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28. April 2001

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Heute auf Seite 3: Einheit der Linken - diesmal ohne Zwang?

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U N A B H Ä N G I G E W O C H E N Z E I T U N G F Ü R D E U T S C H L A N D

Jahrgang 52 - Folge 17 Erscheint w ö c h e n t l i c h

Postvertriebsstück. G e b ü h r bezahlt

28. April 2001

Landsmannschaft O s t p r e u ß e n e.V.

Parkallee 84/86, 20144 Hamburg

C 5524

E U - O s t e r w e i t e r u n g :

Neue V ö l k e r w a n d e r u n g ?

Experten erwarten bis zu sechs Millionen Zuwanderer aus Ostmitteleuropa

A

uch w e n n das offizielle E i n g e s t ä n d n i s des Staates fehlt, unsere b e w ä h r t e n So- zialsysteme sind durch die fal- schen Konzepte bundesdeutscher P o l i t i k e r zusammengebrochen.

Altersversorgung u n d K r a n k e n - versicherung gelten zunehmend als Privatangelegenheit. W e n n sich die i n diesen Tagen v o n Ex- perten aufgestellten Behauptun- gen erfüllen, wonach w i r i m Rah- men der EU-Osterweiterung mit bis z u sechs M i l l i o n e n Z u w a n d e - rern z u rechnen haben, sind die sozialen Systeme altdeutscher Zeit bald v o l l s t ä n d i g Makulatur.

Das M ü n c h n e r ifo-Institut belegt dies angesichts des „ ü b e r h ö h t e n und verzerrten Wanderungsvolu- mens" damit, d a ß etwa ein Z u w a n - derer, der weniger als zehn Jahre bleibt, rund 4600 M a r k jährlich mehr an staatlichen Leistungen ko- stet - als er an Steuern zahlt.

Das Ende der Fahnenstange ist errreicht, weshalb die famosen Fachleute aus M ü n c h e n d e m noch famoseren Arbeitsminister Walter Riester vorschlugen, durch

„ S t r e i c h u n g v o n Sozialleistungen"

den Wohlfahrtsstaat Deutschland z u „ m o d e r n i s i e r e n " . G e m e i n h i n verstand man bislang darunter et- was anderes, aber wenn es einer hohen Idee dient, bitte sehr ...

DIESE WOCHE

Das Wüten der Faschisten

Sieger-Geschichtsschreibung

immer noch verbindlich 2

Ostpreußen in Israel

Brückenschlag der L O

ins Heilige Land 4

Von Alaska bis Feuerland

Amerikaner beschlossen

Freihandelszone 5

Künstler und Konzerte

Das Musikleben

in Königsberg 9

Sprengung des Schlosses

Königsberg: Das Ende eines geschichtlichen Denkmals 12

Gutshöfe per Internet

Ausverkauf der Schlösser im südlichen Ostpreußen 13

Schill verstört Etablierte

Der Hamburger Richter

und seine neue Partei 24

R u n d 100 M i l l i a r d e n M a r k jähr- lich w ä r e n allein aufzuwenden, u m diese a u s l ä n d i s c h e n Z u w a n - derer in den Arbeitsmarkt z u brin- gen, was freilich auch eher fiktiv ist, denn tatsächlich fehlen unse- rer Wirtschaft mit ihren vier M i l l i - onen Arbeitslosen vor allen D i n - gen qualifizierte F a c h k r ä f t e . Faktisen w ü r d e sich die Z a h l der Zuwanderer aus den neuen E U - M i t g l i e d s l ä n d e r n u m die vermu- tete Z a h l v o n sechs M i l l i o n e n ver- g r ö ß e r n , was bei einem bisherigen Anteil v o n 7,3 M i l l i o n e n A u s l ä n - dern z u einer G r ö ß e n o r d n u n g v o n ü b e r 13 M i l l i o n e n bei einer Ge- samtzahl von 73 M i l l i o n e n Bun- desdeutschen führte.

F ü r manche m i t t e l o s t e u r o p ä i - sche L ä n d e r dürfte nach M e i n u n g des Bonner Forschungsinstituts I Z A der Exodus die A u s m a ß e ei- ner V ö l k e r w a n d e r u n g annehmen.

Angesichts einer unterstellten freien Mobilität, so IZA-Direktor K l a u s Z i m m e r m a n n , k ö n n t e n ü b e r 27 Prozent der B e v ö l k e r u n g R u m ä n i e n s , „ m e h r als einViertel", sich i n Richtung Bundesrepublik aufmachen. R u m ä n i e n bildet mit Bulgarien zusammen das Schluß- licht unter den neuen E U - A n w ä r - tern, die mit einem durchschnitt- lichen Monatslohn v o n 286 bzw.

257 M a r k das Rennen u m die noch wohlhabende M i t t e des K o n t i - nents, z u der auch Ö s t e r r e i c h zählt, aufnehmen wollen.

Polen mit einem Durchschnitts- l o h n v o n 971 M a r k g e h ö r t da

schon z u den wohlhabenden Län- dern. Wobei man sich freilich fra- gen m u ß , wie ein Land, das durch die V e r w a l t u n g der deutschen Ostgebiete bei nur 36 M i l l i o n e n Polen (und einer Arbeitslosenrate von 15 Prozent) fast die G r ö ß e der Bundesrepublik besitzt, seine A r - beitskräfte zusätzlich noch nach a u ß e n bringen m u ß . Beobachter rechnen zudem damit, d a ß etwa 200 000 Polen (und 60 000 Tsche- chen) als sogenannte Grenzpend- ler h i n z u k o m m e n werden. .

Der Händedruck, mit dem Pieck und Grotewohl die Zwangsvereini- gung von SPD und K P D zur SED besiegelten: SED-Nachfolgerin PDS „entschuldigt" sich (s. Beitrag auf Seite 3). Foto Ullstein

Das drohende Szenario einer H a n S - J Ü T g e n M A H L I T Z : V ö l k e r w a n d e r u n g findet erwar-

t u n g s g e m ä ß keine einheitliche Be- wertung. W ä h e n d der Bundesver- band der Deutschen Industrie meint, auf eine jährliche Z u w a n - derung v o n etwa 400 000 M e n - schen angewiesen z u sein, u m das Verhältnis von Rentnern u n d Be- rufstätigen i m Verhältnis z u sei- nen (dann schon ramponierten?) Sozialsystemen ausgewogen hal- ten z u k ö n n e n , hält man unter dem Gesichtspunkt der Integra- tion nur jährliche Zuwanderun- gen v o n 50 000 bis 100 000 für er- träglich.

A l s sei das nicht schon d e s a s t r ö s genug, p l ä d i e r t die bislang insbe- sondere einer breiteren Öffentlich- keit i n eigenen Transportfragen als k u n d i g ausgewiesene E x - B u n d e s t a g s p r ä s i d e n t i n Rita Süss- muth z u d e m noch für Anerken- n u n g „ n i c h t s t a a t l i c h e r Verfol- g u n g " als zureichenden A s y l - grund. Peter Fischer

E i n w a n d e r u n g s l a n d ?

S

i n d w i r n u n ein E i n w a n d e - rungsland oder nicht? Im l i n - ken Lager ist die Frage längst be- antwortet: Wen immer es nach Deutschland zieht, der ist bei uns w i l l k o m m e n ; die G r ü n d e spielen keine Rolle, die Grenzen der Auf- n a h m e f ä h i g k e i t ebenfalls nicht, u n d die Kosten schon gar nicht - w i r haben's ja! Im nicht linken L a - ger hingegen galt bislang: E i n E i n - wanderungsland i m klassischen Sinne sind w i r nicht, wohl aber ein Land, das i m Rahmen seiner M ö g - lichkeiten Verfolgten Schutz und Bedürftigen Hilfe g e w ä h r t , gast- freundlich u n d weltoffen ist u n d in Wissenschaft, Wirtschaft und K u l t u r auf internationale Z u - sammenarbeit setzt. Diesen Vor- stellungen entspricht weitgehend auch die Gesetzeslage, allerdings hat sich die Rechtspraxis i n z w i -

W i e i m D r e i ß i g j ä h r i g e n K r i e g Düstere Demographie-Prognose für Mitteldeutschland

A

ls 1938 die Sachsen mit eini- gem Stolz registrierten, d a ß sie zur wohlhabendsten Region Europas zählten, ließen sie noch einmal die wirtschaftlichen Tief- s c h l ä g e seit Ende des Ersten Durchgangs Revue passieren: Z u - sammenbruch der Monarchie, In- flation, Weltwirtschaftskrise, A r - beitslose u n d soziale Kämpfe.

Im Jahre 2001, 56 Jahre nach der Katastrophe des Zweiten Durch- gangs, k ö n n e n sich die Sachsen nur m ü h s a m mit satten Subven- tionen innerdeutsch behaupten, von einer i n n e r e u r o p ä i s c h e n Spit- zenpostion kann ü b e r h a u p t keine

kommmunistische Erbschaft u n d die Verheißung von Kohls „blü- henden Landschaften" negativ.

Längst aber hat sich nicht zuletzt durch die gehäuft falsche Bericht- erstattung tiefe Resignation i n Mitteldeutschland breitgemacht, die ihr vermeintliches Ventil i m Wegzug in wohlhabendere west- deutsche L ä n d e r findet.

Diese Wanderungsbilanz hat nach Ansicht des Bielefelder D i - rektors für B e v ö l k e r u n g s f o r - schung, H e r w i g Birg, Dimensio- nen in Friedenszeiten erreicht, wie sie zuletzt nur w ä h r e n d des Drei- ßigjährigen Kriegs zu beobachten

z w a n g s l ä u f i g weiter verarmen.

M i t einer Geburtenrate v o n 1,1 K i n d e r n pro Frau ( „ A u s n a h m e in Europa" , so Birg), und einer bis z u 20prozentigen Abwanderungs- rate aus S t ä d t e n wie Schwerin, Rostock oder Halle gibt es keine Hoffnung auf Gegenbewegung.

