• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Das Interesse der Ärzte an der Fortbildung ist unverändert stark: Vom Badgasteiner Märzkongreß der Bundesärztekammer" (28.04.1977)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Das Interesse der Ärzte an der Fortbildung ist unverändert stark: Vom Badgasteiner Märzkongreß der Bundesärztekammer" (28.04.1977)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Das Interesse der Ärzte an der Fortbildung ist unverändert stark

Vom Badgasteiner Märzkongreß der Bundesärztekammer

Das Interesse der Ärzte an ihrer Fortbildung hält unvermindert an. Dies spricht, wie Dr. Franz-Carl Loch (Sulzbach/Saar) bei der Eröff- nung des Badgasteiner Fortbildungskongresses der Bundesärzte- kammer betonte, für die unverändert verantwortungsvolle Haltung der Ärzte gegenüber ihren Patienten — und dies ist um so bemerkenswer- ter, als sie gegenwärtig wie noch nie zuvor seit Bestehen der Bundes- republik Deutschland um den Bestand der freiheitlichen Prinzipien ihrer Berufsausübung bangen müssen. Dr. Lochs Badgasteiner Aus- führungen über die Situation der organisierten Fortbildung sind nach- stehend, leicht gekürzt, wiedergegeben. Einen ebenso instruktiven wie eindrucksvollen Festvortrag über „Sterbehilfe als Grenzproblem zwischen Medizin und Jurisprudenz" hielt in Badgastein Prof. Dr. Dr.

H. E. Ehrhardt (Marburg), worüber im nachfolgenden eingehend refe- riert wird. Der Wortlaut des Vortrags von Prof. Ehrhardt wird im offiziellen Kongreßorgan der Bundesärztekammer und der Kassen- ärztlichen Bundesvereinigung „Monatskurse für die ärztliche Fortbil- dung" veröffentlicht werden, das alle wesentlichen bei den Fortbil- dungskongressen der Bundesärztekammer gehaltenen Referate pu- bliziert. Vom Badgasteiner Kongreß wird in dieser Ausgabe des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES (Seiten 1123-1125) über eine Sonderveranstal- tung des Sportärztlichen Seminars berichtet: „Rettung aus dem Fels".

Die Information:

Bericht und Meinung THEMEN DER ZEIT

Aus der Ansprache von Dr. Franz-Carl Loch

bei der Kongreßeröffnung

Trotz der schlechten Zeiten, trotz des massiven Drucks, unter dem die Ärzte in Praxis und Krankenhaus derzeit stehen, hat die sehr gute Be- teiligung an den internationalen Fortbildungskongressen nicht nach- gelassen — so betonte Professor Se- wering, unser Präsident, im vergan- genen Jahr anläßlich der Eröffnung des Kongresses hier im vollbesetz- ten großen Saal des herrlichen Kon- greßzentrums in Badgastein. Ge- genüber dem vergangenen Jahr hat sich die Lage entscheidend ver- schlechtert — ich brauche sicherlich heute nicht auf die Problematik des anstehenden Strukturveränderungs- gesetzes einzugehen; dies wird Pro- fessor Sewering — der völlig zu Un-

recht in die Kritik bestimmter bös- williger politischer Kreise geraten ist und dies nur deswegen, weil er un- ser aller Interessen so nachdrück- lich vertreten hat, vertritt, und weiter vertreten wird — im Rahmen des be- rufspolitischen Seminars sicherlich viel besser tun, als ich es könnte (über Sewerings Vortrag wurde be- reits im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 11/1977, Seite 713, berichtet).

Eines ist jedenfalls sicher, daß wir erstmals seit Bestehen der Bundes- republik Deutschland um die frei- heitlichen Prinzipien unseres Ge- sundheitssystems fürchten müssen.

Zumindest steht zu erwarten, daß bei Verwirklichung der bekanntge- wordenen Pläne das derzeitige Sy- stem der sozialen Sicherung in Deutschland zerstört und mittel- oder langfristig in ein staatliches Einheitssystem umgewandeltwürde.

Trotz dieser gravierenden Ver- schlechterung unserer berufspoliti- schen Situation hat der Fortbil- dungseifer der deutschen Ärzte nicht nachgelassen. Noch mehr Kol- leginnen und Kollegen als in den Vorjahren legen mit ihrer Teilnahme erneut Bekenntnis ab zu der Ver- pflichtung des Arztes zu regelmäßi- ger Fortbildung, die doch kein Selbstzweck ist, sondern den Sinn hat, unseren Patienten die bestmög- liche Behandlung gewähren zu kön- nen. Die Öffentlichkeit möge davon endlich Kenntnis nehmen!

