Gewerkschaft ver.di
Mitglied des Vorstands
zurückgetreten
Ulla Derwein legt Amt nieder.
U
lla Derwein, im Bundes- vorstand der Dienstlei- stungsgewerkschaft ver.di zu- ständig für Gesundheitspoli- tik, hat am 3. Juni überra- schend ihr Amt niedergelegt.Sie begründete diesen Schritt mit „Differenzen bei der Durchführung der Kampagne zur Gesundheitsreform und mit Veränderungen im fami- liären Umfeld“. Derwein gehörte seit 1992 dem Vor- stand der ehemaligen Ge- werkschaft Öffentliche Dien- ste, Transport und Verkehr (ÖTV) an. Erstmals seit der Gründung der neu formierten Dienstleistungsgewerkschaft
ver.di soll Mitte Juni in Han- nover eine große bundeswei- te Demonstration „Für eine gesunde Reform“ stattfinden.
Innerhalb der Gewerk- schaft gibt es widerstreitende Interessen. Während der Fachbereich 03 (Gesundheit) im Gleichklang mit Bundes- gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) für eine Er- höhung der Versicherungs- pflichtgrenze in der Gesetzli- chen Krankenversicherung eintritt, wehren sich die Be- schäftigten der privaten Krankenversicherung, die bei ver.di im FB 01 – Handel und Versicherungen – organisiert sind, gegen höhere Grenzen in der GKV. Würde die Versi- cherungspflicht- und Bei- tragsbemessungsgrenze im Zuge der Gesundheitsreform erhöht werden, so befürchten die in der privaten Kranken- versicherung Beschäftigten einen Verlust von Arbeits- plätzen. Immerhin ist der FB 01 mit 380 000 Mitgliedern die drittgrößte Gruppe der 13 Fachbereiche von ver.di.
Drogen-Kongress
Cannabis nicht verharmlosen
Verband ist gegen Legalisierung.
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inen anderen Umgang mit Cannabis, aber keine Freigabe forderte der Fach- verband Drogen und Rauschmittel (FDR) anlässlich seines 25. Bundes-Dro- gen-Kongresses, der vom 5.bis 7. Juni in Niedernhausen (Taunus) stattfand. So falsch die Drohung mit dem Straf- recht bei Cannabiskonsum sei, so falsch sei auch die Be- hauptung, Cannabiskonsum sei gesundheitlich unbedenk- lich. Unter dem Motto „Euro- pa sucht Integration“ berie- ten bei dieser größten Fachta- gung der Drogenhilfe in
Deutschland rund 300 Teil- nehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Itali- en, Spanien, Großbritannien, den Niederlanden und aus Russland aktuelle Entwick- lungen und Probleme der Drogenhilfe.
Die Lebenszeiterfah- rung im Umgang mit Cannabis unter den Erwachsenen rei- che von rund zehn Prozent in Finnland bis zu zwanzig bis 25 Pro- zent in Dänemark, Frankreich, Irland, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien, berichteten die Teilnehmer. Die Nachfrage nach Therapien wegen Canna- biskonsums steige. Andere Drogen würden sehr viel selte- ner konsumiert. Viele Länder berichteten ferner über eine zunehmende Nachfrage nach Substitutionstherapien, insbe- sondere von Schwangeren. Ein Grund dafür könne der besse- re Zugang zu den Hilfsdien- sten sein.
A K T U E L L
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 25½½½½21. Juni 2002 AA1709
Publikationen
Vielfach „geschönt“
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iele Autoren stellen die Ergebnisse randomisierter klinischer Studien in ihren Publikationen einseitig dar. Dies zeigt eine Analyse im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2002; 287: 2813–2814). Noch vorsichtiger sollte man bei der Lektüre von Pressemitteilungen sein, die in einer anderen Studie unter die Lupe genommen wurden (JAMA 2002; 287: 2856–2858). Seit Mitte der 90er-Jahre versuchen Kliniker, Statisti- ker und Herausgeber von Fachzeit- schriften, das Niveau der Publikationen zu heben. Das Ergebnis war das „Con- solidated Standards of Reporting Trials (CONSORT)-Statement“. Im letzten Jahr haben JAMA, Lancet und die An- nals of Internal Medicine ein überar- beitetes Dokument veröffentlicht. Ein Kernpunkt ist die Forderung, in den Publikationen die „absolute Risiko- minderung“ der „relativen Risikomin- derung“ vorzuziehen. Wenn etwa eine
Behandlung dazu führt, dass statt vier Prozent nur noch zwei Prozent der Pa- tienten sterben, ist dies eine absolute Risikominderung um zwei Prozent, aber eine relative Risikominderung um 50 Prozent.
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im Nuovo von der Universität von Kalifornien hat 359 Publikationen zu randomisierten kontrollierten Studien ausgewertet. Sie waren zwischen 1989 und 1998 in den international führen- den Journals erschienen: Annals of In- ternal Medicine, British Medical Jour- nal, Journal of American Medical Asso- ciation, The Lancet und das New Eng- land Journal of Medicine. Nur 18 Auto- ren gaben in ihren Publikationen expli- zit die absolute Risikominderung an.Zehn dieser Studien stammten jedoch aus dem Jahr 1998, was möglicherweise andeutet, dass das CONSORT-State- ment seine Früchte trägt. Die zweite Kernforderung von CONSORT ist die Angabe der Zahl der Patienten, die be- handelt werden müssen, um ein Ereig- nis, beispielsweise einen Todesfall, zu verhindern.
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iese „number needed to treat“wurden nur in acht Artikeln ge- nannt, davon wurden sechs 1998 pu- bliziert – auch dies zeigt, dass die CONSORT-Kriterien langsam umge- setzt werden. Eine Reihe von Journals haben in den letzten Jahren begon- nen, Pressemitteilungen zu versen- den. Dies machen regelmäßig die An- nals of Internal Medicine, British Me- dical Journal, Circulation, JAMA, Journal of the National Cancer Insti- tute, Lancet und Pediatrics. Steven Woloshin von der Dartmouth Medical School (New Hampshire) und seine Kollegin Lisa Schwartz werteten 127 Pressemitteilungen dieser Journals aus. Ihr Ergebnis: Die „Press-Relea- ses“ sind häufig lückenhaft. Zwar wer- den in den meisten Fällen die Ergeb- nisse in Zahlen wiedergegeben, es fehlt jedoch oft die differenzierte Be- trachtung, die etwa die Angabe der Einschränkungen (Limitationen) ein- schließt. Solche fanden die Autoren nur in 23 Prozent der Mitteilungen.
Nur 22 Prozent nannten die Sponso- ren der Studien. Rüdiger Meyer Akut