Dauert diese A b w a n d e r u n g an, dann k ö n n t e sich westlich von O d e r u n d N e i ß e ein b e v ö l k e - rungspolitisches V a k u u u m ent- wickeln, das dann leicht durch n a c h s t r ö m e n d e Polen und Tsche- chen i m Rahmen der EU-Oster- weiterung gefüllt werden könnte.

Dies k ö n n t e dann zwar manche

sehen eher den anfangs zitierten linken Vorstellungen a n g e n ä h e r t . U n d M i l l i o n e n Menschen aus aller Welt haben die Frage ohnehin längst auf ihre Weise beantwortet:

Sie sind eingewandert, also ist Deutschland zumindest aus ihrer Sicht ein Einwanderungsland.

In der Tat w ä r e es unsinnig, wollte man ernsthaft leugnen, d a ß in den vergangenen Jahrzehnten millionenfache E i n w a n d e r u n g nach Deutschland stattgefunden hat. Streng pragmatisch gesehen also ist Deutschland ein E i n w a n - derungsland, nämlich ein Land, in das A u s l ä n d e r eingewandert sind u n d voraussichtlich weiterhin ein- wandern werden.

Ebenso pragmatisch ist es, einen Vorgang, den man (was die Ver- gangenheit betrifft) nicht r ü c k g ä n - gig machen u n d (was die Zukunft betrifft) auch nicht völlig stoppen kann, auf vernünftige Weise z u re- glementieren. Insofern ist es auch nicht z u mißbilligen, wenn die Unionsparteien - bis hin z u m bay- erischen M i n i s t e r p r ä s i d e n t e n - sich einer vernünftigen Reglemen- tierung nicht verweigern wollen.

D

as darf aber nicht bedeuten, d a ß man aus reiner Konsens- Sucht oder aus Angst, durch das Antifa-Raster der „political cor- reetness" zu fallen, jedem Streit aus dem Wege geht. Im Gegenteil:

Was hier vernünftig und was un- vernünftig ist, d a r ü b e r m u ß in ei- ner Demokratie gestritten werden, auch und gerade in Wahlkämpfen.

So m u ß es z u m Beispiel erlaubt sein z u fragen, ob ein nahezu un- e i n g e s c h r ä n k t geltendes G n i n d -

^ c i i p v j a u u n I N C I I i i i i i L - i i • i n u f ' i i x t n i t u i g j u i i i i g v . i i * O ~ ~ - • — — — yj u

Rede sein; die Bilanzen anderer waren. Dabei ist trotz gelegentlich Weichenstellungen aus den 90er recht auf A s y l wirklich vernünftig mitteldeutscher L ä n d e r sehen

noch übler aus. Dauert die A n g l e i - chung an die westdeutschen Län- der so lange, wie die sowjetische Besatzungszeit w ä h r t e , oder ist die soziale Marktwirtschaft 1990 falsch vermittelt worden? Wahr- scheinlich potenzieren sich die

von interessierter Seite gestreuter M e l d u n g e n kein „ S ä t t i g u n g s e f - fekt" zu erwarten. Der Forscher ist der M e i n u n g , d a ß sich diese Ten- denz noch verstärkt, da qualifi- zierte Zuwanderer den regionalen Wohlstand v e r s t ä r k e n u n d aus- g e d ü n n t e Gebiete umgekehrt

Jahren erfüllen, die deutsches Le- ben ohnehin nur am Rhein gelten lassen m ö c h t e n , k ö n n t e aber mit den erwarteten sechs M i l l i o n e n aus Ostmitteleuropa leicht z u ei- nem deutschen Abgesang werden.

U n d dies ohne Pulver und Blei, mitten i m Frieden. Peter Fischer

ist, wenn die Anerkennungsquote sich i m unteren einstelligen Be- reich bewegt. M i t anderen Worten:

wenn weit ü b e r 90 Prozent aller A s y l a n t r ä g e nachweislich unbe- g r ü n d e t sind. U n d ist es „vernünf- tig", Menschen, die sich eindeutig illegal hier aufhalten, weiterhin zu

(2)

Politik Das Öflpnuficnblat!

28. A p r i l 2001 - Folge 17 - Seite 2

dulden, statt sie in ihre Heimat z u r ü c k z u s c h i c k e n ? Wenn ü b e r Einwanderungsrecht gestritten wird, dürfen diese mit dem Asyl z u s a m m e n h ä n g e n d e n Fragen nicht ausgeklammert werden.

Und auch andere Fragen bedürfen dringend einer Klärung.

Hauptargument der Befürwor- ter einer möglichst unbegrenzten Zuwanderung ist die demogra- phische Entwicklung des deut- schen Volkes: Wir sind vom Aus- sterben bedroht; nur noch z u - wandernde A u s l ä n d e r k ö n n e n uns retten! Wirklich? Allenfalls könnten sie Teile unseres Sozialsy- stems „retten". Aber auch dies nur, wenn es sich mehrheitlich um Beitragszahler handeln w ü r d e . Davon aber kann keine Rede sein:

Die hier lebenden Ausländer ha- ben einen überproportional hohen Anteil an Sozialhilfeempfängern, Arbeitslosen und sonstigen Lei- stungsempfängern.

D

en Zuwanderungs-Aposteln sei ins Stammbuch geschrie- ben: Wenn schon, dann soll Deutschland sich wie ein richti- ges, klassisches Einwanderungs- land verhalten. Das heißt: feste Quoten, mit denen die Zuwande- rung ingesamt begrenzt wird, und klare Festlegungen, wen w i r hier haben wollen.

U n d wen nicht: Kriminelle, poli- tische Extremisten, Sozialschma- rotzer, Faulenzer. Davon haben w i r schließlich, wie unser aller Kanzler uns jüngst belehrte, ja sel- ber schon mehr als genug.

Anklam:

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K e n n w o r t / P I N : 4022

^ D a s oriprrufirnblan ^

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Hans-Jürgen Mahlitz

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Das Wüten der »Faschisten«

Sieger-Geschichtsschreibung gilt immer noch als verbindlich

E

in in Ruhestand lebender H i - storiker staunte, als er, bei ei- nem Besuch der vorpommerschen Stadt Anklam an einer F ü h r u n g teilnehmend, vom Fremdenführer erfuhr, A n k l a m sei in den letzten April-Tagen 1945 von deutschen Kampfflugzeugen zerstört wor- den. A u c h andere Personen der Touristengruppe konnten sich die- se Auskunft nicht erklären, gab es doch an jenem 29. A p r i l 1945, also eine Woche vor der Kapitulation der Wehrmacht, keine funktionie- rende deutsche Luftwaffe mehr.

U n d worin sollte auch der Sinn ei- Spiel gehabt ha- ner solchen Z e r s t ö r u n g gelegen be.

haben, galt es doch in jenen Tagen

nur noch, den Vormarsch der So- Immer wieder wjetarmee zu verzögern, u m m ö g - erlebt man es,

der Behauptung: „Die Innenstadt von Anklam war z u achtzig Pro- zent zerstört - nicht durch Fein- deshand, zerstört nicht im offenen Kampf ... sondern durch eine kaltblütige Überlebenstaktik. D a

Luftangriffe, sie hätten den Ver- lust von 63,5 Prozent der bebauten Stadtfläche von A n k l a m zur Folge gehabt.

A l s sich in den letzten April-Ta- mit wurde A n k l a m zur einzigen gen 1945 die Rote Armee A n k l a m Stadt i m mecklenburgischen-vor- näherte, sollte die Stadt, ein wich- pommerschen Raum, die b e w u ß t tiger S t r a ß e n k n o t e n p u n k t , vertei- und ohne Skrupel liquidiert wur- digt werden, u m den südlich der

Stadt stehenden deutschen Ver- b ä n d e n den Rückmarsch z u e r m ö g l i c h e n . Ein weiteres Ziel der Vertei- digung war es, die Verbindung de." Der Autor

b e m ü h t e sogar den Teufel, der vermutlich sei-

H a n d

ne im

D i e S t a d t a n d e r P e e n e w u r d e b e r e i t s 1 9 4 3 v o n U S - B o m b e r n z e r s t ö r t

man es, d a ß i n der Ge- nach Usedom offen z u halten und liehst vielen Deutschen die FlucKt Schichtsschreibung die schweren m ö g l i c h s t vielen deutschen in den Westen zu sichern.

Einer aus der Besuchergruppe blieb mit dem Fremdenführer in Verbindung und bat ihn um Bele- ge für seine Behauptung. Der Fremdenführer blieb z ä h bei sei- ner Darstellung und legte vor, was für ihn Dokumente waren. Da gab es Veröffentlichungen aus dem

„Amtsblatt des Kreises A n k l a m "

vom 6. M a i 1950. Angebliche A u - genzeugenberichte des v o n den Sowjets eingesetzten Bürgermei- sters v o n A n -

klam K l ü h s

von zwei Ange- s t e l l t e n d e r

namens

s o w i e D e r A u g e n z e u g e : e i n v o n d e n S o w j e t s

S t a d t v e r w a l - e i n g e s e t z t e r B ü r g e r m e i s t e r tung sollten be- ° ° legen, d a ß es

tatsächlich „fa-

schistische Bomber" waren, die A n k l a m nach der Einnahme durch die Rote Armee weitgehend dem Erdboden gleichgemacht hätten.

Ein Fischer namens Riemer wurde a u ß e r d e m zitiert, der voll des L o - bes für die sowjetischen Truppen war, weil sie ihm geholfen hatten, sein von der „SS" in Brand gesetz- tes Wohnhaus zu löschen.

