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Archiv "Krankenkassen: Maßlos geschönt" (25.02.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 8

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25. Februar 2011 A 397 noch vier Diabetes-Diagnosen (Typ

1, Typ 2 mit und ohne Entgleisung) und hätte mehr Zeit für Patienten.

Und die Kasse freute sich noch mehr, denn es würden weniger Dia - gnosen vergessen.

Vereinfachen könnte man auch die Zahl der Diagnosen insgesamt. Die ICD-10 kennt mehr als 14 000, im RSA sind etwa 3 400. Wenn drei

Ärzte denselben Patienten kodieren, stimmen die Ergebnisse nur auf der Kapitelebene (entsprechend etwa 20 Diagnosen) überein. Die speziell auf hausärztliche Verhältnisse zuge- schnittene ICPC-2-Klassifikation kennt etwa 700 bis 800 Diagnosen.

Das wäre doch ein erheblicher Fort- schritt!

Dr. med. Uwe Popert, 34119 Kassel

KR ANKENK ASSEN

Seit 2007 sind die Krankenkassen da- zu verpflichtet, die Zahl von Rehaanträ- gen und Bewilligun- gen zu erheben (DÄ 49/2010: „Vorsorge und Rehabilitation: Kassen legen erst- mals Statistik vor“ von Birgit Hibbeler).

Maßlos geschönt

Vielen Dank für den erklärenden und ernüchternden Bericht über die Bearbeitungspraxis der kassenspezi- fischen Rehaanträge. Selten war ei- ne Darstellung entlarvender und peinlicher als diese. Jedes Quartal erhalten wir genaueste Mitteilungen darüber, welche Ziffern mit welcher

Häufigkeit und mit welcher (Nicht-) Anerkennung und (Nicht-)Berück- sichtigung abgerechnet werden konnten. Bei der Verordnung von Rehabilitation geht es prinzipiell nur um eine Ziffer. Und da schaffen es die Kassen trotz gesetzlicher Vorga- be nicht, eine aussagekräftige Statis- tik zu erstellen. Verhöhnt sei, der Schlechtes davon denkt! Ich bin mir nicht sicher, ob die richtigen Zahlen überhaupt einmal ans Tageslicht kommen. Es werden bereits im Ver- fahren solche Hürden aufgebaut, dass es für den niedergelassenen Arzt und den Patienten praktisch un- möglich ist, den Verfahrensablauf zu durchblicken . . . Es sollte nach der Richtlinie des GKV-Spitzenverban- des (sic!) nur jeder vierte Antrag überhaupt vom MDK geprüft wer- S

K z Z g g 4 undRehabilitation: K

den. Die MDS-Statistik weist nun- mehr aus, dass etwa zwei Drittel der Anträge geprüft werden. Auch wenn Herr Gronemeyer mitteilt, die Zah- len ließen sich so nicht vergleichen, ist dies in zweierlei Hinsicht ein Ar- mutszeugnis . . .

Nach meiner täglichen Beobach- tung in einer großen orthopädischen Gemeinschaftspraxis dürften selbst zwei Drittel der Überprüfungen be- reits maßlos geschönt sein. Sollte nun der MDK aber dennoch den An- trag geprüft haben, gibt es in der Re- gel folgende Entscheidung: Der Pa- tient ist zu gesund oder zu krank für eine Reha, namentlich für eine sta- tionäre Reha. Da spielt es auch keine Rolle, ob der Patient an Erkrankun- gen leidet, die bereits eine AHB- Diagnose beinhalten oder nicht.

Perfiderweise gibt es ja vom MDK in der Regel nur Entscheidungen aus Textbausteinen, die manchmal eine intellektuelle Auseinanderset- zung mit den Antragsinhalten un- wahrscheinlich machen. Da werden Maßnahmen vorgeschlagen, die im Antrag selbst bereits als abge- schlossen und als unwirksam ge- kennzeichnet sind. Gerne wird auch einem Patienten, der sich gerade von einer Fast-Querschnitt-OP er- holt, die Gruppenmaßnahme

B R I E F E

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A 398 Deutsches Ärzteblatt

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25. Februar 2011 wie Reha-Sport empfohlen und

Ähnliches.

Kategorisch wird von einigen MDKs auch darauf verzichtet, die Facharztqualifikation des Prüfers anzugeben. Diese Information wird ebenso kategorisch auch auf Nach- frage nicht offengelegt.

Wie heißt es noch so schön in der Richtlinie des GBA: „Vertragsärzte und Krankenkassen wirken zusam- men“ und „Bei der Entscheidung über Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und deren Ausfüh- rung wird den berechtigten Wün- schen der Versicherten entspro- chen“. Das ist meilenweit von der Realität entfernt.

Dr. med. Knut Behle, 21220 Seevetal-Maschen

KR A NKENHÄ U SER

Die fachliche Kom- petenz des Chefarz- tes spielt die wich- tigste Rolle bei der Akquise von Ärzten (DÄ 3/2011: „Trend- forum Klinik 2011:

Was lockt den Nachwuchs?“ von Jens Flintrop).

„Assistent“ ist veraltet

Mal wieder hat sich ein „Experten- gremium“ mit der Frage der man- gelnden Anzahl von jungen Ärzten in der Weiterbildung beschäftigt.

