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Neue Rahmenbedingungen für den Schienengüterverkehr in der Schweiz | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Wirtschaftspolitische Stellungnahmen

37 Die VolkswirtschaftDas Magazin für Wirtschaftspolitik 1/2-2009

Für weite Distanzen setzt die Migros wenn möglich die Schiene ein. Als einziger Detailhändler in Europa transportiert das Unternehmen beispielsweise Bananen in temperaturgeführten Bahnwagen von den europäischen Häfen in die Schweiz. Auch Container mit anderen Gütern aus Übersee werden ab den Nordhäfen konsequent mit der Bahn befördert. Diese Container werden ins Verkehrsnetz von SBB Cargo eingespeist und ohne Umlad auf einen Camion bis zum Anschlussgeleise des Migros-Verteilzentrums befördert. Dies ist möglich, da die Migros seit Jahrzehnten selber in Schieneninfra- strukturen investiert. Die Verteilzentren, die regionalen Betriebszentralen und die eigenen Produktionsbetriebe haben Gleisanschluss und benutzen das Wagenladungsverkehrs- netz der SBB Cargo für ihre Beschaffungs- und Distributionstransporte.

Hemmende Verlagerungspolitik des Bundes

Trotz dieser einmaligen Voraussetzungen erweist sich die Verlagerungspolitik des Bundes als hemmend. Sie führt zwar dazu, dass der Verkehr auf die Schiene verlagert werden kann, konzentriert sich aber auf die Nord-Süd-Achsen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass sich der Binnenverkehr mehr und mehr auf die Strasse verlagert. Dies läuft der CO2-Politik des Bundes diametral entge- gen. Für diese Fehlentwicklung sind u.a. fol- gende Ursachen auszumachen:

– Der Schienengüterverkehr bezahlt im Ver- gleich zum Personenverkehr in der Schweiz bis zu dreimal höhere Trassenge- bühren.

– Der Trassenpreis für den Güterverkehr ist im internationalen Vergleich sehr hoch.1 – Das Trassenpreissystem subventionierte

bisher einseitig den von der Lastwagen- lobby gestützten kombinierten Verkehr.

– Die Bahninfrastruktur ist auf die höheren Anforderungen des Personenverkehrs aus- gerichtet. Der Güterverkehr zahlt mit.

– Der Schienengüterverkehr hat generell eine tiefere Priorität als der Personenverkehr.

– Die Binnentransporttarife auf der Schiene werden vom Monopolisten SBB Cargo je- weils nach jeder Erhöhung auf der Strasse – z.B. der LSVA – angehoben. Damit wird

der Wettbewerbsvorteil der Schiene gleich wieder zunichte gemacht.

Im Sinne einer effizienten Verlagerungs- politik ist das Trassenpreissystem, welches heute auf Tonnage ausgerichtet ist, auf Ver- ordnungs- und Gesetzesstufe zu reformieren.

Einerseits ist das heutige Trassenpreissystem sehr gewichtsabhängig; andererseits führt die nachrangige Behandlung für die Eisenbahn- verkehrsunternehmen zu hohen Folgekosten in Form von Wartezeiten, Umfahrten und zusätzlichem Ressourcenbedarf. Ferner ist die gesamte Schieneninfrastruktur auf die hohen Anforderungen des Personenverkehrs ausgerichtet, für die der Güterverkehr antei- lig mitbezahlen muss.

Dass der Schienengüterverkehr im Ver- hältnis zum Schienenpersonenverkehr zu viel bezahlt, sieht man an den Erträgen der SBB-Infrastruktur. Der Güterverkehr liefert in der Schweiz zirka ein Drittel der Tras- senerträge, was einem überproportionalen Anteil im Vergleich zur beanspruchten Be- triebsleistung von 20% entspricht.

Verlagerungspolitik nicht nur auf Transit ausrichten

Die Migros ist überzeugt, dass die Rah- menbedingungen für den profitablen Wa- genladungsverkehr in der Schweiz aus wirt- schaftlichen und ökologischen Gründen erheblich verbessert werden müssen. Die Verlagerungspolitik darf sich nicht allein auf den Transitverkehr fokussieren. Das Parla- ment hat dies erkannt und in der Güterver- kehrsvorlage 100 Mio. Franken in den Wa- genladungsverkehr investiert. Denn speziell der Wagenladungsverkehr des Detailhandels ist für die SBB Cargo – gerade in wirtschaft- lich schwierigen Zeiten – ein stabilisierender Faktor im Schienengüterverkehr, kommen dort doch keine so grossen konjunkturellen Schwankungen wie beispielsweise im inter- nationalen Verkehr und im Transitverkehr vor. Eine Revision des Trassenpreises, wie sie die Motion von Ständerat Büttiker fordert, ist unerlässlich, damit in Zukunft noch mehr Binnenverkehr auf den leistungsfähigen Ver- kehrsträger Schiene verlagert werden kann.

Neue Rahmenbedingungen für den Schienengüterverkehr in der Schweiz

Bernhard Metzger Leiter Direktionsbereich Logistik Transport, Mitglied der Direktion Migros-Genossenschafts- Bund, Zürich

Die Migros setzt seit Jahren be­

wusst auf den umweltfreund­

lichen Verkehrsträger Schiene.

Mehr als 400 Bahnwagen sind täglich für das Unternehmen auf dem Schweizer Schienennetz unterwegs. Mit einem Transport­

umsatz von mehr als 40 Mio. Fran­

ken ist sie im Binnenverkehr die mit Abstand grösste Schweizer Kundin von SBB Cargo. Die Migros hat 2008 im Vergleich zum Vor­

jahr nochmals 8% (gemessen in Tonnenkilometern) mehr Güter auf der Schiene transportiert.

Damit weitere Transporte von der Strasse auf die Schiene verlagert werden können, müssen die Rah­

menbedingungen für den Schie­

nengüterverkehr im Allgemeinen und für den Wagenladungsverkehr im Speziellen entscheidend ver­

bessert werden.

1 Vgl. Grafik 2 im Artikel Bertschi auf S. 35 in dieser Ausgabe.

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