jedoch festgestellt werden, daß die Argumente der Ärzteschaft, so- weit sie überhaupt vorgebracht werden konnten, speziell von Ver- tretern des Bundesarbeitsministe- riums, aber auch von Vertretern einiger Bundesländer, allenfalls zur Kenntnis genommen, nicht je- doch ihrem Gewicht entsprechend für die weitere Planung des Vorha- bens, insbesondere durch Ände- rung des Verfahrens, berücksich- tigt wurden. Nach Meinung der Bundesärztekammer ist ohne eine grundsätzliche Änderung in der Einstellung der Vertreter von Bund und Ländern die weitere Mit- arbeit an dem Projekt PBBV in Frage gestellt. Eine Weiterführung wäre nur dann sinnvoll und mög- lich, wenn eine eingehende Dis- kussion der Argumente der Ärzte- schaft in mehreren, ausschließlich zur Behandlung dieser Frage an- beraumten Sitzungen des vorha- benbegleitenden Ausschusses auf Bundesebenen stattfinden könnte und die nötigen Konsequenzen daraus gezogen würden. Falls das Forschungsvorhaben überhaupt sinnvoll weitergeführt werden.soll, muß es zu Veränderungen der Me- thodik und Auswertung kommen.
Auch die anderen Beteiligten hal- ten mit Kritik nicht zurück. So ha- ben die Bundesverbände der ge- setzlichen Krankenkassen — ge- stützt auf ein wissenschaftliches Gutachten — 'Ende Januar 1980 dem Veranstalter von PBBV mitge- teilt, daß sie unter den derzeitig gegebenen Bedingungen nicht mehr an dem Forschungsvorha- ben mitwirken würden. Die Ge- werkschaft ÖTV kam in einem Brief zu der Auffassung, daß das Forschungsvorhaben so nicht wei- tergeführt werden kann. Und bei den Krankenhausträgern ist man offensichtlich auch in besonde- rem Maße kritisch eingestellt.
Andererseits kommen aber auch die übrigen Verhandlungen, die bilateral oder multilateral zwi- schen den Beteiligten geführt wer- den, nicht so recht voran.
Die Situation ist also verfahren. Er- gebnisse sind für die nächste Zeit
Falsche Vorgaben
Werden 7,5 Millionen DM Steu- ergelder sinnlos verschwen- det? Diese Frage stellten sich am 3. März 1980 in einer ge- meinsamen Sitzung die Ver- bände der Krankenhausträger und der im Krankenhaus be- schäftigten Berufsgruppen zum Forschungsvorhaben „Perso- nalbedarfsberechnungsverfah- ren — PBBV", das von der Bun- desregierung finanziert und von sechs Bundesländern durchgeführt wird.
In einer gemeinsamen Ent- schließung äußerten die folgen- den Verbände massive Kritik an dem bisherigen Vorgehen in- nerhalb des Forschungsprojek- tes: Deutsche Krankenhausge- sellschaft. Düsseldorf; Bundes- ärztekammer, Köln: Gewerk- schaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Stutt- gart; Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutsch- lands. Düsseldorf; Marburger Bund, Bundesverband, Köln;
Fachvereinigung der Verwal- tungsleiter deutscher Kranken- anstalten, Marl; Arbeitsgemein- schaft deutscher Schwestern- verbände, Bonn; Deutscher Be- rufsverband für Krankenpflege, Frankfurt.
In der Entschließung heißt es:
„Mit dem PBBV soll ein allge- mein anerkanntes Verfahren zur Berechnung des leistungs- bezogenen Personalbedarfs in den Krankenhäusern entwickelt werden. Dieses Ziel wird jedoch verfehlt werden, wenn — wie
nicht zu sehen. Als vorläufige pragmatische Maßnahme ange- sichts dieser prekären Situation hat die Bundesärztekammer nun- mehr vorgeschlagen, die Gesund- heitsministerkonferenz solle so schnell wie möglich die Anwen- dung zumindest der Anhaltszah- len der Deutschen Krankenhaus- gesellschaft für die Besetzung mit Ärzten und Pflegekräften vom 9.
September 1974 empfehlen. Diese Zahlen sind zwar auch schon sechs Jahre alt, in ihrem struktu- rellen Aufbau jedoch wesentlich besser der Entwicklung der Medi-
bisher — Kritik und Rat der Sachverständigen aus den Ver- bänden nicht ausreichend ge- hört und berücksichtigt .wer- den. Es besteht die Gefahr, daß die vorgegebenen Untersu- chungsmethoden nicht nur un- zureichend, sondern auch falsch sind und damit zwangs- läufig zu falschen Ergebnissen führen. Die Verbände fordern ausreichende Mitwirkung so- wie Abänderung der bisher auf- getretenen nachteiligen Ent- wicklung. Ihre Kritik richtet sich vorwiegend gegen Zielsetzung, Methoden und Verfahrenstech- niken in der Untersuchung und die Koordinierung der Teilpro- jekte. Die Verbände fordern die Verantwortlichen in Bund und Ländern auf. unverzüglich die Voraussetzungen zu schaffen.
daß bei dem weiteren Unter- suchungsgang unter anderem krankenhausindividuelle und krankenhausspezifische Ar- beitsabläufe sowie unter- schiedliche Gegebenheiten hin- reichend berücksichtigt wer- den.
Nur unter Berücksichtigung der gravierenden Einwände der Sachverständigen kann das Forschungsvorhaben dazu bei- tragen, auch künftig eine wirk- same Versorgung der Patienten im Krankenhaus unter Ge- sichtspunkten der Humanität, der Leistung und der Kosten zu sichern. Die Verbände weisen darauf hin, daß bei weiterer Nichtbeachtung ihrer sachli- chen Einwände ihre künftige Mitarbeit an diesem Vorhaben infrage steht." EB
zin angepaßt als die 69er Empfeh- lungen. Deshalb erschien es der Bundesärztekammer vertretbar, sich für die Anwendung dieser Zahlen bei allen Personalüberle- gungen einzusetzen, wie dies gleichgerichtet auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft und an- dere ärztliche Organisationen be- schlossen haben. Die Anhaltszah- len von September 1974 sollten je- denfalls dann so lange gelten, bis eine Einigung über eine neue, von allen Beteiligten gemeinsam ge- tragene Empfehlung herbeige- führt sein wird. GV/DÄ
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 11 vom 13. März 1980 645