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Entdeckung BoDE I885 kaum mehr beachtetes Metallobjekt mit Inschrift. Hierbei han- MI L

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(1)

DOMINORUM - NOSTROR•

TRES

EIGENTU'M •SERER DREI KAISER:

BEMERKUNGEN ZU EINEM SPAT•IKEN

BLEIBARREN AUS WORMS

VON DasMuseumimAndreasstiftmWormsbesitzteininteressantes,aberseitseiner PE••RR•NH6FER

Entdeckung I885 kaum mehr beachtetes Metallobjekt mit Inschrift. Hierbei han- MI•L BoDE

delt es sich um einen massiven Bleibarren aus der r8mischen Epoche, auf dessen

ngsseite eine Eigentumsmarkierung zu lesen ist. Interdisziplin•re

Il•׃Forschungen zu r•mischen Bleibarren erbrachten in den vergangenenJahren zum Teil bedeuten- de Resultate und waren Anstoss, auch eine Untersuchung des Wormser Stiickes in

die W•ege zu leiten.•

BLEI IN ROMISCHER ZEIT

Blei spielte bei den in den Rheinlanden ans••••n einheimischen Gesellschafien

in vorr•mischer Zeit so gut wie keine Rolle. Erst in r•mischer Zeit •nderte sich das

Nutzungsverhalten grundlegend. Blei war nicht mehr nur Abfallprodukt der Sil- bergewinnung, sondern avancierte aufgrund seiner Werkstoffeigenschafien - hohe

Dichte, niedriger Schmelzpunkt (327°C), leichte Verformbarkeit und die Eigen-

schafi, Edelmetalle zu binden - im r••mischen Reich zu einem bedeutenden Ge- brauchsmetall, das in den verschiedensten Bereichen de• Alltags emgesetzt wurde:

Quantitativ am bedeutsamsten war die Verwendung im Bausektor, vor aflem beim

Vergie•en von Eisenklammern und -ckibeln, die Steinquader zusammenhielten.

Fiir

die Porta Nigra in Trier beispielsweise nennen moderne Sch•tzungen die Menge

von rund ;7 t Blei, die zur Verfii1lung der Eisenverdiibelungen der Quadersteine al- lein dieses einen Stadttores vonn•ten waren.• Weiterhin kam es vor, dass D•cher mit

Bleiplatten gedeckt wurden: Beispiele sind vor allem aus der Sp•tantike bekannt,

etwa fiir verschiedene bu•gi an Rhein und Neckar.• Am bekanntesten ist sicherlich

I Dank gebiihrt Frau Dr. M. Griinewald, Museum der Stadt Worms im Andreasstift, fiir die Erlaubnis zur

Untersuchung und Beprobung des Barrens.

2 L. SCHW]NDEN, Die Porta Nigra, in: H.-P. K•N (Hrsg.), Das r•mische Trier (Stuttgai• 200I) I43 f•·

W• ScHLEIE•HER, Antike Bleidacher. Germania 26, I942,2•• f.; DERs., Befestigte SchiHsl•nden Va-

lentinians. Germania 26, I942, I92; B. •UKEMES, Der spatromische Burgus von Lopodunum - Laden- burg am Neckar. Vorbencht der Untersuchungen von I979. Fundberichte Baden-Wurttemberg 6, I98I,

432-473, hier 462, Nr. 60 Abb.

9,60.

7

(2)

BEMERKUNGEN ZU EINEM SPATANTIKEN BLEIBARREN AUS WORMS

die Nutzung von Blei als Rohstoff zur Anfertigung von Bleirohren.• Auch hier soll

anhand eines Beispiels ein Eindruck von den z. T. gewaltigen Verbrauchsmengen

gegeben werden: in der Region Lyon wurden fi•r die Druckwasser-Siphon-Leitungs- abschnitte r8mischer Aquaeduktsysteme zwischen I0.000-I5.000 Tonnen Blei be- n•6tigt.' In Alltag und Gewerbe existierte ein ebenfalls nicht zu

untersch•tzender

Bedarf, diente das W•eichmetall doch u. a. zur Produktion von B1eisarkophagen, zur

