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f(x, y) = (x, y) = x 2 + y 2 für alle x,y, und ist g = f Φ : [0, [, so gilt g(r, ϕ) = r(cos(ϕ), sin(ϕ)) = r für alle (r, ϕ) [0, [.

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Academic year: 2022

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(1)

Die Verwendung von Polarkoordinaten in analytischen Kontexten ist vor al- lem dann von Vorteil, wenn eine Funktion f :R2 →Rrotationssymmetrisch ist.

Ist zum Beispiel

f(x, y) = i(x, y)i =

£

x2 + y2 für alle x, yPR, und ist g = f +Φ: [ 0,∞[×R →R, so gilt

g(r,ϕ) = ir (cos(ϕ), sin(ϕ))i = r für alle (r,ϕ)P[ 0,∞[×R.

Unsere Funktion ist aus polarer Sicht also einfach die Projektion auf die erste Komponente, also eine sehr einfache und vollkommen wurzelfreie Funktion. Es fragt sich, wie eine „polare Analysis“ von f aussieht. Für die Integrationstheorie können wir die Frage allgemein so formulieren:

Gegeben ist eine Funktion g in Polarkoordinaten, die wir integrieren wollen. Wir können nun g in Achsenkoordinaten x und y darstellen und wie üblich integrieren.

Lässt sich die mühsame Übersetzung von r,ϕnach x, y nicht vermeiden und das Inte- gral anstatt nach „dx dy“ nicht direkt nach „dr dϕ“ bestimmen ?

Bei der Übersetzung im Beispiel oben erhalten wir eine Wurzelfunktion, die müh- samer zu integrieren ist als die Projektionsfunktion. Der Wunsch nach einer di- rekten Integration in Polarkoordinaten ist hier nur natürlich. In der Tat lassen sich Funktionen in Polarkoordinaten sehr einfach nach dr und df integrieren. Wir müssen lediglich einen „Korrektur-“ oder „Transformationsfaktor“ beachten:

Satz (Integration in ebenen Polarkoordinaten)

Sei f :R2 →Reine integrierbare Funktion mit kompaktem Träger.

Dann gilt:

I(f) =

*

0

*

0

f+Φ(r,ϕ) r dϕdr =

*

0

*

0

f

(

r cos(ϕ), r sin(ϕ)

)

r dϕdr.

Anstelle f als Doppelintegral über x und y zu integrieren, können wir also mit gleichem Ergebnis f+Φals Doppelintegral über die Koordinaten r undϕinte- grieren, wobei wir dem Integral über f+Φden Faktor r hinzufügen müssen. Er entspricht der Tatsache, dass der Umfang eines Kreises mit Radius r das r-Fache des Umfangs des Einheitskreises ist. Integrieren wir bei festem r über alle Winkel ϕ, so hat dieser „infinitesimale Beitrag“ zum Integral das r-fache Gewicht. (Wir werden am Ende des Abschnitts einen allgemeinen Satz formulieren, der den Korrekturfaktor einer Koordinatentransformation genau angibt.)

Liegt eine Funktion g in Polarkoordinaten vor, d. h., ist g = f +Φfür eine ge- wisse Funktion f :R2 →R, so können wir das gewünschte Integral (das ist das In- tegral I(f) über f, nicht das Integral I(g) über g) einfach berechnen durch I(f ) =

*

0

*

0

g(r,ϕ) r dϕdr,

(2)

wobei wir stillschweigend annehmen, dass f einen kompakten Träger besitzt und integrierbar ist. In der Praxis ist g oft als Term gegeben, etwa

g(r,ϕ) = r2sinϕ + r für alle (r,ϕ)P[ 0,∞[×R.

Wir verwenden dann einfach den g definierenden Term als Integranden und multiplizieren ihn mit r. Anschließend wird das Integral wie ein übliches Doppel- integral behandelt (in unserem Beispiel integrieren wir r3sinϕ+ r2). Die Integra- tionsvariablen heißen nun r undϕ, aber wir können ihnen auch beliebige andere Namen geben.

