Leserdienst Hinweise • Anregungen
FOTOGRAFIE
In den vorangegangenen
Folgen wurde auf Arte- fakte bei der Dokumenta- tion medizinischer Befun- de mit Sofortbildfilmen hin- gewiesen, die aus Fehlern bei der Aufnahme und der Bearbeitung resultieren. Ih- re genaue Kenntnis ist für den damit befaßten Arzt wichtig, um Artefakte bei der Befunddokumentation sicher zu erkennen und die Ursachen dafür abzustel- len. Nur selten ergeben sich Bildfehler, die nicht durch den Verwender ver- ursacht werden: Dafür kommen Beeinträchtigun- gen des Filmmaterials auf dem Weg zum Verbraucher und herstellungsbedingte Artefakte in Betracht.Bei ersteren ist das Über- schreiten des Verfallsda-
Fortsetzung und Schluß
tums und ein inkorrektes Lagern der Filme am häu- figsten anzutreffen. Hin- sichtlich beider Einflüsse erweisen sich die schwarz- weißen Polaroidfilme recht robust, jedoch führt die ex- zensive Mißachtung der an- gegebenen Richtlinien zur Schädigung der Emulsio- nen. Eine falsche Lagerung der Filme kann nicht erst beim Verbraucher vorkom-
men, sondern dagegen kann bereits im Zwischen- handel verstoßen werden.
Besonders nachteilig wirkt sich dabei die Aufbewah- rung in warmen, überheiz- ten Räumen aus. Nicht sel- ten werden Filmpackungen aus Unachtsamkeit beim Verbraucher auf den in starkem Maß wärmeab- strahlenden, elektroni- schen Geräten abgelegt.
Sie erzeugen in den Film- packungen Temperaturen, die dem Siedepunkt nahe- kommen und manchmal darüberliegen. Dadurch wird die Emulsion spröde und die Chemikalien kön- nen austrocknen bzw. sich in ihrer Zusammensetzung ändern, oder das Filmpaar löst sich beim Herauszie- hen aus der Kamera von- einander. Unabhängig da- von können starke Schlei- erbildungen beim fertigen Dokumentationsfoto zu se- hen sein, und es treten Ver- schiebungen der Empfind- lichkeit und der Gradation auf. Noch stärker sind von der inkorrekten Lagerung angebrochene Filmpacks betroffen, die sich z. B. in der Kamera befinden und längere Zeit nicht verwen- det wurden.
Monitorfotografie
mit Sofortbildmaterial
Bildfehler beim Einsatz von Polaroidfilmen
in der bildgebenden medizinischen Diagnostik (VII)
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Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 40 vom 7. Oktober 1983 147
Herstellungsbedingter Artefakt eines Emulsionsfehlers (Aus- schnittvergrößerung zur Verdeutlichung)
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Hinweise - Anregungen Monitorfotografie
/ Gleichartig, aber meist we- niger ausgeprägt können sich die Mängel bei über- altertem Filmmaterial aus- wirken. Dabei ist ein diffu- ser Grauschleier am häu- figsten anzutreffen. Ver- suche mit verschiedenen schwarz-weißen Polaroid- filmtypen ließen erkennen, daß Überalterungen bis zu zwei Jahren keine mit blo- ßem Auge feststellbaren Änderungen des Bildinhal- tes bewirkten. Die Emp- findlichkeit war geringer geworden, konnte aber noch ohne Schwierigkeiten nachreguliert werden. Bei einem mehr als drei Jahre verfallenen Polaroidfilm des Typs 611 (gelagert bei Zimmertemperatur) war die Empfindlichkeit hochgra- dig abgefallen, und auch bei darauf abgestimmter Belichtung blieb das Bild flau, so daß zu einem deut- lichen Grauschleier auch eine Gradationsverschie- bung hinzugekommen sein muß. Artefakte, die aus mangelnder Sorgfalt bei der Lagerung oder aus der Mißachtung der Verwen- dungsfrist resultieren, sind nicht einheitlich. Sie sind nicht ohne weiteres vorher- sehbar und oft schwer zu analysieren.