Noch ein paar Worte zur derzeitigen Situation der Fortbildung selbst, die ja zur Zeit ebenfalls unter erhebli- cher Kritik steht. Betrachten wir uns nur zwei der kritischen Aussagen der jüngsten Zeit unter dem Aspekt unseres Gasteiner Kongresses:

1. Die ärztliche Fortbildung sei nicht praxisnah genug und

2. es dominiere noch immer der frontale Unterricht mit seiner Ver- kündigung ex cathedra ohne jedes Feed-back, wobei sich dann der Arzt auf die Schulbank zurückversetzt fühle.

Das stimmt doch einfach nicht in dieser pauschalen Form der Aussa- ge. Sicherlich ist nicht die gesamte ärztliche Fortbildung so, wie wir sie wünschen, aber keinesfalls ist es so, daß alles zu verdammen ist, was bis- her war! Schauen wir uns einmal daraufhin unser diesjähriges Pro- gramm mit dem Generalthema „Das Krebsproblem in der ambulanten Praxis" an — mit seinen vielen Semi- naren, Kursen, klinischen Vorstel- lungen und so weiter, also mit vielen Einzelveranstaltungen im kleinen Rahmen. Um das also, was die Kriti- ker fordern, gibt man sich hier seit vielen Jahren Mühe, und nicht nur hier hat diese Form der kleinen Ein- zelveranstaltungen — der Kurs, das Seminar — Vorrang in der ärztlichen Fortbildung.

Genau das hat Professor Dr. Albert Schretzenmayr, der Vorsitzende des Deutschen Senats für ärztliche Fort- bildung, der der Vater dieser großen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 17 vom 28. April 1977 1121

(2)

Die Information:

Bericht und Meinung Fortbildung in Badgastein

Kongresse der Bundesärztekammer ist, der sie seit rund 25 Jahren inspi- riert und gestaltet, in Badgastein bei der Eröffnung des zwanzigsten Kon- gresses so ausdrücklich betont und hervorgehoben, nämlich die Vielfalt und Praxisnähe unserer Kongreß- fortbildung, wie dies sich unter an- derem auch in den Leitthemen der vergangenen Jahre widerspiegelt.

Und nun zum zweiten Vorwurf: Es dominiere der frontale Unterricht und es sei nicht so wichtig, neuere Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft zu vermitteln, viel wichtiger sei es, bereits erworbene Kenntnisse besser anwenden zu lernen.

So alternativ stimmt das doch auch nicht, wie dies der römische Profes- sor Landolo kürzlich in Bad Nau- heim - Zeitungsberichten zufolge - gesagt haben soll. Beides ist wich- tig! Man kann doch nicht sagen, die Vermittlung neuen Wissens, neuer Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft, sei unwichtig! Be- trachten Sie dies unter unserem diesjährigen Leitthema "Das Krebs- problem in der ambulanten Praxis", dann kann ich mir weitere Worte zu diesem Vorwurf sparen.

Zusammengefaßt: Nicht alle Fortbil-

dung, die geboten wird, ist gut, aber

auch nicht alle Fortbildung, die ge- boten wird, ist schlecht. Aber auch eine positive Aussage zu den mei- sten großen Kongressen der Bun- desärztekammer in der heutigen Form, die mit Recht den Untertitel

"Lehrgang für praktische Medizin"

für sich in Anspruch nehmen, darf uns nicht verleiten, vor berechtigter Kritik die Augen zu verschließen.

Wir werden bemüht sein müssen, die Kritik kritisch auf für die Fortbil- dung wirklich Verwertbares auszu- testen.

Zugleich müssen wir bemüht sein, die modernen Erkenntnisse und die beruflichen Erfordernisse bei der weiteren positiven Entwicklung un- serer Fortbildung im Einklang zu halten.

Sterbehilfe als

Grenzproblem zwischen Medizin und Jurisprudenz

Referat des Festvortrags von Prof. Dr. Helmut E. Ehrhardt

"Einem nur biologischen Verständ- nis des Sterbans kommt die schnelle Entwicklung der Intensivmedizin entgegen. Sie verführt dazu, in der Sterbehilfe ein primär medizinisch- technisches Problem zu sehen." So charakterisierte der Sozialpsychia- ter Prof. Dr. Helmut E. Ehrhardt, Marburg, die heutige Einstellung zu Tod und Sterben in seinem Festvor- trag "Sterbehilfe als Grenzproblem zwischen Medizin und Jurispru- denz", mit dem er den diesjährigen Fortbildungskongreß der Bundes- ärztekammer in Badgastein am 6.

März 1977 eröffnete. (Der Wortlaut des Festvortrages wird in der Zeit- schrift "Monatskurse für die ärzt- liche Fortbildung" [Deutscher Ärzte- Verlag, 5000 Köln 40] veröffentlicht werden.)

Durch Darstellung des historischen Wandels des Begriffs der Euthana- sie und durch Klassifizierung ihrer Erscheinungsformen gab Prof. Ehr- hardt seinen Zuhörern eine Verstän- digungsgrundlage für die differen- zierten ethischen und rechtlichen Gesichtspunkte der Sterbehilfe.