Beispiel 1: Berechnung der Kreisfläche

Sei R>0 und K = { (x, y)PR2|i(x, y)i≤R }. Dann ist 1Keine integrierbare Funktion mit kompaktem Träger, und I(1K) ist die Fläche eines Kreises mit Radius R. Ist g = 1K +Φ, so gilt

g(r,ϕ) =

{

10 fallsfalls rr> R,R.

Damit berechnet sich also die Kreisfläche zu I(f) =

*

0

*

0

g(r,ϕ) r dϕdr =

*

0 R

*

0

1 r dϕdr =

*

0

R2πr dr = πr2

r = 0 r = R

= R2π.

Bei der Reduktion des Integrationsbereichs von [ 0,∞[×[ 0, 2π] auf das Rechteck [ 0, R ]×[ 0, 2π] verwenden wir, dass der Träger von r g eine Teilmenge dieses Rechtecks ist.

Beispiel 2: Sektorformel von Leibniz

Die Sektorformel von Leibniz für Kurven in Polarkoordinaten (vgl.

die Ergänzungen E7) können wir nun so begründen:

Ist f : [ 0, 2π] →R2eine Kurve mit

f(ϕ) = R(ϕ) e = R(ϕ)

(

cos(ϕ), sin(ϕ)

)

für alleϕP[ 0, 2π],

so ist der im Winkel- bzw. Zeitintervall [ a, b ] von der Kurve f überstri- chene Flächeninhalt A(f |[ a, b ]) gleich

*

a b

*

0

R(ϕ)1⋅r dr dϕ =

*

a b r2

2 r = 0

r = R(ϕ)

dϕ = 1

2

*

a

bR(ϕ)2dϕ,

in Übereinstimmung mit der früheren Formel. Für den Spezialfall R(ϕ) = R und [ a, b ] = [ 0, 2π] ergibt sich erneut die Kreisfläche.

(3)

Beispiel 3: Bestimmung des Gauß-Integrals Wir berechnen das Gauß-Integral

γ =

*

−∞

e− x2/2dx

mit Hilfe von ebenen Polarkoordinaten und einer auf Poisson zurückge- henden Umformung (vgl. 1. 6). Wir definieren hierzu f :R2 →Rdurch

f f(x, y) = e− (x2+ y2)/2 für alle x, yPR.

Ist K(R) der Kreis mit Mittel- punkt 0 und Radius R>0, so gilt

*

K(R)

f(x, y) dx dy =

*

0

*

0

Re−r2/2r dr dϕ =

*

0

−e−r2/2

r = 0 r = R

dϕ = 2π

(

1 − e− R2/2

)

.

Damit können wir nunγbestimmen. Sei hierzu a>0 und g(a) =

*

−a

ae− x2/2dx.

Dann gilt

g(a)2 =

( *

−aae− x2/2dx

) ( *

−aae− y2/2dy

)

=

*

−a a

*

−a

ae− x2/2e− y2/2dx dy =

*

[ −a, a ]2 f.

K(a)

[ − a, a ]2 K(£2 a) Wegen K(a)⊆[ −a, a ]2⊆K(£2a) und f≥ 0 gilt

*

K(a)f ≤

*

[ −a, a ]2f ≤

*

K(£2a)f.

Folglich ist

(

1 − e− a2/2

)

g(a)2

(

1 − e− a2

)

.

Die linke und rechte Seite strebt gegen 2π, wenn a gegen unendlich strebt.

Wegen limag(a) =γgilt alsoγ=£2π.

(4)

Bemerkung

Erweitert man die Theorie auf Funktionen mit nichtkompaktem Träger, so kann man folgende Kurzform des Arguments rechtfertigen:

γ2 =

( *

−∞e− x2/2dx

) ( *

−∞e− y2/2dy

)

=

*

−∞

*

−∞e− (x2+ y2)/2dx dy

=

*

0

*

0

e−r2/2 r dr dϕ =

*

0

−e− r2/2

|

r = 0r = = 2π(1 − 0) = 2π.