Herstellung von Ankern, Bleiplomben, Warenetiketten, Flucht•felchen, Schleuder- bleien oder auch zur Edelmetallurgie (Kupellation). BleigefiiBe waren ebenfalk ver- breitet: Man denke nur an ein ebenfalls im Museum Andreasstifi: Worms ausge- stelltes •ef•B, dessen genaue Funktion - •er•t zum Einkochen von

Traubenmost

zu •t,4m oder evtl. Messger•t - noch umstritten ist,•

DIE WICHTIGSTEN PRODUKTIONSGEBIETE VON BLEI

'

Der Bedarf an Blei im r•mischen Reich war demnach immens. Gedeckt wurde

er durch den Abbau in verschiedenen Gewmnungsregionen. Summarisch seien die

wichtigsten genannt•: Auf der Iberischen Halbinsel vor allem die Region um Car- thagena-Mazzaron und in der Sierra Morena. Beide wurden schon in republikani- scher Zeit ausgebeutet. Wohl ab augusteischer Zeit lieferten auch Bergwerke auf dem

Balkan, vor allem aus der sp•teren Provinz Moesia Inferior, Blei. Mit der Eroberung

Britanniens ab 4• n. Chr. setzte auch dort ein massiver Gewinnungsbetrieb in ver- schiedenen Revieren ein. Kleinere, aber darum nicht weniger bedeutende Abbau- gebiete bestanden z. B. auf Sardinien und - wie sich durch Forschungen der letzten

Jahre abzeichnet - auch in den germanischen Provinzen,• Hier sind vor allem zu

nennen: die Nordeifel mit Lagerst•tten bei Mechernich, Kr. Euskirchen, und bei

Stolberg, Kr. Aachen. Kurzzeitig, zwischen ca. 8 v. Chr. bis zur Varusniederlage 9 n.

Chr., diirfte Blei auch im ni5rdlichen Sauerland auf der Briloner Hochfl•che gewon- nen worden sein; kleinere Erzreviere bestanden zudem an der Unteren Lahn und bei Wiesloch nahe Heidelberg. Abbaustellen sind ferner bekannt vom Liiderich bei

Bergisch•Gladbach und von der Grube Altgliick bei K8nigswinter-Ob•rpleis im

Siebengebirge.

MOGLICHKEITEN DER PROVENIENZBESTIMMUNG

Allein aus wirtschaftshistorischer Perspektive ist es von hohem Interesse, die Her- kunfisre•on des Wormser Barrens zu erfahren. Wiederholt beinhalten Inschrifien

auf den Barren auch Angaben zur Herkunftsregion, etwa m der Form ('pli4mbum)

Germanicum oder Bntannicum. In unserem Fall jedoch existieren keine entspre-

Vgl.Plin.n.h. 34, I64: nign)pl•mbo adf•tu4•s Ian·umsque utimur...

A. TREvoR HoDGE, Siphons in Roman Aqueducts. Papers of the Bntish School at Rome 5I,I983,220 f·

Zweifel an der traditionellen Datierung als Bleigef•• zur Produktion von Mostkonzentrat •uBert M. GRU- NE•, und in: Badisches Landesmuscum Karlsruhe (Hrsg.), Imperium Romanum. R8mer, Chnsten Alamannen - Die Sp•tantike am Oberrhein (Stuttgart 2006) I 51 Nr.

33·

Einen .Uberblick vermittelt S. MEIER, Blei in der Antike. Unver8ffentliche Diss. Universit•t Ziirich I 995

P. ROTHENHOFER, Die Wirtschaftsstrukturen im siidlichen Niedergermanien. Untersuchungen zur Ent- wicklungeines Win:schafisraumes an der Peripherie des Imperium Romanum. (Rahden/W•est• 2005) 88-94.