Ein weiterer Beleg stammte aus einem „ H e i m a t k a l e n d e r 1995", hier schilderte jemand die, wie er meinte, „ d u r c h nichts z u rechtfer- tigende verbrecherische Z e r s t ö - rung der Stadt" durch deutsche Truppen. Der Beitrag gipfelte i n

Kriegsschäden in mitteldeutschen S t ä d t e n den „ F a s c h i s t e n " , der deutschen Wehrmacht, am lieb- sten der SS, der H J oder dem

„Wehrwolf" zugeschrieben wer- den. U n d fast immer stellt sich bei einer kritischen Prüfung heraus, d a ß die Behauptungen nichts sind als die immer noch lebenden so- wjetischen Propagandathesen.

Die Sieger bestimmen die Ge- schichtsschreibung des Besiegten - das ist eine für Mitteldeutsch-

land w i e für W e s t d e u t s c h - land gültige Er- k e n n t n i s . B e - f r e m d l i c h je- doch ist es, wenn auch ohne den Druck der Sieger die Be- siegten deren Thesen ü b e r n e h m e n und sie mit Klauen u n d Z ä h n e n gegen die historische Wahrheit verteidigen.

A n k l a m wurde bereits am 9.

Oktober 1943 v o n der 8. US A i r Force angegriffen. In deren Bom- benteppichen gingen nicht nur Teile der Arado-Flugzeug-Werke in Flammen auf, vor allem wur-

Flüchtlingen die Chance zu geben, sich von dort aus vor der a n r ü k - kenden Sowjetarmee i n Sicherheit zu bringen.

So setzte die Wehrmacht der Ro- ten Armee erheblichen Wider- stand entgegen. Trotzdem gelang es den sowjetischen Angreifern, am 29. A p r i l morgens i n A n k l a m einzudringen. Einzelne deutsche Flugzeuge flogen am selben Tag Angriffe auf sowjetische N a c h - schublinien. Z w e i 8,8-Flak-Ge- schütze schössen von a u ß e r h a l b der Stadt auf sowjetische Ziele in der Innenstadt.

Die Wehrmacht hat in der Tat, soweit sie dazu noch in der Lage war, die deutschen Städte gegen die Rote Armee verteidigt. Wer auf der einen Seite die Verteidi- gung Leningrads gegen die Deut- schen als Heldentat r ü h m t , sollte folgerichtig auch Verständnis ha- ben, wenn Deutsche ihr Land ge- gen die sowjetischen Truppen ver- teidigen.

Sinnlose b e w u ß t e Zerstörungen deutscher S t ä d t e u n d Dörfer durch die Wehrmacht, wie von der sowjetischen Propaganda be- den die Innenstadt und das Gelän- hauptet und von nicht wenigen de u m den Hafen herum zerstört. Deutschen immer noch geglaubt, Der führende Luftkriegshistoriker halten jedoch einer kritischen Prü- der D D R , Prof. Dr. Olaf Groehler, fung nirgends stand. Das ist im schrieb in seinem Buch „Bomben- Falle A n k l a m nicht anders als et- krieg gegen Deutschland" ü b e r wa in den Fällen Prenzlau oder die Folgen der amerikanischen Eberswalde. Hans A r p

WDR »vertreibt« Vertriebene

» A l t e u n d n e u e H e i m a t « w i r d a n d e n R a n d d e s P r o g r a m m s g e r ü c k t

E

s ist eine Binsenweisheit: Die hochbezahlten Medienmacher des W D R sollen ein breites M e i - nungsbild wiedergeben. Dazu ge- h ö r e n in Nordrhein-Westfalen zweifellos auch Geschichte, Lei- stung und Kultur der ostdeut- schen Vertriebenen, die über 20 Prozent der Bevölkerung ausma- chen und dieses Land nach 1945 mitaufgebaut haben. Im letzten Jahrzehnt sind noch Hunderttau- sende R u ß l a n d d e u t s c h e dazuge- kommen.

Da könnte der unvoreingenom- meine R u n d f u n k h ö r e r meinen, d a ß der W D R dies zum Anlaß ge- nommen hätte, sein Sendepro- gramm in diesem Bereich, die Sen- dung „Alte und neue Heimat", auszuweiten, u m Einheimische, Vertriebene u n d Aussiedler mit den Problemen der neuen Bevöl- kerungsgruppe bekanntzuma- chen.

Davon hat man nichts bemerkt.

Im Gegenteil, man versucht - z u - verlässigen Berichten zufolge - auch diese Sendung z u beschnei- den u n d in tote Sendezeit am Sonntagabend abzuschieben. M a n setzt sozusagen die Vertreibung der Vertriebenen mit anderen Mit- teln fort, diesmal aus der Öffent- lichkeit. Irgend jemand hat Appe- tit auf den prominenten Sendeplatz. Mehrfach schon ist diese beliebte u n d informative Sendung hin- und hergeschoben worden, bevor sie auf ihrem jetzi- gen Platz landete. Aber auch dort soll sie nicht mehr geduldet wer- den.

Wie führt man so einen Abschub durch? M a n beobachtet einzelne Sendungen und sammelt - schein- bar um Qualitätsverbesserung be- m ü h t - anstößige Punkte, reiht diese aneinander, kommentiert er- brachte Leistungen negativ und

bescheinigt der Sendung insge- samt schlichte Machart und rück- wärts gewandte Tendenzen. N a - türlich darf der Vorwurf nicht fehlen, d a ß über deutsche Greuel- taten nicht g e n ü g e n d berichtet, statt dessen das Leid der Vertriebe- nen zu stark berücksichtigt werde.

Die Sendung und ihre Redak- teurin Gudrun Schmidt sind also nicht mehr „wellenkonform" und sollen daher in die Randzeiten des Programms befördert werden. Z u - gleich wird die Sendedauer ge- stutzt, damit Popmusik-Fans nicht zu lange „ a u s g e g r e n z t " werden.

Die Hörer, die nach jeder Sen- dung Hunderte Briefe schreiben, braucht man bei diesen Planun- gen nicht z u fragen. Sie werden ja zwangsweise weiter ihre G e b ü h - ren zahlen und sich die Bevor- mundungen des W D R gefallen lassen müssen. R. G o l d m a n n

Kommentare

Entschuldigung

Jede Zeit hat ihre Rituale: So er- lebten w i r das Aufarbeitungs-, das Betroffenheits-, das Hinterfra- gungs-, das Mal-drüber-Reden-Ri- tual - und nun ist das Entschuldi- gungs-Ritual an der Reihe. Der Kanzler entschuldigt sich für Sün- den der Vergangenheit, der A u ß e n m i n i s t e r für „Jugendsün- den", der Umweltminister für Be- leidigungen, der CDU-Generalse- k r e t ä r für ein nicht ganz gelungenes Plakat. A l l e „anständi- gen Deutschen" entschuldigen sich dafür, d a ß es auch „unanstän- dige" gibt, die Vorturner der „po- litical correetness" gehen noch weiter und entschuldigen sich da- für, d a ß es uns Deutsche über- haupt gibt. U n d n u n nutzen auch noch Teile der PDS das Entschul- digungs-Ritual, u m sich bei der SPD anzubiedern.

Was soll dieser ganze Unfug ei- gentlich? Kann verbale Entschul- digung echte Reue oder Wieder- gutmachung ersetzen? Eher soll sie doch wohl dazu dienen, sich vor Verantwortung z u drücken und von Schuld reinzuwaschen - Pilatus läßt grüßen! Entschuldi- gung ist der Weg des geringsten Widerstands, ein nachträglich ausgestellter Freibrief für jede Ent- gleisung (nicht nur verbaler Art).

Ausnahmsweise w o l l e n auch wir einmal dem Zeitgeist Tribut zollen: Hiermit entschuldige ich mich für diesen Kommentar - und vorsichtshalber auch gleich für al- le bisher geschriebenen und noch zu schreibenden ... H . J. M.

Neuer Wein?

Der famose lateinische Spruch, wonach die Stimme des Volkes die Stimme Gottes sei, ist noch längst nicht z u m volksherrschaftlichen Leitsatz geworden. Aber es bleibt unverkennbar, d a ß politische Gruppierungen stets darum buh- len, als Stimme Gottes vernom- men z u werden. Dieser Tage ver- sucht sich die PDS mit großem Sinn für das Gefällige u m breitere Reputation. N a c h d e m sie un- längst den Makel der nicht ganz freiwilligen Vereinigung von SPD und K P D mit possierlicher Geste zu tilgen suchte, faßt sie nach dem Motto „Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg" nochmals nach. Nun- mehr geht es u m den „antifaschi- stischen S c h u t z w a l l " , w i e die PDS-Vorgängerpartei S E D in ihrer gespreizten Diktion die „Mauer"

(Volksmund) nannte. Nach den Vorstellungen der P D S geht es nunmehr darum, d a ß „Schuld aufgehäuft wurde und Schuld ab- zutragen" ist. Dies sei „keine Buß- fertigkeit, sondern historische Bringeschuld". Der Begriff Schuld ist zwar ähnlich wie unsere Wäh- rung v o n einer gewissen Infla- tionsrate nicht frei, aber natürlich gilt er i m m i t t e l e u r o p ä i s c h e n Raum als feste Größe. Freilich gilt, in der S p h ä r e des Politischen alle- mal auch der Nutzwert. Es scheint so, als w ü r d e sich hier eine beson- dere Form v o n Volksfront vorbe- reiten, die, a n k n ü p f e n d an frühe Sehnsüchte von einer Aktionsein- heit der „Arbeiterparteien", Front- bildungen aller A r t ermöglichen könnte. N u r wohin soll die Reise gehen? Gabriele Zimmers natio- naler Aktivismus von Cottbus gilt als erledigt. Oder läuft zunächst nur alles auf einen Regierenden B ü r g e r m e i s t e r G y s i v o n Berlin hinaus? Peter Fischer

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28. A p r i l 2001 - Folge 17 - Seite 3

£as Cftprcuficnblaii Hintergrund

E

rster A k t : D e r PDS-Vorsit- zende in Mecklenburg-Vor- p o m m e r n u n d stellvertreten- de M i n i s t e r p r ä s i d e n t i n einer von S P D u n d P D S gebildeten Regie- r u n g s k o a l i t i o n , H e l m u t Holter, verlangte v o n seiner Partei Vorlei- stungen, w e n n sie mit der S P D auch weiterhin R e g i e r u n g s b ü n d - nisse eingeht oder eingehen w i l l . A u s offenkundig taktischen E r w ä - gungen forderte Holter, seine Par- tei solle sich bei der S P D für an S o z i a l d e m o k r a t e n begangenes Unrecht i m Zusammenhang mit der V e r e i n i g u n g v o n S P D u n d K P D i n der S B Z z u r S E D i m A p r i l 1946 entschuldigen. Die P D S m ü s - se sich ohne Wenn u n d Aber z u r eigenen Geschichte bekennen, verlangte der ehemalige S E D - Funktionär.

