itschrifit für Allgemeinmedizm
18/19-93
Jahrgang • Heft 18/19 • 30. Juni 1993
IWm
■mmi
W''
;■.
HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART
Gastkommentar:
Auswirkungen des GSG auf die Allgemein
medizin - Sicht des PDA
Tips für die reise
medizinische Beratung Was ein »Hausarzt«
unbedingt über Malariaprophylaxe
wissen sollte Impfungen - im allgemeinen und
besonderen
■V. A
Die Legionärskrank- heit - oft unterschätzt m
Serie Ultraschall
phänomene:
der Sternenhimmel Kongreß Extra:
Neuropathie
m
Re-Infarktprophylaxe ist Vertrauenssache
ASPIRIN® TAH ist Teil eines modernen Therap
Konzeptes zur Re-Infarktprophylaxe, das stand
wissenschaftlich weiterentwickelt und begleitet wir
Mehr noch: In ASPIRIN® TAH steckt das Vertraue
das auch Ihre Patienten seit Generationen m
den großen Namen ASPIRIN und Bayer verbinde;
Ein Beitrag zur Unterstützung Ihrer Behandlung.
ASPIRIN
Aus Verantwortung ASPIRIN® TAH.
Aspirin® TAH Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 0,5 g Acetylsalicylsäure, Anwendungs
gebiete: Rheumatische Erkrankungen; Entzündung oberflächlicher Venen; Verminderung von Thrombosen und Embolien nach Operationen, insbesondere nach gefäßchirurgischen Ein
griffen; zur Vorbeugung von Schlaganfällen, nachdem Vorläuferstadien aufgetreten sind;
Verminderung der Gefahr weiterer Thrombosen der Herzkranzgefäße nach überstandenem Herzinfarkt, Aspirin® TAH soll längere Zelt oder in höheren Dosen nicht ohne Befragen des Arztes angewendet werden, Gegenanzeigen: Aspirin® TAH darf nicht angewendet werden bei Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren oder krankhaft erhöhter Blutungsneigung, Es sollte nur nach Befragen des Arztes angewendet werden bei gleichzeitiger Therapie mit gerinnungs
hemmenden Arzneimitteln (z, B, Cumarinderivate, Heparin), bei Glucose-6-Phosphatdehy- drogenasemangel, bei Asthma oder bei Überempfindlichkeit gegen Salicylate, andere Entzün
dungshemmer/Antirheumatika oder allergene Stoffe, bei chronischen oder wiederkehrenden Magen- oder Zwölffingerdarmbeschwerden oder bei vorgeschädigter Niere, in der Schwan
gerschaft, insbesondere in den letzten drei Monaten, Folgende Nebenwirkungen können auftreten: Magenbeschwerden, Magen-Darm-Biutverluste; selten Überempfindlichkeitsreak
tionen (Anfälle von Luftnot, Hautreaktionen); sehr selten eine Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie); reversibler Anstieg der Leberwerte (Transaminasen) bei hochdosierter Dauertherapie, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln; Erhöht werden: die Wirkung gerin
nungshemmender Arzneimittel, z, B, Cumarinderivate und Heparin; das Risiko einer Magen- Darm-Blutung bei gleichzeitiger Behandlung mit Kortikoiden; die Wirkung und unerwünschten Wirkungen aller nichtsteroidaler Rheumamittel; die Wirkung von blutzuckersenkenden Arznei
mitteln (Sulfonylharnstoffen); die unenvünschten Wirkungen von Methotrexat, Vermindert werden die Wirkungen von: Spironolacton; Furosemid; harnsäureausscheidenden Gichtmitteln, Aspirin®
TAH soll daher nicht zusammen mit einem der o, g, Stoffe angewendet werden, ohne daß der Arzt ausdrücklich die Anweisung gegeben hat, Hinweis: In Fällen, wo eine Dosierung von mehr als 6 Aspirin® TAH pro Tag bei Erwachsenen bzw, eine Überschreitung der entsprechen
den Dosis bei Kindern vorgesehen ist, können einige Magenmittel (Antacida) die erwünschten, hohen, kontinuierlichen Salicylat-Blutspiegel beeinträchtigen, Dosierungsanleitung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene auf ärztliche Anweisung bis zu 10 Tabletten pro Tag ein. Bei Kindern beträgt die Einzelhöchstdosis 13 mg Acetylsali
cylsäure/kg Körpergewicht, d, h,, bei Kindern mit einem Körpergewicht von weniger als 38 kg darf nur 1/2, bei Kleinkindern nur 1/4 Tablette gegeben werden,
Individuelle Dosierung beachten! Hinweise: Nicht auf nüchternen Magen einnehmen, Vorsicht bei eingeschränkter Nieren- und Leberfunktion, Handelsformen: 20 Tabletten DM 6,30; 50 Tabletten DM 13,10; 100 Tabletten DM 21,85, Stand: 2,93/ Bayer Leverkusen
Bayer
Die Tropen
Vordergründige Probleme einer Tropenmedizin: »Er selbst war, auch als ihm sein Körper bereits die ersten Alarmsignale gegeben hatte, immer noch der alte, schließlich hatte er stets die eiserne Gesundheit der Kränk
lichen gehabt. Transite Ariza hatte gern behauptet: >Mein Sohn hat nichts außer der Cholera gehabt. < Natürlich verwechselte sie die Cholera mit der Liebe, und das schon lange bevor sich ihr Gedächtnis getrübt hatte. Sie irrte sich jedenfalls, denn der Sohn hatte in aller Stille sechs Tripper gehabt, von denen der Arzt allerdings behauptete, es seien nicht sechs gewesen, sondern immer ein und derselbe, der nach jeder verlorenen Schlacht wieder auflebte.«
Tropen - das Üppige, Wuchernde der Landschaft, der Vegetation, des Lebens, der Menschen, aber auch das Heitere, Lebendig-Quellende wie Salsa, Merengu - Gabriel Garcia Marquez steht mit seiner Sprache, seinen prallen bildhaften Geschichten für diese Weltgegend, in die wir mit seinem preisgekrönten Roman »Die Liebe in den Zeiten der Cholera« eintreten.
Wir werden geführt in das Leben, Leiden dieser Menschen, ihre Krank
heiten und zu dem, was auch die Tropenmedizin ausmacht. Ursprünglich neben Neugier und Abenteuer stand für die Ärzte das Bewußtsein im Hintergrund: »Wer vom eigenen Leid verschont ist, hat sich berufen zu fühlen, das Leid der anderen zu lindern« (Albert Schweitzer). Die Aufgaben der Infektionsbekämpfungen haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt - Malaria: wann wird es bei 300 Millionen Infizierten, 110 Millionen Kranken und 2 Millionen Toten pro Jahr einen Impfstoff geben? Oder denken wir an AIDS!
Gesundheitstips gehören zum Ticket der Reisebüros. Tropenmedizin ist vor allem zur Touristikmedizin geworden. Aber wir täuschen uns, der Blick hinaus zeigt, mit welcher Anstrengung und mit welchem Ernst die einhei
mischen Ärzte forschen. Da geht es aktuell um Malaria-lmpfcocktails, oder man verfolgt die alten Spuren einer Volksmedizin. So ist Phyto-Therapie aktueller denn je. Die Besucher versammeln sich nicht nur an alten Quel
len, in Höhlen, sie werden unter Bäume geführt, Drachenbäume, zwischen 400 und 3000 Jahre alt, etwa beispielsweise den Dracaena draco, ein Agavengewächs der Gattung Drachenlilie, uns am nächsten auf Teneriffa.
