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Archiv "Klimawandel: Entwicklungsländer besonders betroffen" (28.09.2001)

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ie globale Durchschnittstempe- ratur ist in den letzten hundert Jahren von 13,7 Grad auf 14,3 Grad Celsius gestiegen. Die 90er-Jah- re waren in vieler Hinsicht die wärm- sten des vergangenen Jahrhunderts.

Die meisten Alpengletscher haben sich in den letzten Jahrzehnten zu- rückgebildet. Die Konzentration von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphä- re – als Hauptverursacher des Treib- hauseffektes – hat sich seit der vorin- dustriellen Phase durch die Verbren- nung fossiler Energien (Erdöl, Kohle, Gas) von 280 ppm auf 360 ppm erhöht.

Wahrscheinlich ist auch die zuneh- mende Häufigkeit extremer Wetter- ereignisse wie Wirbelstürme, Über- schwemmungen und Dürren zum Teil durch den Anstieg von Treibhausga- sen bedingt.

Von der Umweltbehörde der Verein- ten Nationen (United Nations Environ- mental Programme, UNEP) und der World Meteorological Organization (WMO) wurde 1988 eine internationale Kommission für Klimaveränderung (Intergovernmental Panel of Climate Change, IPCC) ins Leben gerufen. Im Bericht „Climate Change 2001 – Im- pacts, Adaption, and Vulnerability“, der im Juli 2001 erschien (1), setzt sich ein Stab hochrangiger Natur- und Sozial- wissenschaftler mit dem Einfluss der Klimaveränderungen auf die Lebens- bedingungen des Menschen auseinan-

der. Epidemiologen, unter Federfüh- rung der „London School of Hygiene and Tropical Medicine“, beschreiben im neunten Kapitel des mehr als 1 000 Sei- ten umfassenden Werkes den Einfluss der Klimaerwärmung auf den Gesund- heitszustand menschlicher Populatio- nen in verschiedenen Teilen der Welt.

Die Klimaveränderung ist nur ein Einflussfaktor der multifaktoriellen Genese einiger Krankheiten. Deshalb hat die Epidemiologie häufig Schwie- rigkeiten, davon Hintergrundfaktoren wie sozioökonomische und demogra- phische Einflussgrößen zu trennen. Die künftige Klimaentwicklung vorauszu- sagen ist schwierig, weil die Zunahme der CO2-Konzentration vom künftigen Gebrauch fossiler Energien abhängt.

Ausgehend von dem gegenwärtigen Wert um 360 ppm, schwanken hier die T H E M E N D E R Z E I T

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A2488 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 39½½½½28. September 2001

Klimawandel

Entwicklungsländer besonders betroffen

Die gesundheitlichen Folgen der globalen Klimaerwärmung

sind erheblich. Der Beitrag gibt den Stand der epidemiologischen Forschung wieder.

Joachim Groß

1

, Paul Wilkinson

2

1Facharzt für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umwelt- medizin

2Paul Wilkinson, MD, MSc, MRCP, MFPHM, Environ- mental Epidemiology Unit, London School of Hygiene and Tropical Medicine, University of London, Keppel St., London, England, UK

Foto:ap

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Prognosen zwischen 540 ppm und 970 ppm im Jahr 2100.

Bei der Hitzewelle 1995 in Chicago wurde eine erhöhte Sterblichkeit von 12/100 000 Einwohner ermittelt, die hauptsächlich ältere Bewohner betraf (2). Da davon ausgegangen werden muss, dass sich durch den erhöhten Treibhauseffekt extreme Wetterereig- nisse wie beispielsweise Hitzewellen öf- ter ereignen, kann von einer errechenba- ren zusätzlichen Sterblichkeit ausgegan- gen werden. Die höhere Lufttemperatur lässt mehr Wasser verdunsten, was die Luftfeuchtigkeit und die Menge der Nie- derschläge in einigen Teilen der Welt deutlich erhöht. Die Kombination von Hitze und Feuchtigkeit führt ebenso zu einer erhöhten Mortalität (3). Bezogen auf das Jahr 2050, muss in New York, trotz Einsatz von Klimaanlagen, mit ei- ner Übersterblichkeit von 500 bis 1 000 Personen jährlich gerechnet werden (4).

Etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung leben in den großen Metropolen der Dritten Welt. Weil dort wenig Klimaan- lagen bereitstehen, muss von einer deut- lich erhöhten zusätzlichen Mortalität ausgegangen werden, insbesondere für die Bewohner von Elendsvierteln.

In gemäßigten Breiten könnten sich mildere Winter dagegen günstig auf die Sterblichkeitsrate auswirken: In einer Studie werden bis zu 20 000 weniger käl- tebedingte Tode pro Winter in Großbri- tannien im Jahr 2050 angenommen (5).

Naturkatastrophen und Luftverschmutzung

Die Anzahl und Schwere von Naturka- tastrophen wie Wirbelstürme, Dürren und Überschwemmungen scheinen sich mit zunehmender Klimaerwärmung zu erhöhen. Entsprechend nehmen die Opfer und deren Verletzungen, Kran- kenbehandlungen und finanzielle Ver- luste zu. Das ist insbesondere für Versi- cherungsunternehmen wichtig (6, 7).

Für Entwicklungsländer mit geringem sozioökonomischen Niveau haben Er- eignisse wie das Klimaphänomen „El Niño“ besonders gravierende Auswir- kungen: Die 1982/83 nach „El Niño“

aufgetretenen Dürren und Sturmfluten bewirkten ein Absinken des Bruttosozi- alprodukts von circa zehn Prozent in

Bolivien, Chile, Ecuador und Peru mit den entsprechenden Folgen für die Ge- sundheitsversorgung (8).

Die zunehmende Verdunstung von Wasser aus den Ozeanen wird die Wahr- scheinlichkeit, dass es zu Überschwem- mungen kommt, erhöhen. Kurzfristig führt dies zu einem Anstieg der Zahl von Verletzungen und Ertrinkungstod. Mit- telfristig führt der akute Trinkwasser- mangel häufig zu einer erhöhten Zahl der Hepatitis-A- und Cholera-Erkrankun- gen durch Infektion mit

kontaminiertem Wasser.

Langfristig wird aus der Zerstörung der Felder und der Vernichtung der Ernten eine Mangeler- nährung resultieren (9).

Besonders China war in den letzten Jahren ver- stärkt von Überflutungen betroffen. Allein 1998

wiesen die Statistiken dort mehr als 3 000 Tote durch Überschwemmungen und vier Millionen zerstörte Häuser aus. Als Grund wird häufig die Entwaldung und eine falsche Landwirtschaftspolitik an- gegeben.

Die Verwundbarkeit der Bevölke- rung ist in den Ländern des Südens deutlich stärker ausgeprägt als in den industrialisierten Ländern. Die gesund- heitlichen Folgen von Dürren sind meist eine indirekte Auswirkung der beeinträchtigten Produktion von Nah- rungsmitteln. Mangelernährung ver- schärft sich daher schnell zu Hunger. In Zeiten der Wasserknappheit wird Was- ser vorwiegend zum Kochen, weniger für Hygiene verwendet. Die Folgen sind unter anderem das vermehrte Auf- treten von Trachom und Scabies. Bei längeren Lagerzeiten von Wasser und fäkaler Kontamination ist eine Zunah- me von Diarrhö zu erwarten. Mangel- ernährung in diesen Situationen ver- stärkt die Anfälligkeit gegenüber den Infektionen zusätzlich.

