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Die Legionärskrankheit

Im Dokument HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART (Seite 34-40)

^a^uth Eine oft unterschätzte Ursache schwerer Pneumonien

Weltweit wurden über 50 Ausbrüche der Legionärs­

krankheit bekannt

Zum Inhalt

Bei der Versammlung des amerikanischen Ve­

teranenverbandes im Jahr 1976 erkrankten 221 Teilnehmer in einem Hotel in Philadelphia an einem hochfieberhaften respiratorischen Infekt, an dessen Folgen 29 Personen (13%) verstarben (49). Die Erkrankung ist als Legio­

närskrankheit in die Medizingeschichte einge­

gangen. Als Erreger wurde ein gramnegatives Stäbchenbakterium identifiziert: Legionella pneumophila (26).

Bis heute sind 33 verschiedene Spezies mit insgesamt 50 unterschiedlichen Serotypen (8) bekannt. Legionella pneumophila jedoch um­

faßt 80-85% der humanpathogenen Stämme, wobei die Serogruppe 1 dominiert (22, 35).

Epidemisches und sporadisches Auftreten der Legionärskrankheit

Legionellenepidemien sind meist mit dem Auf­

enthalt in Hotels, öffentlichen Gebäuden, Ein­

kaufszentren oder Kliniken verbunden. Obwohl weltweit mehr als 50 größere epidemische Ausbrüche der Legionärskrankheit bekannt geworden sind, liegen in Deutschland lediglich Beschreibungen mehrerer Kleinraumepide­

mien in einem Hotel, einer Polizeikaserne und einer Rehabilitationsklinik mit jeweils 7, 3 be­

ziehungsweise 11 Erkrankten und insgesamt 4 Todesfällen vor (19, 24, 32). Die größte bisher

Legionellen sind für einen Großteil sporadi­

scher und epidemischer, atypischer Pneumo­

nien verantwortlich. Es werden Klinik, spezi­

fische Befunde sowie Therapie vorgestellt. Die Legionärskrankheit kann von einem milden In­

fekt der oberen Luftwege bis zu einem rapid­

progressiven Multiorganversagen reichen. Ty­

pisch ist das Auftreten multipler extrapulmo­

logischer Manifestationen mit neurologisch­

psychiatrischen, renalen, gastrointestinalen und kardiovaskulären Symptomen.

bekannte Epidemie fand im Wadsworth Medi­

cal Center in Los Angeles statt, wo zwischen Mai 1977 und Dezember 1979 218 Fälle der Legionärskrankheit auftraten (8, 17). Legio­

nella pneumophila wurde aus Leitungswasser und Duschköpfen der Klinik isoliert.

Besondere epidemiologische Bedeutung kommt der Warmwasserversorgung zu. Temperaturen bis zu 56 °C bieten Legionellen einen selektiven Überlebensvorteil. Durch den Wasserdruck und bestimmte Verteiler am Auslaß, wie Duschköpfe und Perlatoren, können legionellenhaltige Ae­

rosolpartikel bis zu 5 gm erzeugt werden, die gut lungengängig sind und so die Legianärskrank- heit übertragen können (8, 12).

Zwar wurde die epidemische Verlaufsform zu­

nächst als die häufigste Manifestation angese­

hen, Legionellosen treten jedoch im Gegenteil meist sporadisch auf, also ohne epidemiolo­

gisch faßbaren Zusammenhang (25, 41, 47).

Bei entsprechender Suche gelingt es auch in solchen Fällen, in etwa 40% Legionellen aus Trinkwasser in Altenheimen, Arbeitsstellen oder Privathäusern zu isolieren (47).

Bei der sporadischen, ambulant erworbenen Legionellenpneumonie ist der t5^ische Patient männlich, mittleren Alters, Raucher und kon­

sumiert regelmäßig Alkohol (53).

Da sich Legionellen üblichen mikrobiologischen Nachweistechniken entziehen, ist von einer gro­

ßen Dunkelziffer an Erkrankungen auszugehen und es gibt keine allgemein gültigen Zahlen zur Inzidenz. In mehreren prospektiven Studien je­

doch waren Legionellen die zweithäufigsten Er­

reger ambulant erworbener Pneumonien nach den Pneumokokken. Zwischen 3,5% (41) und 30% (8, 41) der außerhalb des Krankenhauses erworbenen und bis zu 47% der nosokomialen Pneumonien (30) werden durch sie verursacht.