4

5 6

7

8

8

(3)

chenden epigraphischen Hinweise. Weiterfiihren k•nnen demnach nur die Natur- wissenschafien. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, dass in dieser Frage das Material selbst relevante Informationen bereith•lt. Denn naturwissenschaftli- che spektrometrische Analysemethoden erm8glichen die Bestimmung der Isoto- penanteile des B1eis und geben dadurch Anhaltspunkte fiir eme Herkunfisbestim- mung, die auf dem Vergleich mit den entsprechenden Werten von Erzen potenti- eller Liefergebiete beruht. Dabei spielt im Falle der r8mischen massiven

Bleibarren

eine Rolle, dass sie als unmittelbare Bergbauprodukte erfahrungsgem•B die bleiiso- topische Zusammensetzung des Bleierzes einer einzelnen Lagerst•te widerspie- geln, es s;ich also nicht um zusammengegossenes Altmetall handelt. Die Bleiisoto- penzusammensetzung wird weder durch chemische Verwitterungsprozesse, sei es

•inerhalb oberfl•chennaher Vererzungen oder am Metallfiind selbst, noch durch me- tallurgische Verarbeitungsprozesse signif•ant ver•ndert.

Grunds•tzlich gilt es zu bedenken, dass es sich bei der Provenienzanalyse durch

Bleiisotopiemessungen letztlich um ein AusschluBverfahren handelt, mit dem man

sicher herausarbeiten kann, welche Lagerst•tten als Liefergebiet nicht in Frage kom- men k•nnen. M•glich wird es dadurch, dass das Blei der Lagerst•tten in Abh•ngig- keit vom geologischen Alter verschiedene Mengen an radiogenen stabilen

Isotopen

(•°•Pb, •°•Pb und •°•Pb) besitzt. Sie entstehen durch den st•ndigen Zerfall der radioakti-

ven Mutterisotope Uran und Thorium im Quellengestein. Demzufolge m•ssen nicht alle Erzvorkommen in ihrer Bleiisotopie messbar verschieden voneinander sein.

Werden Blei, Uran und Thorium bei tektonischen Prozessen wie z. B. Gebirgs- bildung durch heiBe L8sungen aus dem Gestein mobilisiert, erfolgt nach dem Auf- stieg der L8sungen w•hrend der Kristallisation des Bleiglanzes, dem wirtschaftlich

bedeutendsten Bleierz, eine Trennung des Bleis von seinen Mutterisotopen. Da Uran

und Thorium sich aber nur in Spuren in Bleimineralen wie Bleiglanz einbauen lassen,

besitzt das Bleierz ein fixes Isotopenverh•ltnis. Regional abweichende Gehalte des

Quellengesteins an Thorium und Uran erm8glichen in vielen F•llen eine Differenzie- rung auch von Lagerst•tten gleichen Alters. Es besteht demnach auch im Falle des

Wormser Barrens die M6glichkeit, n•here Angaben zur Provenienz zu erhalten.

DER WORMSER BARREN

I885 wurde aufder Gemarkung ,,Im Tafelacker" ein 6I,5 kg schwerer Bleibar- ren geborgen.• Da keine genaue Funddokumentation existiert, kann lediglich auf die vagen Angaben in den Inventarlisten des Museums zuriickgegriffen werden. Dem- nach fand sich der Barren nahe einer r8mischen StraBe, im Schutt eines groBen r8- mischen Geb•udes. Im Schutt fand sich auch ein gestempelter Ziegel - es handelt

sich um einen Fehlbrand -, der aus einer Ziegelei stammt, die von Abordnungen der

in Mainz stationierten legio •Pnmige•nia betrieben wurde.'' Der Barren ist von

9 A.'WECKERLING,\X•estdt.Korr.B1.IV,I885,Sp.I66;K.ZANGEMEIsTER,Hess.Quattalbl.•885,52;Paulus- Mus. (I887) 43 U. 84, mit Taf.

IV,2.

io J. DoLATA, H.-J. MucHA, H.-G. BARTEL, Arch;•ologische und mathematisch-statistische Neuordnung

der Orte ri•mischer Baukeramikherstellung im n8rdlichen Obergermanien. In: B. LIEsEN, U.

BRANDL

(Hrsg.), R8mische Keramik. Herstellung und Handel. Kolloquium Xanten, Is.-I7.06.2000.

Xantener

Benchte I3 (2003) 398 zufolge k8nnten Abordnungen der 22. Legion bei Worms auch Baukeramik pro-

9

(4)

] ,

I2 1 I3'

יי

I4

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5 •

• •

•6• '' I7 BEMERKUNGEN ZU EINEM SPATANTIKEN BLEIBARREN AUS

•RMS

Abb. 2 : Detailansicht mit der Gewichtsmarkierung

(Pondo) CLX•XV.

