Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, Der Deutsche Ärztetag findet auf Beschluß des 91. Deutschen Ärz- tetages 1988 in zweijährigem Wechsel seit 1992 am Sitz der Bundesärzte- kammer in Köln statt. Im Congreß- zentrum der Köln-
Messe werden vom 4. bis zum 8.
Juni 1996 aus allen deutschen Ärzte- kammern 250 De- legierte als ge- wählte Repräsen- tanten der nun- mehr über 300 000 Ärztinnen und Ärzte zusammen- treten.
Eine umfang- reiche Tagesord- nung sieht die Be- ratung von ge- sundheits-, sozial- und berufspoliti- schen Themen vor; dabei wird die aktuelle Gesund- heitspolitik wie-
derum einen Schwerpunkt bilden.
Die in den Deutschen Bundestag ein- gebrachten Gesetzentwürfe der Re- gierungskoalition und der Opposition versuchen auf höchst unterschiedli- che Weise, die Ausgabenentwicklung im Gesundheitswesen zu dämpfen und dennoch eine möglichst gute Ver- sorgung der Patienten zu sichern. Es wird deshalb von besonderem Inter- esse sein, welche Kompromißlösun- gen sich zwischen der Bundesregie- rung und der Opposition im Deut- schen Bundestag, aber auch zwischen Bund und Ländern im Bundesrat, er- arbeiten lassen und in welchen Fragen schließlich im Vermittlungsausschuß nicht die Gesundheitspolitiker, son- dern die Parteistrategen den Aus- schlag geben werden.
Es ist zu wünschen, daß dabei möglichst viele der seit Jahren von der Deutschen Ärzteschaft vorgelegten Vorschläge und Forderungen, insbe- sondere aus dem vom 97. Deutschen Ärztetag 1994 verabschiedeten Ge- sundheits- und Sozialpolitischen Pro- gramm der deutschen Ärzteschaft,
Berücksichtigung finden. Von beson- derer Bedeutung wird dafür sein, ob es der Ärzteschaft weiterhin gelingt, eine möglichst geschlossene ärztliche Argumentation, die sich an der Ent- wicklung der Medizin und den sich daraus ableitenden Erfordernissen für die Patientenversorgung orien- tiert, in den politischen Meinungsbil- dungs- und Entscheidungsprozeß ein- zubringen.
Thema Hochschulen Als weiteren Schwerpunkt hat der Vorstand der Bundesärztekam- mer in einer Arbeitsgruppe sowie im Dialog mit den Ärztekammern das Thema „Medizinische Hochschulen
im Wandel des Gesundheitswesens“
zur Beratung vorbereitet. Die ständi- gen Änderungen – insbesondere der letzten Jahre – im deutschen Gesund- heitswesen können dabei von den Medizinischen Hochschulen und Fa- kultäten ebensowenig unbeachtet bleiben wie die Entwicklungen in der Medizin mit einer weiter zunehmen- den Spezialisie- rung und Diffe- renzierung, aus der sich jedoch andererseits die Notwendigkeit ei- ner verstärkten und verbesserten interdisziplinären und interpro- fessionellen Ko- operation ergibt.
Den Zielen einer zukunfts-orien- tierten medizini- schen Ausbildung wird nur eine Me- dizinische Hoch- schule gerecht, die Aufgaben in Lehre, Forschung und umfassender Krankenversorgung gleichzeitig wahrnimmt. Aufgaben- vielfalt, Kompetenzrahmen sowie die hohe Spezialisierung in Krankenver- sorgung, Forschung, Lehre und Eva- luation sind jedoch zukünftig nicht mehr nur einem einzelnen in Perso- nalunion zuzumuten und aufzubür- den. Die Integration muß und kann zukünftig nur noch von einem Team eines Universitätsklinikums garan- tiert werden. Dabei muß Grundlage der Zusammenarbeit ein von allen Führungskräften gemeinsam erarbei- teter und getragener Orientierungs- rahmen sein. Es muß ferner im Er- messen des einzelnen ärztlichen Mit- arbeiters liegen, wie er mit diesen drei Aufgabenbereichen schwerpunkt- mäßig tätig werden kann. Als Ergeb-
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P O L I T I K EINLADUNG
(16) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 8, 23. Februar 1996
99. Deutscher Ärztetag vom 4. bis zum 8. Juni 1996 in Köln
Öffentliche Einladung an die
Ärztinnen und Ärzte in Deutschland
Rheinpanorama mit Kölner Dom und Groß St. Martin Foto: Verkehrsamt Köln/G. Ventur
nis dieser Beratungen erwarten die Öffentlichkeit und insbesondere die verantwortlichen staatlichen Stellen auf Landes- und Bundesebene zu- kunftsweisende Beschlüsse des Deut- schen Ärztetages.