Ebenso kann man dann das Gauß-Integral nach der folgenden auf Laplace zurückgehenden Methode ohne Verwendung von Polarkoordinaten berechnen:

γ2

4 = γ

2 γ

2 =

( *

0e− x2/2dx

) ( *

0e− y2/2dy

)

=

*

0

*

0

e− (x2+ y2)/2dx dy (Substitution „y = x t “)

=

*

0

*

0

x e− (x2+ x2t2)/2dt dx

=

*

0

*

0

x e− x2(1 + t2)/2dx dt

=

*

0

−1

1 + t2 e− x2(1 + t2)/2

|

x = 0x = dt =

*

0 1 + t1 2 dt

= arctan(t)

|

0 = π/2 − 0 = π/2.

Die Funktion g :R2 Rmit g(x, y) = |x| e− x2(1 + y2)/2. Das Volumen unterhalb von g ist identisch mit dem Volumen unterhalb der Gauß-Funktion.

(5)

Integration für Funktionen in räumlichen Polarkoordinaten

ϕ θ

Auch dreidimensionale Funktionen können in Polarkoordinaten dargestellt werden, wobei hier drei Koordinaten r,θ,ϕverwendet werden. Üblich ist die folgende Bedeutung dieser Koordinaten:

(1) Die Koordinate r≥0 misst den Abstand eines Punktes (x, y, z) zum Ursprung.

(2) Die KoordinateθP[ 0,π]

gibt den Winkel an, den (x, y, z) mit der positiven z- Achse einschließt.

(3) Die KoordinateϕP[ 0, 2π[ misst den Winkel der Projektion (x, y, 0) des Punktes auf die x-y-Ebene wie bei ebenen Polarkoordinaten.

Damit istθder „polare Breitengrad“ undϕder „Längengrad“ eines Punktes p, der sich auf der Oberfläche einer Kugel mit Radius r befindet. (Im Gegensatz zur Geographie wird der Breitengrad hier nicht vom Äquator, sondern vom Nordpol aus gemessen, und der Längengrad wird auf die positive x-Achse geeicht.) Dieser geometrischen Bedeutung der Polarkoordinaten entsprechen, wie im zweidi- mensionalen Fall, FunktionenΨundΦ, die die wechselseitige Umrechnung von x, y, z in Polarkoordinaten r,ϕ,θbeschreiben.

Definition (Umrechnung von Achsenkoordinaten in Polarkoordinaten im Raum) Wir setzenP= { (0, 0, 0) }∪] 0,∞[×[ 0,π]×[ 0, 2π[ und definieren Ψ:R3 →Pfür alle x, y, zPRdurch

Ψ(x, y, z) =

(

i(x, y, z)i, arg(z + ii(x, y, 0)i), arg(x + iy)

)

=

(

i(x, y, z)i, arctan2(z,i(x, y, 0)i), arctan2(x, y)

)

.

GiltΨ(x, y, z) = (r,θ,ϕ), so heißen r,θ,ϕ(räumliche) Polarkoordinatenoder Kugelkoordinatenvon (x, y, z).

Zur Begründung der Definition derθ-Koordinate betrachten wir das recht- winklige Dreieck mit den Ecken

A = 0, B = (0, 0, z), C = (x, y, z).

θsoll nach (2) der Winkel an der Ecke A dieses Dreiecks sein. Die Strecke von B nach C hat die Länge a =i(x, y, 0)i. Damit ist das Dreieck ABC kongruent zum ebenen Dreieck mit den Ecken 0, (z, 0), (z, a), sodassθ= arg(z + i a).