Zweiter A k t : A u s d e m Hause des Bundesvorstandes der S E D - Nachfolgerin P D S k a m eine Er- k l ä r u n g des Sprecherrates der H i - storischen K o m m i s s i o n der P D S zur S E D - G r ü n d u n g vor 55 Jahren.

Diese E r k l ä r u n g e n t h ä l t keinerlei E n t s c h u l d i g u n g an d i e zahlrei- chen Opfer, die der S P D - K P D - Z u - s a m m e n s c h l u ß insbesondere u n - ter d e n sozialdemokratischen Gegnern dieses Zusammenschlus- ses gefordert hatte. D i e jetzige Stellungnahme der K o m m i s s i o n bringt lediglich Zitate aus einer E r k l ä r u n g dieses G r e m i u m s v o m Dezember 1995 zur S P D - K P D - V e r - e i n i g u n g . Wiederholt w e r d e n auch die Warnung der K o m m i s - sion, „sich i n historischen Fragen Ultimaten stellen z u lassen", u n d die M a h n u n g , d a ß es inakzeptabel sei, „ E n t s c h e i d u n g e n ü b e r politi- sches Vorgehen, ü b e r B ü n d n i s s e oder K o a l i t i o n e n v o n Be- oder Verurteilungen historischer Vor- g ä n g e a b h ä n g i g z u machen, die ein nalbes Jahrhundert z u r ü c k l i e - gen". Die PDS-Genossen wurden und werden aufgefordert, nicht z u schweigen, wenn „Geschichte und Politik auf u n z u l ä s s i g e Weise ver- mischt werden" u n d „ e i n e m anti- kommunistischen u n d antisoziali- stischen Zeitgeist keinen Tribut (zu) zollen". „Offen sein für die Sichtweisen aller, denen die Z u - kunft der L i n k e n am Herzen liegt, aber jene z u r ü c k w e i s e n , die uns in die ideologischen S c h ü t z e n g r ä b e n des kalten Krieges z u r ü c k z e r r e n m ö c h t e n " , t ö n t e es 1995 u n d tönt es aus der Historischen K o m m i s - sion der SED-Nachfolger.

Dritter A k t : Drei Tage vor dem 55. Jahrestag der S E D - G r ü n d u n g am 21./22. A p r i l traten die PDS- Vorsitzende Gabriele Z i m m e r und ihre Stellvertreterin Pau, die Lan- desvorsitzende der PDS in Berlin, vor die Öffentlichkeit u n d p r ä s e n - tierten eine E r k l ä r u n g „Vor 55 Jah- ren: gewollt u n d verfolgt. G e - schichte läßt sich nicht aufrechnen." Neben verbalen Ver- renkungen, Unwahrheiten u n d Entstellungen (zum Beispiel sollen unter sozialdemokratischen Regie- rungen in der Weimarer Republik

„Tausende Kommunistinnen u n d Kommunisten als poli-

tische Gefangene i n Haft geworfen" wor- den sein) u n d Unver- frorenheiten (die bei- d e n P D S - O b e r e n

„ e r w a r t e n ü b r i g e n s von

der Sozialdemokratie keine Abbit- te für Handlungen, mit denen sie der deutschen Linken Schaden z u - gefügt hat") e n t h ä l t das Papier auch diese Eingeständnisse:

„Auf d e m Sonderparteitag i m Dezember 1989 hatte sich die S E D beim ,Volk der D D R ' dafür ent- schuldigt, , d a ß die ehemalige Füh- rung der S E D unser Land in (eine) e x i s t e n z g e f ä h r d e n d e Krise ge- führt hat'. D a z u stehen w i r u n d

SED/PDS/SPD:

E i n h e i t d e r L i n k e n - d i e s m a l o h n e Z w a n g ?

Warum Kommunisten sich »entschuldigen« / Von Helmut B Ä R W A L D

w i r meinen aus heutiger Sicht: der PDS-Chef i n M e c k l e n b u r g - griff „ Z w a n g s v e r e i n i g u n g " n u r ung v o n Vorpommern, nennt die „Ent- insoweit berechtigt ist, d a ß erheb-

s c h u l d i g u n g " unverhohlen eine licher Druck und Z w a n g auf nicht

„ v e r t r a u e n s b i l d e n d e M a ß n a h m e " vereinigungswillige Sozialdemo- in den Fällen, in denen S P D und kraten a u s g e ü b t wurde. Nicht nur PDS aufeinander zugehen oder von Kommunisten, nicht nur von zugehen werden. Wilfriede Otto, der sowjetischen Besatzungs- Mitglied des Sprecherrates der H i - macht. A u c h v o n zahlreichen Dies sollte die Vereini

K P D und S P D einschließen. Denn die G r ü n d u n g u n d Formierung der S E D wurde auch mit politi- schen T ä u s c h u n g e n , Z w ä n g e n und Repressionen vollzogen ...

Viele, die sich damals dem Z u -

Erzwungene Einheit: Das legendäre Zusammengehen von Kommunisten und Sozialdemokraten in Berlin am 21. April 1946, herbeigeführt von Funktionären der KPD, aber auch der SPD. Foto Ullstein s a m m e n s c h l u ß v o n K P D und S P D

verweigerten, bezahlten das mit ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit, nicht wenige mit dem Leben."

Die in der schriftlichen Erklä- rung ausgesprochene indirekte und ä u ß e r s t dürftige, vor allem von b ü n d n i s p o l i t i s c n e n E r w ä g u n - gen bestimmte „ E n t s c h u l d i g u n g "

der beiden PDS-Oberen erweist sich nach dem H i n w e i s der PDS- Vorsitzenden, d a ß es sich bei dem dargebotenen Papier nicht um ei- nen Beschluß des Parteivorstandes der SED-Nachfolger handelt u n d auch beim n ä c h s t e n Parteitag nicht zur A b s t i m m u n g gestellt werden soll, noch mehr als noh-les Gerede.

Die beiden Verfasserinnen wollen ihre E r k l ä r u n g in erster Linie an die PDS-Mitglieder gerichtet se- hen u n d in den Vorstand u n d in andere Gremien der Partei „hin- einwirken". Die Reaktionen in der PDS erfolgten sofort. Sie reichen

Die »Kommunistische Plattform«

spricht von Selbstverleugnung

von Zustimmung bis zur entschie- denen Ablehnung. Der ehemalige Chef der PDS-Bundestagsfraktion, Gregor G y s i , hält die E r k l ä r u n g der beiden Genossinnen für

„schon in Ordnung". Die PDS-na- he Rosa-Luxemburg-Stiftung sieht politische Organisationen in der Pflicht, sich der eigenen Geschich- te z u stellen. Entschuldigungen seien ein Zeichen des notwendi- gen Bekenntnisses z u r eigenen Verantwortung. H e l m u t Holter,

storischen Kommission der PDS, w i l l die Notwendigkeit, sich vor den v o n Repressalien, Verfolgun- gen und Terror Betroffenen zu ent- schuldigen, als „conditio humana"

verstanden wissen. A n d e r s die Sprecherin der orthodoxen „Kom- munistischen Plattform" i n der PDS und Mitglied des Bundesvor- standes der Partei, Sah-

ra Wagen-knecht. Sie ä u ß e r t e , der Z u - s a m m e n s c h l u ß v o n SPD u n d K P D sei „hi- storisch n o t w e n d i g "

gewesen u n d b e d ü r f e

keiner Entschuldigung. Die v o n den Genossinnen Z i m m e r u n d Pau abgegebene „ P a u s c h a l e n t - s c h u l d i g u n g " sei Selbstverleug- nung, die besonders jene Partei- mitglieder beleidige, „ d i e den antifaschistischen Wiederaufbau im Osten Deutschlands ebenso mitgestalteten wie die D D R " . Die Kommunistische Plattform warnt

davor, die Identität der SED-Nachfolgerin z u r Disposition z u stellen.

In der P D S - Z e i t u n g

„ N e u e s Deutschland"

spöttelt ein Kommenta- tor ü b e r die „aktuelle Entschuldigung v o n z w e i P D S - Frauen". E i n anderer Schreiber treibt gleichfalls i m „ N e u e n Deutschland" seinen Spott mit den beiden von der PDS aufgebotenen Brautjungfern, die die „SPD aller- dings weniger über-raschten als die eigene Partei".

Z u r vollen Wahrheit ü b e r den Z u s a m m e n s c h l u ß von S P D u n d K P D in der S B Z zur S E D gehört auch die Feststellung, d a ß der Be-

F u n k t i o n ä r e n der S P D . In einer 1950 v o m SPD-Parteivorstand einer internationalen Sozialisti- schen Konferenz i n Kopenhagen vorgelegten Denkschrift „ D a s Sy- stem des kommunistischen Ter- rors i n der Sowjetzone" w i r d festgestellt, d a ß nicht vereini- gungswilligen Sozialdemokraten

»Die Fortsetzung der K P unter einem anderen Namen«

in der S B Z „ d u r c h den M u n d des Renegaten Grote wohl*" offen der Kampf angesagt wurde.