Abb.•:

DetailansichtderkaiserlichenMarkierung.

,1 •••

_•

/•

---

Abb. ,,: Umzeichnung der Seitenansicht mit der

kaiserlichen

Eigentumsmarkierung.

0 1 0

cm

1 1

1•:nglicher, blockhafter Form mit den Ma•en (L x B x H) 5o x II,5 x Io cm (A15•

I). Aufbeiden Seitenfl•chen sindjeweils Inschrifien angebracht.•• Zum emen han- delt es sich um die mit einem breiten Mei•el emgeschlagene Gewichtsangabe

(pondo) CLXX• d. h. I7s ri•mische Pfiind (Abb. 2). Das reale Gewicht aber liegt

2 s g zugrundegelegt - deutlich iiber dieser Angabe. Eigentlich

• - eine libra von ca.

mi•sste es heissen: ('pondo) CLXXXX. Es ist nicht zu erkennen, dass nachtr•glich

Blei aufgegossen und damit das Gewicht erh•ht wurde. Ebensowenig finden sich

Spuren eines Graffito, das das von emer m•glichen Norm von I7• r•mischen Pfund

abweichende Gewicht angezeigt haben k8nnte. Der Grund, warum hier ein genn- geres Gewicht angegeben wurde, l•sst sich nicht

erkennen.

Auf der anderen Seitenfk••che sind die ebenfalls einzeln m das Weichmetall einge-

schlagenen Lettem DDD liegt NNNzu lesen (Abb. I, 3, 4). Die Buchstabenh•he

bei •,3 cm. Die Rundungen der drei Dvarueren leicht, die Buchstaben N?VNsmd

ligiert. Zur Kennzeichnung wurde kein Stempelstock verwendet, vielmehr wurden

die Buchstaben mit einem feinen Werkzeug einpunziert.

duziert haben;J. DoLKrA, Die sp•tantike Heeresziegelei von Worms. Ein Beitrag zur Geschichte der

Legio XXI[ Pnmigenia und ihrer Ziegelstempel. Der Wormsgau 20,200•, ••H.; M. GR•TNEwALD, Ziegel mit

Stempel der Legio XXII, in: A. DEMANDT/J. ENG•N (Hrsg.), Kontantin der GroBe. Ausstellungska- talog Trier (Darmstadt 200•), CD-Rom Katalog der Exponate I.

I2.66.

II

CILI3,IO029,25·

Abb. •: Seitenansicht des Wormser Bleibarrens. Etwa mittig ist die kaiserliche Markierung

DDD NNN = dominontm nostron•m tres einpunziert.

I O

(5)

Schon die blockhafte Gestalt des Barrens ist ein Hinweis auf eine n••••erweise

spatantike Zeitstellung, besitzen doch die Barren der friihen und mittleren Kaiserzeit

in der Regel einen l•inglich pyramidenstumpff••migen I•5iper. Eine i•liere zeitliche

Eingrenzung wird erm•"glicht durch die Kennzeichnung mit der kaiserlichen Marke

orum tres(Abb. •).DerBarrenwar

DDD יdemnachEigen-•= dominon•m

nos•

tum dreier Kaiser. Dies ist ein wichtiger Datierungsanhalt, der ms •.Jahrhundert fi•hrt.

Zeiten, in denen die Last der Herrschafi ijber das Impenum Romanum auf den Schul- tern dreier Kaiser lag, sind sowohl dieJahre zwischen 337 und 34o als auch zwischen

367 Und 383. Von 337 bis 34o war die Herrschafi: verteilt aufConstantln H.

(337-340)•

Constans I. (337-350) und Constantius II (337-36I).•Im zweiten zur Diskussion ste- henden Zeitraum regierten die ersten•ahre (367 bis 375) Valentlnian I. 664-375), Va-

lens (364-378) und Gratian 667-383), 375 folgte aufValentmian I. sein gleichnamiger Sohn • Valentinian II. (375-392), 379 aufValens TheOdOSlUS (379-395).