Für die breiten Schwankungen dürften epide­

mische, jahreszeitliche und regionale Aspekte verantwortlich sein.

Z. Allg. Med. 1993; 69; 522-527. © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1993

SZsESÄk

Legionärskrankheit Fortbfldung

Klinik Labor

Die Klinik der Legionärskrankheit kann von einem milden, oberen respiratorischen Infekt ohne Lungeninfiltrate, dem sogenannten Pon­

tiac Fieber (14), bis zu einer schweren syste­

mischen Infektion mit Multiorganversagen rei­

chen (Tab. 1).

Tabelle 1: Klinik der Legionärskrankheit Organsystem häufige

Symptome

seltene Symptome Pulmonal unproduktiver Hu­

sten

Hämoptoe (30%) Dyspnoe und Pleu­

ritis

langsame Auflö­

sung der Infiltrate

resp. Insuffizienz ARDS

Abszedierung Lungenfibrose

Neuro- Verwirrtheit und akute Psychose logisch- Halluzinationen Enzephalitis psychia­

trisch

Ataxie, Dysarthrie retrograde Amne­

sie

Polyneuropathie

Renal Kreatininanstieg Protein-, Hämät- urie

Hyponatriämie

Nierenversagen IgA-Nephropathie Pyelonephritis Gastro- Diarrhoen Kolonperforation intestinal Abdominalschmerz

Erbrechen erhöhte Leber­

werte

Ileus Pankreatitis

Kardio­

vaskulär

rel. Bradykardie Perimyokarditis Endokarditis T achyarrhythmien Hämato- Leukozytose Gerinnungsstörung logisch Lymphopenie Hämolyse

Muskulär CK-, LDH-Erhö- hung

Rhabdomyolyse

Nach einer Inkubationszeit von 2-10 Tagen treten Prodromalsymptome wie Übelkeit, Ze- phalgien und Myalgien auf. Im weiteren Ver­

lauf kommt es zu Fieber über 39,5 °C verbun­

den mit Schüttelfrost und unproduktivem Hu­

sten. In etwa der Hälfte der Fälle wird der Husten produktiv und eine Hämoptoe findet sich bei etwa 30% (17, 40, 49). Pleuritische Schmerzen und eine relative Bradykardie sind nicht selten (18, 28).

Die akuten Krankheitszeichen sind unspezi­

fisch und ermöglichen keine Abgrenzung ge­

genüber anderen Pneumonieätiologien.

Eine Leukozytose von über 10 000/pl liegt bei mehr als 90% der Patienten vor. Der Nachweis einer gleichzeitigen Lymphopenie kann diagno­

stisch nützlich sein (17, 18), ist jedoch kein konstanter Befund (28). Etwa zwei Drittel aller Patienten weisen eine Hyponatriämie auf. Bei etwa 50% findet sich eine Kreatininerhöhung sowie eine mäßige Proteinurie und Mikrohä­

maturie. Als Zeichen einer Leberbeteiligung ist eine Erhöhung von Transaminasen und alkali­

scher Phosphatase zu werten (28). Mäßige Er­

höhungen der Kreatinphosphokinase und Laktatdehydrogenase sind meist Ausdruck ei­

ner leichten Myositis (37).

Röntgenbefunde

Das radiomorphologische Bild ist uneinheit­

lich. Meist findet sich eine multilokuläre Bron­

chopneumonie mit wechselnden Infiltraten. In schweren Eällen zeigt sich eine diffuse, wolkig­

nodöse Infiltration beider Lungen (Abb. 1). Sel­

ten findet man dagegen eine lobäre, vorwie­

gend interstitielle Zeichnungsvermehrung, die bei flüchtiger Betrachtung Anlaß zur Behand­

lung einer Pneumokokken-Pneumonie sein könnte (Abb. 2). Kleine Pleuraergüsse sind bei zwei Drittel der Patienten nachweisbar (31). Im Gegensatz zu anderen Pneumoniearten ist eine radiologische Verschlechterung trotz klinischer Besserung nichts Ungewöhnliches. Typisch ist

Klinik: vom Pontiac-Fieber bis zur schwe­

ren systemi­

schen Infektion mit Multiorgan­

versagen

Die akuten Krankheitszei­

chen sind un­

spezifisch

Abbildung 1; 66jäbrige Patientin mit gesicherter Legionel­

lenpneumonie und diffusem, wolkig-nodösem Infiltrations­

bild (vierfacher Titeranstieg anf 1:128 in der Serologie:

Legionella pneumophila, Serogruppe 1)

Fortbildung Legionärskrankheit

eine nur sehr verzögert ablaufende Auflocke­

rung der Infiltrate. (28, 31).