Um derartige Kunstproduk- te zu vermeiden, die oft die Zerstörung größerer Men- gen von Sofortbildmaterial zur Folge hat und zu Unsi- cherheiten bei der Doku- mentation in der bildge- benden Diagnostik führt, sollten die üblichen Regeln zur Aufbewahrung von Filmmaterial eingehalten werden: Kühl und trocken.
Eventuell in einem dunklen Raum, wo auch Schutz vor
Aufwärmung durch unbe- merkt einstrahlendes Son- nenlicht während des Ta- ges besteht. Allenfalls fern von Röntgengeräten und von Radioisotopen, was gelegentlich in nuklear- medizinischen Bereichen beim Lagern und Transpor- tieren der Filme nicht be- achtet wird. Trotz der er- wähnten Toleranzbreite sollte die der Packung auf- gedruckte Verfallzeit be- achtet werden. Dagegen wird nicht selten in Filmla- gern verstoßen, wenn die Neulieferungen mehrfach vor dem Restbestand auf- gesetzt werden und dieser dann hinten im Regal über- altert. Beim Kauf ist für die Lagerhaltung der durch- schnittliche Monatsbedarf zu berücksichtigen, und das Verfallsdatum sollte noch ausreichend lang be- messen sein.
Primär fabrikationsbeding- te Mängel sind aufgrund der strengen Qualitätskon-
trolle bei Polaroidfilmen äußerst selten. Sie werden auf weniger als 0,5 Prozent aller beobachteten Artefak- te geschätzt und können somit hinsichtlich ihrer praktischen Konsequenzen vernachlässigt werden.
Wenn sie doch gelegent- lich angetroffen werden, dann handelt es sich dabei z. B. um Bleistiftzeichen des Kontrolleurs auf dem Film, unzureichende Che- mikalienmengen im Ent- wicklerbeutel, Lösungen der Emulsionsschicht, ver- schleierte Negative, nicht zutreffende Filmempfind- lichkeit, gebrochene oder fehlerhaft angebrachte Verstärkungsleisten an den Rändern oder um Unter- schiede in den Dicken- und Längenmaßen von einzel- nen Filmblättern.
Am Abschluß dieser Über- sicht zeigt die Darstellung von möglichen Artefakten bei der Dokumentation mit dem Sofortbildfilm, daß da-
von über 90 Prozent auf den Benutzer zurückgehen bzw. von diesem verur- sacht werden. Außerdem konnte mit dieser Darstel- lung gezeigt werden, daß die Beachtung gewisser Grundregeln eine ein- wandfreie Aufzeichnung von Monitorbefunden in der bildgebenden medizini- schen Diagnostik gewähr- leistet. Dabei besitzt die
Sofortbild-Dokumentation mit Polaroidfilmen wichti- ge Vorzüge, auf die schon an anderer Stelle des DEUTSCHEN ÄRZTEBLAT- TES hingewiesen wurde.
Dem weniger Erfahrenen kann die Analyse einzelner Bildfehler gelegentlich Schwierigkeiten bereiten.
Sie ist aber erforderlich, um deren Ursachen abzu- stellen. Dafür hat sich der Vergleich mit einer korrek- ten Sofortbildaufnahme des gleichen oder eines ähnlichen Motivs bewährt.
Bei der Artefakt-Erkennung sind auch Einflüsse und Fehler zu berücksichtigen, die von den bildgebenden Systemen oder der Aufnah- meapparatur ausgehen, die hier nicht angesprochen wurden. Unter Kenntnis dieser Faktoren ist die Wie- dergabe auf Polaroidfilmen ein in der Handhabung ein- faches Medium, um ohne größere Investitionen eine verläßliche und stets repro- duzierbare Dokumentation in der bildgebenden medi- zinischen Diagnostik zu er- reichen.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med.
Heinz K. Deininger, DGPh Städtische Kliniken Grafenstraße 9 6100 Darmstadt
delOGM OH
6800 Mannheim 31
Trierer Straße 3-5 Telefon (0621) 72631
148 Heft 40 vom 7. Oktober 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A