Die Auswirkungen der Luftver- schmutzung auf die Gesundheit sind zurzeit am größten in den Ländern der Dritten Welt. Während in den Industrie- nationen die Emissionen von Partikeln, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Stickoxiden durch Kraftfahrzeug-Kata- lysatoren und bessere Brennstoffe (Erd- gas statt Kohle) zurückgegangen sind

(bei unverändert hohen CO2-Emissio- nen), sterben in Indien schätzungsweise 40 000 Menschen jährlich vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung (10). Die Kombination von lokaler Luftverschmutzung und warmem Wet- ter ist ein erhöhter Risikofaktor für die zunehmende Inzidenz vorwiegend chro- nisch obstruktiver Atemwegserkran- kungen (COPD). Steigende Temperatu- ren bedingen ein höheres Risiko für Waldbrände. Die freigesetzten Partikel lassen die Rate von COPD ansteigen. Eine weitere Zunahme von COPD ist durch die ver- stärkte Freisetzung von Pollen zu erwarten:

Nicht nur früher begin- nende Vegetationszei- ten, sondern auch hö- here CO2-Konzentratio- nen bedingen eine ver- mehrte Freisetzung. Experimentelle Untersuchungen zeigten eine fast vierfache Zunahme von hochallerge- nen Pollen der Abrosia artemisiifolia (Astern-Pflanze) bei einer Verdopplung der CO2-Konzentration von 300 auf 600 ppm (11). Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Erderwärmung zu einer Zunahme der Radonkonzentration in den unteren Schichten der Erdatmo- sphäre führt (12). Das radioaktive Gas als Alpha-Strahler ist als Ursache von bösartigen Lungenerkrankungen be- kannt.

Zunahme von

Infektionskrankheiten

Viele Infektionskrankheiten, beson- ders in den Tropen, werden durch Vektoren (zum Beispiel Anopheles- Mücken) übertragen, die nicht über ein eigenes Temperatur-Regulationssy- stem verfügen. Eine Erhöhung der Feuchtigkeit oder der Umgebungstem- peratur kann daher die Aktivität, Ver- breitung und Fortpflanzungsrate des Vektors und damit die Ausbreitung, beispielsweise der Malaria tropica, nachhaltig beeinflussen.

❃❃ Malaria: Neuere Studien anhand von Klimamodellen geben Hinweise darauf, dass die Zonen, in denen sich Malaria potenziell verbreiten kann, T H E M E N D E R Z E I T

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 39½½½½28. September 2001 AA2489

Die Verwundbarkeit der Bevölkerung ist in den Ländern des Südens deutlich stärker ausgeprägt als in den industria-

lisierten Ländern.

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durch den Kli- mawandel deut- lich größer wer- den. Für das Jahr 2080 wird prognostiziert, dass 260 bis 320 Millionen Menschen mehr in Gebieten mit potenzieller Malaria-Verbreitung leben (13). Würde es gelingen, die Emission von CO2 in einem Bereich zwischen 550 bis 750 ppm zu stabilisie- ren, könnten sich die Zuwächse in der Verbreitung von Malaria um ein Drittel verringern (14).

❃❃Dengue-Fieber:Die durch die Flie- ge Aedes aegyptii übertragene Erkran- kung hat sich während der letzten Jahr- zehnte in den Städten der tropischen Gebiete weiter verbreitet. In den Pro- vinzen Mexikos, die an die USA an- grenzen, sind Epidemien ausgebro- chen. Inzwischen werden auch aus den USA und Australien Fälle von endemi- scher Verbreitung gemeldet. Unklar ist, inwieweit sich eine Klimaerwärmung auf die Verbreitung von Dengue-Fieber in subtropischen Gebieten auswirkt, da hier sozioökonomische Faktoren be- grenzend wirken (15).

❃❃ Leishmaniose: Vektoren dieser auch in Südeuropa verbreiteten Er- krankung sind mehrere Sandfliegenar- ten, deren Verbreitung und Aktivität stark von der Umgebungstemperatur abhängt. Studien weisen auf eine steigende Verbreitung in den sub- tropischen Gebieten Brasiliens, Para- guays, Boliviens und Argentiniens (16). In Italien ergibt sich ein gemisch- tes Bild für verschiedene Sandflie- genarten (17).