Grotewohl hatte auf dem der Vereinigung mit der K P D voran- gegangenen SPD-Parteitag e m - phatisch v e r k ü n d e t : „ M a n hat uns gesagt, w i r h ä t t e n die S P D ver- schachert. Wir haben die Sozialde- mokratische Partei nicht vescha- chert ... Seht Euch die Initialen dieser S P D an. Wir haben sie ver- ä n d e r t . G e w i ß : Wir haben das P aus der Mitte herausgenommen, und w i r haben das E dafür hinein- gesetzt."

Es gibt u n z ä h l i g e Zeugen, die meisten v o n ihnen wegen ihres Widerstandes gegen die Vereini- gung der S P D mit der K P D ver- folgte Sozialdemokraten, die be-

* Otto Grotewohl, 1945 Vorsitzender der SPD in der SBZ, 1946-1954 ei- ner der beiden SED-Vorsitzenden, 1949-1960 Vorsitzender des Mini- sterrates des SED-Staates

s t ä t i g e n : Teilweise massiven Z w a n g innerhalb der S P D in der S B Z haben der damalige S P D - Z e n t r a l a u s s c h u ß , die Landesver- b ä n d e und die Mehrheit der Funk- t i o n ä r e i n den Kreis- u n d O r t s v e r b ä n d e n a u s g e ü b t .

Die G r ü n d u n g der S E D durch den Z u s a m m e n s c h l u ß v o n S P D und K P D in der SBZ im A p r i l 1946 leitete eine für Mitteldeutschland, für Deutschland insgesamt ver- hängnisvolle, d ü s t e r e Periode ein.

In Mitteldeutschland etablierte sich ab 1949 der 40 bittere Jahre existierende SED-Unrechtsstaat.

Im Jahrbuch 1948/49, herausgege- ben v o m SPD-Parteivorstand, steht zu lesen:

„ D a s Schicksal der sozialdemo- kratischen Parteien i n Osteuropa beweist, d a ß das Paktieren mit den Kommunisten den Untergang der Demokratie bedeutet."

In demselben Buch w i r d als eine der Hauptgefahren in den (noch nicht) kommunistischen, sozialis- tischen L ä n d e r n genannt, d a ß die Kommunisten eines Tages nicht mehr als Feinde von Freiheit u n d Recht bekämpft, sondern politisch salonfähig u n d damit b ü n d n i s f ä - hig werden k ö n n e n .

In einer v o m O s t b ü r o der S P D (das i m Januar 1971 auf sowjeti- sche Intervention aufgelöst wur- de) 1962 herausgegebenen Bro- s c h ü r e w i r d die Entstehung der S E D beschrieben als „ein Schul- beispiel für Strategie u n d Taktik kommunistischer A k t i o n s e i n - heits- u n d Volksfrontpolitik. M i t M e t h o d e n der Demagogie, der Verlockung u n d der brutalen Ge- w a l t a n w e n d u n g w u r d e das In- strument geschaffen, mit dem die Moskauer Zentrale des Weltkom- m u n i s m u s einen Teil Deutsch- lands beherrschen u n d sowjetisie- ren sowie d i e Eroberung ganz Deutschlands vorbereiten w i l l " .

Der Vorsitzende der S P D i n Westdeutschland ( s p ä t e r i n der Bundesrepublik Deutschland), der W e s t p r e u ß e Dr. Kurt Schumacher, hatte vier Wochen vor der S E D - G r ü n d u n g auf deren Konsequen- zen für Deutschland und die Welt hingewiesen:

„In Wahrheit spielen sich jetzt Auseinandersetzungen auf deut-

schem Boden ab, die für ganz Europa u n d die ganze Welt von Bedeu- tung sind. Eine schein- bar p a r t e i p o l i t i s c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g (zwischen SPD und KPD in der SBZ - H.B.), die jetzt i n Deutschland i m Mittelpunkt des Interesses steht, ist tatsächlich ein Stück z u k ü n f t i g e n Schicksals E u - ropas ... Es w i r d Zeit, d a ß Europa u n d die Welt selbst erkennen, w o r u m es hier geht, und d a ß eine Sozialistische Einheitspartei nichts weiter wäre, als die Fortsetzung der K P unter anderem Namen."

Die Sozialdemokraten, die Widerstand gegen die aus dem Z u s a m m e n s c h l u ß von S P D und K P D hervorgegangene SED leiste-.

ten, haben sich wie alle patrioti- schen Demokraten, die gegen das SED-Regime Widerstand leisteten, auch auf das niemals aufgegebene Ziel der Einheit Deutschlands i n Freiheit orientiert.

Die Entschuldigung der beiden PDS-Genossinnen Z i m m e r u n d Pau war g e w i ß auch eine Geste an die S P D auf dem Weg z u m steti- gen A u s b a u der Aktionseinheit und z u r Bildung weiterer K o a l i -

Fortsetzung auf Seite 4

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P o l i t i k

Das Oftprcußcnblait

28. A p r i l 2001 - Folge 17 - Seite 4

Israel:

Brücke zu den Ostpreußen im Heiligen Land

Wolfgang Thune, Stellvertretender Sprecher der Landsmannschaft, in Jerusalem und Tel Aviv

B

ereits am Flughafen in Tel Aviv wurde er freundlich empfan- gen, Dr. Wolfgang Thune, stellver- tretender Sprecher der Lands- mannschaft Ostpreußen. Er wurde abgeholt vom Max Danziger, dem Vorsitzenden der ehemaligen Ost- und Westpreußen sowie Danziger in Israel, und seinem Sohn Joran.

Mit geradezu väterlicher Fürsorge war ein hochinteressantes Pro- gramm zusammengestellt wor- den, um die Kontaktaufnahme zu erleichtern und für ein gedeihli- ches Gesprächsklima zu sorgen.

Völlig unkompliziert ging es zu, verband doch alle das Gefühl, Preußen, ja womöglich die „letz- ten Preußen" zu sein. Von einer

„ B o m b e n s t i m m u n g " - so Johan- nes Gerster, Leiter der Konrad- Adenauer-Stiftung in Israel - war im Alltag nichts z u s p ü r e n . Hauptsorge war dennoch, d a ß ei- ne Eskalation der Gewalt den Tou- ristenstrom nach Israel weiter z u m Versiegen bringen könnte.

Der p r e u ß i s c h e Besuch wurde auch von der Deutschen Botschaft in Israel ausdrücklich gewürdigt.

Der Vorstand der Vereinigung mit Max Danziger und David See- liger an der Spitze wurde zusam-

men mit Thune vom deutschen Generalkonsul Bechthold z u m Mittagsessen eingeladen. Dabei wurden die menschenrechtlichen und die der Völkerverständigung dienenden Aufgaben und Ziele der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n e r l ä u t e r t u n d seitens der j ü d i - schen Landsleute die Tatsache ge- würdigt, d a ß nach vielen Jahren des Voneinander-nicht-Wissens über Johannes Gerster eine Brük- ke geschlagen wurde.

Der Generalkonsul w ü r d i g t e ebenso wie die Vorsitzende der deutschen Juden in Israel, Hilde Hoffmann, die Arbeit der Lands- mannschaft O s t p r e u ß e n . Dies brachte auch der deutsche Bot- schafter Rudolf Dreßler bei einem G e s p r ä c h z u m Ausdruck. A m Abend des 29. März kam es dann im Hotel Carlton in Tel Aviv z u m

„großen Auftritt". Schirmherr der Versammlung war die Konrad- Adenauer-Stiftung mit Johannes Gerster.

Wolf gang Thune hatte seine Re- de a n g e k ü n d i g t mit dem Motto:

„Toleranz als politisches Leitmo- tiv aus Sicht der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n " . Die mit geschicht- lichen Fakten untermauerte Rede

stieß auf einhelligen Beifall und wurde mit Erleichterung wie Dankbarkeit aufgenommen. Er- staunlich war festzustellen, wie tragfähig das gemeinsame ge- schichtliche Erbe über alle konfes- sionellen Unterschiede doch ist.

Ein unsichtbares Band u m s c h l o ß an diesem d e n k w ü r d i g e n Abend alle Anwesenden, ob sie nun jüdi- schen, katholischen, lutherischen oder reformatorischen Glaubens waren.

Gerster nahm Thune mit nach Jerusalem, w o er in eine Besucher- gruppe von Bürgermeistern aus aller Welt integriert wurde. Eine gut organisierte und beschützte Stadtrundfahrt zeigte die Schön- heiten der „Heiligen Stadt", aber auch die neuralgischen Punkte, wo sich H a ß und Gewalt entladen.

Gerade dort zeigte sich, wie ange- messen es war, das Toleranzprin- zip, auf das Preußen wirklich stolz sein darf, als Motto für den Be- such zu wählen: Wenn nicht alle Seiten von ihren unversöhnlichen Positionen abweichen und gegen- seitige Toleranz üben, w i r d es kei- ne Ruhe in der Region geben.

Doch nicht die deutschen Juden bestimmen in Israel den politi- schen Kurs. Sie tragen in Israel

den Namen „Jeckes", doch nicht im kölschen Sinne: Sie wurden von den polnischen Juden so „ge- tauft", weil sie aus dem deutschen Bürgertum stammende „Jacketträ- ger" waren. Seit 1948 hat Israels Bevölkerungszahl von 800 000 auf etwa 6,5 Millionen zugenommen.

Allein aus der ehemaligen Sowjet- union sind in den letzten zehn Jahren über eine M i l l i o n Juden zu- gewandert. Es kursiert schon die Frage an Radio Eriwan, welches in zehn Jahren die zweite Haupt- sprache des Landes sei. Antwort:

Hebräisch!

Die Reise war ein voller Erfolg.

Wer von unseren Landsleuten nach Israel, insbesondere nach Tel Aviv, reist, sollte M a x Danziger ei- nen Besuch abstatten. Seine Tele- fonnummer: 00972-3-522 4935.