Ihr Harz wird seit alters als roter Farbstoff und »Drachenblut« zum Ein
balsamieren der Toten benutzt, in Mundwässern und Zahncremes zuge
setzt, aber auch bei der Herstellung von Pflastern mitbenutzt wegen blut
stillendem Einfluß .
Tropenmedizin in den Tropen, auf diesen Spuren - nirgends läßt sich Vergänglichkeit deutlicher und rascher erfühlen, aber nirgends werden wir auf der anderen Seite auch so leicht und offen aufgenommen, gleich
sam in eine Art zweite Familie, wie es Hilde Domin in Santo Domingo während ihrer jahrelangen Zuflucht dort erleben konnte:
Und die dunklen Mandelbäume und die Kastanien
wachsen Seite an Seite in deinem Herzen.
Ihr
Dr. med. W. Mahringer Schelztorstr. 42
73728 Esslingen
BEWEGLICHKEIT ERHALTEN • HOMÖOPATHISCH
KASSENZUUSSIG
RHEUMASELECT
Doppelblindstudie belegt Wirksamkeit bei chronischer Polyarthritis
ABRECHNUNGSBROSCHÜRE+STUDIEANFORDERN!
V Dreluso Pharmazeutika Dr. Elten & Sohn
Marktplatz 5 3253 Hess. Oldendorf 1
Zusammensetzung: In 100 ml sind enthalten Rhus Tox. D4, Bryonia D4, Nux vomica 04, Ber
beris 04, Ledum 04 än 20 ml. Enthält 45 Vol.-%
Ethanol. Indikationen: Akuter und chronischer Rheumatismus (Weichteil- und Gelenkrheuma, aktivierte Arthrosen); rheumatische Schmerzen;
Gicht. Kontraindikationen: Nicht bekannt.
Nebenwirkungen: Nicht bekannt.
Dosierung: 3 - 4mal täglich 10-20 Tropfen in etwas Wasser vor den Mahlzeiten. Handels
formen und Preise: Tropfflasche mit 100 ml OM 26,19, Klinikpackungen.
INHALT *** INHALT *** INHALT **>!<
Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart 69. Jahrgang, Heft 18/19
Gastkommentar
Historie und Zukunftsperspektiven der
Gesundheitsreform 507
E. Brüggemann Schwerpunkt
Gesundheitsrisiken auf Reisen R. Steffen
Malariaprophylaxe C. Schönfeld, U. Bienzle
Impfungen hei Tropenreisen C. Schönfeld, U. Bienzle
Die Legionärskrankheit R. M. Nechwatal
Service Box
509 511 516 522 515 Therapiestudie
Azetylsalizylsäure: niedrige Dosis -
niedriges Risiko? 533
W. Hübner
Aktuelles Interview
Schmerzbehandlung: keine Abhängigkeit
bei sachgerechter Opiodtherapie 539 Chr. Schaefer
Serie
Ultraschallphänomene (15):
Sternenhimmel H. D. Bundschu Magazin Pharma-News Kongreßberichte Kongreß Extra
Praxiskolleg Narben (3) Buchbesprechungen Quiz
Online Impressum
538 528 529 530 543 537 -9-, 541
-21-
-8-
-8- INHALT *H<>K INHALT *** INHALT *>!<=)<
-
5
-GASTRITOi:
»Dr. Klein«löst gastrointestinale Spasmen, wirkt antiphlogistisch, reguliert die Speichel- und Magensaft
sekretion
Zusammensetzung: 100 g Gastritol „Dr. Klein“ ent
halten: 100 g Extr. fl. aus Herb. Anserin. 35 g.
Herb. Absinth. 5 g. Herb. Card, benedict. 5 g, Rad.
Liquir. 15 g, Rad. Angelic. 5 g, Flor. Chamomill. 20 g.
Herb. Hyperic. 15 g. Enth. 40 Vol.-% Alkohol.
Anwendungsgebiete: Entzündliche Erkrankungen und Spasmen des Gastrointestinaltraktes, Ulcus ventriculi et duodeni, Dyspeptische Beschwerden, Appetitlosigkeit.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen: Cholesta
tische Lebererkrankungen, Hypertonie, Hypokali- ämie. Photosensibilisierung ist möglich, insbeson
dere bei hellhäutigen Personen.
Dosierung: 3 x täglich 20-30 Tropfen in etwas Flüssigkeit vor dem Essen.
Handelsformen und Preise:
Gastritol Dr. Klein-Tropfen: 20 ml DM 7,15 50 ml DM 14,42 100 ml DM 24,20
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung, 7615 Zell-Harmersbach/Schwarzwald
7
-
6
- InhaltDie Ärzteschaft hat es in 25 Jahren versäumt, eine klare Definition dessen zu schaffen, was ein »Haus
arzt« gelernt haben muß. Eine entsprechende Weiterbildung wurde nicht verpflichtend eingeführt.
Die ärztliche Aus-, insbesondere aber die Weiterbil
dung richtete sich bislang einzig und allein nach den Bedürfnissen der Kliniken. Sie orientierte sich nicht an den Tätigkeiten, die der Arzt dann tatsäch
lich in eigener Praxis verrichtete.
Historie und Zukunftsperspektiven der Gesund
heitsreform Seite 507
Die Resistenzentwicklung von Plasmodium falciparum gegenüber der Chemopro- phylaxe nimmt zu. Was viele Touristen nicht wissen: Durch konsequente Beachtung der Empfehlungen zur Expositionspro
phylaxe kann das Infektionsrisiko in ver
gleichbarem Maße verringert werden wie durch Chemoprophylaxe. Der Aufenthalt im Freien z.B. sollte nach Sonnenuntergang vermieden werden.
Malariaprophylaxe Seite 511
Im Urlaub verreisen, fremde Länder und Leute kennenlernen — das gehört für viele Menschen bei uns zur Normalität. Die Frage, welche Impfungen vor der Reise notwendig oder empfehlenswert sind, wird in der Praxis immer häufiger gestellt. Bei der Bera
tung sollten Sie nicht nur das Reiseziel erfragen, sondern sich auch nach der Art des Urlaubs erkundi
gen, um das Risiko ungefähr abschätzen zu können.
Impfungen bei Tropenreisen Seite 516
Abbildungen: Titel; R. Schwenkei,
Seite -6- oben; W. Gorski, Mitte und unten; G. Steigert
-
7
-Nur für Abbonnenten in Deutschland
Only für subscribers in Germany
1-2-3-4-5 Die fünfstelligen Postleitzahlen ab 1. 7. 1993
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
in der Tagespresse lesen Sie fast täglich über die Post
leitzahlenumstellung und ihre Problemfelder. Wir möch
ten Sie heute über folgendes informieren:
1. Die Postinformationen zu den neuen Postleitzahlen kommen für alle Unternehmen sehr spät.
2. Die Postinformationen heute enthalten Fehler in der ersten Auslieferung über die neuen Postleitzahlen, ebenso beinhalten sie die vielen neu zu vergebenden Postfächer noch nicht.
3. Die Thieme Verlagsgruppe, zu der der Hippokrates Verlag gehört, hat einen Bestand von ca. 300000 Adressen in ihrem EDV-System umzustellen.