Über die Tagespolitik hinaus wird sich der 99. Deutsche Ärztetag wiederum mit Entwicklungen im Ge- sundheitswesen in Deutschland und Europa auseinandersetzen. Die zu- nehmende Gestaltung einer europäi- schen Gesundheits- und Sozialpolitik
von Brüssel aus macht es erforderlich, gemeinsam mit den Ärztekammern oder vergleichbaren Organisationen der Länder der Europäischen Union, aber auch durch direkten Kontakt der deutschen Ärzteschaft mit den für das Gesundheitswesen und die soziale Si- cherheit in der Kommission in Brüssel Verantwortlichen die Positionen der deutschen Ärzteschaft direkt zu ver- treten und umgekehrt in einem frühen Stadium der Beratungen der Kommission Informationen erhalten zu können. Die deutsche Ärzteschaft begrüßt es daher, daß das in der Eu- ropäischen Kommission für die Sozi- alpolitik zuständige Mitglied Padraig Flynn beabsichtigt, nach Köln zu kommen und zu den Delegierten zu sprechen. Dies ist sichtbarer Aus-
druck für den rasch fortschreitenden Prozeß des Zusammenwachsens in Deutschland und in der Europäischen Union.
Der 99. Deutsche Ärztetag wird sich in einem besonderen Tagesord- nungspunkt „Das Wertebild der Ärz- teschaft 50 Jahre nach dem Nürnber- ger Ärzteprozeß“ der deutschen Ge- schichte stellen und nach einleitenden Referaten über den Nürnberger Ärz- teprozeß über Folgerungen für die verfaßte Ärzteschaft und ethische
Aspekte der medizinischen Behand- lung und Forschung am Menschen be- raten. Eine wichtige Auswirkung des damaligen Geschehens war im Jahre 1948 die Deklaration von Genf des Weltärztebundes, die der neuen Mu- ster-Berufsordnung als Präambel vor- angesetzt ist. Dieser folgten später, auch unter Mitwirkung der deutschen Ärzteschaft, bedeutsame Deklaratio- nen zu medizin-ethischen Themen, die viele internationale Organisatio- nen und Staaten beachten und als ver- bindlich ansehen und die zum Teil in die jeweilige nationale Gesetzgebung eingeflossen sind, so insbesondere in Deutschland die Deklaration von Helsinki „Empfehlungen für Ärzte, die in der biomedizinischen For- schung am Menschen tätig sind“ über
die medizinische Forschung am Men- schen, die in der Fassung von Tokio 1975 im Bundesanzeiger veröffent- licht wurde und ihren Niederschlag im Arzneimittelgesetz gefunden hat.
Der 99. Deutsche Ärztetag wird 1996 im Congreßzentrum Ost der KölnMesse auf der rechten Rhein- seite in Köln-Deutz stattfinden. Weil die Delegierten und Gäste sich nun- mehr zum dritten Mal in kurzem Ab- stand – insgesamt allerdings zum sieb- ten Mal – in der nunmehr 123jährigen Geschichte Deutscher Ärztetage in Köln treffen werden, wurde das Rah- menprogramm nach dem Motto
„Klein, aber fein“ konzipiert. Be- schreibungen und Anmeldeformulare finden Sie in diesem Heft.
In der Hoffnung, daß neben den Delegierten und den Vertretern ärzt- licher Organisationen und Verbände möglichst viele Ärztinnen und Ärzte aus allen Teilen Deutschlands an die- ser wichtigen Veranstaltung teilneh- men werden, bin ich mit freundlichen Grüßen
Ihr
(Dr. med. Karsten Vilmar)
Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages
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P O L I T I K EINLADUNG
Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 8, 23. Februar 1996 (17)
Eröffnungsveranstaltung
Dienstag, 4. Juni 1996
15.00 Uhr, Kristallsaal der Köln- Messe, Congreßzentrum Ost, Köln (Musikalische Umrahmung) 1. Begrüßung durch den Präsiden-
ten der Ärztekammer Nordrhein 2. Totenehrung
3. Verleihung der Paracelsus-Me- daille der deutschen Ärzteschaft 4. Grußansprachen
5. Referat des Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, Dr. Kar- sten Vilmar
6. Nationalhymne
Im Anschluß an die Eröffnungs- veranstaltung (gegen 18 Uhr):
Empfang im Foyer des Kristall- saales der KölnMesse, Congreß- zentrum Ost
Auf dem rechten Rheinufer (Bildmitte): Messegelände und Rheinpark
Foto: Verkehrsamt Köln/Deutsches Luftbild 947/88 Luftamt HH