W ä h r e n d Wolfgang Thune zur Er- leichterung der Arbeit einen Scheck der Landsmannschaft Ost- p r e u ß e n ü b e r r e i c h t e , ü b e r g a b Danziger eine Urkunde über zehn Bäume in dem Gedenkwald der Vereinigung. In diesem befindet sich ein Stein mit der preußisch- schlichten Aufschrift: Z u m A n - denken an die Opfer des zweiten Weltkrieges aus Ost-Westpreußen

und Danzig". •

M i c h e l s S t a m m t i s c h :

Falsche Vorbilder

Der Stammtisch im Deutschen Haus war sich einig, daß Wertvorstel- lungen und Verhaltensweisen mancher meinungsmachenden Mitmenschen nicht gerade nachahmenswert seien.

Was von ihnen und über sie tagtäglich in den Medien zu hören und zu sehen sei, sollte jedoch eine Vorbildfunktion für allgemeine Moralvorstellungen er- füllenkönnen.

Wenn der Kanzler mit dem vierten Ehering am Finger vom „glücklichen Familienleben" schwärme und der Vorgänger seine machterhaltenden schwarzen Kassen mit einem „Ehren- wort" tarne, dann präge das im Me- dienzeitalter auch die allgemeinen Ver- haltensweisen.

Ein schlechtes Beispiel gab auch

„Tagesthemen"-Wickert, der gestand, Haschisch konsumiert zu haben. Seine Forderung nach genereller Freigabe von Drogen löste Empörung über die- sen Moralapostel und schriftstellern- den Tugendbold aus.

Die „Welt am Sonntag" - einst als seriöse bürgerliche Zeitschrift ge- schätzt - ließ Tennis-Becker über die

„Fünf-Sekunden-Zeugung seines Kin- des mit Angela Ermakova" berichten und wollte daraufhin von fünf „Re- kordhaltern " wissen, was sie denn in fünf Sekunden zustande brächten ...

Der Stammtisch meinte, fünf Sekun- den seien schon zuviel für solche Blät- ter - und für solche Vorbilder.

Gedanken zur Zeit:

Schröders »Recht auf Faulheit«

A b l e n k u n g v o n F e h l e r n i n P o l i t i k u n d W i r t s c h a f t / V o n H a n s - J o a c h i m v o n LEESEN B u n d e s k a n z l e r

S c h r ö d e r steht unter Druck, seit er v e r k ü n d e t hat, er werde sich bei der n ä c h s t e n Wahl messen lassen an dem s p ü r b a r e n R ü c k g a n g der Arbeitslosenzahlen. Tatsächlich reduziert sich die Zahl der gemel- deten Arbeitslosen, wenn auch sehr schleppend. Im Jahr 2000 gab es durchschnittlich nur 210 000 Arbeitslose weniger als 1999. Was auf den ersten Blick immerhin ei- ne positive Tendenz aufzuweisen scheint, wird bei genauerer Be- trachtung bedenklich, denn die Verbesserung beschränkt sich al- lein auf die sogenannten „alten B u n d e s l ä n d e r " . Zwischen Elbe und Rhein lag die Arbeitslosen- quote bei 7,4 Prozent, w ä h r e n d sie östlich der Elbe im vergangenen Jahr durchschnittlich bei 17,2 Pro- zent lag. Das ist und bleibt alar- mierend, eine Schande für unsere Staats- und Wirtschaftsführung.

Vor diesem Hintergrund m u ß die Polterei des Bundeskanzlers gesehen werden, es gebe „kein Recht auf Faulheit". U n d er mahn- te Strafmaßnahmen an gegen sol- che, die nicht gewillt sind, Arbeit aufzunehmen. So schiebt er die Schuld an den nur schleppend sinkenden Arbeitslosenzahlen den Arbeitslosen in die Schuhe, nicht aber der Wirtschaftspolitik dieses Staates. Sollte er eine schlechte Zensur bekommen, wenn seine vollmundige A n k ü n d i g u n g , er werde sich an den Arbeitslosen- zahlen messen lassen, ein Schlag ins Wasser war, dann kann er auf die „faulen" Arbeitslosen zeigen.

A u f Anhieb dürften viele Bun- d e s b ü r g e r genickt haben, als S c h r ö d e r die Faulenzerdebatte lostrat. Jeder hat mindestens schon gehört von einem 30jähri- gen Heizungsmonteur, der jeden Morgen zur Arbeit aus dem H a u - se geht und sich eines Tages einen A l p h a Romeo kauft. M i t allen Tricks, so w i r d dann hinter der vorgehaltenen H a n d geklatscht, nutze der das Sozialsystem und verdiene mit Arbeitslosenhilfe und Schwarzarbeit mehr, als wenn er einen sozialversiche- rungspflichtigen Arbeitsplatz be- setze. U n d aufmerksame Z e i - tungsleser wissen auch, d a ß es angeblich 1,5 M i l l i o n e n offene Stellen gibt - jedenfalls rechne- risch - , die zu besetzen man nun Arbeitskräfte im Ausland anwer- ben wolle.

In der Tat ist es ein Unding, wenn ein von Sozialhilfe lebender Arbeitsloser mit K i n d e r n vom Staat mehr Geld bekommt, als wenn er wieder eine Arbeit an- n ä h m e . Es ist auch widersinnig, wenn der Unterschied zwischen Arbeitslosengeld und tariflichem Lohn so gering ist, d a ß er nicht an- reizt, Arbeit anzunehmen. Aber das wissen w i r seit vielen Jahren.

U n d unsere Politiker wissen es auch, tun aber nichts, um die un- sinnige Situation zu korrigieren.

Immer wieder dasselbe in Inter- views vorzubeten, d a ß man ei- gentlich etwas tun m ü ß t e , tatsäch- lich aber nichts tut, ist ein Skandal, der unsere politische Klasse trifft.

Läßt man die Kritik des Kanz- lers an faulenzenden Arbeitslosen gelten, dann kann sich das nur auf Sozialschmarotzer in den alten Bundesländern beziehen. Für un-

sere Landsleute zwischen Meck- lenburg und Sachsen, zwischen Elbe und Oder ist aber Schröders Beschuldigung eine Unverfroren- heit. Hier gibt es Gebiete, in denen 24 Prozent der Berufsfähigen kei- nen Arbeitsplatz finden. A u f eine freie Stelle entfallen 40 Bewerber.

U n d diese Bewerber sind in der Regel hoch qualifiziert (anders als in der alten Bundesrepublik). In Mitteldeutschland gibt es einfach keine Arbeitsplätze, und das ist nicht nur auf den Zusammen- bruch der Bauwirtschaft zurück- zuführen.

Da die Wirtschaft offenbar keine nationale Verpflichtung fühlt, sich noch stärker in jenen Landstrichen zu engagieren, in denen der real existierende Sozialismus das Land ruiniert hat, hätte der Staat rigoro- ser in die Lenkung der Wirtschaft eingreifen m ü s s e n , als es die Bundesregierungen seit 1990 ta- ten. Hier reichte die Selbstregulie- rung des Marktes in keiner Weise aus. U n d das Transferieren von Milliarden aus den alten Bundes- ländern ohne strengste Überwa- chung gegen Mißbrauch war gut gemeint, aber u n g e n ü g e n d .

S c h r ö d e r s Pauschalbeschuldi- gung geht an der Sache vorbei.

Längst fällige Reformen müssen kurzfristig politisch durchgesetzt werden; Arbeitslosen- und Sozial- hilfe sind differenziert zu zahlen und beispielsweise mit dem Alter zu koppeln.

Schlimm aber ist es, längst er- kannte Fehler aus Bequemlichkeit beizubehalten und Lücken auf dem deutschen Arbeitsmarkt al- lein durch Einwanderung schlie-

ßen zu wollen. •

d i e s m a l o h n e Z w a n g ?

Fortsetzung von Seite 3

tionen oder Allianzen anderer Art.

D i e P D S - Z e i t u n g „ N e u e s Deutschland" schrieb Anfang Oktober vergangenen Jahres nach einem Treffen der Vorsitzenden von SPD und PDS, Gerhard Schrö- der und (damals noch) Lothar Bi- sky: „Beide Parteien kommen sich näher."

S P D - G e n e r a l s e k r e t ä r Franz Müntefering nannte die Erklärung

„ebenso spät wie nötig". Bundes- t a g s p r ä s i d e n t Wolfgang Thierse nannte sie einen „ b e g r ü ß e n s w e r - ten und anzuerkennenden Schritt". Der zum linken Flügel seiner Partei z ä h l e n d e S P D - Bundestagsabge-

ordnete Edelbert Richter b e g r ü ß t e die E r k l ä r u n g , weil sie „den Weg frei macht, d a ß sich die Linke in Deutschland ge- meinsam auf die

Fragen der Gegenwart und Z u - kunft" konzentrieren könne. Für viele in der SPD ist der Weg zur

„Einheit der Linken", zur Aktions- einheit, zu Koalitionen und ande- ren B ü n d n i s s e n mit den S E D - Nachfolgern bereits lange frei.

A u c h ohne Entschuldigung für das von der PDS-Vorgängerin an Sozialdemokraten und anderen Demokraten begangene Unrecht.