In et>va 50%

der Fälle kommt es zu einer einge­

schränkten Nierenfunktion mit erhöhten Nierenreten­

tionswerten

Häufig geben die nichtrespi­

ratorischen Symptome Hin­

weise auf das Vorliegen einer Legionärs­

krankheit

Abbildung 2: 45jährige Patientin mit gesicherter Legionel­

lenpneumonie und interstitieller Zeichnungsvermehrung von lobärem Charakter (direkt Immunfluoreszenz Tracheal- sekret positiv: Legionella pneumophila Serogruppe 1)

Pulmonale Manifestationen

Die häufigste pulmonale Komplikation ist die respiratorische Insuffizienz verbunden mit der Notwendigkeit der maschinellen Beatmung in etwa 20-30% der Fälle. Die Letalität innerhalb dieser Gruppe ist sehr hoch (28). Auch über das Auftreten eines ARDS wurde berichtet (31).

Pulmonale Abszedierungen sind selten und kommen meist bei immunsupprimierten Pati­

enten vor (28, 31). Über die Entwicklung eines Spontanpneumothorax und der Bronchiolitis obliterans wurde im Einzelfall berichtet (42, 46). Charakteristischerweise findet sich histo­

logisch eine fibrinöse Entzündung, die zu einer ausgedehnten intraalveolären Fibrose führen (4) und die Entwicklung einer Lungenfibrose zur Folge haben kann (15).

Extrapulmonale Manifestationen

Bei der Legionärskrankheit treten im Gegen­

satz zu anderen Pneumonieätiologien gehäuft extrapulmonale Manifestationen auf, die für die klinische Vielfalt des Krankheitsbildes verant­

wortlich sind.

Neurologisch-psychiatrische Komplikationen

Neurologisch-psychiatrische Störungen sind die augenfälligsten Symptome der Legionellen­

pneumonie. Viele Patienten zeigen Verwirrt­

heit, Kopfschmerzen und Zeichen einer leich­

ten toxischen Enzephalopathie. Halluzinatio­

nen können sich zum paranoid-halluzinatori­

schen Syndrom steigern (16, 52). Die Ent­

wicklung einer Meningitis ist eine Rarität, En­

zephalitiden sind jedoch kasuistisch mitgeteilt worden (34). Legionellaorganismen, Legio- nella-Antigen oder -Antikörper wurden dabei noch nie im Liquor nachgewiesen. Sehr selten kann eine parainfektiöse Polyneuropathie auf- treten, die zu überwiegend motorischen Aus­

fällen führt. In elektrophysiologischen Untersu­

chungen und Suralisbiopsien fand sich hierbei eine vorwiegend axonale Schädigung (50).

Renale Komplikationen

Zu einer eingeschränkten Nierenfunktion mit erhöhten Nierenretentionswerten kommt es in etwa 50% der Fälle. Demgegenüber tritt ein akutes Nierenversagen nur selten auf. Meist stellt sich nach intermittierender Dialysebe­

handlung eine normale Nierenfunktion wieder ein. Das histologische Bild ist dabei nicht ein­

heitlich und reicht von tubulären Nekrosen über eine tubulo-interstitielle Nephritis und mesangioproliferative (39) bis hin zur rapid progressiven Glomerulonephritis (51). Ein aku­

tes Nierenversagen wurde auch in Verbindung mit einer Rhabdomyolyse, dem hämolytisch urämischen Syndrom und der thrombotisch thrombozytopenischen Purpura beschrieben (1, 3, 36). Daneben fand sich in Einzelfällen eine Assoziation der Legionelleninfektion mit einer IGA-Nephropathie (11) oder einer Pye­

lonephritis (6).

