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Neue Technologien für die Bildung in der Schweiz | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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BILDUNG

22 Die Volkswirtschaft   7 / 2018

Lernende. Ein Lernender ist beispielsweise je- mand, der sich für einen «Massive Open On- line Course» (Mooc) anmeldet. Als Mooc wer- den Lehreinheiten in der Erwachsenenbildung bezeichnet, die online auch Nichtstudenten zur Verfügung stehen.

Langsames Wachstum

Edtech-Start-ups wachsen relativ langsam – vor allem wenn sie auf die öff entliche Bildung aus- gerichtet sind.1 Teilweise liegt dies daran, dass Schulleitungen ein Budget in der Regel mehr als ein Jahr im Voraus beantragen müssen. Die meisten Jungunternehmen expandieren zudem organisch, das heisst eher durch neue Kunden als durch Investoren. Wobei: Grosskunden sind manchmal durchaus bereit, auch die Rolle eines Investors zu übernehmen.

Die meisten Start-ups benötigen keine astro- nomischen Summen. Bei einem Investorentref- fen reichten kürzlich die Wünsche von 200 000 bis 2 Millionen Franken, hauptsächlich zur Kun- denakquisition und zur Erweiterung der be- reitgestellten Inhalte. Interessant ist auch, dass ein Teil der Jungunternehmen nicht gewinn- orientiert arbeitet: Sie träumen nicht davon, in drei Jahren von einer grossen Schwester aufge- kauft zu werden, sondern wollen sich weiter- entwickeln, Arbeitsplätze schaff en und vor al- lem einen positiven Beitrag zur Bildung leisten.

Ein solcher Fall ist Mobsya, ein Spin-off der ETH Lausanne (EPFL), das bereits mehr als 35 000 Roboter an Familien und Schulen verkauft hat.

Innovation am Swiss Edtech Collider

Die ETH Lausanne hat sich in Europa einen Ruf als Zentrum für digitale Bildung geschaff en. Für

B

ildung ist ein zentraler Bestandteil der Schweizer Wirtschaft, sowohl im öff entli- chen als auch im privaten Sektor. Der Markt für Technologien im Bildungsbereich – Educational Technologies (Edtech) – beinhaltet in erster Linie digitale Lerntools und Services. Auff allend ist das breite Spektrum an Produkten und Leistungen.

Beispiele sind eine App, mit der Lehrpersonen ad- ministrative Aufgaben schneller erledigen, eine Lernsoftware für Kinder mit Dyslexie, ein Robo- ter zum Erwerb von Programmierkenntnissen, eine App für Eltern, die Nachhilfestunden für ihre Kinder organisieren wollen, ein Kit, das Ju- gendlichen die Sonnenenergie erklärt, eine Platt- form für Onlinekurse in einer Firma oder ein Tool zur Rekrutierung von Hochschulstudierenden.

Da es unzählige Edtech-Anbieter gibt und kein Produktkatalog besteht, ist es für Bildungsver- antwortliche schwierig, sich einen Überblick zu verschaff en. Bevor sie ein Tool beschaff en kön- nen, müssen sie mehrere Anbieter konsultieren.

Der Markt ist in zahllose Start-ups zersplit- tert, von denen die meisten zwischen zwei und zehn Mitarbeitenden beschäftigen. Diese Klein- unternehmen wenden sich zudem oft an he- terogene Zielgruppen: Entscheidungsträger im Bildungssystem – Lehrkräfte, insbesonde- re Schulleitungen und kantonale Verantwort- liche  –, Eltern, Personal verantwortliche und

Neue Technologien für die Bildung in der Schweiz

Die ETH Lausanne treibt die digitale Bildung voran. Im «Edtech»-Sektor ihres Innova- tionsparks fi nden sich bereits 70 Start-ups.    Pierre Dillenbourg

Abstract    Der Markt für Technologien im Bildungsbereich (Educational Technologies, «Edtech») ist stark fragmentiert. Unzählige Start­ups bie­

ten vielfältige Lerntools an. Ihr Finanzbedarf ist relativ bescheiden, das Zielpublikum jedoch heterogen und häufi g an Budgetvorgaben gebunden.

