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und eine Million Besucher werden vom 16. bis 21. August zum Weltju- gendtag in Köln erwartet. „Es ist keine Frage, dass dies einen riesigen Einsatz und für uns sicher die größte Herausforderung seit Gründung des Malteser Hilfsdienstes darstellt“, sagte Dr. med. Rainer Löb, der Bundesarzt der Malteser, dem Deutschen Ärzte- blatt. Insgesamt werden bei den Veran- staltungen Löb zufolge 2 100 bis 2 400 Einsatzkräfte tätig sein. Auch wenn der Weltjugendtag offiziell am 21. August endet, blieben die Einsatzkräfte wegen der abströmenden Pilger noch einen weiteren Tag in Bereitschaft. Der für die sanitätsdienstliche Betreuung zuständi- ge Malteser Hilfsdienst hätte an den de- zentralen Orten jeweils 15 bis 25 Unfall- hilfsstellen (UHS) besetzt. Jede Unfall- hilfsstelle sei mit 20 Einsatzkräften aus- gestattet, darunter ein Arzt, der im Ideal- fall immer notfall- und hausärztliche Qualifikationen aufweisen könne.Am 18. August verlagert sich, so Löb, der Schwerpunkt nach Köln und am Wochenende auf das Marienfeld bei
Frechen. Dort ist die Abschlussmesse mit dem Papst der Höhepunkt des Welt- jugendtages.Vom 19. bis 22.August wer- den auf dem Marienfeld 40 bis 50 UHS plus fünf mobile Unfallhilfsstellen ebenfalls mit jeweils 20 Einsatzkräften besetzt werden, darunter Rettungssa- nitäter, Rettungsassistenten, Helfer und ein Arzt. Eine UHS ist zuständig für 37 000 Pilger. Von den UHS aus werden Erstversorgungsteams „in die Men- schen hineingehen“, sodass an vielen Punkten jeweils zwei Helfer mit einer Basisausrüstung zur Verfügung stehen.
Auf dem gesamten Gelände gibt es Löb zufolge eine gesetzte Hilfsfrist von drei Minuten, das heißt, dass jeder Pati- ent von jedem Ort aus innerhalb von drei Minuten rettungsdienstlich versorgt sein könne oder solle. Die einzelnen Ab- schnitte und Rettungswege würden je- weils auch durch Helfer abgesichert. Der ganze Einsatz wird in verschiedene Ab- schnitte eingeteilt werden. Ein Abschnitt werde der VIP-Bereich um den Altarhü- gel sein. Löb rechnet mit circa dreiein- halbtausend Kardinälen, Erzbischöfen
und hochrangigen Politikern, die von dort aus die Veranstaltung verfolgen werden. Für diesen Bereich seien zwei zusätzliche Unfallhilfsstellen und zwölf medizinische Notfallteams eingesetzt.
Der Rettungsdienst werde bei den großen zentralen Veranstaltungen durch das Land Nordrhein-Westfalen sicher- gestellt beziehungsweise durch die Kommunen und den Rhein-Erft-Kreis.
Des Weiteren stellt das Land Nordrhein- Westfalen seine Katastrophenschutzein- heiten mit Behandlungsplätzen zur Ver- fügung. Dort könnten von den Unfall- hilfsstellen heraus Patienten zunächst kurzfristig behandelt werden. Außer- dem werde zur Entlastung der Kranken- häuser von der Bundeswehr im Auftrag des nordrhein-westfälischen Innenmini- steriums ein Medical Center „mit einer anspruchsvollen Diagnostik“ eingerich- tet, berichtete Winrich Granitzka, Be- reichsleiter Sicherheit/Protokoll der Welt- jugendtag gGmbH.
