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Zu den hebräischen Vervielfilltigungszahlen.
Von Eb. Nestle.
„Wio die doppelte Setzung einer Sprachform nicht liloss den
Begriti' der Paarung , sondern auch die verscbiedenen Arten einer
Sache und die m.innigfaltigen Richtungen eines Umstandes zur
Darstellung bringt: so konnte die Dualiorm eines Zahlworts auf
die Wendungen hindeuten, dio in der vom betr. (irundzablwort an¬
gegebenen Anzahl hinsichtlich einer Handlung in Betracht kommen
sollten. So vielleicht liisst i'S sich verstehen , dass ... die Duale
der relativ ursin'ünglicheren (irundzahlformen zur Versinnlichung
der Begritle ,4fiiltig, 4 lach, nach 7 Richtungen hin. auf 7 .\rten etc.'"
hervorgesucht werden konnten."
Einfacher und deutlicher als diese lange Auseinandersetzung
Königs in seinem Lehrgebäiide 2,227 ist ein Hinweis auf dio
Tbidsache, dass andere Sprachen ganz parallel verfahren. Im Latei¬
nischen ist tergeminus , /rigeminus ganz regelmässige Bezeichnung
für dreifach, und das deutsche „ drei doppelt " bedeutet, wie
dar Grimm'sche Wörterbuch mit Recht gegen Schmeller bemerkt,
nicht sechsfach, sondern eben dreifach. Wie Kluges Wörter¬
bucb zeigt, heisst mhd. vach auch , Falte' und es kann „-fach"
als Suffix wohl eine Nachbildung des iilteren Suftixes ,-falt' sein.
Durch Falten eines Papieres , Tuches entstehen zwei Lagen , trotz¬
dem ist „zweifach", „dreifach" nicht =: 2 X 2, 3X2; dies „-fait"
und „-fach" ist ganz wie der hebräische Dual gebraucht. Vgl.
Usener, Dreiheit, im Rheinischen Jluseum 1903, S. 361.
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Herkunft und Bedeutung der Endvokale v, i, a
beim assyrischen Xomen und Verbum.
Von
Prof. Dr. Carl Holzhey (Freising).
jS'orairia und Yerbn können im Assyrischen auf einen der drei
Vokale u. i. a auslauten ; es ist hiebei zwar zu beobachten , dass
beim Nomen u gewühnliclier dem Nominativ, ebenso a dem Accusativ
nnd i sehr häutig dem Genitiv entspricht , aber eine feste Regel
scheint nicbt vorhanden zu sein.
Selbst solche vereinzelte Te.xte. die überwiegend deklinationsfest
(d. h. M = Nom. ; i = Gen. : a = Acc.) erscheinen, weisen eklatante
Abweichungen auf, während in den weitaus meisten Fiillen zwar
das Vorwiegen irgend eines Schemas, aber nicht des deklinations¬
festen, konstatiert werden kann. So ist es z. 15. „gerade eine Eigen¬
tümlichkeit des babylonischen Dialektes (im engeren Sinn), den
Nominativ auf i auslauten zu lassen";') das Neubabyloniscbe nimmt
für den Genitiv gern a, „ohne dass jedoch die Sprache diese
Scheidung konsequent durchgeführt hätte".-') Das Fehlen einer
bestimmten Regel wird von verschiedenen Forschern entschieden
konstatiert; -T.-Latrille stellt fest, dass die Tafelschreiber Nebu¬
kadnezars und Nabonids die Endungen u, {, a „ebenso willkürlich"
bebandelr . wie die Tafelschreiber des letzten Assyrerkönigs.-')
E. Müller beschreibt den Sachverhalt mit den Worten: „Gegen
den Eintritt der babylonischen Epoche hin ist die Verwirrung so
gross , dass alle Kasus promiscue gebraucht werden und , wie es
scheint, irgend eine Regel nicht mehr zu erkennen ist".*) Richtiger,
weil ohne die unbewiesene Voraussetzung einer erst später ent¬
stehenden Freiheit, sagt F. Delitzsch, die Ausnahmen (von
der l)i-klin.i,tionsfostigkeit) seien „mannigfach und massenhaft";*)
ebenso bezeichnet H. Zimmern das thatsächliche Verhältnis als
\) Beitr. znr Assyr. 1890, S. 191. -— Vgl. V. Delitzsch, Assyr. Gramm.
1889, S. 180.
2) K. Kriitzscli mar: Beitr. z. Assyr. 1890, S. 419.
3) Zeitschr. f. Keilsehriftf. II. S. 238.
4) Z. f. Assyr. 1, S. 352.
5) Gramm. S. 180.
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