Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Briefe an die Redaktion
3. ... Nur wenige Leistungen sind zu delegieren. Die Patienten wollen
— und sollen — „ihren" Doktor im- mer selber sprechen... Der Allge- meinarzt muß seine Besuche sel- ber durchführen usw. ... Der or- ganisierte Notdienst in der Stadt ersetzt nicht die Hausbesuche ...
Dr. med. Michael Lührs Arzt für Allgemeinmedizin Riesenfeldstraße 74 8000 München 40
SANITÄTS-OFFIZIERINNEN
Der Leserbrief von Oberfeldarzt a. D.
Dr. Heinrich Rogge im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 4/1976 — er melde- te gewisse Bedenken gegen den Ein- satz weiblicher Sanitätsoffiziere an — löste zwei doch recht gegensätzliche Zuschriften aus.
Pro
Nun ist das Jahr der Frau glückli- cherweise zu Ende, und man kann endlich mal wieder gegen die Gleichberechtigung ins Feld zie- hen, oder etwas eleganter ausge- drückt, ihre Grenzen aufzeigen.
Zum Beispiel in Fragen der Einstel- lung von Ärztinnen zur Bundes- wehr: wer bisher keine Ahnung hat, was für peinliche Sachen dort pas- sieren, weiß es jetzt. Man stelle sich vor, Blößen werden sichtbar, „der Mann präsentiert sich in völliger Nacktheit", bei einer exakten Mu- sterung wird die rektale und geni- tale Untersuchung angeblich zu ei- ner „peinlichen Angelegenheit für beide Seiten". Warum schließlich eine Behandlung Geschlechtskran- ker im Lazarett „noch peinlicher"
wird, bleibt im dunkeln. Überhaupt könnte man den Eindruck gewin- nen, daß der ärztliche Dienst in der Bundeswehr überwiegend in der Behandlung von Hämorrhoiden und Geschlechtskrankheiten sowie in dem Fortschleppen Verwundeter im Kriegsfall besteht. Kein Wunder, daß dies nichts für „helfende Frau- enhände" ist, deren wirkliche Be- deutung in Vergangenheit und Ge- genwart, im ärztlichen wie in ande- ren Bereichen dem Oberfeldarzt a.
D. wohl für immer fremd bleiben
müssen. Er führt weiterhin Krieg.
Auf in den Kampf denn, mit Schirm, Scharm und Melone!
Dr. med. lrmtrud Weispfenning Zeppelinstraße 6
6900 Heidelberg Contra
... Diese kurze Schilderung [die Erfahrungen des Verfassers als Arzt im 2. Weltkrieg konnten wir leider wegen Platzmangels nicht unterbringen, die Redaktion] ei- nes hochgerüsteten, ruhmreichen Kampfverbandes zeichnet in knap- pen Strichen die Risiken, die Be- schaffenheit einer Infanterie- Kampfeinheit in schwerem Ge- lände. Glaubt die heutige oberste Truppenführung wirklich, mit ihren
Neukonstruktionen eines „aktiven Sanitäts-Offiziers" weiblichen Ge- schlechts die — an sich unver- ständliche Fehlstruktur und -beset- zung — der Sanitäts-Truppe zu ret- ten?! Da wir die Wehrpflicht haben, liegt es bei den Musterungsstäben bzw. heute zuständigen verantwort- lichen militärischen Institutionen, für die Ausstattung der Sani- täts-Truppe recte zu sorgen, ihr die benötigten Mannschaften, Unterof- fiziere und Offiziere zu stellen. Al- lerdings sollte man längst erkannt haben, daß die Sanitäts-Truppe — als Einheit einer modernen Armee
— bezüglich der Mannschaften, der Unteroffiziere wie der Sani- täts-Offiziere selber und vor allem innerhalb der Bundeswehr heran- zubilden ist! (auf dem Fundament
einer korrekten Infanterie- Truppenausbildung), wobei der Sanitäts-Offizier auf dem Funda- ment des Infanterie-Leutnants auf- zubauen ist. Daß ein solcher Sani- täts-Offizier einen angemessenen Offiziers-Sold zu erwarten hätte, ist wohl einzusehen! Die Damen — im Offiziersgewand — sollte man schleunigst „zivilisieren": zur Ver- wendung in Labors, Augen-, Oh- ren-, Nase-, Hals- und Inten- siv-Stationen und im Papierkrieg
Dr. med. Walther Lotz Am Götzenfels 30
6552 Bad Münster-Ebernburg
ANAMNESE-FRAGEBOGEN
Zu einer Meldung im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, Heft 45/1975, Seite 3088 f., teilt ein Leser seine Erfah- rungen mit Anamnese-Fragebogen in der kinderärztlichen und jugendpsych- iatrischen Praxis mit.
Erfahrungen
aus der kinderärztlichen Praxis Vor fünf Jahren habe ich in erster Linie aus Rationalisierungsgründen einen Anamnese-Fragebogen für kinderärztliche und kinderpsychia- trische Untersuchungen entwickelt, den ich auch seitdem verwende.
Selbstverständlich kann dieser Fra- gebogen auch in jeder Allgemein- praxis verwandt werden.
Schon wegen der größeren Fluk- tuation in der Bevölkerung kom- men heute doch relativ viele Kinder wegen einer aktuellen Erkrankung zum Arzt, die dieser nicht von Ge- burt an selbst kennt. Gerade dann ist er zur Sicherung der Diagnose auch auf die Kenntnis der früheren Anamnese (Schwangerschafts- und Geburtsverlauf, Vorerkrankungen, insbesondere Infektionskrankhei- ten, Impfungen, Entwicklung usw.) angewiesen.
Der Fragebogen ist laienhaft for- muliert und wird von den Eltern ausgefüllt. Er ist so konstruiert, daß der Arzt sich in etwa einer halben Minute über die gesamte Vorana- mnese informieren kann, d. h. nur noch die unmittelbare Anamnese zu der jetzt bestehenden Erkran- kung aufnehmen muß. Außer dieser praktischen Bedeutung ist er auch als Vorarbeit für eine eventuelle spätere Datenverarbeitung konzi- piert. In den nächsten Wochen wird der Fragebogen in den hier am häufigsten vorkommenden Fremd- sprachen vorliegen. Jedoch auch unabhängig davon bestehen die Hauptvorteile bei der Benutzung des Fragebogens für den Arzt in ei- ner erheblichen Zeitersparnis und im Erhalten einer umfassenden Anamnese.
Dr. med. J. E. Seger Stiftstraße 9
6000 Frankfurt
906 Heft 13 vom 25. März 1976 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT