Lohnzurückhaltung und Mehrarbeit, von Steuerentlastung und Ausgabensenkung schon angestimmt. Deshalb müssen die Dividendenausschüttungen im Interesse der Beschäftigten und Unternehmen sowie der Steuerzahler zurückgenommen werden.
Dividendenentwicklung DAX-Unternehmen
10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30
2004 2005 2006 2007 2008*
Ja hr
in Mrd. Euro
Quelle: Manager Magazin, eigene
Recherche * Prognose