Mindestens drei Liter Wasser für jeden Pilger
Dennoch seien auch die Krankenhäuser und die niedergelassenen Ärzte im Rheinland gut vorbereitet. Granitzka bedankte sich besonders bei der Kölner Universitätsklinik für die hervorragen- de Zusammenarbeit. Die Kassenärztli- che Vereinigung Nordrhein hat wichtige Informationen auch online zur Verfü- gung gestellt (www.kvno.de/mitglieder/
kvnoaktu/05_06/prin0506/weltjugend.
html). Mit den Gesundheitsämtern in der Region sei, so Granitzka, mehrfach konferiert worden, die Apotheken seien gebeten worden, ihre Medikamentenla- ger aufzustocken.
Damit auch die psychologische Be- treuung nicht zu kurz komme, stünden
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 31–32⏐⏐8. August 2005 AA2145
Weltjugendtag
Hilfe in drei Minuten
Die ärztliche Versorgung auf der Kölner Großveranstaltung bedeutet eine enorme logistische Herausforderung.
P O L I T I K
Abschlussgottesdienst im Downsview Park in Toronto am 28. Juli 2002. Jugendliche weisen auf den diesjährigen Weltjugendtag in Köln hin.
Foto:KNA
den eigenen Hilfskräften einige in psy- chosozialer Unterstützung (PSU) er- fahrene Mediziner zur Seite. „Es sind jedoch nicht nur Ärzte, sondern wir haben auch weitere PSU-Kräfte dabei und teilweise auch in der Hinterhand“, erläuterte Löb. „Wir haben uns eine Struktur aufgebaut von PSU-Kräften, die bei Großschadensfällen in der Be- treuung der Einsatzkräfte qualifiziert sind und die außerdem geschult sind, sich um Angehörige und Betroffene zu kümmern“, erläuterte der Malteser- Bundesarzt.
Erfahrungen gesammelt haben die Malteser vor allem auch durch die Einsätze bei den Trauerfeierlichkeiten für Johannes Paul II. „Wir haben bei- spielsweise gelernt, wie man Massen vernünftig kanalisieren kann.“ Und auch in der Versorgung seien die Römer vorbildlich gewesen. So hätten sie Hun- derttausende Flaschen mit Wasser ge- spendet. Um die Wasserversorgung zu sichern, so Granitzka, seien auf dem Ma- rienfeld Wasserleitungen gelegt wor- den. Aus den rund 1 600 Zapfstellen können die Weltjugendtags-Besucher Wasser entnehmen, für jeden von ihnen stehen täglich mindestens drei Liter zur Verfügung. Jeder Pilger könne seine
Flasche immer wieder auffüllen. Durch zwischengeschaltete Kühlstellen werde das Wasser auf einer bestimmten Tem- peratur gehalten, sodass Infektionen vermieden werden könnten. Auf diese Weise würden sich auch keine Berge von Plastikwasserflaschen auf dem Ma- rienfeld türmen.
Ein Problem sei schließlich, dass sich der Abstrom noch lange hinziehen wird. „Wir wissen nicht, wo beim Zu- und Abstrom Schwerpunkte sein wer- den. Die Pilger strömen über zwei Bahnhöfe, Horrem und Sindorf, ein und
aus. Diese Bahnhöfe, von denen aus vie- le Pilger dann circa fünf Kilometer lau- fen müssen, werden zusätzlich mit drei Unfallhilfsstellen versorgt“, sagte Löb.