4. Dazu steht uns ein Programm zur Verfügung, das einen Großteil der Adressen automatisch umstellt.
Wie viele Adressen nicht per Computer umstellbar sind, darüber können wir heute nur spekulieren.
Sind es z.B. 10%, müssen wir 30000 Adressen ma
nuell bearbeiten.
5. Die manuelle Adressenbearbeitung heißt: Wir rufen die Telefonauskunft an, fragen bei Einwohnermel
deämtern nach, suchen in Telefonbüchern und son
stigen Nachschlagewerken. Das Ergebnis der Re
cherche wird dann als neue Postleitzahl in die EDV eingegeben.
Das heißt für Sie und uns:
Bis zum 1. Juli sind beim besten Willen nicht alle Adres
sen auf die neuen Postleitzahlen umstellbar.
Das bedeutet für Sie:
Bei der Auslieferung Ihrer Zeitschrift kann es zu Verzö
gerungen kommen. Wenn Sie Ihre aktuelle Ausgabe vermissen, gedulden Sie sich bitte bis zu drei Wochen.
Haben Sie drei Wochen nach Erscheinungstermin Ihre Zeitschrift noch nicht erhalten, schreiben Sie bitte an:
Hippokrates Verlag Zeitschriften-Vertrieb Postfach 300504 70445 Stuttgart
Teilen Sie uns bitte Ihre alte Adresse mit, ebenso die neue Postleitzahl und das eventuell neue Postfach.
Trotz der geschilderten Probleme hoffen wir auf eine reibungslose Umstellung und weiterhin pünktliche Zu
stellung Ihrer Zeitschrift.
Ihr
Hippokrates Verlag Leser-Service
HYPERFORAT
Depressionen, psychische und nervöse Störungen, Wetterfühligkeit, Migräne.
Vegetativ stabilisierend, gut verträglich.
Zusammensetzung: Hyperforat-Tropfen: 100 g enthalten:
Extr. fl. Herb. Hyperici perf. 100 g, stand, auf 0,2 mg Hypericin* pro ml. Enth. 50 Vol.-% Alkohol. Hyperforat- Dragees: 1 Dragee ä 0,5 g enthält: Extr. sicc. Herb.
Hyperici perf. 40 mg, stand, auf 0,05 mg Hypericin*
(*und verwandte Verbindungen, berechnet auf Hypericin).
Anwendungsgebiete: Depressionen, auch im Klimak
terium, nervöse Unruhe und Erschöpfung, Wetterfühlig
keit, Migräne, vegetative Dystonie.
Tropfen in der Kinderpraxis: Enuresis, Stottern, psychi
sche Hemmungen, Reizüberflutungssyndrom.
Gegenanzeigen: Keine.
Nebenwirkungen: Photosensibilisierung ist möglich, insbesondere bei hellhäutigen Personen.
Dosierung: Hyperforat-Tropfen: 2-3x täglich 20-30 Trop
fen vor dem Essen in etwas Flüssigkeit einnehmen.
Hyperforat-Dragees: 2-3 x täglich 1-2 Dragees vor dem Essen einnehmen. Zur Beachtung: Bei Kindern entspre
chend geringer dosieren. Häufig ist eine einschleichende Dosierung besonders wirksam.
Handelsformen und Preise incl. MwSt.:
Hyperforat-Tropfen:
Hyperforat-Dragees:
30 ml DM 9,17 50 ml DM 14,42 100 ml DM 24,20 30 St DM 7,39 100 St DM 18,75 Dr. Gustav Klein,
Arzneipflanzenforschung, 7615 Zell-Harmersbach Schwarzwald
■8“
online *** online *** online *** online *** online
Sexueller Mißbrauch - wie häufig ist er wirklich?
Im Gegensatz zu den USA, wo in den letzten Jahren zahlreiche epidemiologi
sche Studien über sexuellen Mißbrauch in Kindheits- und Jugendalter durchge
führt wurden, fehlen derartige Untersu
chungen im deutschsprachigen Raum bisher fast völlig, ln einer Zeit, in der Vermutungen, Vorurteile, persönliche Meinungen usw. die Diskussion um se
xuellen Mißbrauch bestimmen, sind sol
che Untersuchungen aber nötiger denn je. Mit Hilfe empirischer Daten über so
ziale und psychosoziale Hilfegründe las
sen sich außerdem schneller und einfa
cher Risikokonstellationen erkennen oder Präventivprogramme erstellen.
In einer Fragebogenerhebung wurden 1125 Studentinnen und Studenten der Universität Innsbruck zu sexuellen Miß
brauchserfahrungen befragt. Der Frage
bogen umfaßte außerdem Fragen zur psychosozialen und sozioökonomischen Situation in Kindheit und Jugend.
35,9% der Studentinnen, die den Frage
bogen zurücksandten, hatten sexuelle Mißbrauchserfahrungen, in 17,6% wie
derholt. 18,5% der männlichen Studen
ten berichteten über Mißbrauch, in 7,1%
wiederholt.
Die Täter waren zu 95% männlich, wobei es sich bei einmaligen Übergriffen meist um Fremde, bei häufigeren Übergriffen meist um dem Kind/Jugendlichen be
kannte Personen handelte. Die Autoren der Studie konnten eine Reihe von Risi
kofaktoren für sexuellen Mißbrauch aus
findig machen, so z. B. Mangel an elter
licher sozialer Unterstützung, langdau
ernde oder schwere Krankheit der Mut
ter oder des Vaters, soziale Isolation der Familie, schwierige Elternbeziehung, fi
nanzielle Not.
Diese Zahlen lassen sich nicht auf die Allgemeinbevölkerung übertragen. Den
noch ergab sich eine erstaunlich hohe Prävalenz für sexuellen Mißbrauch (rund 30%). Im Gegensatz zu den Ergebnissen bei hilfesuchenden Opfern und psychia
trischen Patienten fanden sich bei der befragten Gruppe aber eine größere An
zahl an einmaligen und weniger schwe
ren, häufig extrafamiliären Mißbrauch
serfahrungen. (sm)
Kinzl. J., Biebl, W.: Sexueller Mißbrauch in Kindheit und Jugend. Sexualmedizin 1993: 22: 136-142.
Kortisontherapie nach
Poiypenoperation: eindrucks- voiler Effekt auf Rezidivrate
Obwohl in zahlreichen Untersuchungen versucht wurde, die Ursachen der Poly
posis nasi zu ergründen, ist die Krank
heit bisher ätiologisch und pathogene
tisch ungeklärt geblieben. Als mögliche Ursachen kommen genetisch bedingte Faktoren wie die Mukoviszidose, allergi
sche Atemwegsaffektionen, besonders das Intrinsic Asthma und Intoleranz ge
gen nichtsteroidale Antiphlogistika sowde räumliche/aerodynamische Faktoren in Frage. Auch eine Virusinfektion als mög
liche Ursache wird diskutiert, wobei es
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
German Journal of General Practice. Ehemals: Der Landarzt. Zugleich Organ der Vereinigung der Hoch
schullehrer und Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin e.V. und der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allge
meinmedizin),
Schriftleitung (V.i.S.d.P.); Dr. med. Heinz Harald Ab
holz, Ceciliengärten 1, 12159 Berlin • Prof. Dr. med.