Die ETH Lausanne hat sich in Europa als ein Zentrum für digitale Bildung etabliert und den Innovationsinkubator Swiss Edtech Collider gegründet, der Jungunternehmen in dieser Sparte fördert. Ein Jahr nach dessen Grün­

dung brüten dort bereits 70 Start­ups Ideen aus. Die EPFL unterstützt diese, indem sie Treff en mit Investoren organisiert und neue Produkte testet.

1 Eine Ausnahme ist die Coorp Academy, ein vom Innovationspark der ETH Lausanne ge- fördertes Start-up.

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KEYSTONE

Ein zielgerichtetes Computer­

programm verbessert den Lernerfolg in der Schule.

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BILDUNG

24 Die Volkswirtschaft  7 / 2018

Pierre Dillenbourg

Professor und Leiter Computer-Human Interaction in Learning and Instruction (Chili), Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL)

die von ihr bereitgestellten 80 Mooc-Onlinekur- se haben sich weltweit bisher über 2 Millionen Personen eingeschrieben. Mit dem Online-Wei- terbildungsangebot «Extension School» enga- giert sie sich an vorderster Front in der Vermitt- lung des Computational Thinking mit oder ohne Roboter. Ausserdem forschen mehrere EPFL- Labors zu Bildungstechnologien, insbesondere zur dualen Berufsbildung.

Auf diesem fruchtbaren Boden gedeihen seit vergangenem Jahr 70 Schweizer Start-ups im Umfeld des Inkubators «Swiss Edtech Col- lider» am Innovationspark der ETH Lausanne.

Sie profitieren von einem Ökosystem, das Stu- dierende zu Höchstleistungen motiviert und in dem Gastdozenten aus der Hochschul- und der Unternehmenswelt regelmässig Konferenzen abhalten. Der Technologietransfer zwischen den EPFL-Labors und den Jungunternehmen findet dabei in beide Richtungen statt.

Lerntool für Schreiner

Ein Beispiel für ein in unserem Labor entwi- ckeltes Edtech-Werkzeug ist das Augmen- ted-Reality-Lerntool, welches der Ausbildung von Logistik- und Schreinereilernenden dient.

Um die Wirkung des Tools zu messen, verglei- chen wir die Lernfortschritte von zwei Klas- sen, von denen die eine das Tool und die ande- re die herkömmliche Methode verwendet hat.

Ausschlaggebend ist dabei der Wissensstand nach einer Lektion: Wenn die Lernfortschritte in der Gruppe, die mit dem Tool arbeitet, deut- lich höher sind als in der Gruppe mit der tra-

ditionellen Lernmethode, hat sich der Einsatz des Augmented-Reality-Tools gelohnt.

Allerdings muss man aufpassen mit Verall- gemeinerungen. So kann man nicht sagen, dass alle Augmented-Reality-Tools grundsätzlich von Nutzen sind. Wir haben beispielsweise ge- zeigt, dass unsere Mooc die Erfolgschancen von Studierenden am Ende unseres sehr selektiven Propädeutikjahres steigern. Dies bedeutet aber nicht, dass alle Mooc effizient sind, sondern gilt nur für die analysierten Tools.

Dass die Ergebnisse mit Zurückhaltung ver- allgemeinert werden sollten, dürfte keine Über- raschung sein – schliesslich würde auch niemand behaupten, dass Bücher Lerninhalte effizient vermitteln, sondern wir alle wissen, dass die Wir- kung von der Qualität eines bestimmten Buches abhängt. Trotzdem kommt es häufig vor, dass Medienschaffende allgemeine Fragen über die Ef- fizienz von Mooc oder Robotern stellen.

Viele politische Entscheidungen beruhen ebenfalls auf Verallgemeinerungen und dem festen Glauben, dass eine bestimmte Technolo- gie an sich ein bestimmtes Ergebnis gewährleis- tet. Aus diesem Grund liefern die EPFL- Labors keine «schlüsselfertigen» Lernlösungen, son- dern setzen auf einen regelmässigen Austausch zwischen Forschungslabor und Start-up, um den Transfer von Forschungsergebnissen zu maximieren.

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