(6)

Definition (Umrechnung von Polarkoordinaten in Achsenkoordinaten im Raum) Wir definierenΦ: [ 0,∞[×[ 0,π]× R →R3durch

Φ(r,θ,ϕ) = r sin(θ)

(

cos(ϕ), sin(ϕ), 0

)

+ r cos(θ)

(

0, 0, 1

)

= r

(

sin(θ) cos(ϕ), sin(θ) sin(ϕ), cos(θ)

)

für alle r,θ,ϕ.

Für räumliche Polarkoordinaten gilt der folgende Integrationssatz:

Satz (Integration in räumlichen Polarkoordinaten)

Sei f :R3 →Reine integrierbare Funktion mit kompaktem Träger.

Dann gilt I(f) =

*

0

*

0 π

*

0

f+Φ(r,θ,ϕ) r2sin(θ) dϕdθdr

=

*

0

*

0 π

*

0

f

(

r sin(θ) cos(ϕ), r sin(θ) sin(ϕ), r cos(θ)

)

r2sin(θ) dϕdr.

In der angegebenen Reihenfolge der Integration wird bei festgehaltenem r undθüber den Längengradϕintegriert. Polarkoordinaten mit festen Werten r undθbeschreiben Breitenkreise der Oberfläche der Kugel Krmit Mittelpunkt 0 und Radius r. Läuft nunθbei festem r von 0 nachπ, so durchlaufen diese Breiten- kreise vom Nordpol zum Südpol die gesamte Oberfläche der Kugel Kr. Läuft nun noch r von 0 nach unendlich, so füllen diese Kugeloberflächen den gesamten Raum aus. Der „Transformationsfaktor“ r2sinθlässt sich dabei wie folgt verste- hen: Die Oberfläche einer Kugel mit Radius r ist das r2-Fache der Oberfläche ei- ner Kugel mit Radius 1, trägt also das entsprechende Gewicht zum Integral bei.

Weiter ist der Umfang des dem Winkelθentsprechenden Breitenkreises auf Kr das sin(θ)-Fache des Umfangs des Äquatorialkreises auf Krmit Radius r, sodass diese Breitenkreise ein entsprechendes Gewicht zum Integral beitragen.

Beispiel: Berechnung der Kugelvolumens

Sei R>0, und sei K = { (x, y, z)PR3|i(x, y, z)i≤R }. Dann ist 1Keine integrierbare Funktion mit kompaktem Träger, und I(1K) ist das Volumen einer Kugel mit Radius R. Nach dem Satz gilt

I(1K) =

*

0 R

*

0 π

*

0

1⋅r2sin(θ) dϕdθdr

=

*

0 R

*

0

π2πr2sin(θ) dθdr

=

*

0

R2πr2 − cos(θ)

0

π dr =

*

0

R4πr2dr = 4 3 πR3.

(7)

Zylinderkoordinaten

ImR3sind neben Polarkoordinaten auch Zylinderkoordinaten in Gebrauch.

Ein Punkt (x, y, z) des Raumes hat dabei Zylinderkoordinaten (ρ,ϕ, z′), falls (ρ,ϕ) ebene Polarkoordinaten von (x, y)PR2 sind und weiter z′= z gilt. Die dritte Komponente ist also der übliche Höhenanteil, während die Koordinaten x und y durch die ebenen Polarkoordinaten ersetzt werden.ρist die Länge der Projek- tion des Vektors (x, y, z) auf die x-y-Ebene, undϕist das Argument von x + i y im Winkelintervall [ 0, 2π[. (Da r oft stillschweigend für die Länge von (x, y, z) ver- wendet wird, ist es günstig, eine andere Variable zu wählen, und hier bietet sich ρan.) Wie für die ebenen und räumlichen Polarkoordinaten werden Transfor- mationsfunktionenΨundΦerklärt:

Ψ(x, y, z) =

(

i(x, y, 0)i, arctan2(x, y), z

)

für alle (x, y, z)PR3, Φ(ρ,ϕ, z) =

(

ρcos(ϕ), ρsin(ϕ), z

)

für alle (ρ,ϕ, z)P[ 0,∞[×R×R.