Eingeladen waren Führungskräfte und Personalleiter. Warum aber nicht die eigentliche Zielgruppe, die Studierenden und Ärzte in Wei- terbildung? Hier wird, wie eigent- lich fast immer, die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Gefragt ist ne- ben vielem anderen nämlich sicher auch das „Begegnen auf Augenhö- he“. Aus diesem Grunde ist auf dem 113. Deutschen Ärztetag in Dresden auch beschlossen worden, statt Assistenzarzt (klingt nach Kaf- fee kochen und Haken halten) den Begriff Arzt in Weiterbildung zu benutzen. In den Stellenanzeigen des DÄ zum Beispiel steht aber weiterhin in über 90 Prozent der Anzeigen für diese Zielgruppe das alte Wort Assistenzarzt. Werte Kol- legen, so wird das nix!

Dr. med. Thomas Maibaum, 18106 Rostock D

p t t A ( f Waslocktden Nachw

„Mehr Vertragsfreiheit mit Ärzten und Kliniken erzeugt mehr Wettbe- werb. Und mehr Wettbewerb sorgt für bessere medizinische Qualität“, so einfach formuliert es der AOK- Bundesverband in seinen Positionen zur Gesundheitspolitik (abrufbar un- ter www.aok-bv.de). Diesem Credo folgend fordern die Allgemeinen Ortskrankenkassen seit langem die Erlaubnis, mit einzelnen Kliniken selektive Verträge abzuschließen.

Dass sie sich von solchen Selektiv- verträgen vor allem auch Kostenein- sparungen versprechen, wird freilich auch im Krankenhaus-Report 2011 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK nur am Rande erwähnt. „Qua- lität durch Wettbewerb“ klingt als Schwerpunktthema einfach positiver als zum Beispiel „Kostendruck durch Wettbewerb“.

Die wie gewohnt prominenten Autoren diskutieren im Schwer- punktteil des Krankenhaus-Reports zunächst den Stand und die Per- spektiven der stationären Qualitäts- sicherung in Deutschland, den Stellenwert von Qualität in der Au- ßendarstellung der Krankenhäuser sowie die Bedeutung von Quali- tätsinformationen durch die Patien- ten bei ihrer Krankenhausauswahl.

Entscheidend aus Sicht der Kran- kenkassen ist wohl der darauf auf- bauende nächste Schritt – nämlich die Frage, unter welchen Vorausset- zungen Qualität Vertragsgegen- stand und damit vergütungsrelevant wird. Das Stichwort lautet: Pay for Performance im Krankenhaus. Im Zweifel dürfte es hier eher darum gehen, schlechtere Qualität schlechter zu vergüten als bessere Qualität besser . . .

Im Diskussionsteil des Reports findet man in diesem Jahr unter an- derem Beiträge zur Zukunft der Krankenhausvergütung, zur Be- darfsplanung und zu Investitions- pauschalen als möglichen Einstieg in die monistische Krankenhausfi- nanzierung. Der Datenteil des Re- ports umfasst die Grund-, Kosten- und Diagnosedaten des Statistischen Bundesamtes für Krankenhäuser und für Rehabilitationseinrichtungen KRANKENHAUS-REPORT 2011

Qualität durch Wettbewerb?

(jeweils von 2008). Ergänzt werden diese Daten durch die Krankenhaus- chronik für den Berichtszeitraum Ju- li 2009 bis Juli 2010. Darüber hin- aus ermöglicht ein im Buchum- schlag abgedruckter Kode den Zu- gang zu einem Internetportal, unter dem alle Abbildungen und Tabellen sowie die Chroniken seit dem Jahr 2000 abgerufen werden können.

Der Krankenhaus-Report ist seit vielen Jahren ein wichtiges Nach- schlagewerk für Krankenhausma- nager, Politiker, Gesundheitsökono- men und auch Journalisten. Vor al- lem leitenden Klinikärzten bietet er detaillierte Daten und ausführliche Analysen, die als Argumentations- hilfen in lästigen Kostendiskussio- nen mit Krankenhausgeschäftsfüh- rungen oder Kostenträgern dienen

können. Jens Flintrop

Jürgen Klauber, Max Geraedts, Jörg Friedrich, Jürgen Wasem (Hrsg.):

Krankenhaus-Report 2011. Schattauer, Stuttgart 2011, 512 Seiten, kartoniert, 54,95 Euro

NEUEINGÄNGE

Medizin/Naturwissenschaft

Susanne Rabady, Andreas Sönnichsen (Hrsg.): EbM-Guidelines. Evidenzbasierte Medizin für Klinik & Praxis. 5. Auflage. Deut- scher Ärzte-Verlag, Köln 2011, 1582 Seiten, gebunden, 119 Euro

Andreas Bernau, Klaus Bohndorf: Röntgen- diagnostik in Orthopädie und Traumatologie.

Einstelltechnik und Röntgenanatomie. 5. Auf - lage. Urban & Fischer, Elsevier GmbH, Mün- chen 2010, 312 Seiten, gebunden, 119 Euro

Thomas Kühne: Immune Thrombocyto - penia (ITP). UNI-MED Science. UNI-MED Ver- lag, Bremen 2010, 120 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro

B R I E F E / M E D I E N

Referenzen

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