Eine definitive Zuweisung in eine der beiden genannten Zeitr•ume ist, da keine

Beifunde bekannt sind, nicht m8glich. Allerdings ergibt sich schon allem aus der

deutlich 1•ngeren zweiten Periode eine h8here Wahrscheinlichkeit, dass der Barren

in die Regierungszeit dieser Kaiser f••t. Dariiber hinaus kann unterstijtzend noch

angefiigt werden, dass unter Valentmian I. die Verteidigung der Rheingrenze restruk- turiert wurde und es in diesem Rahmen auch zu Bauma•nahmen kam, bei denen gr8Bere Mengen Blei ben•tigt wurden. So d•rfte in Worms beim Bau einer Festung

oder eines Lagers, d. h. bei der Befestigung wenigstens eines Teiles der Stadt, zwei- fellos auch Blei verbraucht worden

sein.'•

Fiir die weitere Region um Worms ist aufdie burgimit Bleidach in Lopodunum/

Ladenburg und in Mannheim-Neckarau zu verweisen. Letzteren beschreibt Quin- tus Aurelius Symmachus Anfang 37o in seinem zweiten Panegyricus

aufKaiser

Valentinian I.: ,,In der Mitte ragt golden der erhabene Hauptbau hervor, gekr8nt

von einem Dach anstelle emes Siegesmals, das von einem Panzer aus glatten Blei- platten (plumbi lonca) iiberspannt ist, die in nach vorne abschiissigen Reihen ver- legt sind."'• Symmachus betont im gleichen Zusammenhang zudem die Sorge des

Kaisers fi:ir die Ausfiihrung der Bauma•nahmen: ,,In welcher Gemiitsverfassung,

Augustus, so1•en wir denken, daB Du Dich befandest, als Du dies erbautest? Gleich- sam sorgenvoll hast Du es befestigt, gleichsam im Gefiihl der Sicherheit ausge- schmiickt."••' Auch wenn Symmachus die Sorge des Kaisers um die Aus•hrung der milit•rischen Anlagen hier rhetorisch iiberh•ht, bestehen an dem kaiserlichen Bau- programm milit•rischer Anlagen an der Rheingrenze doch keine Zweife1:• Es wiir- de sehr gut ins Bild passen, wenn der in •orms entdeckte Bleibarren mit kaiserli- chem Eigentumsvermerk urspriinglich Teil emer umfangreicheren Lieferung war,

die fiir das Festungsbauprogramm bestimmt war. Mehr Sicherheit in dieser Frage

D. Kienast, R8mische Kaiseitabelle (Darmstadt •I996) 3IO-3•7·

Vgl. zu den einzelnen Herrschern ebd.

327-336·

Zu den Bauma•nahmen unter Valenunian I. in Worms siehe M. GRONE• /K. VoGT, Sp•tr•misches

Worms .- Grabungen an der Stiftskirche St. Paul in Worms (IH.), Der Wormsgau 20,200i , •f•., hier 25

Symm. or. 2,20, hier wiedergegeben in der Ubersetzung von A. PAB• (Hg.), Quintus Aurelius Symmachus,

Reden (Darmstadt I989), 8I.

Symm. or.

2,20.

Vgl. auch Amm.

28,2,2.

I I I2

I 3 I4 I 5 I6 I7

'

(6)

B•MERKUNGEN ZU EINEM SPAT•IKEN BLEIBARREN AUS WTORMS

• o-

(L׃י

C> <V •2 1׃1

g

<'·י

I 8 solli:en vergleichende naturwissenschafiliche Untersuchungen des Bleis von

Resten

der Dachplatten und des Wormser Barrens bnngen.

Um die Frage der Provenienz des Bleibarrens zu kl•ren, wurde 2008 am Institut

fiir Mineralogie der Universit•t Miinster anhand einer minimalen Probe eme Blei- isotopenanalyse durchgefiihrt. Es galt herauszufmden, ob der Barren m8g•icherwei- se in den regional benachbarten Bleierzgruben von Wiesloch (Rhein

Neckar-Kreis)

oder aber aus einem weiter entfernt liegenden Bergbaubezirk stammt.

