GRUSSWORTE AN DEN 83. DEUTSCHEN ÄRZTETAG
An den
Präsidenten des Deutschen Ärztetages Herrn Dr. med. Karsten Vilmar Sehr geehrter Herr Dr. Vilmar Die Delegierten und Gäste des 83. Deutschen Ärztetages in Berlin grüße ich im Namen der Sozialdemokratischen Bundes- tagsfraktion.Die Diskussion um die Aus- und Weiterbildungsvorschriften für Ärzte werden dem Berliner Ärz- tetag ein besonderes Gewicht geben. Die SPD-Bundestags- fraktion hofft sehr, daß die deutschen Ärzte zu überzeu- genden und tragfähigen ge- meinsamen Vorstellungen zu- sammenfinden können. Eine Ärzteschaft, die in dieser für sie fundamentalen Frage in Mehr- heit und Minderheit gespalten ist, kann bei den erforderlichen gesetzgeberischen Arbeiten ei- ne wichtige Funktion nicht mehr erfüllen: den Politikern mit Rat zur Seite zu stehen. Für die SPD-Bundestagsfraktion wäre es kaum denkbar, bei ei- ner in dieser Frage gespaltenen Ärzteschaft für eine Seite Partei ergreifen zu müssen.
Wir haben die Pflicht, allen Ärz- ten zu ihrem Recht zu verhel- fen, sowohl den niedergelasse- nen Fachärzten und den Kran- kenhausärzten als auch den niedergelassenen Allgemein- und Hausärzten. Dazu ist erfor- derlich, daß sie sich zu Auffas- sungen zusammenfinden, die deshalb tragfähig sind, weil sie nicht der Minderheit den Ein- druck vermitteln, von der Mehr- heit übergangen worden zu sein.
Derzeit befindet sich die wichti- ge Novelle des Krankenhausfi- nanzierungsgesetzes im Ver- mittlungsausschuß von Bun- destag und Bundesrat. Für mei-
ne Fraktion habe ich bereits mehrfach deutlich gemacht, daß schon während der Geset- zesberatungen im Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung des Deutschen Bundestages den Vorstellungen der Bundeslän- der weit entgegengekommen wurde. Wir wollen, daß dieses Gesetz in Kraft treten kann, es gibt jedoch Grenzen in der Ver- mittlungsfähigkeit der unter- schiedlichen Auffassungen von Bundestag und Bundesrat. Ich könnte mir nicht vorstellen, daß die SPD-Bundestagsfraktion ei- nem Vermittlungsvorschlag zu- stimmt, der die entscheidenden Aussagen des Gesetzes noch weiter verwässert. Dies gilt ins- besondere für die erforderliche Einbeziehung des Kranken- hausbereichs in die Empfeh- lungskompetenz der Konzer- tierten Aktion des Gesundheits- wesens.
Andererseits kann die SPD- Bundestagsfraktion nicht die Einschätzung einiger Ärztever- bände teilen, nach der keine Novelle des Krankenhausfinan- zierungsgesetzes besser sei als diese. Das vorliegende Gesetz ist nicht nur vertretbar, es be- deutet echte Fortschritte. Es wäre gut, wenn diese Ärztever- bände deutlich machen wür- den, daß ihre Einschätzung nicht diejenigen Maßnahmen vorbereiten soll, die nur in einer Aufkündigung ihrer Mitarbeit in der Konzertierten Aktion enden können. Dies allerdings würde den entschlossenen Wider- stand der SPD-Bundestagsfrak- tion finden.
Dem 83. Deutschen Ärztetag wünsche ich einen guten Ver- lauf.
Mit freundlichen Grüßen Herbert Wehner
Vorsitzender
der SPD-Bundestagsfraktion
An den Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages Herrn Dr. Karsten Vilmar 83. Deutscher Ärztetag
Sehr geehrter Herr Dr. Vilmar!
Ihnen und allen Teilnehmern des 83. Deutschen Ärztetages sende ich herzliche Grüße.
Der Deutsche Ärztetag hat sich für die diesjährige Sitzung die Aktualisierung und Erweite- rung der Gesund heits- und So- zialpolitischen Vorstellungen der Deutschen Ärzteschaft vor- genommen.
Angesichts der enormen Bela- stung des Gesundheitswesens ist dies sicher keine leichte Auf- gabe. Voraussetzung für ein realitätsnahes Programm muß meines Erachtens die Erkennt- nis sein, daß den Leistungs- möglichkeiten unseres Ge- sundheitswesens finanzielle Grenzen gesetzt sind. Leitvor- stellung muß jedoch die ange- messene Versorgung bei medi- zinischer Wirksamkeit und ver- tretbarem Aufwand sein.
Von allen Beteiligten des Ge- sundheitswesens ist verant- wortliches und wirtschaftlich begründetes Handeln gefor- de rt.
Nur dann werden wir das auf freiheitlichen Grundvorstellun- gen aufgebaute Gesundheits- wesen auf Dauer sichern kön- nen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihren Beratungen einen erfolg- reichen Verlauf und erwarte mit Interesse das Ergebnis Ihrer Beratungen.