❃❃ Leptospirose: Diese akut fieber- hafte Erkrankung wird durch den Urin infizierter Nager und Hunde übertra- gen. Insbesondere nach heftigen Re- genfällen und während Überflutungen tritt sie vermehrt auf (18).

❃❃Hantavirus-Erkrankungen:Verän- derungen im Klima können auch zu- gunsten von warmblütigen Überträgern verlaufen: Eine Explosion der Mauspo- pulation nach heftigen Regenfällen nach dem El-Niño-Phänomen 1991/92 wird dafür verantwortlich gemacht, dass es in den USA erstmals zu einem Ausbruch des Hantavirus-Pulmonary- Syndroms kam (19).

❃❃Cholera: Diese durch kontaminier- tes Wasser und Lebensmittel übertra- gene Erkrankung ist 1992 in einer neu- en Serogruppe (V. cholerae O 139) auf- getreten. Während des El-Niño-Phäno- mens 1997/98 wurden große Teile von Djibuti, Somalia, Kenia, Tansania und Mosambik überflutet. Die fäkal konta- minierten Trinkwasserreserven führten zu mehreren Cholera-Epidemien. Ver- mutet wird auch, dass die Erwärmung der großen afrikanischen Seen zu ei- nem höheren Cholera-Risiko in den be- nachbarten Ländern führt (20).

❃❃Meningokokken-Meningitis: Grö- ßere Epidemien dieser Infektion ereig- nen sich regelmäßig alle fünf bis zehn Jahre im afrikanischen „Meningitisgür- tel“. Die an Staubpartikel anhaftenden Erreger werden insbesondere während der Trockenzeit übertragen. Die durch die El-Niño-Klimavariation verursach- ten vermehrten Trockenzeiten verbrei- teten die Erreger vom ursprünglichen

„Gürtel“ ausgehend bis nach Kenia, Uganda, Ruanda, Sambia und Tansa- nia (21).

Hintergrundklima und jahreszeitli- che Klimamuster sind die Schlüsselfak- toren in der landwirtschaftlichen Pro-

duktivität, trotz aller Fortschritte in der Vielfalt des Saatgutes und der Bewässe- rung. Veränderte Niederschläge und Temperaturen können daher Auswir- kungen auf die Nahrungsmittelversor- gung und damit indirekt auf die Ge- sundheit haben. Die Weltnahrungsmit- telproduktion unterliegt vielen ökono- mischen, sozialen und kulturellen Ein- flüssen. Durch den Klimawandel kann sich der Druck, unter dem die Produkti- on bei der Versorgung von sechs Milli- arden Menschen steht, weiter erhöhen.

Bisher konnte der Produktionszuwachs mit der Bevölkerungsentwicklung Schritt halten, doch seit den Neunzigerjahren gibt es Anzeichen für ein Erlahmen die- ser Dynamik (22).

Im Bericht der United Nations Agricultural Organization (FAO) 1999 werden potenzielle Krisenregionen be-

nannt, in denen die landwirtschaftliche Produktivität durch Umweltfaktoren besonders gefährdet ist. Dies sind Ge- biete, die vorwiegend von Dürren und Überflutungen betroffen sind oder eine besonders steile Beschaffenheit des Geländes oder Bodenerosion aufwei- sen. Eine Häufung extremer Wetterer- eignisse kann daher zu einer weiteren Verschärfung der Unter- und Mangel- ernährung führen (23).

Durch das Abschmelzen des Polarei- ses ist eine deutliche Erhöhung des Mee- resspiegels zu erwarten. Die möglichen Auswirkungen auf den Gesundheitszu- stand der Küstenbevölkerungen sind da- bei nicht zu unterschätzen. So würde zum Beispiel eine Erhöhung von 50 cm im Nil- Delta 32 Prozent der städtischen Gebiete unter Wasser setzen. Abgesehen vom Verlust an Wohnraum, wird dadurch das Kanalisationssystem beeinträchtigt, insbesondere bei der Entsorgung der menschlichen Fäkalien im städtischen Gebiet. Das führt zu noch weniger Hygie- ne. Indirekt würde die Gesundheit unter der Verschlechterung der Nahrungsmit- telproduktion leiden, zum Beispiel durch die Versalzung weiter für den Reisanbau benutzter Gebiete, beispielsweise in

Bangladesch (24).