Gastroenterologische Komplikationen Trotz der Häufigkeit gastrointestinaler Sym­

ptome zum Zeitpunkt des Krankheitsausbruchs kommt es nur selten zu gastrointestinalen Komplikationen. Auf eine Beteiligung des Inte­

stinums weisen gelegentliche Berichte über das Auftreten eines paralytischen Ileus (7) oder eine floride Peritonitis bei Zökumperforation hin (13). Interessant ist der Fall einer Patientin mit Colitis ulcerosa, bei der es zu einer nekrotisie­

renden Enteritis kam. Legionellen konnten di­

rekt aus Biopsaten der Darmwand kultiviert werden (43). Ungewöhnlich ist die Entwicklung einer akuten Pankreatitis (29).

Legioiiäi'skrankheit :"Fortbttdiüttg

Kardiovaskuläre Komplikationen

Myokarditis und Perikarditis sind bekannte Komplikationen, und Legionella-Organismen wurden aus Perikarderguß und dem Myokard selbst isoliert (33, 44). Legionella-Endokarditis tritt bevorzugt nach prothetischem Herzklap­

penersatz auf und kommt auch ohne pneumo­

nische Infiltration vor (48). Arrhythmien sind meist supraventrikulären Ursprungs, jedoch wurde auch über ventrikuläre Rhythmusstö­

rungen wie »torsades de pointes«-Tachykar- dien berichtet (5).

Sonstige Manifestationen

CK-Erhöhungen finden sich bei der Legio­

närskrankheit in 78% der Fälle gegenüber le­

diglich bei 24% bei anderen Pneumonien (37).

Mit den häufigen klinischen Symptomen von Myalgien und rascher Ermüdbarkeit besteht keine enge Korrelation, jedoch kann sich eine Rhabdomyolyse entwickeln (1). Weitere extra­

pulmonale Manifestationen von Legionellosen sind Wundinfektionen (23) oder hämatologi- sche Störungen in Form von Purpura Schoen- lein-Henoch, thrombotisch-thrombozytopeni­

sche Purpura, hämolytische Anämie und disse- minierte intravaskuläre Gerinnung (2, 28, 36).

Die Ursache der extrapulmonalen Manifesta­

tionen mit Beteiligung multipler Organsysteme ist nicht bekannt. Meist wird eine Toxinwir­

kung postuliert (28, 29). Es wurden bisher mehrere Toxine beschrieben, ihre Wirkung war jedoch nur schwach ausgeprägt (28). Le­

gionellen konnten wiederholt in Nieren, Herz, Gehirn, Leber, Milz und Intestinum nachgewie­

sen werden (43, 45), ein Befund, der sich durch die begleitende Bakteriämie erklärt. Die Erre­

gerdichte war nur gering und im Organparen­

chym keine entzündlichen Veränderungen nachweisbar, so daß ein pathogenetischer Zu­

sammenhang zweifelhaft erscheint.

Diagnostik

Das am häufigsten verwendete Nachweisver­

fahren ist die Bestimmung von Serumantikör­

pern. Eine Serokonversion erfolgt jedoch frü­

hestens nach 1 Woche, gelegentlich erst nach 8 Wochen und bleibt in der Mehrzahl der Fälle aus. Die Legionellenserologie eignet sich somit nicht für den Akutnachweis. Für die kulturelle Diagnostik sind durch Absaugung gewonnenes Trachealsekret und die Brochiallavage besser als Sputum geeignet. Die Anzüchtung aus Pleu­

raexsudaten und Blutkulturen ist nur in weni­

gen Fällen gelungen (9).

Oft sind Legionellen durch Anbehandlung nicht mehr anzüchtbar, jedoch durch direkte Im­

munfluoreszenz (DIE) nachweisbar. Die DIE mit Hilfe spezifisch markierter Antiseren kann in­

nerhalb von wenigen Stunden zur Diagnose führen und ist damit allen anderen Nachweis­

verfahren überlegen. Eine Einschränkung er­

fährt sie durch die niedrige Sensitivität von 25-50% (12). In letzter Zeit wird der Nachweis von Legionella-Antigen im Urin und anderen Körperflüssigkeiten für die Akutdiagnostik empfohlen. Dieser ist jedoch nur für den Nach­

weis von Legionella pneumophila Serogruppe 1 etabliert (10, 41). Brauchbare Antigentest­

verfahren sind noch nicht kommerziell erhält­

lich und stehen nur in wenigen Speziallabors zur Verfügung (9).

