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Archiv "Heinrich Dräger verstorben" (01.08.1986)

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Von den vielfältigen Wir- kungen der Prostaglandi- ne in den unterschied- lichsten Organ- und Funktionssystemen sind diejenigen, die für den Geburtsmechanismus verantwortlich sind, mit am besten untersucht.

Die Geburtshilfe ist auch jenes Fach, in dem die Gewebshormone erst- mals praktische Bedeu- tung erlangten. Über den derzeitigen Stand der kli- nischen Anwendung von Prostaglandinen in der Geburtshilfe informierte kürzlich ein von der Firma Upjohn veranstaltetes Symposium in Köln. Pro- staglandine wirken zwei- fach auf die Gebärmutter im Zustand der Schwan- gerschaft: zum einen ha- ben sie eine kontraktions- auslösende Wirkung am Myometrium, zum ande- ren greifen sie aktiv in den Prozeß der Zervixrei- fung ein („Softening").

Dieser doppelte Wirkme- chanismus ließ die Pro- staglandine schon früh als interessante Substan- zen zur Geburtseinlei- tung erscheinen.

Erste Versuche mit intra- venöser Gabe zeigten je- doch starke systemische Nebenwirkungen, vor al- lem kardiovaskulärer Art.

So ging man in den letz- ten Jahren zunehmend zu einer vaginalen Applika- tion des an der Gebär- mutter besonders wirksa- men Prostaglandins E 2 über. Während die zu- nächst verwandten Gel- formen häufig galenische Probleme bei der Herstel- lung aufwiesen und nur über eine sehr begrenzte Haltbarkeit verfügten, lie- gen nun PGE-2-Vaginal- tabletten (MinprostirC) vor, die eine ebenso si- chere wie einfache Hand-

habung erlauben. Wie ei- ne Vielzahl von klinischen Studien belegen, können zirka achtzig Prozent aller Frauen am Termin binnen 24 Stunden nach Applika- tion der PGE-2-Tabletten entbunden werden; in der Gruppe der Mehrgebä- renden liegt dieser Pro- zentsatz noch höher.

Die Vorteile gegenüber einer Geburtseinleitung mittels Amniotomie und Oxytocin-Infusion sind deutlich: Während bei dieser „klassischen" Me- thode die Schwangere ans Kreisbett gebunden ist, bleibt sie nach Einle- gen der Prostaglandin- tablette völlig mobil. Die Möglichkeit, weiter um- herzugehen, ist nicht nur psychologisch bedeut- sam, sie wirkt sich dar- über hinaus vor allem in der Eröffnungsphase för- dernd auf den Geburts- verlauf aus.

Da die Fruchtblase nicht gesprengt wird, bringt sich der Geburtshelfer nicht in „Zugwang", bei ausbleibendem Erfolg des Einleitungsversuches das Kind wegen der nun erhöhten Infektionsge- fahr notfalls per Kaiser- schnitt entbinden zu müssen. Die Wehendauer und der gesamte Ge- burtsverlauf sind unter Prostaglandin deutlich verkürzt, so daß auch das Risiko einer sekundären Wehenschvväche vermin- dert wird. Und schließlich sind bei der vaginalen Ap- plikation die Resorptions- rate und somit die syste- mischen Nebenwirkun- gen äußerst gering.

Aufgrund der augenfälli- gen Vorteile der PGE-2- Tabletten wird diskutiert, auch ohne harte medizi-

nische Indikation wie Übertragung, Plazentain- suffizienz, Gestose die Geburt am Termin einzu- leiten, wenn die Schwan- gere dies wünscht. Erste klinische Studien zeigen leichte Vorteile bei den derart entbundenen Kin- dern — keine Übertra- gungszeichen wie Dystro- phie — gegenüber sol- chen, bei denen unter kontrolliertem Zuwarten bis zur 42. Schwanger- schaftswoche eine Spon- tangeburt erfolgte. Eine Renaissance der „pro- grammierten Geburt" auf sanfte Art scheint sich ab- zuzeichnen.

Dr. med.

Bernd Kleine-Gunk

Hirnliga gegründet

Im Juni 1986 wurde die Hirnliga, Liga zur Erfor- schung, Erkennung und Behandlung der Hirnlei- stungsstörungen mit Sitz in Heidelberg gegründet.

Ihr Zweck ist die Förde- rung der experimentellen und klinischen Erfor- schung dementieller Er- krankungen (Hirnlei- stungsinsuffizienz, Hirn- leistungsstörung) an wis- senschaftlichen Hoch- schulen und anderen For- schungsstätten. Es sollen wissenschaftliche Arbei- ten durch Vergabe von Personal- und Sach- mitteln unterstützt und Beihilfen zu wissen- schaftlichen Veranstal- tungen, Forschungsrei- sen etc. gewährt werden.

Die finanzielle Ausstat- tung erfolgt durch korpo- rative Mitglieder, derzeit allein die Firma Willmar Schwabe, Karlsruhe. In- teressierte können sich an den Sprecher des Vor- standes, Prof. Dr. S.

Hoyer, Im Neuenheimer Feld 220/221, 6900 Hei- delberg, wenden. kl

Heinrich Dräger verstorben

Dr. Heinrich Dräger, Eh- renvorsitzender des Auf- sichtsrats der Drägerwerk AG, ist am 28. Juni 1986 kurz vor Vollendung des 88. Lebensjahres gestor ben. 1928 übernahm er die Leitung der Lübecker Firma, die damals 300 Mitarbeiter beschäftigte.

Mit einem Jahresumsatz 'von 609 Millionen Mark und 5300 Beschäftigten gilt das Drägerwerk heute international als das Un- ternehmen mit dem um- fassendsten Know-how für alle technischen Pro- bleme, die mit der menschlichen Atmung zusammenhängen. Zu den Produkten gehören Narkoseapparate, Atem- schutzgeräte sowie Meß- und Warngeräte zur Luft- überwachung.

Heinrich Dräger hat sich nicht nur als Unterneh- mer, sondern auch als Wissenschaftler und So- zialpolitiker einen Namen gemacht. Schon 1957 ver- wirklichte er in seinem Betrieb ein Vermögens- bildungsprogramm für die Mitarbeiter. Der „Drä- ger-Schreiber-Plan" von 1962 hatte starken Einfluß auf die damaligen vermö- genspolitischen Diskus- sionen,- die zum Leber- Plan und dem 312- bzw.

624-Mark-Gesetz führten.

Die Medizinische Univer- sität Lübeck verlieh Hein- rich Dräger 1978 Grad und Würde eines Dr. med.

h. c. Und eine für einen Unternehmer ungewöhn- liche Ehrung war die Ver- leihung des Deutschen Preises für Denkmal- schutz, mit der sein Ein- satz für den Wiederauf- bau und die Sanierung denkmalgeschützter Ge- bäude in seiner Hei- matstadt Lübeck gewür- digt wurde. dr Geburtseinleitung durch PGE-2-Vaginaltabletten

Programmierte Geburt auf sanfte Art

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

AUS INDUSTRIE UND FORSCHUNG

2188 (72) Heft 31/32 vom 1. August 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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