Die kosteneffektiv- ste und effizienteste Maßnahme, um Nach- teile für die Gesund- heit zu vermeiden, ist der Wiederaufbau des öffentlichen Gesundheitsschutzes (25).

In vielen Ländern hat sich „Public Health“ in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Viele Gesundheitspro- bleme, die sich durch den geänderten Einfluss von Klimafaktoren ergeben, können durch Aktivitäten des öffentli- chen Gesundheitswesens mit relativ be- scheidenen Mitteln verhindert werden.

Teil dieser Aktivitäten können sein:

Verbesserte Überwachungsprogramme bei bestimmten Infektionen, Frühwarn- systeme bei extremen Wetterereignis- sen, Schulungsprogramme in der öf- fentlichen Gesundheitspflege und nach- haltig wirkende Präventions- und Kon- trollprogramme für bestimmte vektor- übertragene oder ernährungsbedingte Krankheiten (26).

Viele der negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels be- T H E M E N D E R Z E I T

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A2490 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 39½½½½28. September 2001

Veränderte Niederschläge und Temperaturen können Auswirkungen auf die Nahrungs-

mittelversorgung und damit

indirekt auf die Gesundheit haben.

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treffen besonders Länder der tropi- schen Zonen Afrikas, Lateinamerikas und Asiens, während die zugrunde lie- genden Emissionen von Treibhausga- sen hauptsächlich aus den industriali- sierten Ländern des Nordens stammen.

Gerade den unterentwickelten Län- dern fällt es jedoch schwer, teure Infra- strukturen, wie zum Beispiel Dämme gegen Hochwasser, zur Verfügung zu stellen. Andererseits entstehen hohe Gesundheitskosten: Allein die Kosten für die Krankenbehandlung während einer Dengue-Epidemie im Jahr 1994 in Puerto Rico wurden auf mehr als 12 Millionen US-Dollar geschätzt (27).

Die Ungleichheit bei Ursache und Wir- kung des Klimawandels muss für die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft erkennbar sein. Auf globaler Ebene kann der Gesundheitszustand einer Bevölkerung ein „Biomarker“ für die Nachhaltigkeit von implementier- ten Maßnahmen sein.

Kyoto-Protokoll umsetzen

Die konsequente Umsetzung des Kyo- to-Protokolls zur Begrenzung der Treibhausgase würde einen ersten Schritt darstellen, die Erwärmung der Erdatmosphäre aufzuhalten. Weitere Regelungen können dazu beitragen, Energie-Effizienz-Techniken bei Kon- sumartikeln und der Industrie zügig an- zuwenden. Der Ersatz fossiler Energie- träger durch regenerative wird eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung des Treibhauseffektes spielen und damit in- direkt die gesundheitlichen Auswirkun- gen mildern. Gerade in Krankenhäu- sern und ambulanten Einrichtungen, die einen hohen Energieverbrauch ha- ben, bestehen große Einsparpotenziale an CO2-Emissionen (28).

Zitierweise dieses Beitrags:

Dt Ärztebl 2001; 98: A 2488–2492 [Heft 39]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über das Internet (www.aerzteblatt.de) abgerufen werden kann.

Anschrift für die Verfasser:

Dr. med. Joachim Groß

Facharzt für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Kaiserstraße 27

97070 Würzburg

E-Mail: gross.joachim@web.de

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A2492 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 39½½½½28. September 2001

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ie Anastasis ist das derzeit größte Klinikschiff aus der Flotte der Mercy Ships, einer Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Ärmsten dieser Welt zu erreichen. Von November bis Mai lag das Schiff im Ha- fen von Cotonou in Benin (Westafrika).