Therapie

Die intrazelluläre Lage in den Alveolarmakro­

phagen bedingt die Resistenz der Legionellen gegenüber gängigen Antibiotika wie Penicil­

line, Cephalosporine und Aminoglykoside, die die Zellmembran nicht durchdringen. Mittel der Wahl ist Erythromycin in einer Dosierung von 2 bis 4 g/d, das die intrazellulären Legio­

nellen erreicht. In schweren Fällen wird eine Kombinationsbehandlung mit Rifampicin 300 mg (3-4 x/d) empfohlen (12, 40).

Empirische Daten bei klinischen Einzelbeob­

achtungen zeigen, daß auch Ciprofloxacin wirksam ist (38). Die Dosierung beträgt 800 mg/d.

Resümee

Eine Legionelleninfektion ist eine schwerwie­

gende, möglicherweise tödlich verlaufende Er­

krankung. Wenngleich weniger spektakulär, so tritt doch die sporadische, außerhalb des Kran­

kenhauses erworbene Legionellenpneumonie häufiger als die epidemische Form auf Klinik, Labor und Röntgenbefunde sind nicht spezi­

fisch, jedoch sollten Symptome wie Fieber über 39 °C, unproduktiver Husten, Zephalgien, und die genannten laborchemischen Veränderun­

gen den Verdacht auf eine mögliche Legionel­

leninfektion lenken. Ein wichtiger diagnosti­

scher Hinweis sind extrapulmonale

Manifesta-Eine Serokon­

version erfolgt frühestens nach einer Woche, hleiht meistens je­

doch aus

Mittel der Wahl ist Erythro­

mycin, Dosie­

rung: 2 his 4 g/Tag

fFortbildung Legionärskraiikheit

Bei der Diagno­

stik müssen mehrere Test­

verfahren kom- hiniert werden!

Eine Übertra­

gung von Mensch zu Mensch wurde noch nicht he- ohachtet

tionen, besonders neurologisch-psychiatri­

sche und renale Auffälligkeiten.

Bei der Diagnostik müssen mehrere Testver­

fahren miteinander kombiniert werden, um mangelnde Sensitivität und Spezifität von Ein­

zeltests auszugleichen. Aufgrund der Schwie­

rigkeiten der Legionellendiagnostik kann je­

doch ein Ergebnis nicht abgewartet werden.

Bei entsprechendem Verdacht muß eine kalku­

lierte Chemotherapie erfolgen, die eine mögli­

che Legionellenätiologie berücksichtigt. Nur durch einen frühzeitigen Therapiebeginn kann die Letalität gesenkt werden (21, 28).

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher noch nie beobachtet. Daher be­

steht keine Notwendigkeit der Patientenisola­

tion. Umgebungsuntersuchungen und Kontroll- maßnahmen sind jedoch nach gehäuftem Auf­

treten der Legionärskrankheit sowie Krank­

heitsfällen in öffentlichen Gebäuden angezeigt.

Bei ambulant erworbenen Pneumonien ist Erythromycin Mittel der Wahl, da es neben Legionellen auch Chlamydien, Mykoplasmen, Pneumokokken, die meisten Stämme von Hae­

mophilus influenzae und somit etwa 90% des zu erwartenden bakteriellen Keimspektrums erfaßt. In schweren Eällen, bei Risikopatienten und bei nosokomialer Genese sollte frühzeitig hochdosiert Erythromycin (4 g/d), eventuell mit Rifampicin kombiniert gegeben, und bei Nicht­

ansprechen Ciprofloxacin eingesetzt werden.

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Anschrift:

Dr. med. Robert Michael Nechwatal, Med. Klinik I, Kli­

nikum Bayreuth, Preuschnitzer Str. 101, 95445 Bay­

reuth

Persönliche Daten:

geboren am 8. März 1955 in Kronach Ausbildung:

Studium Französisch und Medizin in Grenoble, Berlin und München

Beruflicher Werdegang:

Ab 1986 internistische Weiterbildung mit den Schwer­

punkten Kardiologie, Gastroenterologie, Radiologie und Infektiologie am Klinikum Bayreuth, seit 1993 in der Abteilung für Kardiologie der Herz- und Gefäßklinik Bad Neustadt.

Arbeitsschwerpunkte:

Gerinnungsphysiologie, Lysetherapie und Thrombozy­

tenfunktion. Durch die Tätigkeit als Hygienebeauftrag­

ter Erfassung nosokomialer Infektionen, infektiologi-

ter Erfassung nosokomialer Infektionen, infektiologi-

Im Dokument HIPPOKRATES VERLAG GMBH STUTTGART (Seite 34-40)