Mit freundlichen Grüßen Dr. Heiner Geißler Generalsekretär der CDU
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 22 vom 29. Mai 1980
1453GRUSSWORTE AN DEN 83. DEUTSCHEN ÄRZTETAG
An
den Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages Herrn Dr. Karsten Vilmar Sehr geehrter Herr Dr. Vilmar Zur Eröffnung des 83. Deut- schen Ärztetages sende ich Ih- nen als dem Präsidenten dieser traditionsreichen repräsentati- ven Versammlung der deut- schen Ärzteschaft die Grüße der FDP-Bundestagsfraktion.Mein Kollege Hansheinrich Schmidt wird mehrere Tage an Ihren Veranstaltungen in Berlin teilnehmen und die gewonne- nen Erkenntnisse in die Arbeit der FDP-Bundestagsfraktion einbringen. Wir Freien Demo- kraten legen Wert auf einen en- gen, nicht abreißenden politi- schen Gedankenaustausch mit den Repräsentanten der deut- schen Ärzteschaft. Als gute Ba- sis hierfür betrachten wir den Entwurf des fortgeschriebenen
„Blauen Papiers", das liberalen Geist atmet. Dessen Beratung und Verabschiedung werden wir deshalb mit Interesse ver- folgen.
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Mischnick Vorsitzender
der FDP-Bundestagsfraktion
Dem 83. Deutschen Ärztetag in Berlin meine herzlichsten Grü- ße. Ich begrüße es, daß das Par- lament der deutschen Ärzte- schaft in diesem Jahr den freien Teil Berlins als Tagungsstätte gewählt hat, weil die Bindun- gen Berlins zur Bundesrepublik und seine Zugehörigkeit zur Europäischen Gemeinschaft auch untrennbare Richtschnur unserer Politik sind. Mein Dank und meine Anerkennung gelten der deutschen Ärzteschaft. In
einem beispiellosen Einsatz an Arbeitskraft und Arbeitszeit, oft bis an die Grenze des Men- schenmöglichen und unter Ver- zicht auf für viele selbstver- ständlich gewordene soziale Errungenschaften, erfüllen die Ärzte ihren verantwortungsvol- len Dienst am kranken Men- schen, in der Forschung, bei der Ausbildung junger Men- schen und in den vielen Zwei- gen des öffentlichen Dienstes.
Die deutsche Ärzteschaft und der Deutsche Ärztetag nehmen immer wieder in leidenschaftli- chen Diskussionen und mit wei- terführenden Vorschlägen An- teil an der freiheitlichen Gestal- tung unseres Gesundheitswe- sens und damit an der freiheitli- chen Entwicklung unserer Ge- sellschaft. Auch dafür meinen herzlichen Dank. Ich bin über- zeugt, daß die deutsche Ärzte- schaft diese unsere Freiheit auch in Zukunft gegen Soziali- sierung und starres Zunftden- ken verteidigen wird. Denn bei- de sind rückwärtsgewandt, rückständig und überholt. Wir sind mit dem Beginn der 80er Jahre in das kritischste Jahr- zehnt dieses Jahrhunderts ein- getreten. Weltpolitische Verän- derungen, weltwirtschaftliche Herausforderungen und innere Fehlentwicklungen bedrohen Frieden, Freiheit und Sicher- heit. In der dramatisch verän- derten außenpolitischen Lage brauchen wir ein freiheitli- ches, solide finanziertes und menschliches Gesundheitswe- sen, das qualitativ hochwertig und quantitativ leistungsfähig ist, um die Belastungen und Ri- siken dieses Krisenjahrzehnts zu bestehen. Verbesserungen unseres Gesundheitswesens dürfen dabei nicht seine äußere und innere Freiheit gefährden.
Auch die Verbesserung der ärzt- lichen Ausbildung darf nicht auf Kosten derjenigen jungen
Menschen gehen, die mit Idea- lismus und Leidenschaft den Beruf des Arztes zum Lebens- ziel gewählt haben. Ich wün- sche Ihnen allen für die Zukunft Kraft und Mut. Sie können dar- auf vertrauen, daß die Unions- parteien Sie bei Ihrem Dienst am Gemeinwohl und Ihrem Ein- treten für unsere freiheitliche Ordnung mit aller Entschieden- heit unterstützen werden.
Franz Josef Strauß Vorsitzender
der Christlich-Sozialen Union Bayerischer Ministerpräsident
An den Präsidenten des Deutschen Ärztetages Herrn Dr. Karsten Vilmar Die CDU-Fraktion des Abgeord- netenhauses von Berlin grüßt den 83. Deutschen Ärztetag in Berlin als legitime Vertretung der deutschen Ärzteschaft und wünscht seinen gesundheits- politischen Beratungen und Entscheidungen ein gutes Er- gebnis. Die Berliner CDU be- grüßt die Bemühungen der deutschen Ärzteschaft, ihrer Selbstverwaltungskörperschaf- ten und ihrer freien Verbände um eine laufende Verbesserung der ärztlichen Versorgung un- serer Bevölkerung im Rahmen des bestehenden und bewähr- ten Systems unseres Gesund- heitswesens. Die Berliner CDU lehnt daher die erkennbaren Tendenzen zur Systemverände- rung und Sozialisierung des deutschen Gesundheitswesens ab, wie sie von einer Minderheit der Ärzteschaft spektakulär ge- fordert wird.
Heinrich Lummer
Vorsitzender der CDU-Fraktion des Abgeordnetenhauses von Berlin
1454 Heft 22 vom 29. Mai 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT