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Archiv "Für alle, die vor 1945 geboren wurden" (20.03.1998)

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E

s interessiert Sie viel- leicht zu wissen, was beim Börsebius-Telefon- service so alles gefragt wird.

Bekanntlich bietet das Deut- sche Ärzteblatt diesen Leser- service unentgeltlich jeden er- sten Samstag im Monat.

Die Bandbreite reicht von ganz „normalen“ Fragen in Sachen Geldanlage (Aktien, Renten, Fonds) bis hin zu speziellen Sorgen in allen denkbaren Lebenssparten, so sie nur irgendwie mit Geld zu tun haben. Erbgeschich- ten sind das beispielsweise oder: wie sorge ich für meine Kinder vor, oder es geht um Finanzierungsprobleme und so fort. Bei alledem müs- sen juristische und steuer- beratende Einzelberatungen außen vor bleiben, hier kann Börsebius nur raten, sich an die entsprechend tätigen Freiberufler zu wenden.

Überhaupt ist das Thema Fi-

nanzierungen und der schnö- de Umgang so mancher Bank mit ihren Kunden immer wieder Gesprächsthema. Da- bei geht es nicht so sehr um das gelungene Feilschen um Zins-Konditionen, sondern um andere Ärgernisse wie etwa den Bereich der Kredit- sicherheiten. Da treiben die Kreditinstitute zum Teil ziemlich Schindluder.

Wichtig ist hier zu wissen, daß sogenannte Übersiche- rungen durchaus nichtig sein können, selbst wenn sie schriftlich und grundbuchlich vereinbart sind. Die Faustre- gel lautet, daß der Wert der Sicherheiten bestenfalls 150 Prozent der Darlehensforde-

rung ausmachen darf. Daraus folgt automatisch, daß die Bank verpflichtet ist, Sicher- heiten wieder freizugeben, wenn Kredite ganz oder teil- weise getilgt sind.

Wenn an der Börse wie derzeit viel Geld zu verdie- nen ist, haben es Betrüger natürlich einfacher, die Lust an der schnellen Mark anzu- fachen. Mit dieser Sorte von Leuten haben es dieser Tage wieder etliche Anleger zu tun. Ich glaube nach wie vor, daß 95 Prozent der Anbieter im grauen Kaitalmarkt nur mit allergrößter Vorsicht zu behandeln sind. Im Grunde gibt es für die bunten Pro- spekte um Devisen, Ölkon-

trakte und Getreidefutures nur eine richtige Ablage: den Papierkorb.

Noch schlauer als die Fi- nanzhaie glaubte allerdings ein Anleger zu sein, der die Gespräche mit „seinem“ Wa- renterminhändler mitschnitt, um ein „sicheres Beweismit- tel“ zu haben, wie er mit Stolz mitteilte. Das ist freilich ein riesengroßer Trugschluß. Er- stens ist das Abhören und Mitschneiden von Telefona- ten rechtlich sehr problema- tisch, und zweitens nützt es bei einem Anbieter aus Nas- sau/Bahamas sowieso nix.

Der Anlagebetrüger und das Geld des Anlegers sind auf Nimmerwiedersehen ver- schwunden. Das wiederholte Abspielen der Bandaufzeich- nung zum Beweis der eigenen Cleverness mag nur einen Masochisten trösten, bringt aber letztlich keine müde Mark zurück. Börsebius

[48] Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 12, 20. März 1998

S C H L U S S P U N K T

Post Scriptum

W

ir wurden vor Ein- führung des Fernse- hens, des Penicillins, der Schluckimpfung, der Tiefkühlkost und des heute gebräuchlichen Kunststof- fes geboren und kannten Kontaktlinsen und die Pille noch nicht. Wir kauften Mehl und Zucker noch in Tüten und nicht verpackt im Supermarkt.

Wir waren schon da, bevor es Radar, Kreditkar- ten, Telefax, die Kernspal- tung, Laser und Kugel- schreiber gab. Es gab noch keine Geschirrspüler, Wäschetrockner, Klimaan- lagen, Last-minute-Flüge, und der Mensch war auch noch nicht auf dem Mond gelandet.

Wir haben erst geheira- tet und dann zusammenge- lebt. Und mit jemandem ge- hen hieß, fast verlobt zu sein. Zu unserer Zeit waren Käfer noch keine Volkswa- gen. Wir dachten nicht dar- an, daß der „Wienerwald“

etwas mit gebratenen Hähnchen zu tun hatte, und Arbeitslosigkeit war eine Drohung und kein Versi- cherungsfall.

Wir waren da, bevor es den „Hausmann“, die Emanzipation, Pampers, Aussteiger und computer- gesteuerte Heiratsvermitt- lungen gab. Zu unserer Zeit gab es noch keine Gruppen- therapie, Weight Watchers, Sonnenstudios, das Kinder- erziehungsjahr für Väter, Zweitwagen.

Wir haben niemals UKW aus Transistor-Ra- dios, Musik vom Tonband oder die New Yorker Sym- phoniker via Satellit gehört.

Es gab auch keine elektro-

nischen Schreibmaschinen und künstliche Herzen.

Die Kinder fuhren noch nicht mit dem Scateboard, sie rollerten, kreiselten, spielten Hopse und Mur- meln. Die Worte Software für alles, was man bei einem Computer nicht anfassen, und Non-Food, was man nicht essen und trinken kann, waren noch nicht er- funden.

Man hatte noch niemals etwas von Pizzen und Mc- Donald’s gehört. Wir liefen schon auf der Straße herum, als man für fünf Pfennig ein Ei, einen Beutel Studenten- futter oder drei Schrippen für einen Groschen kaufen konnte.

Wir kannten keine Zuc- chini und keinen Broccoli.

Wir haben Briefe mit Sechs- Pfennig-Marken frankiert und konnten für 25 Pfennig mit der Straßenbahn von ei- nem Ende der Stadt bis zum anderen fahren.

Im Winter konnte man mit Skiern zwar die Berge hinunterfahren, aber nie- mals auf dem Wasser lau- fen.

Wir sind auch die letzte Generation, die so dumm ist zu glauben, daß eine Frau einen Mann heiraten muß, um ein Baby zu bekommen.

Wir mußten fast alles selber tun und mit dem auskom- men, was wir hatten. Und

„Bock“ mußten wir immer haben.

Diese ganze Entwick- lung haben wir über uns er- gehen lassen müssen. Wen wundert es da schon, wenn wir manchmal ein wenig konfus sind, weil es so eine tiefe Kluft zwischen den Generationen gibt? N

Für alle, die vor 1945 geboren wurden

Folgender Text wurde der Redaktion kürzlich von einem Leser ein- gesandt, der die Quelle nicht mehr genau rekonstruieren konnte:

Börsebius rund ums Geld

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