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Archiv "Strategiewechsel in der Hämatologie: Akute Leukämien ohne Zytostatika therapieren" (12.04.2013)

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A 716 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 15

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12. April 2013

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rstlinienbehandlung von aku- ten Leukämien ohne Zytosta- tika. Dass ein solcher Strategie- wechsel in der Onkologie eine realistische Behandlungsoption mit kurativem Ziel sein kann, belegen Daten zur akuten promyeloischen Leukämie (APL), die bei der Jah- restagung der American Society of Hematology (ASH) in Atlanta prä- sentiert wurden. Die APL ist eine seltene, sehr aggressive Unterform der akuten myeloischen Leukämie.

Die ersten effektiven Behand- lungsregime stützten sich auf an- thrazyklinbasierte Chemotherapien.

In den frühen 90er Jahren wurde diesen Protokollen bereits die All- trans-Retinsäure (ATRA) hinzuge- fügt. Das Vitamin-A-Derivat för- dert die Differenzierung von unrei- fen Krebszellen in reife Blutzellen.

Als weitere Therapieoption konnte in den vergangenen Jahren gezeigt werden, dass die ebenfalls nicht- chemotherapeutische Komponente Arsentrioxid (ATO), wenn man sie der APL-Behandlung zufügt, zu ei- ner besseren Effektivität mit weni- ger Nebenwirkungen als reine Che- motherapieprotokolle führt.

Während der Tagung wurden nun die Ergebnisse einer Studie vorge- stellt, die bei der APL-Behandlung völlig auf Chemotherapie verzichte- te (1). In der internationalen, multi-

zentrischen Phase-III-Studie wurde bei 162 APL-Patienten die Kombi- nation aus ATO plus ATRA (Arm A) verglichen mit der bisherigen Stan- dardtherapie aus ATRA plus Idarubi- cin (Arm B). Nach einem medianen Follow-up von 31 Monaten betrug die Rate an ereignisfreiem Zwei - jahresüberleben 97 Prozent im Arm A und 86,7 Prozent im Arm B (p = 0,03). Das Gesamtüberleben betrug 98,7 Prozent versus 91,1 Pro - zent (p = 0,03). In Arm B kam es signi fikant häufiger zu Neutrope- nien ≥ Grad drei und Thrombozyto- penien (p < 0,001). Diese Studie stelle einen wichtigen Schritt dar hin zu zielgerichteten Therapien ohne Chemotherapie für die Erstlinienbe- handlung von akuten Leukämien, lautete der Tenor beim Kongress.

Aufsehen erregte beim ASH 2012 außerdem eine Phase-III-Stu- die zur Behandlung des multiplen Myeloms (MM). Für Patienten, die bereits mit Alkylanzien vorthera- piert und auch auf die Immunmo - dulatoren Bortezomib und Lena - lidomid refraktär oder rezidiv sind, gibt es kaum Behandlungsoptio - nen. In der MM-003-Studie wur- den 455 dieser Patienten rando - misiert und entweder mit dem neu- en Immunmodulator Pomalidomid plus niedrigdosiertem Dexametha- son (LoDEX) oder Hochdosis-De- xamethason (Hi-DEX) behandelt (2).

Multiples Myelom: Längeres Überleben durch Pomalidomid

Nach einer medianen Beobach- tungszeit von vier Monaten zeigte sich ein medianes progressions - freies Überleben von 3,6 gegen- über 1,8 Monaten zugunsten des POM/LoDEX-Arms (Hazard Ratio

= 0,45; p < 0,001). Die Gesamtan-

sprechrate (ORR ≥ PR) war unter POM/LoDEX signifikant höher als im Hi-DEX-Arm (21 Prozent ver- sus drei Prozent, p < 0,001). Für das Gesamtüberleben (OS) liegen Da- ten einer Interimsanalyse vor: Sie ergab einen signifikanten Vorteil für POM/LoDEX. So war das mediane OS im Pomalidomid-Arm noch nicht erreicht und betrug im Hi-DEX- Arm 7,8 Monate (p < 0,001).

Neuer TKI Ponatinib in ersten Studien bei CML effektiv

Bei den Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) und Ph+ akuter lymphatischer Leukämie (ALL) findet man das Philadelphia- Chromosom, welches für die BRC- ABL-Tyrosinkinase kodiert. Sie ist für die Pathogenese wesentlich verantwortlich. Die entsprechen - den Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) Imatinib, Dasatinib und Nilotinib haben die CML-Therapie revolutio- niert. Bei einigen dieser Patienten liegt allerdings eine T3151-BCR- ABL-Mutation vor, die sie resistent gegen die zur Verfügung stehenden TKI macht.

In einer Phase-II-Studie wurde nun der neue TKI Ponatinib bei Pa- tienten geprüft, die entweder gegen die übrigen TKI resistent/refraktär waren und/oder bei denen bereits ei- ne T3151-Mutation nachgewiesen war (3). Ponatinib führte bei 55 Pro- zent dieser Patienten noch zur „ma- jor cytogenetic response“ und bei 58 Prozent zu einer hämatologischen Response. Das Ergebnis weckt Hoff- nung, dass es auch für diese poten- ziell tödlich verlaufenden Maligno- me eine Behandlungsoption gibt.

Dr. rer. nat. Annette Junker

@

Literatur im Internet:

www.aerzteblatt.de/lit1513 Blut eines leuk -

ämiekranken Patienten auf Filterpapier: kolo-

rierte elektronen - mikroskopische

Aufnahme

Foto: SPL/Agentur Focus

STRATEGIEWECHSEL IN DER HÄMATOLOGIE

Akute Leukämien ohne Zytostatika therapieren

Auf der 54. Jahrestagung der American Society of Hematology wurden Studienergebnisse vorgestellt, die bisherige Therapiestandards verändern werden.

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 110

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Heft 15

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12. April 2013 A 2 LITERATURVERZEICHNIS HEFT 15/2013, ZU:

STRATEGIEWECHSEL IN DER HÄMATOLOGIE

Akute Leukämien ohne Zytostatika therapieren

Auf der 54. Jahrestagung der American Society of Hematology wurden Studien - ergebnisse vorgestellt, die bisherige Therapiestandards verändern werden.

LITERATUR

1. Lo-Coco F, et al.: ATRA and Arsenic Trioxi- de (ATO) Versus ATRA and Idarubicin (AIDA) for Newly Diagnosed, Non High- Risk Acute Promyelocytic Leukemia (APL):

Results of the Phase III, Prospective, Randomized, Intergroup APL0406 Study by the Italian-German Cooperative Groups Gimema-SAL-AMLSG. Blood 2012; 120:

Abstract 6.

2. Dimopoulos MA, et al.: Pomalidomide in Combination with Low-Dose Dexametha- sone Demonstrates a Significant Progres- sion-Free Survival and Overall Survival Ad- vantage, in Relapsed/Refractory MM: A Phase 3, Multicenter, Randomized, Open- Label Study. Presented at Late-breaking Abstract Session, ASH 2012, Atlanta, Ab - stract LBA-6.

3. Cortes JE, et al.: A Pivotal Phase 2 Trial of Ponatinib in Patients with Chronic Myeloid Leukemia (CML) and Philadelphia Chro- mosome-Positive Acute Lymphoblastic Leukemia (Ph+ALL) Resistant or Intolerant to Dasatinib or Nilotinib, or with the T315I BCR-ABL Mutation: 12-Month Follow-up of the PACE Trial. Blood 2012; 120: Ab - stract 163.

M E D I Z I N R E P O R T

Referenzen

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