Die Bleiisotopenverh•ltnisse im Blei des Barrens wurden mit einem sogenannten

Therm-Ionen-(Festk•rper)-Massenspektrometer (i. d. E VG Sektor 54) bestimmt.

mg Blei ben•tigt, welches entweder mit einem

• An Material wird hierfiir lediglich

Edelstahlbohrer oder auch einfach mit emem Messer dem Bleibarren mit seiner ty- pisch leichten Verformbarkeit enmommen werden kann. Nach der chemischen Auf-

bereitung wird ein geringer Tei• der Bleiprobe als schwerl6sliches Bleichlorid (PbCl)

auf ein Metallb•ndchen (Rhenium) eingedampft und dann in das Massenspektro- meter eingeschleust (max. 20 Proben). Dort wird unter Hochvakuum

wiederum

ein geringer Teil der Probe bei Temperaturen von I200 bis I•00° C ionisiert, der Rest

verdampft. Im Hochspannungsfeld werden die Ionen beschleunigt und der Ionen- strahl mit mehreren Schlitzblenden fokussien:. Im Anschluss werden die

geladenen

Teilchen dann im Analysatorbereich durch ein kurvenf•rmig ange•egtes elektromag- netisches Feld (60° Winkel) geleitet und dort je nach ihrem Massen-/Ladungsver- h•Itnis auf unterschiedliche Flugbahnen gelenkt. Im Vorfeld genau justierte Kollek- toren registrieren die voneinander getrennten, verschieden schweren Bleiisotope.

Die

Anzahl der auf die Kollektoren aufschlagenden Ionen gibt schlussendlich das MaB

fiir die H•ufigkeiten der vier verschiedenen Isotope des Bleis. Fiir den Vergleich der

Analyse des hier vorgestellten r•mischen Bleibarrens mit Bleiisotopendaten histo- risch/arch•ologisch in Frage kommender Bleierzlagerst•tten wird der

Einfachheit

halber m•t den Verh•ltnissen der Bleiisotope gearbeitet. In der Arch•ometallurgie hat

sich eingebiirgert, in I)iagrammen die Verh•ltnisse relativ zu ••Pb als Indexisotop an- zugeben (s. Abb. 5 und 6). Da die Bleiisotopenmethode letztendlich ein Aus- schluBverfahren ist, wird auf diesem Wege versucht, den Kreis potentieller Bleilie- fergebiete m•glichst weit einzuschr•nken. Solche Lagerst•tten, deren

Bleiisotopien

mit denen der arch•ologischen Metallfunde iiberein•timmen, kommen hierbei als

Kandidaten fiir die Herkunft der Metalle in Frage.

Naturgem•B sind Messungen im Massenspektrometer mit einem gewissen Fehler

behaftet. Deren Genauigkeit wird bei dem hier verwendeten Massenspektrometer- Typ durch begleitende Messungen einer sehr genau bekannten Standardl•sung ermit- telt. Die Messungen und die Vorarbeiten dafiir werden unter m•glichst exakt densel- ben Konditionen durchgefi•ihrt. Typischerweise liegt der Feh•er einer Analyse bei ca.

o,I%, also I/I000 der erzielten Messwerte. In den folgenden Diagrammen Abb.

s

und 6 werden sie als Fehlerbalken in der oberen linken Ecke visualisiert.

Der natiirliche Variationsbereich der H••_ufigkeitsverh•ltnisse innerhalb der La- gerst•tten der ,,•lten Welt" ist etwa um das hundertfache gr8f•er als die •enauigkeit,

mit der die Verh•tnisse gemessen werden k•nnen. Daher sollte es ohne Schwierig- keiten m•5glich sein, die charakteristischen Isotopenmuster einzelner Erzvorkom- men innerhalb der gesamten Variation zu identifizieren und damit auch die m8gli-

I 2

(7)

0,0568

Messfehier

,•"י 0,0560-

9.0,0552- •ב

o

OVVormser Barren

·St Aldegunder Barren

OBIeiglanz

\••esloch

2• Bleigianz Nordeifei

(M echernich, M aubach.

Stolberg)

OBIeiglanz Untere Lahn (Bad

Ems, Braubach)

•Bieiglanz )Osteifei (div

2; ii

0,0544 -

0,0536-

;י>

0,880 0,870

0,850 0,860

207Pbi206Pb 0,840

0,0528 0,830

•°•Pb/•••Pb-•°•Pb/•°•Pb-Diagramm mit den Bleiisotopendaten des W•ormser und St.

