Sparzwang verkürzt Behandlungsdauer
Dass Therapieerfolge auch im Zusam- menhang mit der Behandlungsdauer und -intensität stehen, scheint derzeit keine sehr beliebte Erkenntnis zu sein.
Bei einer allgemein angespannten Haus- haltslage scheint sich besonders der ökonomische Druck auf die kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungszei- ten auszuwirken. In einer unter Spar- zwang stehenden Stadt wie Berlin ist man in manchen stationären Abteilun- gen bei durchschnittlichen (!) Behand- lungszeiten von circa drei Wochen ange- langt.
Von einer „therapeutischen“ Be- handlung im engeren Sinne kann da nicht mehr gesprochen werden. Eine übergreifende Therapieevaluation nach inhaltlichen Kriterien existiert natürlich nicht – zum Schaden der kleinsten Pati- enten, die leider auch die kleinste Lobby haben.
Matthias Köster Cuvrystraße 31 10997 Berlin
Schlusswort
Herr Köster bringt ein wichtiges Anlie- gen zur Sprache, das alle in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Tätigen be- schäftigt: die Verkürzung der Behand- lungsdauer, vor allem im stationären Bereich.
M E D I Z I N
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3712. September 2003 AA2389
zu dem Beitrag
Therapieevaluation bei psychischen
Störungen von Kindern und Jugendlichen
von
Prof. Dr. med. Dr. phil.
Helmut Remschmidt Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych.
Fritz Mattejat in Heft 16/2003
DISKUSSION
Es war gerade eines unserer wich- tigsten Anliegen aufzuzeigen, dass junge Menschen, die unter psychiatri- schen Erkrankungen leiden, eine Min- destbehandlungsdauer benötigen und dass der Erfolg der Behandlungen, die ja in aller Regel multimodal und mehrdimensional sind, sowohl von der Behandlungsdauer als auch von der Behandlungsintensität abhängen. Mit einer durchschnittlichen Behand- lungsdauer von etwa drei Wochen kann man bei vielen kinder- und ju- gendpsychiatrischen Erkrankungen keine durchschlagenden Erfolge er- zielen.Erwähnt seien nur Patientinnen mit Anorexia nervosa, Patienten mit Schi- zophrenien oder Patienten mit schwe- ren depressiven Erkrankungen und Suizidalität. Gerade Kinder und Ju- gendliche, die sich in mannigfalti- gen Entwicklungsprozessen befinden, brauchen in der psychotherapeuti- schen Behandlung eine feste und ver-
trauensvolle Beziehungsstruktur, die sich nicht über Nacht herstellen lässt.
Ebenso brauchen diese Patienten auch Zeit, um ihre altersgemäßen Entwick- lungsaufgaben zu bewältigen. Die Re- duktion der Medizin auf ökonomische Gesichtspunkte und die Reduktion des Patienten auf den Kundenstatus ist ei- ne Fehlentwicklung der Medizin, der wir entgegentreten müssen.
Auf der anderen Seite ist es aber auch unsere Pflicht, die Behandlungen zu evaluieren und auf empirischem Wege zu zeigen, welche Behandlung in welcher Intensität und welcher Zeit- dauer die besten Ergebnisse bringt.
Dies war ein wichtiges Anliegen unse- res hier publizierten Beitrags, und wir setzen diese Untersuchungen syste- matisch fort.
Prof. Dr. med. Dr. phil. Remschmidt Klinik und Poliklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie Hans-Sachs-Straße 6 35039 Marburg
In allen industrialisierten Ländern lässt sich seit 30 Jahren eine Abnahme des Adenokarzinoms des distalen Magens bei gleichzeitiger Zunahme des Adeno- karzinoms von Speiseröhre und Kardia feststellen.
Die Autoren berichten über ent- sprechende Veränderungen in Eng- land und Wales, wobei das Krebsregi- ster der Jahre 1971 bis 1998 ausgewer- tet wurde. Die Inzidenz des Adenokar- zinoms der Speiseröhre nahm von 1,5 auf 7,0 pro 100 000 Männer und von 0,4 auf 1,5 pro 100 000 Frauen zu. Die ent- sprechenden Zahlen für das Kardia- karzinom weisen einen Anstieg von 2,0 auf 5,4 beziehungsweise 0,6 auf 1,4 auf.
Hingegen kam es zu einer deutlichen Abnahme des distalen Magenkarzi- noms von 21,3 auf 9,3 pro 100 000 Män- ner und von 10,7 auf 4,2 pro 100 000
Frauen. Die Ursache dieser veränder- ten Werte bleibt, so die Autoren, spe- kulativ. Die Ursache könnte sowohl in der Abnahme der Helicobacter-pylori- Durchseuchung als auch in der Zunah- me der Refluxkrankheit der Speiseröhre
begründet sein. w
Newnham A, Quinn M J, Babb P et al.: Trends in the sub- site and morphology of oesophageal and gastric cancer in England and Wales 1971–1998. Aliment Pharmacol Ther 2003; 17: 665– 676.
Dr. T. Newnham, Thames Cancer Registry, 1st Floor, Ca- pital House, Weston Street, London SE1 3QD, Großbri- tannien. E-mail: angela.newnham@kcl.ac.uk
Anzahl der Adenokarzinom in der Speiseröhre und der Kardia nimmt zu
Referiert