Das Land ist eines der ärmsten Afrikas.

Dreihundert Mitarbeiter aus vierzig Nationen arbeiten auf der Anastasis.

Rund einhundert gehören zum medizi- nischen Team, darunter 15 Ärzte und Zahnärzte. Die restlichen Mitarbeiter betreuen Hilfsprojekte an Land oder erhalten die Infrastruktur des Schiffes aufrecht: Das berufliche Spektrum reicht vom Kapitän über Ingenieure, Handwerker, Pressereferenten, Lehrer, Programmleiter bis zur Küchenhilfe.

Da auch Familien der Mitarbeiter an Bord sind, gibt es einen Kindergarten, eine Schule, Spielplätze und einen klei- nen Swimmingpool. Die Kurzzeit-Hel- fer – etwa einhundert – bleiben jeweils zwischen zwei Wochen und einigen Mo- naten auf dem Schiff. Der leitende Arzt der Anastasis, Dr. Gary Parker, ein

amerikanischer plastischer Chirurg, lebt seit 14 Jahren für dieses Projekt.

Dabei verdient er pro Jahr einen Dollar – weniger erlauben die internationalen Bestimmungen für Schiffspersonal nicht.

Alle Mitarbeiter finanzieren ihren Auf- enthalt selbst. Die meisten haben einen Freundeskreis, mit dessen Hilfe sie zum Beispiel die Ausgaben für Kost und Lo- gis von wöchentlich 100 Dollar bestrei- ten. Dahinter steht der Wunsch, nur sol- che Mitarbeiter zu beschäftigen, die sich aus christlicher Nächstenliebe en- gagieren. Außerdem sollen die Spen- dengelder direkt den Kranken zugute kommen.

Das Krankenhaus an Bord besteht aus drei Operationssälen mit Versor- gungsräumen und einem Aufwach- raum, einer Station mit 40 Betten, einer Intensivstation mit zwei Beatmungs- plätzen, Untersuchungsräumen, einer Ambulanz für das Personal, chemischen und mikrobiologischen Labors und ei- ner Röntgenabteilung.

Ich arbeitete zwei Wochen lang als Anästhesist an Bord der Anastasis. Die Ausstattung der engen Schiffs-OPs ist zwar nicht neu, es ist jedoch alles vor- handen, was man für fachgerechte Nar- kosen benötigt. Da die Medikamente aus vielen verschiedenen Ländern stammen, zum Teil ungewohnte Mar- kennamen tragen und andere Wirk- stoffkonzentrationen aufweisen als in Deutschland, muss man als Anästhesist genau hinschauen. Überdies ist sparsa- mes Haushalten gefordert.

Meine erste Narkose führte ich bei einem Säugling mit Lippenspalte durch.

Für diese Kinder bedeutet der zwei- stündige Korrektureingriff den Unter- schied zwischen einem Dasein zu Hause

Mercy Ships

Schwimmende Klinik für die Armen

Ärzte und Pflegekräfte an Bord der Anastasis kümmern sich um die medizinische Versorgung von Patienten aus Entwick- lungsländern – ohne Lohn, aus christlicher Überzeugung.

Die Anastasis liegt vom 6. bis 27. Oktober im Hafen von Rotterdam. Informationen über Be- sichtigungen unter Telefon: 04 21/6 19 49 95.

Allgemeine Informationen im Internet unter www. mercyships.org, E-Mail: taut@anaesthe- sist.net, Spendenkonto: Mercy Ships, Raiffei- senbank Hurlach, Konto: 915 440, BLZ:

701 694 13.

Die Organisation der Mercy Ships ist aus der Bewegung „Jugend mit einer Mission“ hervorge- gangen, einem freien Jugendmissionswerk, das 1960 in den USA gegründet wurde und seither international und interkonfessionell arbeitet.

Das Missionswerk gehört dem charismatischen Zweig des Christentums an. Informationen:

Evangelische Zentralstelle für Weltanschau-

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