Alde- :

• Abb.

gunder Bleibarrens und von Bleiglanz von Lagerstattenrevieren im Rheinischen Schiefergebirge

(s. Legende). Die Bleierzanalyscn stammen von Bielicki & Tischendorf (I99I), Zwicker et al.

(I99I),

Schneider (I994), Bemer & Kappes (I996), Krahn & Baumann (•996), H•debrand (I998), Du•li- Miiller (2005), Bode

(2008).'•

chen Herkunftsgebiete von arch•ologischen Metallen, deren Bleisignatur mit sol- chen Erzvorkommen

zusammenfal•en.

Die Analyse des Wormser Bleibarrens lieferte folgende Ergebnisse:

•°•Pbr°•Pb:

38,408

•°•Pb/•°•Pb:

0,8467

•°•'Pb/•°•Pb : I 5 ,62 I

•°4Pbr°•Pb:

0,05420

•°••Pbr°•Pb:

I8,449

•°•Pbr°'•Pb:

2,082

I 8 K.-H. BiEucKI, G. TIscHENDoRF, Lead isotope and Pb-Pb model age determmations of ores from Central

Europe and their metallogenetic interpremtion. Contnbutions to Mmeralogy and Petrology IO6, I99•, 440-

•6I ; U. ZWICKER, N. H. GALE, Z. STos-GALE, Metallographische, analytische und technologische Un- tersuchungen sowie Messungen der Bleiisotope an Otto-Adelheid-Pfennigen und Vergleichsmiinzen meist

aus dem 9.-••.Jahrhundert. In: G. HATz, V. HATz, U. Zw•cKER, N. H. GALE, Z, GALE (Hrsg.), Otto-Adel- heid-Pfennige. Commentationes de Nummis Saeculorum IX-XI. The Royal Swedish Academy of Letters,

History and Antiquities (Stockholm I99I) 59-•46;J. SC•ElDER, Geochemische Untersuchungen zur Genese

von Buntmetallvereizungen in der Nordeifel. Unver6flentlichte Diplomarbeit I994, Universitat GieBen;

Z.

BERNER, B. KAPPEs, Untersuchungen gew•sserrelevanter Emfliisse von Bergbauha1den in Abh•ngigkcit von

der Standzeit - Teilprojekt 2. Unver•Hentlichte Abschlussarbeit zum Forschungsvorhaben o2WA9•67/4

(I996), Institut fiir Petrographie und Geochemie, Universieit Karlsnihe; L. KRAHN, A. BAuMANN, Lead iso- tope systematics ofepigenetic ]ead-zinc mineralization in the western pair ofthe Rheinisches

Schiefergebirge,

Geimany. Mineralium Deposita 3I,I996,225-237; L. H. H•LDEBRANDT, Die Schwermetallbelastungen

durch den historischen Bergbau im Raum Wiesloch. Dissertation Ruprecht-Karl-Universit:•t Heidelberg

•998; S. DuRALI-MOLLER, Roman •ead and copper mining in Germany. Their origin and development trough

time, deduced from lead and copper isotope provenance studies. Disseitation Universit•t Fr•it am Mam

2005 ; M. BoDE, Arch•ometallurgische Untersuchungen zur Blei-/Silbergewmnung im Gemianien der fiiihen

R8mischen Kaiserzeit. Disseitation Universit•t Miinster 2008.

I

3

(8)

BEMERKUNGEN ZU EI• SPXTANTIKEN BLEIBA•N AUS WORMS

2,140

Me•hler

2,125

'

23(

K •

r•

d

OV\lbrmser Barren

·St Aldegunder Barren

\•,זlesloch 081eiglanz

· Bleiglanz Nordeifel

(M echern:ch. M aubach, Stolberg)

081eiglanz Untere Lahn (Bad

Ems, Braubach)

ABleig•anz )Osteifel (div

.

2,110 2,095

<>

2,080

O ••

2,065

,•

2,050

0,830 O, 840 O, 850 O, 860 O, 870 O,

880

207Pb/206Pb

Abb. 6: •°•Pb/•°•Pb-•°•Pb/•°•Pb~Diagramm mit den Bleiisotopendaten des 'Wormser und St. Alde- gunder Bleibarrens und von Bleiglanz von Lagerst•ttenrevieren im Rheinischen

Schiefergebirge

(s. Legende). Die Bleierzanalysen stammen von Bielicki & Tischendorf (I99I), Zwicker et al.