Winfried Hardinghaus, Chefarzt der Med. Abt., Kran
kenhaus St, Raphael, 49179 Ostercappeln. AG Gesund
heitswissenschaften Universität 49069 Osnabrück • Prof Dr. med. Michael M. Kochen, MPH, Abteilung für Allge
meinmedizin der Georg-August-UniV., Robert-Koch-Str.
40, 37075 Göttingen • Dr. med. Wolfgang Mahringer, Schelztorstr. 42, 73728 Esslingen • Dr. med. Gertrud Volkert, Traubergstr. 16, 70186 Stuttgart.
Verlag: Hippokrates Verlag GmbH, Rüdigerstr. 14, 70469 Stuttgart, Postfach 300504, 70445 Stuttgart, Tel.
(0711) 89 31-0, Telefax (0711) 89 31-4 53,
Geschäftsführung: Dipl.-Biol. Hartmut Fandrey, Dipl.- Kaufmann Albrecht Hauff.
Anzeigen: Günter Fecke, Tel. (0711) 8931-448.
Redaktion/Produktion: Günther Buck (Ltg ), Tel. (0711) 89 31-446. Ruth Auschra (Stellv. Ltg.), Tel. (0711) 89 31- 442. Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Ingrid Schaul (Herstellung), Tel. (0711) 8931-445.
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. Stuttgart. - Printed in Germany 1993. - © 1993 Hippokrates Verlag GmbH.
Die Zeitschrift erscheint dreimal monatlich.
Bezugs
preise
Abonnements- Versand
preis kosten
Gesamt ZFA-Zeitschrift für Allgemeinmedizin (Ausgabe A) Inland DM 150,00 DM 32,30 DM 182,30 Ausland DM 150,00 DM 56,10 DM 206,10 Vorzugspreis für Studenten und Ärzte im Praktikum Inland DM 46,00 DM 32,30 DM 78,30 Ausland DM 46,00 DM 56,10 DM 102,10
ZFA -1- Kartei der praktischen Medizin (Ausgabe B) Inland DM 162,00 DM 32,30 DM 194,30 Ausland DM 162,00 DM 56,10 DM 218,00 Vorzugspreis für Studenten und Ärzte im Praktikum Inland DM 60,60 DM 32,30 DM 92,90 Ausland DM 60,60 DM 56,10 DM 116,70 Einzelheft (Ausgabe A) DM 12,00, (Ausgabe B) DM 12,50 zuzüglich Versandkosten ab Verlagsort. Alle Preise sind unverbindlich empfohlene Preise.
Die Kartei der praktischen Medizin ist jedem 3. Heft der Kombi-Ausgabe zum Heraustrennen beigeheftet.
Diese Kartei referiert aus maßgebenden Fachzeitschrif
ten des In- und Auslandes unter den Aspekten: kritisch, kurz und praxisnah. Alle Preise und Versandspesen ent
halten 7% Mehrwertsteuer. Die Bezugsdauer verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn nicht eine Abbestellung bis zum 30. September vorliegt. Das Abonnement wird zum Jahresanfang berechnet und zur Zahlung fällig. Die Beilage »Die Arzthelferin« erscheint unregelmäßig.
14. Jahrgang 1993.
Bezug: Durch jede Buchhandlung oder eine vom Verlag beauftragte Buchhandlung. - Postscheckkonto: Stuttgart 6025-702. - Bankverbindung: Dresdner Bank, Filiale Stuttgart, Nr. 9014731. - Baden-Württembergische Bank Stuttgart, Nr. 1004527600. - Zahlungs- und Erfül
lungsort für beide Teile: Stuttgart und Hamburg.
Anzeigenschluß: 6 Wochen vor Erscheinen.
UNVERLANGTE ARBEITEN KÖNNEN AN DEN VERLAG GESANDT WERDEN.
Die Annahme einer Arbeit durch die Schriftleitung er
folgt unter der Voraussetzung, daß es sich um eine Ori
ginalarbeit handelt, die von keiner anderen Redaktion angenommen wurde und keiner anderen Redaktion gleichzeitig angeboten ist. Mit der Annahme der Arbeit durch die Schriftleitung geht das Verlagsrecht an die Hippokrates Verlag GmbH Stuttgart über, einschließlich des Rechts zur Vergabe von Nachdrucklizenzen oder sonstigen Nebenrechten.
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind für die Dauer des Urhe
berrechts geschützt. Jede Verwertung außerhalb der en
gen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim
mung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mi
kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbei
tung in elektronischen Systemen. Von einzelnen Beiträ
gen oder Teilen von ihnen dürfen nur einzelne Exem
plare für den persönlichen und sonstigen eigenen Ge
brauch hergestellt werden. Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens zulässig hergestellte oder benutzte Kopie dient gewerblichen Zwecken gern. § 54 (2) UrhG und verpflicüet zur Gebührenzahlung an die
VG Wort, Abteilung Wissenschaft, Goethestraße 49, 80336 München 2, von der die einzelnen Zahlungsmo
dalitäten zu erfragen sind.
Wichtiger Hinweis:
Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Ent
wicklungen unterworfen. Forschung und klinische Er
fahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbe
langt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, daß Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, daß diese Angabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht.
Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Appli
kationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwen
deten Präparate und gegebenenfalls nach Kosultation eines Spezialisten, festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wich
tig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosie
rung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Be
nutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benut
zer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.
Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, daß es sich um einen freien Warennamen handele.
Hinweis für unsere Leser:
Der Verlag ist um eine zuverlässige Zustellung der abon
nierten Zeitschrift äußerst bemüht. Gelegentlich versäu
men Abonnenten nach einem Umzug ihre neue Anschrift mitzuteilen. In den betreffenden Fällen hilft die Bundes
post, die neue Anschrift dem Verlag mitzuteilen. Abon
nenten, die mit diesem Vorgehen nicht einverstanden sind, werden gebeten, dies dem Verlag mitzuteilen.
DEGAM
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin It ■'Jj
'■VkeoiX''^
■ A_ Mitglied der Arbeitsgemein- Schaft Leseranalyse medizinischer Zeitschriften e. V.
online *** online *** online *** online *** online
-9
-allerdings noch nicht gelang, Viren aus Polypenmaterial anzuzüchten oder zu isolieren.
In einer Studie wurden die epidemiologi
schen Daten von insgesamt 221 Patien
ten ausgewertet, von denen 154 an chro
nischer Rhinosinusitis und 46 unter Po
lyposis nasi litten . Die Patienten waren routinemäßig vor einer Siebbeinsanie
rung allergologisch getestet worden (Pricksuchtest, IgE-Bestimmung, z. T.
RAST-Untersuchung), eine mögliche ASS-Intoleranz wurde anamnestisch ab
geklärt. Von 20 Polyposis-Patienten lag Material zur virologischen Untersuchung und zur Anzüchtung von Viruspartikeln vor.
Alle Patienten waren oral mit Kortison beginnend mit 100 mg/die über 10 Tage in abfallender Dosierung behandelt wor
den, wobei auf dem Höhepunkt der Kor
tisondosis die Operation erfolgte. Zu die
sem Zeitpunkt waren die Polypen häufig erheblich zurückgebildet. Unerwünsch
ten Nebenwirkungen bei der Kortisondo
sis traten nicht auf.
Bei den Patienten mit chronischer Rhino
sinusitis fand sich bei 25% Asthma bron
chiale, anamnestisch wiesen 23% eine ASS-Intoleranz auf. Bei 25% konnte eine exogene allergische Sensibilisierung nachgewiesen werden.