Ihrer Natur nach sind Zylinderkoordinaten besonders geeignet, Punkte einer bzgl. der z-Achse rotationssymmetrischen Menge zu beschreiben. Für eine Funktion g : [ 0, h ] →] 0,∞[ ist

A =

{

(x, y, z)

|

zP[ 0, h ], x2+ y2 ≤ g(z)2

}

der Körper, der entsteht, wenn wir [ 0, h ] als Teilmenge der z-Achse auffassen und die Funktion g um die z-Achse rotieren. Es gilt

Ψ[ A ] =

{

(ρ,ϕ, z)

|

zP[ 0, h ], ρP[ 0, g(z) ], ϕP[ 0, 2π]

}

.

Die Menge auf der rechten Seite können wir als Darstellung von A in Zylinder- koordinaten auffassen.

In der x-y-Ebene sind Zylinderkoordinaten ebene Polarkoordinaten, sodass bei Integration in Zylinderkoordinaten ein Transformationsfaktor ρ hinzu- kommt:

Satz (Integration in Zylinderkoordinaten)

Sei f :R3 →Reine integrierbare Funktion mit kompaktem Träger.

Dann gilt I(f) =

*

−∞

*

0

*

0

f+Φ(ρ,ϕ, z) ρ dϕdρdz.

(8)

Die Transformationsformel

Wir haben nun mehrere Beispiele kennengelernt, wie wir Integrale in anderen Koordinatensystemen berechnen können. Der Übergang von den Achsenkoor- dinaten zu den neuen Koordinaten ist dabei durch eine FunktionΨgegeben, die Rückübersetzung durch eine FunktionΦ. Bei der Berechnung von Integralen in den neuen Koordinaten ist ein Korrektur- oder Transformationsfaktor zu be- rücksichtigen, der sich aus der geometrischen Natur des Koordinatenwechsels ergibt. Wir hatten ihn von Fall zu Fall anschaulich begründet. Allgemein gilt:

Satz (Transformationsformel)

Seien A, B⊆RnJordan-messbar, und seiΦ: A →B bijektiv derart, dass ΦundΨ=Φ−1stetig differenzierbar sind. Dann gilt für alle integrierbaren Funktionen f : B →Rmit kompaktem Träger:

I(f ) =

*

Bf(x1, …, xn) dx1… dxn

=

*

A

f+Φ(y1, …, yn)

|

det JΦ(y)

|

dy1… dyn.

Der Korrekturfaktor an einem Punkt y ist bei der Koordinatentransformation Ψ=Φ−1also gegeben durch den Betrag der Determinante der Jacobi-Matrix von Φim Punkt y. Da diese Determinante die Volumenverzerrung der Linearisie- rung vonΦim Punkt y angibt, ist es nicht überraschend, dass dieser Faktor bei der Integration zu berücksichtigen ist. Streckt Φ den Raum im Punkt y, so staucht unsere TransformationΨden Raum im Punkt x =Φ−1(y), und deswegen müssen wir in der transformierten Berechnung den Punkt y mit einem entspre- chend höheren Gewicht versehen, um die Stauchung auszugleichen. Analoges gilt, wennΦim Punkt y den Raum nicht streckt, sondern staucht.

Der Leser vergleiche die Transformationsformel mit der Substitutionsregel.

Für letztere kamen wir ohne Bijektivität und ohne Betragsstriche aus. Die mehr- fach durchlaufenen Bereiche löschen sich hier automatisch aus, und negative Ab- leitungen werden durch die Integrationsgrenzen ausgeglichen.

Zur Illustration betrachten wir die Transformationsformel für die räumlichen Polarkoordinaten. Hier gilt für alle (r,θ,ϕ)P[ 0,∞[×[ 0,π]×R:

Φ(r,θ,ϕ) = r

(

sinθcosϕ, sinθsinϕ, cosθ

)

.

