• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Ebola: „Die Hilfe ist nicht vermurkst“" (12.12.2014)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Ebola: „Die Hilfe ist nicht vermurkst“" (12.12.2014)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 2204 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 50

|

12. Dezember 2014

U

nkonventionell wirkt er im Nadelstreifenanzug und mit Pferdeschwanz: Walter Lindner, seit etwa zwei Monaten Ebola-Sonder- beauftragter der Bundesregierung.

Der Jurist und Musiker mit langjäh- rigen Erfahrungen als Diplomat und Krisenmanager im Auswärtigen Amt war seit seiner Ernennung drei Mal selbst in der Ebola-Krisenregi- on. Auch wenn die deutsche Hilfe nicht immer medizinisch und nicht direkt sichtbar sei, gebe es an vielen Stellen Unterstützung, berichtete er bei einem Fachgespräch mit Hilfs- organisationen des „Bündnis Ent- wicklung hilft“ am 1. Dezember in Berlin. Insgesamt habe die Bundes- regierung 108 Millionen Euro für die Ebola-Nothilfe zur Verfügung gestellt. Das Entwicklungsministe- rium wolle nun um weitere 44 Mil- lionen Euro aufstocken.

Ein Jahr nach Ausbruch der Ebo- la-Pandemie in Guinea, Liberia und Sierra Leone zeichne sich eine Ent- spannung der Lage ab, wenngleich noch keine Entwarnung gegeben werden könne: Die Weltgesund- heitsorganisation beziffere die Zahl der offiziellen Ebola-Toten auf et- wa 6 000 Menschen. „Auch wenn

die Zahl der Neuerkrankungen sinkt, benötigen die Länder noch immer dringend Hilfe von außen, auch aus Deutschland“, erklärte Lindner. Die Bundesregierung sei in allen drei Staaten aktiv.

Der Ebola-Sonderbeauftragte räumte zwar Fehler im Umgang mit

der Pandemie ein, relativierte diese aber: Ebola sei ein „Pioniergebiet“.

„Es passieren Fehler, wenn man Neuland betritt und vielleicht auch mal in eine Sackgasse läuft.“ Die Hilfe der internationalen Gemein- schaft sei spät gekommen, jedoch keineswegs „vermurkst“, wie teil-

weise behauptet werde, betonte er.

Lindners Ansatz ist pragmatisch:

Über ein möglicherweise spätes Handeln und Versäumnisse solle man später nachdenken, sagte er.

„Mein Job ist es jetzt, die Hilfe so schnell wie möglich in die Ebola-Ge- biete zu bringen, effektiv einzusetzen und so gut wie möglich zu koordinie- ren.“ Dabei gelte es, auch auf sich ändernde Situationen zu reagieren.

Seit September werde die inter- nationale Hilfe spürbar, berichtete Dr. med. Klemens Ochel vom Mis- sionsärztlichen Institut in Würz- burg. Die Ansteckungswege wür- den mittlerweile besser kontrolliert.

Konzentrieren müsse man sich jetzt auf den Aufbau dezentraler Isolati- onsstationen für Infizierte und die Betreuung von Überlebenden und von Waisenkindern. „Ebola trifft den Nerv der Gesellschaft. Dort, wo eigentlich Geborgenheit und Für- sorge herrschen, in der Familie, do- miniert die Angst vor Krankheit und Tod“, erläuterte die gerade aus Westafrika zurückgekehrte Direkto- rin des Deutschen Instituts für Ärzt- liche Mission in Tübingen, Dr. med.

Gisela Schneider. „Es bleibt un- glaublich viel zu tun“, sagte sie. Be- sonders dramatisch sei die generelle Überforderung der Gesundheitssys- teme in den betroffenen Gebieten.

„Alle starren nur auf Ebola. Keiner zählt die Malaria- und Tuberkulose- Toten. Keiner zählt die Mütter, die sterben, weil sie keinen Kaiser- schnitt bekommen können und un- ter der Geburt verbluten. Man müs- se langfristig in das lokale Gesund- heitswesen investieren, Kranken- stationen aufbauen sowie Ärzte und Krankenpfleger ausbilden.

Auch Lindner sieht den Aufbau von Strukturen als prioritär an. Der- zeit bestehe die Gefahr der Korrup- tion, durch die Hilfe in die falschen Hände geraten könnte. Die interna- tionale Gemeinschaft müsse den Menschen zwar schnell helfen, je- doch nicht unkontrolliert.

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann

EBOLA

„Die Hilfe ist nicht vermurkst“

Der Ebola-Sonderbeauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, mahnt zu weiteren Hilfen in den betroffenen Gebieten. Besonders in die Infrastruktur der westafrikanischen Länder müsse investiert werden.

Foto: picture alliance

Foto: dpa

Jetzt kommt es darauf an, die Hilfen schnell, effizient und kontrolliert einzusetzen

Walter Lindner, Ebola- Sonderbeauftragter

Ärzte, die die Ebola-Bekämpfung vor Ort unterstüt- zen wollen, können Kontakt mit dem Deutschen Roten Kreuz aufnehmen: www.drk.de Auch Geldspenden können helfen: beispielsweise über das Bündnis Entwicklung hilft oder die Aktion Deutschland Hilft

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Besonders von der Flutkatastrophe betroffene Kliniken, die ihren Betrieb auf absehbare Zeit nicht oder nur eingeschränkt wieder aufnehmen können und mit Erlösverlusten rechnen

Die Semi- narteilnehmer forderten entschiede- ne Aktionen der Berufsverbände zum Reformgesetz — Professor Bourmer berichtete, daß die von ihm geleitete Arbeitsgemeinschaft

Das aller- dings bedeutete massive fi- nanzielle und ideelle Förde- rung von Kindern und Famili- en; aber es ist erschütternd, mit welcher Stärke hier im Osten materielles Haben

Die generelle Kritik, daß für das Wohneigentum die Tilgung einer Festhypothek über eine Lebensversicherung nicht mehr attraktiv sei, gilt nicht, wenn man eine günsti-

Die DSO kümmert sich weiterhin um die Angehörigen, sie werden auch nach erfolgter Organspende nicht ver- gessen.. Sofern gewünscht, erhalten die Ange- hörigen regelmäßige

Die Zahl der als Versuchstiere ver- wandten Hunde und Katzen nahm überdurchschnittlich ab, und zwar mit 71 beziehungsweise mit 48 Prozent: Der Statistik des Pharma- Verbands

Bei Kindern sollte Karil® wegen möglicher Störungen des Knochenwachstums nur über Behandlungszeiträume von einigen Wochen ver- abreicht werden, wenn nicht der Arzt aus

zur Gewährung von Hilfen für geschädigte Eigentümer von Wohngebäuden zur Beräumung von Unrat und Wiederherstellung der Bewohnbarkeit sowie für Unternehmen der Gewerblichen