Die Polyposis-nasi-Patienten zeigten zu 76% eine Obstruktion der Atemwege und auch eine doppelt so hohe ASS-Intole
ranz (43%). Der Nachweis einer manife
sten Sensibilisierung konnte jedoch auch nur in 19% der Fälle erbracht werden, dieser Wert entspricht im Durchschnitt der Häufigkeitsverteilung von Allergien in der Gesamtbevölkerung. Die Hälfte der Polyposis-Patienten wiesen ein erniedrig
tes Gesamt-IgE, einhergehend mit Intrin
sic Asthma auf.
Ein Virusnachweis ließ sich in den Zell
kulturen von 16 Polyposis-nasi-Patienten nicht erbringen. In den Serumproben von vier Patienten konnten erhöhte Antikör
per in IgG gegen Adeno-Viren nachge
wiesen werden.
Ein für die Autoren unerwartetes Ergeb
nis war die nachhaltige Wirkung des präoperativ verabreichten Kortisons auf die Rezidiv-Freiheit bei den Patienten.
Ohne Kortisonbehandlung war bei neun Patienten mit rezidivierenden Polypen bereits nach 3-8 Monaten die Erkran
kung wieder aufgetreten, mit Therapie betrug die Rezidiv-Freiheit bei insgesamt 46 operierten Patienten 39-46 Monate.
Aus der Analyse der epidemiologischen Daten schließen die Autoren, daß die Po
lyposis nasi nur mit derselben Allergie
häufigkeit zu finden ist, wie sie auch in der Durchschnittsbevölkerung auftritt.
(CGG)
Klima, A. et al: Untersuchungen zur vi
ralen und allergischen Genese der Poly
posis nasi. Laryngo-Rhino-Otol, 72, (1993), 131-135.
Sporttherapeutisches Training nach Kniegelenkverletzungen
Im Rahmen der orthopädischen Nach
versorgung ist in den letzten Jahren im
mer mehr die Entwicklung von Kraftfä
higkeiten in den Vordergrund gerückt.
Dabei versuchte man, Konzepte aus den Trainingswissenschaften auf den rehabi- litativen Bereich zu übertragen - nicht immer erfolgversprechend.
Hinweise darauf gibt eine Untersuchung an 60 Patienten mit Kapsel-Band-Verlet- zungen der Kniegelenke, bei denen die
Perenterol
THIEMANN
Arzneimittel GmbH
Buchbesprechung
J. Vanderlinden, J. Norre, W. Vandereycken, R. Meermann
Therapie der Bulimia nervosa
Behandlungskonzepte mit Fallbeispielen Schattauer Verlag, Stuttgart, New York, 1992. 146 Seiten, 5 Abb., 49,- DM.
Inhait
• Formen und Differential
diagnose der Bulimie
• Behandlungsmodelle der Bulimie
• Signalfunktionen der Buli
mie
• Ambulante Einzel-, Grup
pen-, Hypno- und Famili
entherapie
• Kriterien und Prinzipien der stationären Bulimiebe
handlung
Kommentar
Dieses von zwei klinischen Psychologen und zwei Psych
iatern vorgelegte Buch hat keine umfassende Darstel
lung der Bulimie zum Ziel.
Sein Schwergewicht liegt viel
mehr auf der Erörterung der ambulanten Behandlungs
möglichkeiten dieser Eßstö- rung. Zwar werden einzelne Therapiemaßnahmen aus je
weils unterschiedlichen Ent
stehungsmodellen der Buli
mie abgeleitet, die Autoren plädieren jedoch überzeu
gend für einen eklektischen und integrativen Behand
lungsansatz. Aus dieser Per
spektive werden anschlie
ßend Vor- und Nachteile ver
schiedener therapeutischer Strategien dargestellt und durch mehrere ausführliche Fallbeispiele eindrucksvoll il
lustriert. Dieses praxisorien
tierte Buch kann ohne Ein
schränkung jedem Leser empfohlen werden, der sich für die Bulimiebehandlung interessiert. Warum aller
dings der Titel auf dem Buch
deckel mit dem auf den Sei
ten I, II und IV genannten Ti
tel nicht übereinstimmt, ist das Geheimnis des Lektors.
H. Haltenhof
10^
online *** online *** online *** online **>!< online
Ergebnisse von isometrischen und isoki
netischen Kraftmessungen und deren zeitlicher Verlauf unter dem Einfluß sporttherapeutischer Trainingsmaßnah- men verglichen wurden. Dabei zeigten sich nach Ablauf der Trainingsphase deutliche seitige Defizite im Kraftverhal
ten. Bei den Kniegelenkstreckern traten die weit größeren Defizite zu Tage. Die Kraftdefizite waren um so größer, je ge
ringer die Bewegungsgeschwindigkeit war; am ausgeprägtesten waren die De
fizite bei isometrischen Messungen. Die Defizite im Bereich der explosiven Ar
beitswerte konnten im dynamischen Meßbereich recht schnell kompensiert werden, während unter isometrischen Meßbedingungen nach Ablauf der Trai
ningsphase noch immer deutliche Defi
zite feststellbar waren. Auf ähnliche, der Trainingslehre widersprechende Ergeb
nisse kommen auch andere Autoren. Man muß von neurophysiologischen Einflüs
sen auf die Kraftmeßergebnisse ausge
hen.
Die Behandlungszeiträume (ca. 30 Tage) genügen trotz der im ambulanten Be
reich üblichen Trainingshäufigkeit (alle 3,4 Tage) und einer mit 45-70 Minuten über dem Normalen liegenden Behand
lungsdauer nicht, um ein seitengleiches Kraftniveau zu erzielen. Deshalb fordern die Autoren eine Verlängerung des postoperativen Behandlungszeitraumes und kürzere Trainingsintevalle von ca.
2 Tagen. Wenn seitengleiche Kräftever
hältnisse das therapeutische Ziel sind, müssen verstärkt die zur anhaltenden Atrophie neigenden Kniegelenkstrecker auftrainiert werden. Speziell sollte der M.
vastus medialis, der nach Operationen am Kniegelenk besonders von Funktions
minderung betroffen ist, trainiert wer
den - was auch durch elektrische Stimu
lation geschehen kann. (sm) Freiwald, J., Starker, M., Zichner, L:
Isokinetische und isometrische Funk
tionsdiagnostik auf neurophysiologi- scher Basis bei Schädigungen des Knie
gelenkes. Phus. Rehab. Kur Med. 1993;
2: 38-44.
Triazolam: die negative Son
derrolle wird in Frage gestellt
Anfang Januar 1992 wurde in Spanien die Zulassung für Triazolam 0,25-mg-Ta- bletten aufgehoben. Die 0,125-mg-Ta- bletten dürfen nur noch in der 1 Oer- Packungen vertrieben werden. Bis dato war Triazolam das meistverschriebene Hypnotikum in Spanien gewesen. An
hand der im nationalen Gesundheitswe
sen anfallenden Daten (98% der Bevölke
rung erfaßt) konnte der Erfolg dieser Maßnahme ermittelt werden. Außerhalb des Krankenhausbereichs nahm von Ok
tober 1991 bis Januar 1992 der Triazo-
lam-Gebrauch von 5,0 Mill. Tagesdosen um 96% ab. Im September 1992 wurden nur noch 0,29 Mill. Tagesdosen verkauft.
