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Archiv "Biografisches aus der inneren und äußeren Emigration" (18.05.1984)

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Gottfried Benn

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BUCHMAGAZIN

Gottfried Benn: Doppelle- ben, Band 23 von Cotta's Bibliothek der Moderne,

Verlagsgemeinschaft Klett-Cotta, Stuttgart, 1984, 199 Seiten, gebunden, 18,80 DM

Eine willkommene Neu- ausgabe dieses schmalen Bandes, der schon 1950 einmal erschienen war. Er enthält die 1934 als „Le- bensweg eines Intellektua- listen" veröffentlichte au- tobiographische Skizze und das 1950 angefügte

„Doppelleben". Benn rechtfertigte hier erst ein- mal seinen Entschluß, in der Nazizeit in Deutsch- land zu bleiben (1933 hatte der damals 27jährige Klaus Mann in einem Brief aus dem Exil Benn zur Emigra- tion aufgefordert). Er habe die „aristokratische Form der Emigration" gewählt, sagte Benn: 1935 gab er seine Berliner Praxis auf und wurde Sanitätsoffizier.

Allerdings waren ihm hö- here Dienstränge ver- wehrt, und veröffentlichen durfte er auch nicht mehr.

Diese scheinbar nicht ganz eindeutige Einstellung

Gottfried Benns gegen- über dem Regime war da- mals ziemlich umstritten.

Heute kann man das wohl gelassener sehen und statt dessen seine kräftige Sprache genießen und sich das geistige Gebäude ansehen, in dem er lebte.

Man entdeckt durchaus eli- täre und auch eskapisti- sche Züge: für Benn gab es jenseits von Politik und Ideologie noch eine „äs- thetische Sphäre". Daß er auf der einen Seite Arzt war, arbeiten und Geld ver- dienen und sich darüber hinaus mit Anfeindungen auseinandersetzen mußte, andererseits schreiben und dichten konnte, erklärt den Titel „Doppelleben".

Die heute den „Nein Dan- ke"-Standpunkt propagie- ren oder — unter ganz an- deren Voraussetzungen — von einer „Pflicht zum Wi- derstand reden", könnten sich wahrscheinlich mit Gewinn einmal mit diesen Gedanken Gottfried Benns auseinandersetzen. Vielen wird dieses Buch hoffent- lich Appetit auf mehr Benn machen.

Leiden unter

dem genialen Vater

Anne Edwards: Die Tol- stois, Glanz und Elend ei- ner berühmten russischen Familie — zugleich das Spiegelbild einer faszinie- renden Epoche und ihres Niederganges, Scherz Ver- lag, Bern/München, 1984, 384 Seiten, gebunden, 36 DM

Der Titel der amerikani- schen Originalausgabe wird dem Buch eher ge- recht: „Sonja. Das Leben der Gräfin Tolstoi". Denn die Historikerin und Publi- zistin Anne Edwards stellt

die Frau Tolstois in den Mittelpunkt, um ihr sozusa- gen nachträglich das zu verschaffen, was der große Dichter ihr in 48jähriger Ehe versagte: Eine eigene Persönlichkeit, Selbstbe- stimmung. Sonja, Tochter eines deutschen zaristi- schen Hofarztes, war 16 Jahre jünger als Leo Tol- stoi, schon als Kind eine früh entwickelte Schön- heit. Sie heiratete Tolstoi mit 18 Jahren. Die Ehe ist oft mit dem Tolstoi-Titel

„Krieg und Frieden" cha- rakterisiert worden: Große Liebe wechselte mit stür- mischen Auseinanderset- zungen, vieles davon do- kumentiert in — zum Teil gemeinsamen — Tagebü- chern, Briefen, Aussagen der Nachkommen, die Dr.

Edwards in zehnjähriger Arbeit zusammengetragen hat. Sonja war von dem li- terarischen Genie Tolstois überzeugt und hat viele seiner Manuskripte ins rei- ne geschrieben; eigene li- terarische Versuche, zu denen sie durchaus talen- tiert war, unterließ sie bald wieder. Tolstoi — so muß man es wohl ausdrücken — zwang ihr 13 Schwanger- schaften auf, und sie muß- te trotz großer Schmerzen ihre Kinder stillen, weil er ihr verbot, die standesge- mäße Amme zu nehmen.

Schon vor der Ehe hatte er einen Teil seines ererbten Vermögens verspielt. Es war zweifellos mit ein Ver- dienst Sonjas, daß sich endlich auch finanzieller Erfolg zu seinem literari- schen Ruhm einstellte. Als er aber später zum religi- ösen Sektierer wurde, mußte Sonja auch noch ih- ren eigenen Verlag betrei- ben und verbissen darum kämpfen, wenigstens eini- ge Rechte aus Tolstois Werken für sich und die Kinder zu retten. All dies wird, ganz in der Tradition der angelsächsischen Bio- graphie, fesselnd erzählt, von R. E. Heinz sehr sorg- fältig übersetzt.