Schränken wirΦauf die offene Menge A = ] 0,∞[ × ] 0,θ[ × ] 0, 2π[ ein, so erfülltΦ: A →B mit B = R3 − { (x, 0, z) | x≥ 0, zPR}

(9)

die Voraussetzungen des Satzes. Die Menge B ist der ganze dreidimensionale Raum ohne die durch die positive x-Achse und die z-Achse definierte Halb- ebene, die für die Integration im Raum so unwesentlich ist wie im Eindimen- sionalen ein Punkt und im Zweidimensionalen eine Gerade. Die Determinante der Jacobi-Matrix vonΦin einem Punkt (r,θ,ϕ)PA berechnet sich zu

det JΦ(r,θ,ϕ) =

rΦ1θΦ1ϕΦ1

rΦ2θΦ2ϕΦ2

rΦ3θΦ3ϕΦ3

=

sinθcosϕ r cosθcosϕ − r sinθsinϕ sinθsinϕ r cosθsinϕ r sinθcosϕ

cosθ −r sinθ 0

= r2cos2ϕsin3θ + r2sin2ϕsin3θ + r2cos2θsinθ

= r2sinθ

(

cos2ϕsin2θ + sin2ϕsin2θ + cos2θ

)

= r2sinθ,

wobei wir die Determinante durch Entwicklung nach der ersten Spalte berech- net haben. Für alle betrachteten r undθist r2sinθgrößergleich 0, sodass

|r2sin(θ)| = r2sin(θ).

Damit liefert die Transformationsformel unseren anschaulich begründeten Kor- rekturfaktor.

(10)

-2 -1 0 1 2 -2

-1 0 1

2-2 -1 0 1 2

-2 -1 0 1 2

Ausblick: Oberflächen von Funktionsgraphen

Durch geometrische Überlegungen konnten wir eine Formel für die Oberflä- che von Rotationskörpern gewinnen. Nicht alle elementargeometrischen Ober- flächen entstehen jedoch durch Rotation. Sattelflächen und Ellipsoide mit paar- weise verschiedenen Halbachsen sind Beispiele hierfür. Wir wollen deswegen nun noch einen weiteren Oberflächentyp betrachten, der zwar immer noch nicht so allgemein wie möglich ist, aber zumindest Sattelflächen, allgemeine Ellipso- ide und viele andere Beispiele umfasst. Wir betrachten hierzu eine Funktion f : P →R, P ⊆ R2

und fragen, welchen Inhalt der Graph A(f ) = { (x, y, f(x, y)) | (x, y)PP } ⊆ R3

von f besitzt. Wir untersuchen also Höhenlandschaften im Hinblick auf ihre Flä- che. Die Idee ist wieder, A(f ) durch einfache Flächen zu approximieren, deren In- halt bekannt ist. Nehmen wir an, dass f differenzierbar ist, so bieten sich hierzu Stücke der Tangentialebenen von f an. Wir überziehen hierzu P mit einem Gitter der Maschenweiteδ >0 und betrachten für jedes Quadrat Q des Gitters die auf Q zurückgeschnittetene Tangentialebene hQ: Q →Rvon f im Punkt

(mQ, f(mQ)), wobei mQ = „der Mittelpunkt von Q“.

Dadurch wird A(f) durch räumliche Parallelogramme mit den Ecken (p1, h(p1)), (p2, h(p2)), (p3, h(p3)), (p4, h(p4))

appoximiert, wobei p1, …, p4die Ecken von Q sind. Die folgenden Diagramme illustrieren diesen Ansatz.

Ein Gitter der Maschenweite δ = 1/2

auf P = [ − 2, 2 ]2. Eine differenzier- bare Höhenlandschaft auf P kann durch über den Quadraten des Gitters angebrachten Tangentialebe- nen von f approximiert werden. Sie berühren A(f ) über den Mittelpunk- ten der Quadrate.

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