Von anderen Hypnotika, vor allem Lor
metazepam, Zolpidem, Zopiclon, Lopra- zolam und Midazolam, wurden 4,0 Mill.
Tagesdosen mehr abgesetzt. Es wurden also etwa 15% des früheren Triazolam- Verbrauchs (=0,7 Mill. Tagesdosen/Mo
nat) durch keine anderen Hypnotika mehr abgedeckt. Ob stattdessen auf »an- xiolytische« Benzodiazepine oder freiver
käufliche Mittel übergegangen wurde, kann noch nicht gesagt werden. Bedenk
lich erscheint, daß für Triazolam drei erst in den letzten vier Jahren auf den Markt gebrachte Hypnotika sehr häufig verschrieben werden (Zolpidem, Zo
piclon, Midazolam). Sie können zu glei
chen neuropsychiatrischen Störungen wie Triazolam führen, nur ist ihr Sicher- heitsprofil unerforschter.
In Großbritannien wurde Triazolam vor 1 Vz Jahren ganz vom Markt genommen - eine sehr umstrittene Maßnahme. So ergab eine Befragung 163 englischer All
gemeinmediziner, daß die meisten diese Suspendierung als nachteilig für ihre Pa
tienten ansehen. Am häufigsten ver
schriebene Ersatzmittel bei 1193 Patien
ten, die zuvor Triazolam erhalten hatten, sind Temazepam (68%), Loprazolam (9%) und Nitrazepam (7%). Während in den letzten drei Monaten der Zulassung 23,8% der Patienten über Nebenwirkun
gen von Triazolam geklagt hätten, seien es bei den Ersatzmitteln nun 31,7%. Ins
besondere zentralnervöse Nebenwirkun
gen seien bei den meisten Ersatzmitteln häufiger als hei Triazolam. Zu bedenken ist, daß es sich hier um eine einfache Fragebogenuntersuchung der psycho
pharmakologischen Abteilung der Uni
versity of Surrey handelt.
Die negative Sonderstellung von Triazo
lam wird auch durch eine kurze Studie an der Harvard Medical School infrage gestellt. Am psychiatrischen McLean Ho
spital wurden die Krankenakten von 184 stationären Patienten, die mit Triazolam (72) oder Temazepam (112) behandelt worden waren, ausgewertet. Es bestand kein signifikanter Unterschied in den Diagnosen zwischen beiden Patienten
gruppen, ebensowenig in Alter, Ge
schlecht und Dauer der Benzodiazepin
behandlung. Die Häufigkeit von Verhal
tensstörungen unterschied sich zwischen beiden Gruppen nicht signifikant. Den Vorwurf, Triazolam führe öfter zu ent
hemmtem Verhalten als andere Benzo
diazepine, können die Autoren nicht tei
len. (Ch.R.)
Abajo, F. de, et al: Triazolam regulatory measures in Spain. Lancet 1993; 341:
185-186. Hindmarch, I., et al.: Adverse events after triazolam substitution, ebd.:
55. Rothschild, A., et. al.: Triazolam and disinhibition. ebd.: 186.
Sandoz AG, 8500 Nürnberg. Lamisil®.
0 Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 250 mg Terbinafin. A Anwendungs
gebiete: Durch Dermatophyten verur
sachte Pilzinfektionen der Finger- und Zehennägel (distal-subunguale Onycho
mykose). Bei Misch-Infektionen der Nägel vom distal-subungualen Typ mit Hefen ist ein Behandlungsversuch angezeigt. Schwere therapieresistente Pilzinfektionen der Füße und des Körpers (T. corporis und T. cruris), die durch Dermatophyten verursacht wer
den und durch äußerliche Therapie nicht ausreichend behandelbar sind. Tabletten bei Hefepilzerkrankungen der Haut (Candi
dose, Pityriasis versicolor) nicht wirksam.
H Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Terbinafin. Nagelmykosen infolge einer primär bakteriellen Infektion. Stillzeit.
Kinder und Schwangere sowie alkoholab
hängige Patienten, da klinische Erfahrungen nicht vorliegen. Patienten mit vorbestehen
der schwerer Leberfunktionsstörung oder eingeschränkter Nierenfunktion: halbe Dosierung A Nebenwirkungen: Selten Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwer- den (Völlegefühl, Appetitlosigkeit, Übelkeit, leichte Bauchschmerzen, Diarrhoe). Sehr selten reversible Störungen des Geschmackssinns. Selten allergische Haut
reaktionen (Ausschlag, ürticaria). In Einzel
fällen schwere reversible Hautveränderun
gen, in solchen Fällen sollte die Behandlung abgebrochen werden. In Einzelfällen kli
nisch relevante Leberfunktionsstörungen.
Trotz nicht nachgewiesenem ursächlichen Zusammenhang sollte Lamisil bei auftreten
den Leberfunktionsstörungen abgesetzt werden. «* Wechselwirkungen: Rifampicin (Beschleunigung der Plasmaclearance von Terbinafin), Cimetidin (Hemmung der Plas- madearance von Terbinafin). ii Handels
formen und Preise: Kalenderpackungen mit 14/28Tabletten DM121,65/232,22. Alle Angaben nach dem Stand bei Druck- legung, Januar 1993. SANDOZ
EINE V| ^^ÜGLlCHKhlTbN, EINE NAGELMYKUSE AUE UIE HAKI E lUUK ZU 1 HEKAHIEKEN.
: r : "I
LAMISIL.
La
SANFT ZUM PATIENTEN, HART GEGEN PILZE. Terbinafm:
Vielleicht kann man Mykosen auch auf die harte Tour loswerden. Aber die Verträslichkeit bleibt dabei oft auf der Strecke. Das ist anders bei LAMISIL: Mit 1 x1 Tablette LAMISIL täslich können Sie Elaut-und Naselmykosen sanft und sut verträglich therapieren-mit hohen Heilungs- raten und erstaunlich kurzer Therapiedauer. Denn LAMISIL wirkt fungizid und bietet antimykotischen Schutz auch nach Therapieende.
Gerade jetzt:
Gezielt therapieren, ökonomisch
verordnen. Gevilon senkt das Risiko
Ihres
Lipidpatienten!
Gallon’ ist stark«
Zusammensetzung: 1 Fiimtablette GEVILON enthält 450 mg Gemfibrozil. Anwendungsgebiete: Hypercholesterinämie, Hypertriglyzeridä- mie und kombinierte Formen. Gegenanzeigen: Schwere Leber- und Gollenbiosenerkrankungen mit und ohne Galiensteinleiden, schwer^
Nierenfunktionsstörungen, Schwangerschaft und Stillzeit. Nebenwirkungen: Unter der Behandlung mit GEVILON kann es zu Magen-Darm-j Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Brechreiz und Durchfall kommen, die im allgemeinen vorübergehend sind und kein Absetzenj des Medikamentes erfordern. In seltenen Fällen Kopfschmerzen, fHautreaktionen und Sehstörungen (verschwommenes Sehen). In einzetl^
nen Fällen ist über einen Anstieg der Transaminasen und der alkalischen Phosphatase (sehr selten auch Leberentzündung oder cholestatk^
Zum pGStbstrO^ scher Ikterus), Schwindel, Haarausfall, Muskelschmerzen und Muskelschwäche vor allem in den Beinen!
