MEDIZIN
einem Mammakarzinom in diese Stu- die eingebracht werden können. Der erfolgreiche Verlauf dieses Projekts steht und fällt daher mit der Teilnah- me möglichst vieler Kliniken, die Mammakarzinome behandeln.
Daß es sich dabei um eine „heiße Sache" handelt, ist schon daraus er- sichtlich, daß im vergangenen Jahr so- wohl in England als auch durch die NSABP eine Studie mit derselben Fragestellung aktiviert wurde.
Das Design der englischen Studie ist mit dem deutschen Projekt iden- tisch, bei der NSABP sind die Ein- schlußkriterien zu den gleichen The- rapiearmen — wie üblich — deutlich großzügiger. Wenn es einerseits dar- um geht, die deutsche Studie zu einem erfolgreichen Ende zu führen, so ver- knüpft sich damit die Frage, ob auch von deutscher Seite ein essentieller Beitrag zur Optimierung der Primär- therapie des Mammakarzinoms gelei- stet werden kann.
Resultiert aus der Studie, daß ein Verzicht auf die Strahlentherapie bei der brusterhaltenden Behandlung oh- ne Schaden für die Patientin möglich ist, so erspart dies der Patientin die Belastung und die Gefahr der Morbi- dität einer sechswöchigen postopera- tiven Radiatio — abgesehen von einer Senkung der B ehandlungskosten.
Die Anforderungen des Proto- kolls hinsichtlich Aufarbeitung des Materials und Durchführung der The- rapie werden von fachspezifischen Referenzzentren überwacht; sie ent- sprechen dem heute üblichen durch die BMFT-Studie „Kleines Mamma- karzinom" bekannten Standard bei der brusterhaltenden Behandlung.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1995; 92: A-846-848 [Heft 12]
Die Studie der German Breast Cancer Study Group (GBSG V) wird mit Mitteln der Deut- schen Krebshilfe gefördert.
Mitglieder der Studienleitkommission: Prof.
H. Bojar, Düsseldorf, Prof. H. Guski, Berlin, Prof. H. Hübner, Frankfurt, Prof. M. Kauf- mann, Heidelberg, Prof. N. Lang, Erlangen, Dr. H. F. Rauschecker, Göttingen, Prof. R.
Sauer, Erlangen, Prof. A. Schauer, Göttingen, Prof. M. Schumacher, Freiburg, Dr. K.-J. Win- zer, Berlin
KURZBERICHT / FUR SIE REFERIERT
Literatur
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des Projekts der Deutschen Brustkrebs- Studiengruppe (GBSG) zur „Brusterhal- tenden Therapie des kleinen Mammacarci-
Im Auftrag der Regierung hat ei- ne Gruppe von niederländischen Wis- senschaftlern untersucht, welcher Arzt wie oft mit Entscheidungen über eine aktive oder passive Sterbehilfe zu tun hat. Etwa zwei Fünftel der Todes- fälle ereignen sich in den Niederlan- den im Bereich der hausärztlichen Versorgung. Die Hausärzte haben im Untersuchungszeitraum (das Jahr 1990) bei 34 Prozent ihrer sterbenden Patienten Entscheidungen über eine Sterbehilfe treffen müssen; in den Krankenhäusern waren solche Ent- scheidungen bei 40, in den Pflegehei- men bei 56 Prozent der sterbenden Patienten erforderlich. In 46 Prozent der Fälle bei den Hausärzten und dem gleichen Anteil in den Krankenhäu- sern wurde auf eine Sterbehilfe ver- zichtet; die Ärzte in den Pflegehei- men verhielten sich so nur in 33 Pro- zent der Fälle. Wenn jedoch eine Ent- scheidung getroffen wurde, gab es zwei Abweichungen vom Durch- schnitt: In Pflegeheimen wurde häufi- ger (38 gegenüber 20 und 25 Prozent der Fälle) die weitere Behandlung eingestellt; Hausärzte griffen in 5,1 Prozent der Todesfälle erheblich häu- figer zur aktiven Sterbehlife als die Krankenhausärzte (1,8 Prozent) und die Ärzte in Pflegeheimen (0,2 Pro- zent). Anders ausgedrückt: Jeder Hausarzt in den Niederlanden hatte (durchschnittlich) im Jahre 1990 drei- mal, jeder Krankenhausarzt sechsmal,
noms". Chirurg 1992; 63: 495-500 6. Rutqvist LE et al.: The Stockholm trial an
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Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Helmut F. Rauschecker Studienkoordinator der
Multizenterstudie
„Brusterhaltende Therapie von Mammakarzinomen mit niedrigem Rezidivrisiko"
Klinik für Allgemeinchirurgie Georg-August-Universität Robert-Koch-Straße 40 37075 Göttingen
jeder Pflegeheimarzt 18mal über eine Sterbehilfe zu entscheiden.
In mehr als der Hälfte der Fälle, in denen beim Hausarzt potentiell le- bensverkürzende palliative Therapie oder Therapieverzicht erfolgte (54 Prozent), wurde die Entscheidung nicht mit dem Patienten besprochen, meist allerdings, weil es wegen des Zu- standes des Patienten nicht mehr mög- lich war. Gründe, die die Autoren wertfrei als „paternalistisch" bezeich- nen, wurden jedoch auch genannt:
„für den Patienten am besten" oder
„eine Diskussion würde mehr Scha- den als Nutzen bringen". Immerhin konnten die Hausärzte in der Hälfte solcher Fälle die Familie in die Ent- scheidungsfindung mit einbeziehen.
Die Untersuchung beruht auf ausführlichen Interviews mit den Ärz- ten, die in einer ersten Befragung mit- geteilt hatten, daß sie 1990 aktive oder passive Sterbehilfe geleistet hät- ten. Plötzliche Sterbefälle wie bei- spielsweise durch Unfall waren von vornherein nicht berücksichtigt und beeinflussen deshalb die ermittelten Zahlenwerte nicht. bt
Pijnenborg L, van Delden JJM, Kardaun JWPF, Glerum JJ, van der Maas PJ: Na- tionwide study of decisions concerning the end of life in general practice in the Netherlands. BMJ 1994; 309: 1209-1212 Loes Pijnenborg, Department of Public Health, Erasmus-Universität, Postfach 17 38, NL-3000 DR Rotterdam, Nieder- lande.
Sterbehilfe in den Niederlanden
A-848 (56) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 12, 24. März 1995