Sein Ordnungsschema gliedert das Thema, dessen DiskussioQ mit vie- len Begriffsverwirrungen belastet ist, in "Euthanasie im Sinne von Sterbehilfe" und "Vernichtung so- genannten ,lebensunwerten' Le- bens".

Bei den Erscheinungsformen der Euthanasie im Sinn von Sterbehilfe handelt es sich immer um Sterben- de, das heißt um Menschen, bei denen nach menschlichem Ermes- sen der baldige Tod unabwendbar erscheint, aber kaum einmal auf den Tag oder die Stunde vorausbere- chenbar ist. Sie stellt ethisch und rechtlich keine speziellen Probleme dar, wenn es sich um "Sterbehilfe ohne Lebensverkürzung" handelt, also um einfache oder "reine" Eu-

1122 Heft 17 vom 28. April 1977 DEUTSCHES ARZTEBLATT

thanasie, die nach unserem heuti- gen Verständnis zum legitimen Auf- gabenbareich des Arztes gehört. Die ärztliche Sterbehilfe wird jedoch problematisch, sobald sie mit einer Lebensverkürzung als Nebenwir- kung verbunden ist. Der Arzt befin- det sich hier in einer rechtlich rele- vanten Notstandssituation. Er hat ei- nerseits die Pflicht, das Leben des Kranken zu erhalten, andererseits ist er aber auch verpflichtet, etwa uner- trägliche Schmerzen zu lindern. ..,... Prof. Ehrhardt: "Ein Arzt darf dem Sterbenden niemals seine Hilfe nur unter der Befürchtung verwei- gern, seine Maßnahmen könnten möglicherweise den Prozeß des Sterbens und damit die Dauer des Lebens um eine völlig unberechen- bare Zeitspanne verkürzen."

Passive Euthanasie

Wenn ein Arzt Maßnahmen zur Le- bensverlängerung bei einem Ster- benden unterläßt, weil er sie für sinnlos und für den Patienten unzu- mutbar hält, macht er sich schuldig und haftet für den Tod des Patien- ten, als wenn er ihn durch ein be- stimmtes Tun im Sinn der aktiven oder direkten Euthanasie getötet hätte. Daraus kann dann ein Straf- verfahren wegen unterlassener Hil- feleistung oder gar wegen Tötung durch Unterlassen werden. Diese Probleme der passiven Euthanasie behandelte Prof. Ehrhardt in seinem Festvortrag speziell unter dem Ge- sichtspunkt der lntensivmedizin:

Wann darf oder muß der Arzt auf der Intensivstation die Extremtherapie auf basale Versorgung reduzieren?

Er wies besonders auf eine Zuspit- zung dieser Problematik hin, wenn der Bedarf die Zahl der verfügbaren intensivmedizinischen Behand- lungsplätze überschreitet und der Arzt unter dem Gesichtspunkt der mutmaßlichen Überlebenschance eine Auswahl unter den Patienten treffen muß.

Nach geltendem Recht handelt es sich bei uns wie in vielen anderen Staaten bei der Sterbehilfe durch gezielte Lebensverkürzung um ein

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

September 1988 — Das reichhaltige Veranstaltungsprogramm umfaßt: Au- genheilkunde, Chirurgie, Dermatologie und Allergolo- gie, Gastroenterologie, Gynäkologie, Hals-Nasen-Oh-

Juni 1988 — Der Kongreß steht unter dem Generalthema „Diagnostik und Therapie in Krankenhaus, Ambulanz und Praxis: Was geschieht wo?" Behandelt wird etwa die stationäre oder

Hinzu kommen Seminare zum Beispiel zu AIDS, Sexualmedizin, Gynäkologie, Recht und Medi- zin, Manuelle Medizin, Onkologie, Psychotherapie, Psychiatrie, "Das

September 1988 — Das reichhaltige Veranstaltungsprogramm umfaßt: Au- genheilkunde, Chirurgie, Dermatologie und Allergolo- gie, Gastroenterologie, Gynäkologie, Hals-Nasen-Oh-

„Diabetikerschulung", Seminar über Fehler und Kunst- fehler, Seminar „Infektions-Sprechstunde", Psychoso- matisch-gynäkologisches Seminar, Rheumatologische

„Diabetikerschulung", Seminar über Fehler und Kunst- fehler, Seminar „Infektions-Sprechstunde", Psychoso- matisch-gynäkologisches Seminar, Rheumatologische

Ein zu hoher Blutdruck wird durch Hydergin spezial gesenkt, wobei sich das Medikament durch eine gtite Verträglichkeit auszeichnet: Die Druck- senkung erfolgt schonend,

September 1988 — Das reichhaltige Veranstaltungsprogramm umfaßt: Au- genheilkunde, Chirurgie, Dermatologie und Allergolo- gie, Gastroenterologie, Gynäkologie,