sowie Blutbildveränderungen berichtet worden. Im allgemeinen klingen diese Nebenwirkungen nach ^ Absetzen von GEVILON rasch ab. Wirkungsweise: Senkung des Gesamtcholesterinspiegels - Senkung der LDL- und VLDL-Cholesterinspie-..
gel - Anhebung des HDL-Cholesterinspiegels - Senkung des Triglyzeridspiegels. Dosierung: Soweit nicht anders verordnet. Ix täglich.' abends 2 Filmtabletten GEVILON. Wechselwirkungen: GEVILON kann die Wirkung von Antikoagulanzien vom Cumarintyp und von Sul
fonylharnstoffen verstärken. Die Dosierung dieser Präparate muß gegebenenfalls angepaßt werden. Östrogene und Gestagene können zu einem Anstieg der Lipidwerte führen. Daher sollten Nutzen und Risiko einer gleichzeitigen Verordnung von GEVILON und hormonalen Kontrazeptiva im Einzelfall sorgfältig abgewogen werden. Bei gleichzeitiger Verabreichung von GEVILON und Lovastatin kann eine schwere Myopathie mit deutlichen CPK-Anstiegen und Myoglobinurie auftreten. Daher sollte GEVILON nicht gleichzeitig mit Lovastatin verabreicht werden. Handelsformen und Preise: Packung mit 50 Filmtabletten (N2) DM 47,74, Packung mit 100 Filmtabletten (N3) DM 85,89, Packung mit 200 Filmtabletten DM 153,47, Anstaltspackung. PARKE-DAVIS GmbH, Berlin
Schrift: Postfach 569, 7800 Freiburg
Postan- Stand 02/93
IPARKE-DAVI&
PARKE-DAVIS GMBH ■ BERLIN
Gastkommentar
Eckhard Brüggemann
Historie und Zukunftsperspekti
ven der Gesundheitsreform
Bundesvorsitzender des Fachverbandes Deutscher Allgemeinärzte (FDA)
Seit 25 Jahren tobt nun schon der innerärztli
che Kampf um eine ausreichende Qualifizie
rung des hausärztlichen Nachwuchses. Zwar hat sich die verfaßte deutsche Ärzteschaft schon 1968 für den Weiterbildungsgang Allge
meinmedizin entschieden. Aber der damalige Entschluß hatte einen entscheidenden Fehler.
Er sollte die Entwicklung des Fachgebietes All
gemeinmedizin, die Zahl seiner Ärzte in der Primärversorgung, den Stellenwert in der am
bulanten Versorgung der Bevölkerung und darüber hinaus auch die finanzielle Ausstat
tung dieser Praxen entscheidend negativ be
einflussen. Für alle Fachgebiete gab es eine curricular ausgestaltete Weiterbildung und da
mit auch Mindestqualifikation, während der wichtigste Arzt in unserem ambulanten Ver
sorgungssystem, der »Hausarzt«, eben keine gezielte Weiterbildung durchlaufen mußte. Ne
ben dem Facharzt für Allgemeinmedizin konnte sich nach wie vor jeder, wie auch immer, nicht, zu kurz, fehl oder langjährig spezialistisch wei
tergebildete Arzt als »Praktischer Arzt« nieder
lassen und von Stund an hausärztlich tätig sein.
Dies sollte sich als wahre Katastrophe für die Allgemeinmedizin, aber auch als fatal für die gesamte Vertragsärzteschaft erweisen. Nie
mand sollte im nachhinein sagen, daß diese Entwicklung damals nicht schon vorauszuse
hen war, aber die Mehrheit auf den Deutschen Ärztetagen (Mitglieder des Marburger Bundes sowie ein großer Teil der Spezialisten) sah in der Allgemeinmedizin als eigenständigem Fachgebiet eine Fehlentwicklung und in den Fachärzten für Allgemeinmedizin eine unwill
kommene, weil zu kompetente Konkurrenz im Kampf um die Krankenscheine der Patienten.
Das böse Wort des Querschnittsfaches erinnert an diese Zeit. Diese oben beschriebene unhei
lige Allianz von Marburger Bund und'Speziali
sten hielt über 20 Jahre die Allgemeinmedizin und die Zahl der Allgemeinärzte in Schach. Sie
Die Rettung für die Allgemein- medizin kommt von außen:
durch Kran
kenkassen und Politiker Die Sicht des FDA
hätte ihnen fast den Garaus gemacht, denn mittlerweile stehen in der hausärztlichen Ver
sorgung den 12 000 Fachärzten für Allgemein
medizin 19000 praktischen Ärzten gegenüber.
Wie übrigens in fast allen europäischen Län
dern kommt die Rettung für die Allgemeinme
dizin nicht dank der Einsicht der Ärzte, son
dern durch Hilfe von außen, durch Kranken
kassen und Politiker. Hierbei spielt die Be
grenztheit der Ressourcen im Gesundheitswe
sen eine entscheidende Rolle. Wenn das Kon
zert der Spezialisten das unausgelesene Pati
entengut wie bisher in großem Stil behandelt, bedeutet das eine erhebliche Ressourcenver
geudung (siehe Gutachten der Sachverständi
gen im Gesundheitswesen).
Der Ist-Zustand
Die Ärzteschaft hat es in 25 Jahren versäumt, eine klare Definition dessen zu schaffen, was ein »Hausarzt« gelernt haben muß. Eine ent-
Dr. med. Eckhard Brüggemann, Arzt für Allge- 2ur PerSOn meinmedizin. Geboren am 12. 1. 1940 in Dat
teln/Westfalen. 1959 Abitur, anschließend Wehrdienst, zuletzt als Leutnant der Panzer
grenadiere. 1961 bis 1966 Studium der Medi
zin in Marburg, Innsbruck und Essen, 1966 Staatsexamen und Promotion. 1967 bis 1972 Medizinalassistenten- und Assistenzzeit auf
der Inneren Medizin, Chirurgie und Gynäkolo
gie. 1972 Niederlassung als Arzt für Allge
meinmedizin in Herne-AVestfalen. 1984 Auf
nahme eines Praxispartners. Seit 1985 Bun
de sv or sitzender des Fachverbandes Deutscher Allgemeinärzte (FDA). Dr. Brüggemann ist ver
heiratet und hat vier Kinder. Er ist Autor ver
schiedener Bücher.
Z. Allg. Med. 1993; 69; 507-508. © Hippokrates Verlag GrnbH, Stuttgart 1993
Gastkommentar
Die ärztliche Aus- und Wei
terbildung war bisher nur an den Bedürf
nissen der Kb- niken ausge
richtet
Spezialisten wildern in der hausärztlichen Versorgungs
ebene, Haus
ärzte überneh
men immer mehr Teilfunk
tionen
Ärzte der haus
ärztlichen Ver
sorgungsebene als erste An
laufstation für das unausgele- sene Patienten
gut
sprechende Weiterbildung wurde nicht ver
pflichtend eingeführt.