1995 hatte der zeitweilige SPD- Vorsitzende Oskar Lafontaine in einem Interview gesagt, d a ß er

„von Anfang an eine zu starke A b - und Ausgrenzung" der PDS „für falsch genalten" habe. Im März 1999 hatte Lafontaine, damals noch Vorsitzender der SPD, herbe Kritik an der z u r ü c k h a l t e n d e n Haltung seiner Partei g e g e n ü b e r der PDS geübt und diese Reser- viertheit als das „ ü b l i c h e Ge- schrei" abgetan. Bei seinem Auf-

V i s i o n e n v o n e i n e r n e u e n E i n h e i t d e r d e u t s c h e n L i n k e n

tritt als Laudator für Gregor Gysi u n d dessen neuestes Buch im März dieses Jahres offenbarte La- fontaine, d a ß er als SPD-Vorsit- zender langfristig einen Z u - s a m m e n s c h l u ß von S P D und PDS angestrebt habe. Das verwundert nicnt. Lafontaine hat, wie zahlrei- che andere Politiker u n d Man- d a t s t r ä g e r (nicht nur der SPD) in der alten Bundesrepublik Deutschland, darunter der amtie- rende Bundeskanzler, auch gegen- ü b e r der PDS-Vorgängerin und dem SED-Staat höchst durchlässi- ge „ G r e n z e n " gehabt. Der stellver- tretende PDS-Bundesvorsitzende Diether Dehrn, ehemals hoher Funktionär der SPD, schrieb im Oktober 2000 an seine ehemalige

Mitstreiterin in der S P D und jetzi- ge Sprecherin des

„ F o r u m s Demo- kratische Linke 21" in der SPD, die Bundestagsab- geordnete Andrea Nahles. Dehrn kri- tisiert in diesem Brief heftig die

„ P h a n t a s i e l o s i g k e i t v o n Hardli- nern", die die Spekulationen (oder die Visionen?) der SPD-Linken Nahles, in etwa zehn Jahren mit der PDS fusionieren zu wollen, kritisiert hatten. Dehrn fragt: PDS + SPD - warum nicht?

N u n planen Mitglieder des PDS- Bundesvorstandes eine Erklärung zum 40. Jahrestag des Baues der Berliner Mauer. Darin sollte sich

„die P D S " klar vom Mauerbau distanzieren, „Schuld benennen und Schuld abtragen". Vorstands- sprecher Hanno Harnisch sieht ei- nen Zusammenhang zwischen der

„Distanzierung vom Mauerbau"

und der „ N e u b e w e r t u n g der

Zwangsvereinigung". • Helmut Bärwald, der Autor dieses Bei-

trags, war 1949-1966 Mitarbeiter und bis 1971 Leiter des Ostbüros der SPD.

(5)

28. A p r i l 2001 - Folge 17 - Seite 3

Das OftprcuGinblati Aus aller Welt

In Kürze

Gleichheit im Schutz

Pfarrer Thomas Gandow, Sekten- beauftragter der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, hat an die christlichen Kirchen appelliert, den Schutz ihrer Versammlungshäuser und Friedhöfe einzufordern, wie es auch die jüdischen Gemeinden täten.

Hintergrund des Appells ist der von Satanisten ausgeübte Kirchen- und Friedhofsvandalismus.

»Hirnrissiger Krieg«

Heiner Küenzlen, Oberkirchenrat und Theologischer Dozent in der würt- tembergischen Kirchenleitung, hat bei der Vorstellung der vom Weltkirchen- rat ausgerufenen „Dekade zur Über- windung der Gewalt" den Koso- vokrieg als „hirnrissig" bezeichnet. Der militärische Erfolg der Nato-Luftan- griffe, bei denen einige tausend serbis- che Soldaten und Zivilisten umgekom- men seien, sei „null" gewesen.

Scharnhorstfest 2001

Vom 4. bis zum 6. Mai veranstalten das Scharnhorstkomitee e.V. und die Gemeindeverwaltung von Groß- görschen ein Fest rund um das 1913 eingeweihte Scharnhorst-Denkmal.

Anlaß ist der 188. Jahrestag der letzten Schlacht des berühmten preußischen Heeresreformers, bei der er tödlich verwundet wurde.

Zweifel an Reform

Reiner Huber, Professor an der Uni- versität der Bundeswehr in München, bezweifelt, daß die von Bundesvertei- digungsminister Rudolf Scharping (SPD) geplante Bundeswehr-Reform zur Modernisierung der Streitkräfte ausreicht. Um mit den Partnern in der Nato hinsichtlich der Ausrüstung mithalten zu können, müsse seines Er- achtens entweder der Militärhaushalt von derzeit rund 47 Milliarden Mark auf fast 64 Milliarden unplanmäßig er- höht oder die Personalstärke von 310 000 Soldaten statt auf die geplanten 285 000 um noch einmal 85 000 auf 200 000 gesenkt werden.

Amerika:

Von A l a s k a bis Feuerland

Ein Kontinent beschloß in Quebec eine Freihandelszone

A

uch ein U m w e g kann schließ- lich z u neuen Ufern führen:

A l s die A u s d e h n u n g des Osmani- schen Reiches immer machtvoller wurde u n d alsbald auch die See- zufahrtswege der e u r o p ä i s c h e n M ä c h t e nach Indien versperrte, suchten insbesondere Spanier und Portugiesen nach Auswegen. A l s schließlich K o l u m b u s v o n seiner Reise z u r ü c k k e h r t e , konnte er der Krone die Entdeckung eines neu- en Landstriches melden, u m den freilich alsbald ein heftiger Streit zwischen Lissabon u n d M a d r i d ü b e r den Einfluß i n Mittel- u n d S ü d m e r i k a entbrannte.

Längst haben diese M ä c h t e i h - ren Versuch z u r „ G l o b a l i s i e r u n g "

mit d e m Verlust ihrer Kolonien bezahlt, allein die Sprache, der christ-katholische Einfluß u n d e i - ne starke M i s c h b e v ö l k e r u n g k ü n - den noch v o m einstigen Einfluß.

D i e K o n q u i s t a d o r e n k o m m e n nunmehr v o m Norden u n d d r ü k - ken seit dem 19. Jahrhundert ihren Stempel auf die mittel- u n d s ü d - amerikanischen Länder. J ü n g s t e r Versuch der wirtschaftlichen Ein- f l u ß n a h m e bildet nunmehr d i e Schaffung einer Freihandelszone, die von Alaska bis Feuerland rei- chen soll. Ausgespart bleibt ledig- lich noch der schmale restliche K o l o n i a l b e s i t z Frankreichs u n d Britanniens, der nunmehr unter der U m s c h r e i b u n g „ a b h ä n g i g e Gebiete" F r a n z ö s i s c h - G u a y a n a und Falklandinseln umfaßt.

Für die wirtschaftlich dann die- se Region bestimmende M a c h t

U S A ergibt sich damit eine z u - sätzliche Einflußsphäre, die ihre Weltmachtposition wesentlich v e r s t ä r k e n dürfte. Bereits jetzt ge- hen 15,6 Prozent aller US-ameri- kanischen Exporte in die L ä n d e r Lateinamerikas, w ä h r e n d Mittel- und Westeuropa nur 2,4 Prozent ihrer Produkte i n diese Region bringen. Sieht man von dem kur- zen Zwischenspiel mit Argenti- nien nach dem Krieg ab, so sind insbesondere v o n der Bundesre- publik die traditionell guten deut- schen Beziehungen z u den latein- amerikanischen L ä n d e r n nicht so forciert worden, d a ß sich daraus für die Zukunft wirtschaftspoliti- sche Perspektiven e n t w i c k e l n k ö n n t e n . N a t ü r l i c h haben d i e

Die U S A erschließen sich mit gezielter Vorgabe neue Märkte

U S A schon w ä h r e n d des letzten Krieges ihren Druck auf den s ü d - lichen Teil des Kontinents so ver- stärkt, d a ß schließlich Kriegser- k l ä r u n g u m K r i e g s e r k l ä r u n g i n Berlin einging. Dies sollte freilich nicht d a r ü b e r h i n w e g t ä u s c h e n , d a ß durch das ungeheuer blutige Erbe spanischer u n d portugiesi- scher Herrschaft ein sicheres Ge- s p ü r für Fremdeinflüsse i n den dortigen Völkern p r ä s e n t geblie- ben ist, das sich durchaus auch für wirtschaftlich u n d sozial w o h l - wollende Kräfte und M ä c h t e emp- fänglich zeigen w ü r d e . Je stärker

n ä m l i c h die wirtschaftliche E x - portkraft der US-Hochleistungs- technologie nationale Volkswirt- schaften mit ihren nachhaltigen Wirkungen auf den Mittelstand i n abseitige soziale Felder bringt, de- sto eher dürften hier auch Kräfte für alternative Strukturen Interes- se bekunden.

Das s p e k t a k u l ä r e Treffen i n der kanadischen Stadt Quebec setzte n a t u r g e m ä ß vorerst g r o ß e Hoff- nungen für die weithin verarmten L ä n d e r S ü d a m e r i k a s frei. Doch schon die A b w e h r der kanadi- schen Vorschläge z u r Schaffung einer einheitlichen Gesundheits- u n d B i l d u n g s p o l i t i k läßt die Schlußfolgerung z u , d a ß allein der Freihandelsraum mit dem unge- heuren Bruttoinlandsprodukt von rund elf Billionen US-Dollar i m Mittelpunkt steht.

Mexiko, das durch a u s l ä n d i s c h e Ö l k o n z e r n e u m den Ertrag seiner Vorkommen gebracht w i r d , for- dert die Schaffung eines 100 M i l l i - onen-US-Dollar-Fonds, u m schwä- cheren Mitgliedsstaaten eine g r ö ß e r e Chance i m „freien Spiel der K r ä f t e " e i n z u r ä u m e n . Brasi- lien liebäugelt noch immmer mit der ausschließlich s ü d a m e r i k a n i - schen Freihandelszone Mercosur, u m eine bessere Ausgangsposition bei Verhandlungen mit den U S A z u bekommen.

Doch wer w ä r e geschickt genug, die Intentionen dieser Weltmacht mit Bravour u n d ohne Schaden z u unterlaufen? Eine Ü b u n g s a u f g a b e für unser A u ß e n a m t ? P. F.

Die Windsors vor dem Aus

Nur noch jeder fünfte Brite setzt auf die Monarchie / Von Peter Fischer

W

enn Eliten versagen, dann folgt zumeist scnnell der Niedergang eines ganzen Volkes.

