Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
mit einem Nativpräparat des un- zentrifugierten Urins durchge- führt. Die Leukozyturie wird am besten in der Fuchs-Rosenthal- Kammer erfaßt. Das Keimspek- trum des akuten unkomplizierten Harnwegsinfektes umfaßt Enter- obacteriaceae (vor allem E. coli), Koagulase-negative Staphylokok- ken und selten andere Bakterien.
In rund 30 Prozent der Fälle ist der Urin „steril". Chlamydien sind die häufigste Ursache einer „sterilen"
Leu kozytu rie.
Besondere Beachtung wurde der Einmaltherapie des akuten un- komplizierten Harnwegsinfektes mit z. B. 3 Gramm Clamoxyl®
(Amoxicill in) oder 3 Tabletten Bac- trim® Roche forte geschenkt. Ne- ben der wesentlichen Vereinfa- chung, die diese Therapieform mit sich bringt, wurde auf die diagno- stische und prognostische Bedeu- tung der Einmaldosis hingewie- sen. So haben, analog zu anderen Studien, 88 Prozent des Kranken- gutes mit unkompliziertem Harn- wegsinfekt — daß heißt nur Frauen, keine Männer und Kinder, keine schwangeren Frauen, keine ob- struktive Nephropathie, keine kli- nischen Hinweise für Pyelonephri- tis (Fieber über 38,5° und Flanken- schmerzen) — gut auf die Einmal- therapie angesprochen. Es wurde deshalb auch diskutiert, ob man beim unkomplizierten Harnwegs- infekt mit Durchführung einer Ein- maltherapie auf eine primäre Harnwegsdiagnostik verzichten könnte. Die restlichen 12 Prozent der Patienten, die auf die Einmal- therapie nicht ansprechen, bedür- fen dagegen einer genauen Abklä- rung. Entweder liegt weiterhin ein Infekt vor, der dann über längere Zeit (4 Wochen) resistenzgerecht behandelt werden muß, oder es liegt eine Affektion vor, die einer speziellen Behandlung bedarf (Gonorrhoe, nichtgonorrhoische Urethritis oder Kolpitis).
Importierte Durchfallerkrankungen In den letzten Jahren ist die Palet- te einheimischer, aber auch im- portierter infektiöser Durchfaller-
Infektionserkrankungen
krankungen wesentlich größer ge- worden. Die Kenntnis der Erreger von akuten Enterokolitiden spielt nicht nur aus epidemiologischen, sondern auch aus therapeuti- schen Gründen eine Rolle.
Unter diarrhoischen Enterokoliti- den werden nichtinvasive Durch- fallerkrankungen durch Toxine verstanden, die keiner antibioti- schen Therapie bedürfen. Demge- genüber benötigen die invasiven dysenterisc hen Durchfallerkran- kungen im allgemeinen eine anti- infektiöse Behandlung. Der Nach- weis von massenhaft Leukozyten im Stuhl ermöglicht häufig eine Abgrenzung der invasiven Durch- fallerkrankungen.
Neben Typhus und Paratyphus spielen vor allem die enteritischen Salmonellosen eine Rolle. Auch müssen differentialdiagnostisch Shigellen, Campylobacter, Yersi- nien und Staphylokokken als Erre- ger in Betracht gezogen werden.
Ätiologische Untersuchungen bei importierten Durchfallerkrankun- gen sollten bei Reisenden nach der Rückkehr aus subtropischen und tropischen Ländern und hier insbesondere bei Personen, die in der Lebensmittelindustrie tätig sind, durchgeführt werden. Die Therapie hängt vom nachgewiese- nen Erreger ab, wobei zur Kennt- nis genommen werden darf, daß Co-Trimoxazol ein Spektrum auf- weist, das die meisten der erwähn- ten Erreger beeinflußt.
Bei chronischen erregerinduzier- ten Enterokolitiden muß vor allem bei importierten Enteritiden auch an eine Erkrankung durch Ent- amoeba histolytica oder durch Giardia lamblia gedacht werden.
Hier hat sich die Behandlung mit lmidazolpräparaten bewährt. Es spielen aber auch seltenere Erre- ger und auch Viren bei Durchfall- erkrankungen eine wichtige Rolle.
Professor Walter Siegenthaler Departement für Innere Medizin Universitätsspital
CH-8091 Zürich
FÜR SIE GELESEN
PEEP bei Atemnot-
Syndrom des Erwachsenen
Seit 15 Jahren wird die Beatmung mit positivem endexspiratori- schem Druck (positive end-expira- tory pressure) (PEEP) beim Atem- not-Syndrom des Erwachsenen eingesetzt.
Mit PEEP wird die funktionelle Re- sidualkapazität vermindert und die arterielle Hypoxämie vermieden, und das bei minimierter pulmona- rer 0 2-Toxizität.
Prophylaktisch wird die PEEP-Be- atmung eingesetzt, weil mehrere Studien zu dem Schluß kamen, mit ihr könne die lnzidenz des Atem- not-Syndroms und anderer post- operativer pulmonaler Komplika- tionen gesenkt werden.
So entwickelten in einer kontrol- lierten Studie 10 von 56 Patienten ohne prophylaktischen PEEP ein Atemnot-Syndrom, während mit PEEP nur einer von 56 Patienten diese Komplikation zeigte.
Bei Patienten mit Atemnot-Syn- drom ist die PEEP-Beatmung dem kontinuierlichen positiven Atem- wegsdruck vorzuziehen, da nur bei einer beschränkten Anzahl von Patienten die letztgenannte Me- thode gleich gute Ergebnisse lie- fert. Die größten Kontroversen be- stehen heute bei der Frage des
„besten" PEEP.
Die Autoren sind der Meinung, daß der PEEP der beste ist, der eine Reduktion der inspiratorischen 02-Spannung auf minimale Werte zuläßt.
Auch fraktionierte exspiratorische 02-Konzentrationen von 0,5 atm.
sind dann von therapeutischem Wert, wenn sie durch Erhöhen des PEEP leicht erreicht werden kön- nen. Dpe
Weisman, I. M.; Rinaldo, J. E.; Rogers, R. M.:
Positive End-Expiratory Pressure in Adult Re- spiratory Failure, The New England Journal of Medicine 307 (1982) 1381-1384, Dr. Rogers, Division of Pulmonary Medicine, 440 Scaife- Hall, Pittsburgh, PA 15261, U.S.A.
Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 11 vom 18. März 1983 41