Die ärztliche Aus-, insbesondere aber die Wei
terbildung richtete sich bislang einzig und al
lein nach den Bedürfnissen der Kliniken. Sie orientierte sich nicht an den Tätigkeiten, die der Arzt dann tatsächlich in eigener Praxis verrichtete. Die Folge war eine immense Über
produktion an Spezialisten, die sich nicht zu
letzt als Praktische Ärzte zweckentfremdeten und oft auch frustriert niederlassen mußten und müssen. Auf der anderen Seite arbeitet ein immer größer werdendes Heer von völlig un
zureichend, oft nur kurzzeitig weitergebildeten Praktischen Ärzten ebenfalls eigenverantwort
lich und selbständig als »Hausärzte«. Ein be
sonderes Kapitel sind die 13000 Internisten, von denen ebenfalls der überwiegende Teil sein Auskommen als »Hausärzte« findet. Weil auch diese Kollegen sektoral überqualifiziert sind, auf der anderen Seite mangels horizontal breit
gefächerter Weiterbildung und Gebietsbegren
zung durch die Berufsordnung in ihrer Tätig
keit als Hausärzte entscheidend eingeengt sind, kann auch dieser Arzttypus im zukünftigen Versorgungssystem nicht der »ideale Haus
arzt« sein.
Der Hausarzt der Zukunft kann nur der cur
ricular langjährig (5 Jahre) weitergebildete Facharzt für Allgemeinmedizin sein. Das be
deutet nicht, daß der FDA es gutheißt, daß ein Teil der schon niedergelassenen Internisten durch rigide gesetzgeberische Maßnahmen in seiner Existenz bedroht wird. Hier eine kolle
giale Lösung zu finden, wird Hauptaufgabe der Berufsverbände von BDI, BPA und FDA sein.
Das jetzige vertragsärztliche Versorgungssy
stem ist darüber hinaus noch dadurch gekenn
zeichnet, daß es keine klaren Behandlungs
zuständigkeiten gibt: Zur Zeit wildern die Spezialisten in der hausärztlichen Versorgung
sebene, während die Allgemeinärzte, hausärzt
lich tätige Internisten und Praktische Ärzte durch immer mehr Technik spezialistische Teilfunktionen übernehmen. Ein unseliger, auf Dauer sich selbst blockierender Zustand. Die Ärzteschaft hat nicht die Kraft gefunden, die
sen Verhau von persönlichen Gebiets- und Ver
bandsinteressen zu durchbrechen. Dieses war nur möglich durch ein Machtwort der Politik, die sich im wesentlichen in ihrer Entscheidung auf das Gutachten des Sachverständigenrates im Gesundheitswesen beruft. Insoweit wird das
Gesundheitsstrukturgesetz (GSG ’93) von mei
nem Verband nicht nur mitgetragen, sondern eindeutig begrüßt. Anderen Bereichen des Ge
setzes steht auch der FDA kritisch gegenüber (Budgetierung, Zulassungsbegrenzung, Praxis
abgabe usw.).
Forderungen des FDA für die Zukunft
• Der Facharzt für Allgemeinmedizin muß in Zukunft der »Regelhausarzt« werden.
• Die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin muß von mageren 3 auf 5 Jahre verlängert werden.
• Das Weiterbildungscurriculum sollte ver
pflichtend 2 Jahre Innere Medizin, 1 Jahr Chirurgie, V2 Jahr Gynäkologie, V2 Jahr Pädiatrie/Neurologie/Psychiatrie/Dermato
logie sowie 1 Jahr Assistenzzeit in der Allge
meinpraxis enthalten.
• Das neue Konzept für eine Honorierung der Ärzte in der hausärztlichen Versorgungs
ebene ist hinlänglich bekannt. Es sollte die Grundlage der Honorierung der zukünftigen Primärärzte sein.
• Der zukünftige »Hausarzt« hat sich entspre
chend des gemeinsamen FDA/BPA-Konzep- tes bei den diagnostisch technischen Leistun
gen zu begrenzen.
• Die Ärzte der hausärztlichen Versorgungs
ebene werden die erste Anlaufstation für das unausgelesene Patientengut. Nur so kann dieser Arzt die ihm vom Gesetzgeber zuge
dachte Funktion im Zentrum der ganzheitli
chen Betreuung des Patienten wahrnehmen.
Eine solche, längst überfällige Arbeitsteilung im organischen Körper ambulanter vertrags
ärztlicher Versorgung wird eine effektive, wirt
schaftliche und optimale Patientenbetreuung gewährleisten. Darüber hinaus wird so endlich gegenseitige Wertschätzung und Frieden in
nerhalb der Ärzteschaft eintreten. Es wird end
lich Schluß sein mit der Selbstblockade. Damit setzen wir die Kraft frei, die für die Bewälti
gung der zukünftigen Aufgaben unabdingbar sind. Die Ärzteschaft kann wieder gestalten statt reagieren.
Dr. raed. Eckhard Brüggemann Bundesvorsitzender EDA Facharzt für Allgemeinmedizin Neustraße 20
44623 Herne 1
Fortbildung
"T---:Robert Steffen
Gesundheitsrisiken auf Reisen
Institut für Sozial- und Präventivmedi- zin der UniversitätEine epidemiologische Analyse Zürich
Fast jeder Allgemeinpraktiker führt heutzutage reisemedizinische Beratungen durch. Dabei muß er die Gesundheitsrisiken korrekt abwä
gen können, um die künftigen Touristen und Geschäftsleute nicht vor seltenen Krankheiten zu schützen, währenddessen häufige und ge
wichtige Risiken außer acht gelassen werden.
Leichte und schwerwiegende Gesundheitsstörungen unterwegs
Weit über die Hälfte aller Reisenden in Ent
wicklungsländer haben während des Ausland
aufenthaltes Beschwerden, was sich in einer
verbreiteten Selbstmedikation widerspiegelt.
Rund 8% konsultieren einen Arzt, hospitalisiert werden aber weniger als 1%. Einer unter 100 000 Reisenden stirbt während des Aus
landaufenthaltes, wobei die häufigste Todesur
sache der Verkehrsunfall oder ein Badeunfall ist. Ein tödlicher Verlauf bei einer Infektions
krankheit ist selten.
Infektionskrankheiten
Die häufigste Infektionskrankheit bei Reisen in die Dritte Welt ist die Reisediarrhoe (Abb. 1).
Ohne Chemoprophylaxe beträgt die monatli-
Weit über die Hälfte der Rei
senden haben im Ausland Be
schwerden
100%-^100,000
Reisedurchfall
10%-r 10,000
Malaria (keine Chemoprophylaxe in West Afrika)
Akuter febriler Infekt der oberen Luftwege --- 1% Tr 1,000
Hepatitis A--- Gonorrhöe--- Tierbisse mit Tollwutinfektionsrisiko--- Hepatitis B (Arbeitnehmer Dritte Welt)---
Typhus (Indien, N, NW-Afrika)---
HlV-infektion---0.01%
0.1% TT 100
Typhus (andere Gebiete)--- Poliomyelitis, asymptomatisch -
Legionellose (Mittelmeerraum)- 0.001% rrl
Cholera
Paralytische Poliomyelitis
Trio
Alle Gesundheitsprobleme:
Medikation oder fühlten sich krank Fühlten sich subjektiv krank
Arztkonsuitation im Ausland oder zu Hause Bettlägerig
Arbeitsunfähigkeit nach Rückkehr
Im Ausland hospitalisiert
Evakuation mit Flugzeug
Im Ausland gestorben (alle Reisende)
Abbildung 1: Monatlicbe Inzidenzraten an Gesundbeitsproblemen während eines Aufenthaltes in Entwicklungsländern
Z. Allg. Med. 1993; 69: 509-510. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993