A l s Königin Viktoria v o n England u m die Wende des vorletzten Jahr- hunderts a n l ä ß l i c h ihres K r ö - n u n g s j u b i l ä u m s noch einmal die Völkerschaften des Empires Re- vue laufen ließ, stand das Reich i m Zenit seiner Macht. Doch nur k n a p p z w e i Jahrzehnte s p ä t e r , Regierung u n d Krone hatten sich, wie andere M ä c h t e auch, auf das Abenteuer eines weltumspannen- den Krieges eingelassen, w a r die S o u v e r ä n i t ä t verspielt. N i c h t nur, d a ß n u n m e h r d i e unterjochten Völker des g r ö ß t e n Kolonialrei- ches der N e u z e i t Selbstbestim- m u n g u n d E b e n b ü r t i g k e i t einfor- derten, sondern auch die Lasten des Ersten Weltkrieges hatten die Weltmacht finanziell so e r s c h ü t - tert, d a ß sie i n A b h ä n i g k e i t der U S A geraten war, die nunmehr al- les daran setzten, auf dem U m w e g ü b e r das angeschlagene G r o ß b r i - tannien sich selbst an die Spitze der Welt z u bringen.

Erheblichen A n t e i l an diesem britischen Niedergang haben die F ü h r u n g s s c h w ä c h e n inrer Königs- häuser, die die Eskapaden ihrer Politiker nicht rechtzeitig z u bremsen vermochten. D i e aufla- genstarke Wochenzeitung „Welt am Sonntag" brachte u n l ä n g s t un- ter dem polemischen Titel „Ist sie die letzte K ö n i g i n ? " einen auf- wendigen Beitrag ü b e r die ganz offenkundige A g o n i e der b r i t i -

schen Monarchie. N u r noch jeder fünfte Brite ist der M e i n u n g , d a ß das K ö n i g s h a u s dieses Jahrhun- dert ü b e r s t e h t . Königin Elisabeth IL, die am 21. A p r i l ihren 75. Ge- burtstag beging, w i r d selbt von er- heblichen Zweifeln geplagt, w i e ihre Nachfolge geregelt werden soll u n d ob ihre Untertanen weiterhin noch bereit sind, die

auch aus anderen G r ü n d e n - das Schicksal des Prinzen Charles an das des Königs E d w a r d VIII., der 1936 inthronisiert u n d alsbald durch Georg VI. abgelöst wurde.

Von offizieller Seite wurde i h m die Affäre mit der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson als Motiv seiner vorzeitigen Abdan- nicht eben geringen Apanagen für kung genannt, doch sprechen neu die ohne erkennbare politische

Verantwortung lebenden W i n d sors aufzubringen. D i e „ Q u e e n ' erhält immerhin

noch 7,9 M i l l i o - nen Pfund jähr- lich, w ä h r e n d sich der „ Ö k o " - P r i n z Charles mit 4,5 M i l l i o - nen Pfund be- g n ü g e n m u ß .

Immerhin zahlt Prinz Charles frei- w i l l i g 40 Prozent Steuern auf seine Einkünfte, u n d sein Engagement für biologisch-dynamische Boden- bewirtschaftung haben ihn längst in Gegensatz z u jenen Kreisen ge- bracht, die industrielle Anbaume- thoden i n der Landwirtschaft fa- vorisieren. E i n e n weiteren Angriffspunkt bietet die „ b ü r g e r - liche" Geliebte des Prinzen, C a - milla Parker Bowles, deren intime G e s p r ä c h e mit dem T h r o n a n w ä r - ter v o r Jahren v e r m u t l i c h v o n interessierten Geheimdiensten der Presse zugespielt wurden. A u c h wenn sich der politische Einfluß des Hofes inzwischen weiter ver- ringert hat, so erinnert - wenn

Herrschen ohne Verantwortung führt

zum Untergang

ere Erkenntnisse dafür, d a ß der spätere Herzog nicht ü b e r m ä ß i g g r o ß e s Interesse am Gegenge-

schlecht fand, w o h l aber gute Kontakte z u D e u t s c h l a n d nach den bitte- ren Erfahrungen des Ersten Welt- krieges suchte.

I n s b e s o n d e r e dürfte ihn dabei die britische Ban- ken- und Finanzwelt bekämpft ha- ben, die ihre Politik auf hohe Z i n - sen für internationale Kredite und die R ü c k k e h r e r Golddeckung ih- rer durch den vorigen Krieg stark angeschlagenen W ä h r u n g abge- stellt hatten. Ein offenbar so be- deutsames Problem, wie immer wieder kolportiert wird, d a ß noch nach der britischen Kriegserklä- rung an Berlin, 1939, über eine deutsche Rückkehr zur Golddek- kung im neutralen Ausland ver- handelt wurde. Doch da bestimm- ten längst schon C h u r c h i l l und seine Kreise die britische Politik, und der abgedankte Edward VIII.

geriet als Spielball in das Räder-

werk deutsch- britischer Interes- sen, wobei ihm Berlin die Rolle ei- nes Herrschers nach der (wahr- scheinlich nie beabsichtigten) Invasion auf der Insel aus propa- gandistischen G r ü n d e n zudachte, w ä h r e n d London darauf aus war, den k ö n i g l i c h e n W i s s e n s t r ä g e r auszuschalten. Folgerichtig lande- te er schließlich auf den Bahamas , von w o er keinerlei Einfluß mehr auf den Gang der e u r o p ä i s c h e n Dinge mehr nehmen konnte.

Natürlich blieben diese Machen- schaften den britischen Untertanen nicht ganz verborgen. Z u d e m wurde nach dem Ende des Z w e i - ten Weltkrieges deutlich, der für London der Zerfall des Empires, die Z e r r ü t t u n g seiner Finanzen und die zunehmende Abhängig- keit von a u s w ä r t i g e n Bodenschät- zen mit sich brachte, d a ß die M a c h t t r ä u m e e n d g ü l t i g ausge- t r ä u m t waren. Eine neue Macht hatte die Erbschaft des Empire an- getreten. Die Insel war nicht mehr länger das Zünglein an der e u r o p ä - ischen Festlandwaage, vielmehr m u ß t e sie sich einfügen in die neue Hierarchie einer immer säku- larer gewordenen Welt, die nicht mehr an die Anschauungen der Vorkriegszeit anknüpfen mochte.

Damit ist das Problem der Eliten nicht vom Tisch, doch bereits der Romantiker Joseph v. Eichendorff hatte das L ö s e w o r t ausgespro- chen: A d e l gibt sich jetzt jeder nur

noch selbst. •

Zitate • Zitate

„Die Parteien wirken an der W i l - lensbildung des Volkes mit, sie sollen sie nicht ersetzen."

Guido Westerwelle

G e n e r a l s e k r e t ä r der F D P

„Wie w i l l man vier M i l l i o n e n A r - beitslose n u r mit Hilfe des Antriebs, nicht mehr faul z u sein, wohl unterbringen?"

Manfred Kock

EKD-Ratsvorsitzender

„Wir haben eine glotzende Demo- kratie." Helmut Schmidt

Altbundeskanzler

„Ein modernes u n d demokrati- sches Europa m u ß allein bereit und in der Lage sein, friedlich miteinander z u leben. D a z u brauchen w i r transatlantische Partner, aber kein transatlanti- sches B ü n d n i s . " Tarja Hahnen

finnische P r ä s i d e n t i n

„ D i e Ansage der Total Verbren- nung v o n 400 000 Rindern macht uns u n d d i e Mehrheit der deutschen Bevölkerung rasend."

Rupert Neudeck

G r ü n d e r des Nothilfekomitees C a p A n a m u r

„ I n s b e s o n d e r e A u ß e n m i n i s t e r Joseph Fischer hat als g r ü n e r O p - positionspolitiker vehement das Primat der Menschenrechte propagiert, offenbar haben sie neute für i h n einen geringeren Stellenwert." Karl Hafen

G e s c h ä f t s f ü h r e n d e r Vorsitzender der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (1GFM)

„ S o l a n g e i c h noch entschieden Widerstand leistete, brachte m i r Joschka Fischer blanken H a ß ent- gegen." Antje Radcke

ehemalige Bundesvorstandssprecherin v o n B ' 9 0 / D i e G r ü n e n

„Ihr O p t i m i s m u s in allen Ehren, aber auch der Kapitän der , Titanic' war voller Optimismus, als er sein Schiff in das Eisfeld steuerte."

Hansheinz Hauser

P r ä s i d e n t der H a n d e l s k a m m e r Düsseldorf, z u Gerhard S c h r ö d e r

„ D i e Finanzminister u n d die Bankiers haben eines gemeinsam:

Sie leben von anderer Leute G e l d . Die Bankiers haben nur die unan- genehme Aufgabe, es wieder z u r ü c k z a h l e n z u m ü s s e n . "

Bernd Fahrholz

Vorstandsvorsitzender der Dresdner Bank

„ U n s e r e Methoden sind vielleicht verheerend, unser Ehrgeiz ist beschränkt, aber es geht dennoch voran." Jacques Chirac

französischer P r ä s i d e n t

„ D a s papierlose Büro ist genauso weit weg wie das papierlose K l o . "

Heinrich v. Pierer

Vorstandsvorsitzender v o n Siemens

Geheimer Reiz

Pannonicus - wer ist denn das?

Die Dorothee aus Duisburg fragt in wohlgesetzten Reimen:

Wer ist er denn? Ihr sei gesagt:

Der Reiz liegt im Geheimen!

Mein Vater hieß nicht Parzival und trug auch keine Krone, doch gibt „Pannonicus" Signal vom Ort, an dem ich wohne.

In andren Pseudonymen zeig' ich weitere Facetten:

Bin Messer, Kaktus, Sauerteig in Heften und Gazetten.

Drum ist auch niemals garantiert, daß nicht von meiner Feder, was nicht mein wahrer Name ziert - versteht das nicht ein jeder?

Pannonicus

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