Doch der Leiter des Einsatzstabes Weltjugendtag bei den Maltesern, Wil- helm Bischoff, ist letztendlich zu- versichtlich: „Wir haben im Laufe der letzten Wochen unsere Planung von fest auf flexibel umgestellt, und wir sind gerüstet.“
Und das dürfte auch auf die Sicher- heit beim Weltjugendtag zutreffen, auf die Granitzka gerade nach den letzten Terroranschlägen immer wieder ange- sprochen wird: „Wir gehen nicht von ei- nem Terrorangriff aus. Doch dass ein ein- zelner Verrückter einen Anschlag ver- übt, lässt sich letztlich nicht verhindern.“
Risiken, die sich ergeben können, sieht Granitzka allerdings eher in der Mög- lichkeit einer umfallenden Videowand auf dem Marienfeld. „In jedem Fall wird aber alles getan, um eine Massenpanik zu verhindern. Durch die vielen Ret- tungskräfte könnte eine Panik auf einen bestimmten Bereich begrenzt werden.“
Schließlich ist es nicht die erste große Veranstaltung, für die der frühere Köl- ner Polizeichef verantwortlich ist. Er hat während seiner Dienstzeit unter ande- rem zwei Papstbesuche, einen Weltwirt- schafts- und einen EU-Gipfel betreut.
Papst Benedikt, der sich Granitzka zufolge „ein enges Programm zumu- tet“, wird übrigens seinen eigenen Leib- arzt mitbringen. „Bei den Reisen in Deutschland stand Johannes Paul II.
außerdem immer ein von der Bundes- wehr gestellter Arzt zur Verfügung“, er- gänzte Löb. Gisela Klinkhammer
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A2146 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 31–32⏐⏐8. August 2005
Eine Police für alle Pilger
Alle registrierten ausländischen Teilnehmer und Helfer des Weltjugendtages verfügen über eine Kranken- und Unfallversicherung. Die ELVIA Rei- seversicherungs-Gesellschaft AG, München, hat mit der Weltjugendtag gGmbH einen Vertrag ab- geschlossen. Der Versicherungsschutz gilt für den Weltjugendtag vom 15. bis 21. August und für die direkte An- und Abreise (allerdings nicht im Herkunftsland des Pilgers).Auch während der
„Tage der Begegnung“ in den Bistümern ab dem 11. August sind die registrierten ausländischen Pilger über die ELVIA versichert. Der Versiche- rungsschutz endet spätestens am 24.August.
Erstattet werden nur Kosten akut notwendi- ger ärztlicher Leistungen. Zu Beginn einer sta- tionären Behandlung und vor umfangreichen therapeutischen und diagnostischen Leistun- gen ist eine Kontaktaufnahme mit der Assi- stance-Notrufzentrale der ELVIA erforderlich.
Sie ist rund um die Uhr besetzt (Telefon:
0 89/62 42 42 69, Telefax: 0 89/62 42 42 46).
Ambulante ärztliche Leistungen werden nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)
mit dem 1,8fachen Steigerungssatz vergütet.
Für Laborleistungen gilt der 1,15fache Stei- gerungssatz, bei überwiegend medizinisch- technischen Leistungen (Röntgen, EKG) der 1,3fache. Die Vergütung stationärer Leistun- gen erfolgt nach dem Regelsatz der gebiets- zuständigen Allgemeinen Ortskrankenkasse.
Praxisgebühr oder Zuzahlungen für eine Kran- kenhausbehandlung entfallen. Die ELVIA bit- tet um eine direkte Abrechnung.
Der Rechnung ist eine Kopie des Pilger- ausweises oder der Name der Pilgergruppe mit Vor- und Nachnamen des Gruppenlei- ters beizufügen. Die Rechnungsadresse lau- tet: ELVIA Reiseversicherungs-Gesellschaft AG,
„Weltjugendtag“, Ludmillastraße 26, 81543 München.
Eine Behandlung von Pilgern mit ständigem Wohnsitz in Deutschland wird wie üblich über den bestehenden gesetzlichen oder privaten Versicherungsschutz abgerechnet. Die deut- schen Teilnehmer verfügen über einen Reiseun- fallversicherungsschutz der ELVIA, allerdings nur für den Weltjugendtag, nicht aber für die
„Tage der Begegnung“. BH
P O L I T I K
Fahnen mit dem Emblem des Weltju- gendtages wehen vor dem Kölner Dom. Die Stadt ist gut gerüstet für das Großereignis.
Foto:dpa