(Das Buch erscheint vor- aussichtlich im Juli)

Zwei Kulturen zum selben Preis

Vladimir Nabokov: Sprich, Erinnerung, sprich, Wie- dersehen mit einer Auto- biographie, Aus dem Engli- schen von Dieter E. Zim- mer, Rowohlt Verlag, Rein- bek bei Hamburg, 1984, 320 Seiten, 17 Abbildun- gen, gebunden, 36 DM Raissa Orlowa-Kopelew:

Die Türen öffnen sich langsam, Eine Moskauerin erlebt den Westen, Aus dem Russischen von Hed- dy Pross-Weerth, Vorwort von Carola Stern, Albrecht Knaus Verlag, Hamburg, 1984, 224 Seiten, gebun- den, 28 DM

Autobiographisches von Emigranten ist immer an- regend; man bekommt ja sozusagen zwei Kulturen für den Preis eines Bu- ches. Die beiden hier vor- liegenden Bücher sind zu- sammen besonders reiz- voll, weil sie in sich ganz unterschiedlich sind.

Nabokov (1899 bis 1977) war nicht nur der „Lolita- Autor"; 20 Jahre lang war er Professor für europä- ische Literatur an der Cor- nell University, er war

Schmetterlingssammler, entwarf Schachprobleme und besaß genügend gei- stige Unabhängigkeit, um in seinen — zuerst 1964 er- schienenen, jetzt erheb- lich erweiterten — Erinne- rungen die Schwerpunkte ganz ungleichmäßig zu verteilen. Seine Jahre in Berlin von 1923 bis 1937 kommen ganz kurz, und die Deutschen ziemlich schlecht, weg. Am deut- lichsten werden die ersten 20 Lebensjahre des Autors als Kind einer wohlhaben- den Familie in Petersburg und auf dem Landsitz. Der Vater war ein bekannter Jurist und Politiker; man reiste mit Diener, Zofe,

Biografisches aus der inneren und äußeren Emigration

1648 (106) Heft 20 vom 18. Mai 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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Zusam- mensetzung:

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kations- Stellung im 1. Schwan- gerschaftsdrit- tel. Nebenwirkun.

gen: Bei langdauern- der (über 4 Wochen hinaus) Anwendung kann es zu lokalen Hautverände- rungen, wie z. B. Hautatrophien, kommen. Packungen und Preise B. AT.:

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Kindermädchen, Gouver- nante, Hauslehrer und Dackel im Winter an die Ri- viera, man sprach zu Hau- se Englisch und Franzö- sisch, schickte die Wäsche zum Ausbessern nach Hol- land und, was die späteren Revolutionäre oft nicht wahrhaben wollten, man

nahm die Verantwortung gegenüber dem Personal, das man „besaß", sehr ernst. Die Nabokovs hatten etwa 50 Angestellte.

All dies wird in der wortge- wandten Übersetzung und mit Nabokovs Humor höchst anschaulich.

Versuch, sich im Westen einzuleben

Ein interessantes Gegen- stück dazu ist das Buch der Frau von Lew Kopelew. Sie beschreibt einerseits sehr direkt, andererseits mit ei-

ner bewunderungswürdi- gen Behutsamkeit, wie sie sich im Westen einzuleben versucht. Manche bittere Wahrheit über uns kann man in diesem Buch um so leichter entgegennehmen, weil sie ohne Bitterkeit vorgebracht wird. Zudem aber kamen die Kopelews BUCHMAGAZIN

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erst 1981 in den Westen, und Raissa Orlowa-Kope- lew ist den jüngsten Ent- wicklungen in der Sowjet- union noch nahe genug, so daß sie auch darüber an- schaulich schreiben und damit auch ihrem großen Anliegen nachkommen kann: wir sollten mehr von- einander wissen. Dabei ist sie selbst ein lebendes Beispiel dafür, wie den So- wjetbürgern eine für uns selbstverständliche Vor- aussetzung dazu fehlt.

Frau Orlowa war Dozentin und Redakteurin für eng- lischsprachige Literatur, verfaßte 6 Bücher und mehr als 200 Aufsätze über die Literatur der USA - und hat nie dorthin reisen kön-

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Das Wissen um „das größ- te Maleringenium seit der Renaissance" (Max Lieber

Alle im „Buchmaga- zin" rezensierten Bücher, wie über- haupt alle Publika- tionen deutscher Verlage, können Sie in jeder Buchhand- lung bestellen oder bei der

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Raissa Orlowa-Kopelew nen. Ein wichtiges, und vor allem: ein aufrichtiges Buch.

Günter Burkart

mann), und zugleich einem wirklichen Menschen, der weder künstlerisch noch intellektuell den unheilvol- len Bruch mit der Natur vollzogen hat, ließ Armin Jüngling mit dem Notiz- block und Müller-Brunke mit der Kamera den Statio- nen des Phänomens Leibl folgen.

Ein Phänomen war er in der Tat, der Jäger nach Wild, wie nach Motiven, der Bauer, der Segler, der Bergsteiger und der le- benslange Freund seines Malerkameraden Johan- nes Sperl. Alles was Leibl malte während seiner Auf- enthalte in den lieblichen und Auge und Herz wohltu- enden Dörfern und Flek- ken des urbayerischen Chiemgaus war „Natur, ge- sehen durch sein Tempe- rament", um ein geflügel- tes Wort auf sein Genie ab- zuwandeln.

Wer nach der erlösenden Einheit von künstleri- schem Werk und Künstler sucht, die allein in der Viel- falt der Natur ruhen, dem sei empfohlen, sich von Jüngling und Müller-Brun- ke in den Bannkreis Leibls entführen zu lassen.

Otto Bolte

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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