(I99•),

Schneider (I994), Bemer & Kappes (I996), Krahn & Baumann (I996), H•debrand (I998), Durali- M•ller •(2o05), Bode

(2008).

Die Vermutung, dass der Barren m8glicherweise aus Erzen der nahe gelegenen

Lagerst•tte Wiesloch stammen k•nnte, hat sich nicht best•tigt. Vielmehr ist eine

entsprechende Provenienz klar auszuschlie•en. Der Vergleich mit den Bleiisotopen- daten anderer Bleibarren aus dem r6mischen Germanien brachte das iiberraschen- de Ergebnis, dass der \Wormser Barren aus der gleichen Quelle stammen diirfi:e wie

ein weiterer sp•tantiker Barren•°, der vor einigenJahren im Moselort St.

Aldegund

(Kr. Cochem-Zell) entdeckt wurde (Abb. 7) . Dieser ist ebenfalls als kaiserliches Ei- gentum markiert, findet sich dort doch auf einer Seitenfl•che dreimal der Stempel-

eindruck DNPVI, fiir den als Lesung d(omini) n(ostns) P(iavonii) Vi(ctorini) vor-

geschlagen wurde und der somit aufdie Regierungszeit Valentinians •.

(425-455)

verweisen wiirde. Fiir diesen Barren wurde eine Herkunft wohl aus Lagerstatten

des nordwestlichen Teils der Osteifel vorgeschlagen.•• Die gleiche Provenienz diirf- te fiir den Wormser Barren anzunehmen sein. Setzt man eme Herkunfi aus einer

Quelle voraus, dann diirfien andere Bergbaureviere mit •hnlicher Isotopensignatur

wie z. B. Bleierzziige des Taunus oder aber britannische Lagerst•tten aufgrund

historischer (Jberlegungen ausscheiden.••

I9 Ebd.

20 P. Rcm•ENHOFER, Verborgen an der Mosel. Ein ungew•hnlicher Metalldepotfund aus dem 5 . Jh. n.

Chr.,

Arcl•iologisches Korrespondenzblatt 4,2007,549-56•·

2I M. Bode in Rothenhi5fer (Anm. I8) 555-557·

22

ZurDiskussionm•glicherProvenienzgebietesieheebenda.

I4

(9)

Abb. •: Sp•tantiker Bleibarren aus dem

Moselst•dtchen Sankt Aldegund (Kr.

Cochem-Zell),

der ebenfalls eine kaiserliche Eigentumsmarkierung besitzt.

Der Wormser Barren ist damit ein weiterer wichtiger Beleg fiir die Existenz kai- serlicher Bergwerke in der Eifel und beleg•: kaiserlichen Bergbaubesitz erstmals auch fi:ir das •. nachchristlicheJahrhundert. Setzt man femer einen Zusammenhang mit

dem valentinianischen Ausbau der Rheingrenze voraus, dann belegt der Barren

zugleich eindrucksvoll die Sorge Valentmians I. fiir die Ausfijhrung der Bauten, in- dem er aus eigenen Quellen•• geeignetes Baumaterial zur Verfiigung stellen lief•.

BILDNACHWEISE:

Abb. I-•, 7: I• Rothenhofer; Abb. 4, s : M.

Bode

Gegen die •er wieder anzutreffende Meinung, in der Sp•tantike seien stimtliche Bergwerke in kaiser- licher Hand vereinigt gewesen, wandte sich zuletzt M. HEIL, Die Bergwerksprokuratoren der r8mischen

Kaiserzeit. In: E. OisHAusEN (Hrsg.), Die Sch•tze der Erde. Natiirliche Ressourcen in der antiken Welt.

Akten des Io. Int. Koll. zur Historischen Geographie des Altemms in Stuttgart, I•.-I8.os.2008 (m Vorbe- reitung). Auch in der Sp•tantike ist demnach zwischen Bergwerken in privater und kaiserlicher Hand zu

differenzieren.

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