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Archiv "Pflegeversicherung: Wirrwarr" (14.07.2003)

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die Tagesklinik der Qualifizierten Ent- wöhnungsbehandlung für Drogenab- hängige in Essen, die besonders von Müttern mit kleinen Kindern aufge- sucht werde.

„Frauen erkranken doppelt so häu- fig an Depressionen wie Männer“, be- tonte Prof. Dr. med.Anke Rohde, Bonn.

Auch Angsterkrankungen, Essstörun- gen und Somatisierungsstörungen seien frauentypisch. Da diese Störungen psy- chotherapeutisch gut behandelbar sind, verwundert es nicht, dass 300 von 350 Aufnahmen auf den Psychotherapie- Stationen der Rheinischen Kliniken Pa- tientinnen sind. Demgegenüber sind in der Psychiatrie von 37 000 Aufnahmen 60 Prozent männlich und 40 Prozent weiblich. Ein Ausbau der Psychothera- pie-Stationen, dem „Sahnetörtchen der Psychiatrie“ wie Leidinger betonte, erscheint daher zur Verbesserung der Versorgung von Frauen folgerichtig.

Mehr Ärztinnen in

Führungsposition bringen

Anke Rohde, die den ersten Lehrstuhl für Gynäkologische Psychosomatik in Deutschland am Universitätsklinikum Bonn innehat, wies darauf hin, dass die Zeit nach der ersten Entbindung für Frauen die risikoreichste sei, an ei- ner Depression zu erkranken. Begün- stigt werde das Risiko, wenn der Part- ner oder die Familie wenig Unter- stützung bieten. „Wichtig ist dann, möglichst sofort nach der Entbindung zu intervenieren“, fordert die Psych- iaterin. Mehr Zusammenarbeit zwi- schen den Entbindungsstationen, psy- chiatrisch-psychotherapeutischen Ab- teilungen und Kriseninterventionsstel- len sei notwendig.

Mehr Sensibilität für geschlechts- spezifische Unterschiede in der Ver- sorgung ist am ehesten von Frauen zu erwarten, weil sie die Probleme ihrer Geschlechtsgenossinnen kennen. Lei- dinger will daher mehr Frauen ermuti- gen, sich für Führungspositionen zu be- werben, denn derzeit arbeiten nur fünf Chefärztinnen, aber 40 Chefärzte in den neun psychiatrischen Kliniken im Rheinland. Ein Mentorenprogramm für interessierte Ärztinnen soll dabei

helfen. Petra Bühring

P O L I T I K

A

A1910 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 28–2914. Juli 2003

KOMMENTAR

B

ei der aktuellen Diskussion um die Finanzen der gesetzlichen Pflegeversicherung häufen sich zurzeit zum Teil kontroverse Reform- vorschläge. Oftmals herrscht Wirr- warr über die zumeist nur kurzlebi- gen Diskussionsbeiträge und politi- schen Versuchs-Ballone. Zu einer Pa- nikmache und einer Schwarzmalerei, was die Pflegekassenfinanzen betrifft, gibt es aber (noch) keinen Anlass.

Auch sind die Ansprüche und Erwar- tungen im Hinblick auf die Leistun- gen dieser 1995 ge-

gründeten fünften Säule der Sozialver- sicherung unreali- stisch und überzo- gen. Tatsache ist:

Trotz der in den

letzten beiden Jahren entstandenen Defizite (in 2002 verbuchten die Pfle- gekassen ein Minus von 400 Millio- nen Euro) steht die Pflegeversiche- rung zurzeit noch auf einem stabilen Fundament. Die Pflegeversicherung verfügt immerhin über Rücklagen von zuletzt noch 4,8 Milliarden Euro – ein Betrag, der knapp unter dem Höchststand von vor zwei Jahren liegt. Auch musste der Beitragssatz seit Einführung der Pflegeversiche- rung vor acht Jahren, der konstant bei 1,7 Prozent liegt, noch kein einziges Mal erhöht werden. Früher wurden seitens der FDP und der Arbeitgeber Forderungen laut, den Kollektivbei- trag wegen der Finanzüberschüsse und Reserven um 0,3 Prozentpunkte zu senken.

Die aktuelle Einnahmenschwäche resultiert wie auch bei den anderen So- zialleistungszweigen aus der schlech- ten Konjunktur, der hohen Arbeits- losigkeit und der Tatsache, dass die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in das Senioren- und damit Pflegealter rücken. Auch wurden infolge der ab- gesenkten Beitragsgrundlage für die Arbeitslosenhilfeempfänger der Pfle- geversicherung jährlich 200 Millionen Euro entzogen, andererseits wurden die Leistungen für Demenzkranke im Jahr 2002 gesetzlich neu eingeführt.

Dies ist aber noch kein Anlass, um

„das Kind mit dem Bade“ auszuschüt- ten und möglicherweise die Pflegestufe I – die Eingangsstufe – völlig zu kippen, nur weil hier Missbrauch getrieben wird und etwas aus dem Ruder läuft.

Erst kürzlich haben ein Gutachten und das Bundesversicherungsamt ausge- rechnet, dass zumindest bis 2005 auch bei abgeschmelzten Reserven die Pfle- geversicherung stabil finanziert ist und der Beitragssatz nicht erhöht werden muss. Wie jeder Sozialversicherungs- zweig muss auch die Pflegeversicherung im Hinblick auf die Stabilität und Gene- rationengerechtig- keit überprüft und gegebenenfalls revi- diert werden. Gesundheitspolitisch verfehlt wäre es, die Pflege- mit der Krankenversicherung zusammenzule- gen, wie dies Horst Seehofer und jetzt auch der Politikberater Fritz Beske forderten. Die Leistungen der Pflege- kassen einfach zu dynamisieren, wie dies der CDU-Sozialpolitiker Andreas Storm propagiert, ohne eine Gegen- finanzierung zu präsentieren, wäre so- zialpolitisch unseriös.

Den Pflegebedürftigen und Älteren einen „Ausgleichsbeitrag“ und der jün- geren Generation einen Zusatz-„Vor- sorge-Beitrag“ aufzuerlegen, um so die Generationengerechtigkeit und „Nach- haltigkeit“ der Finanzierung zu gewähr- leisten, wie es die Rürup-Kommission jetzt empfiehlt, würde ab 2010 zu einer zweiprozentigen Minderung der Ren- ten führen. Für einzelne Empfänger lie- fe dies auf eine Erhöhung des Pflege- beitrags um 20 bis 30 Euro im Monat hinaus. Bei dieser Gemengelage ist zu prüfen, ob dieser Rentner-Soli die Pfle- geversicherung tatsächlich entlasten kann und/oder die Rentner finanziell überfordert. Schön wäre es, wenn die Rürup-Kommission-Rechnung aufgin- ge, über den Ausgleichsbeitrag der Rentner 0,5 Prozentpunkte aus dem 1,7 Prozent hohen Gesamtbeitrag ab- zuzweigen, um diese auf Vorsorge- Konten anzulegen.Dr. rer. pol. Harald Clade

Pflegeversicherung

Wirrwarr

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