• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Stiller Schrei" (27.02.1985)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Stiller Schrei" (27.02.1985)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Z

um ersten Mal ist in den USA mit Hilfe der Sono- graphie gefilmt worden, wie ein zwölf Wochen alter Fötus abgetrieben wurde, nach dem Absaugverfahren.

Auszüge sind im Fernsehen gelaufen, und eine Filmkopie wurde Präsident Reagan überreicht. Ihn braucht man nicht mehr zu überzeugen. In seiner "State of the Union Message" sagte er: "Entwe- der bedeutet Abtreibung, menschliches Leben zu zer- stören, oder nicht; wenn dies der Fall ist - und die Medizin zeigt immer deutlicher, daß dem so ist -, dann muß damit ein Ende sein."

Und bei uns? Wir streiten wei- ter um Randthemen. Darf nun die Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie endlich jene niederländische Studie über die Situation in zehn westlichen Ländern veröffent- lichen, die 1981 vom Bundes- gesundheitsministerium in Auftrag gegeben wurde? Sie darf. - Dabei brachte zumin- dest eine Tageszeitung schon vor einem Jahr, als "Rezen- sion" getarnt, lange Auszüge (der "Rezensent" war auch der Übersetzer und ist führen-

D

as Verwaltungsgericht Frankfurt hat die dortige Universität angewiesen, statt 230 Studienanfängern der Medizin 280 aufzuneh- men. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter hätten ihr Lehrde- putat zu erhöhen.

Etwa zur gleichen Zeit ...,.. beschloß der Gesetzgeber eine Notmaßnahme, um die jungen Ärzte nach dem Studi- um praktisch zu qualifizieren, weil es währenddes Studiums wegen der hohen Studenten- zahlen nicht geht;

...,.. schrieb der Gesetzgeber ein kompliziertes Zulassungs- verfahren fest, dem gewöhn- liche Studienbewerber, die nicht den langen Atem haben, um sich den Studienplatz ein- zuklagen, vielfach zum Opfer fallen;

Stiller Schrei

des Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Verhaltens- therapie).

Eine geradezu sensationelle Angabe dieser Studie wurde damals kaum beachtet: ,,Die Registrierung durch das Stati- stische Bundesamt umfaßt nur gut 20 Prozent aller Abtrei- bungen.·· Der Präsident der Bundesärztekammer hat für 1984 etwa 230 000 Abtreibun- gen errechnet. Das Bundesar- beitsministerium kann eine Schätzung von 200 000 nicht bestätigen, sondern zitiert 86 529 Meldungen beim Stati- stischen Bundesamt für 1983.

Sollten dies aber wirklich nur 20 Prozent sein, dann kämen wir auf mehr als 400 000 Ab- treibungen jährlich!

Der Gesetzentwurf von 74 Ab- geordneten der CDU/CSU ge- gen die "Abtreibung auf Krankenschein" wurde dieser Tage ein Jahr alt. Die CSU hat angekündigt, sie wolle in die- ser Frage das Bundesverfas- sungsgericht bemühen; eine

Ohne Obligo

...,.. rechnete ein Gesundheits- politiker vor, wie viele zusätz- liche Millionen die vielen zu- sätzlich approbierten Ärzte die Krankenversicherung ko- sten.

Die Frankfurter Richter wer- den wohl nach Recht und Ge- setz entschieden haben. Ihr Spruch ist ein weiteres, schil- lerndes Detail einer verant- wortungslosen Rechtspre- chung. Verantwortungslos?

Für die Stabilität der Kran- kenversicherung tragen die Richter nicht die Verantwor- tung, auch nicht für die prak- tische Befähigung der Ärzte.

Sie sind auch nicht dafür ver-

Änderung des § 218 StGB werde aber keinesfalls ange- strebt. Bundesjustizminister Engelhard, FDP, ließ auch gleich mitteilen, er würde den Versuch einer solchen Ände- rung nicht dulden: Rechtssi- cherheit in diesem Bereich hätten die Frauen dringend nötig. Die Frauen- die Unge- borenen anscheinend nicht.

Der neue amerikanische Film hat in den USA bei Ärzten auch eine lebhafte Debatte darüber ausgelöst, ob das Un- geborene Angst oder Schmer- zen verspürt, wenn es zer- stückelt wird. Manche sagen, der Fötus versuche sogar zu schreien; deshalb heißt der Film "Der stille Schrei". Hier steht Behauptung gegen nicht beweisbare Behauptung.

Warum ist noch niemand auf die Idee gekommen, vor einer Abtreibung sichere Schmerz- freiheit für Embryo oder Fötus zu verlangen? Sollte nicht die Tötung des ungeborenen Menschen, wenn sie schon zulässig ist, mindestens so

"human" vor sich gehen müs- sen, wie unsere Wertordnung (!) es auch für jeden Tierver-

such verlangt? gb

antwortlich, daß sich die gro- ße Mehrheit derer, die in den

Numerus-da usus-Netzen hängenbleiben, einen Ge- richtsstreit um einen Studien- platz nicht leisten kann. Sie entscheiden nach den Fällen, die ihnen vorliegen. Verant- wortungsvoll?

Das Bundesverfassungsge- richt hat 1982 entschieden, daß ein Gericht sich nur dar- um zu kümmern braucht, ob für den Kläger eine Lücke in der Vorklinik auszumachen ist. Ein Gericht braucht sich also nicht einmal darum zu scheren, ob die Studenten, die es in die Universitäten hinein- preßt, überhaupt fertig studie- ren können. Was aus denen wird, ist deren Sache und liegt nicht in der Verantwor- tung des Gerichts. NJ

r I.

CD

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 9 vom 27. Februar 1985 (1) 529

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Daraus können wir schließen, dass das Kind, wenn es im Alter von 18 Monaten mit seinem eigenen Spiegelbild konfrontiert wird, sich einem Gesicht gegenüber

Die Unschuld von Lindy Cham- berlain wurde erst Jahre spä- ter durch einen Zufallsfund am Ayers Rock entdeckt. Im September 1988 schließlich wurde sie von einem Gericht

Feldversuche in der Schweiz Auf 30 ausgewählten Betrieben (bei Ost- und Westschweizer- Mitgliedern) wurden dieses Jahr jeweils auf einer Versuchsfläche von einer Hektare Zuckerrüben

Theaterferienwerkstatt sich mit dem Thema „Das erste Mal“ beschäftigen und am Ende der Woche ein Theaterstück dazu aufführen. Weitere Informationen gibt es bei Katja Segelbacher

Tabelle 10: Variationskoeffizienten der gemittelten Gefäßquerschnittsfläche (A m ), der gemittelten time-averaged maximum velocity (TAMV m ) sowie des totalen

Dadurch sei die rechtliche Grund- lage dafür geschaffen worden, daß die Kassenärzte bis auf den heuti- gen Tag mit ihrer demokratischen Selbstverwaltung und ihrer Mitbe- stimmung

lilil Dosierung: Grundsätzlich wird die Therapie mit 1 Dragee täglich gebiete: Briserin mite bei leichteren Formen der Hypertonie und Altershochdruck.. Dosie- begonnen und

Auch wenn keine allgemeinen Transparenzverpflichtungen hinsichtlich der Parteien- finanzierung bestehen, so ist doch darauf hinzuweisen, dass grundsätzlich alle Träger