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Ein Bildungsangebot für Erwachsene zu schaffen, das berufsbegleitend auf einen Volksschulabschluss gemäss dem bernischen Volksschullehrpan vorbereitet

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Academic year: 2022

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M 089/2008 ERZ 27. August 2008 ERZ C Motion

1420 Blaser, Heimberg (SP-JUSO)

Weitere Unterschriften: 25 Eingereicht am: 31.03.2008

Chancengerechtigkeit:

Nachholbildung, Volksschulabschluss für Erwachsene Der Regierungsrat wird beauftragt:

1. Ein Bildungsangebot für Erwachsene zu schaffen, das berufsbegleitend auf einen Volksschulabschluss gemäss dem bernischen Volksschullehrpan vorbereitet.

2. Ein Prüfungsverfahren aufzubauen, in welchem die Leistungen gemäss den Vorgaben des bernischen Volksschullehrplans sowohl auf der Stufe Real- und auf der Stufe Sekundarbildung gemessen werden.

3. Die Schul- und Prüfungsgebühren einkommensabhängig und sozialverträglich auszugestalten.

Begründung:

1. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die schweizerische Wirtschaft generell, im Besonderen aber im Gebiet der Dienstleistungsberufe, mit einem grossen Arbeitskräftemangel konfrontiert. Gleichzeitig halten sich in der Schweiz zahlreiche Menschen fremder Zunge auf. Insbesondere die Frauen aus fremden Kulturen verfügen sehr oft über keine oder nur eine rudimentäre Schulbildung. Dieses Bildungs- und Arbeitskräftepotenzial gilt es zu erschliessen, indem diese Personen der Abschluss einer Volksschulbildung ermöglicht wird als eine integrationsförderliche Massnahme einerseits, als Massnahme zur Verbesserung der Startchancen für deren Kinder und als Möglichkeit, sich anschliessend die beruflichen Qualifikationen zu erwerben, so dass sie in den Arbeitsprozess und damit in die Gesellschaft eingegliedert werden können.

2. Die Sozial- und Arbeitslosenstatistiken sprechen eine deutliche Sprache. Menschen mit fehlenden Abschlüssen auf der Sekundarstufe I und II sind überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen und müssen ebenfalls überdurchschnittlich durch die Sozialdienste unterstützt werden. Kinder, die in solch bildungsfernen und oft relativ abgeschlossenen Verhältnissen aufwachsen haben Mühe, in der Schule Tritt zu fassen.

Im Zuge der Einwanderung bzw. der Flucht kommen immer mehr Menschen ohne einen Volksschulabschluss in den Kanton Bern. Es ist ausserordentlich schwierig, diese Menschen in den Arbeitsprozess oder allenfalls in eine Ausbildung zu integrieren.

Erfahrungen aus den Integrationskursen für fremdsprachige Menschen, welche sich in einem Einbürgerungsverfahren befinden, zeigen deutlich auf, dass oft die fehlende

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schulische Vorbildung eine Integration in unsere Gesellschaft erschweren, ja oftmals verunmöglichen.

In den Kantonen Zürich und St Gallen sind Vorbereitungskurse, welche auf einen Volksschulabschluss vorbereiten, installiert und werden seit Jahren erfolgreich durchgeführt.

Das Rad müsste also für den Kanton Bern nicht neu erfunden werden und eine Realisierung könnte rasch erfolgen.

Antwort des Regierungsrates

Fehlende schulische und berufliche Bildung erschweren die Integration Erwachsener in die Arbeitswelt und in die Gesellschaft. Bei vielen Erwachsenen, insbesondere bei dem in der Begründung der Motion angesprochenen Zielpublikum der Erwachsenen mit Migrationshintergrund, besteht ein Bedarf an Nachqualifizierung in den Bereichen Sekundarstufe I und II. Das Anliegen des Motionärs entspricht grundsätzlich der kantonalen Berufs- und Weiterbildungspolitik gemäss Regierungsrichtlinien, wonach allen Jugendlichen und Erwachsenen ein anerkannter Abschluss auf der Sekundarstufe II ermöglicht werden soll. Auf dem Weg zu diesem Ziel gibt es allerdings verschiedene Möglichkeiten. Der Motionär fordert ausschliesslich den Weg über einen Volksschulabschluss im Rahmen einer Nachholbildung.

Eine solche Möglichkeit besteht in den Kantonen Zürich, St. Gallen, Aargau und Basel. Dort bieten Berufsfachschulen oder private Institutionen Erwachsenen die Möglichkeit an, sich auf einen Schulabschluss auf der Sekundarstufe I vorzubereiten. Vorausgesetzt werden bei allen Anbietern gute bis sehr gute Deutschkenntnisse. In Zürich werden die Vorbereitungskurse für den Abschluss auf Sekundarstufe I für Erwachsene von der städtischen Fachschule Viventa angeboten. Für die Prüfungen ist das Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) der Bildungsdirektion des Kantons Zürich zuständig. Dieses hat 2006 einen Bericht „Abschluss Sekundarstufe I für Erwachsene 1989 bis 2005“ verfasst.

Gemäss Bericht geben 68 % der Teilnehmenden Deutsch als Muttersprache an, 42 % haben bereits eine Lehre oder Anlehre (heute eidg. Berufsattest), also einen Abschluss auf Sekundarstufe II absolviert. Jährlich melden sich ca. 60 Personen zur Prüfung an, die Erfolgsquote liegt bei 64 %. Die Kosten für die Teilnehmenden des jährigen Vorbereitungskurses in Zürich belaufen sich auf Fr. 6'240.— für Personen mit Wohnort Zürich, Fr. 11'500.— für Personen mit anderen Wohnorten. In Basel (Stadt und Land) wird der Lehrgang Sekundarabschluss I für Erwachsene an der Gewerbeschule Basel angeboten. An der jährlichen Aufnahmeprüfung in Deutsch und Mathematik nehmen etwa 60 Personen teil, davon werden rund 30 Personen zum Lehrgang zugelassen. Die Kosten für die Teilnehmenden belaufen sich auf Fr. 1'000.— für den Jahreskurs. Der Kanton unterstützt den Lehrgang mit ca. Fr. 400'000.—.

Der Kanton Bern kennt bisher keinen Volksschulabschluss. Stattdessen bieten die Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern und die gewerblich industrielle Berufsfachschule Thun eine Vorlehre für Erwachsene an. Die Vorlehre ermöglicht den Teilnehmenden einen späteren Eintritt in eine berufliche Grundbildung. Während einem Jahr besuchen sie an zwei Wochentagen den Schulunterricht und an drei Wochentagen arbeiten sie in einem Betrieb (Praktikum oder Arbeit). Jährlich besuchen ca. 40 Personen eine solche Vorlehre und bereiten sich so gezielt auf den Einstieg in eine berufliche Grundbildung vor.

Die Einführung eines Volksschulabschlusses bedingt einheitliche Bildungsstandards. Das neu aufzubauende Prüfungsverfahren müsste sich an die gesamtschweizerisch verbindlichen Bildungsstandards von Harmos anlehnen. Diese werden zurzeit erarbeitet und liegen frühestens im Jahr 2011 vor. Die Inhalte der Volksschullehrpläne sind auf

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Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren ausgerichtet, deren Erfahrungshintergrund nicht mit demjenigen von Erwachsenen vergleichbar ist.

Das Ziel der Motion ist es, Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, sich das Basiswissen (Sekundarstufe I) für eine Grundbildung (Sekundarstufe II) anzueignen. Ein Abschluss auf Sekundarstufe I für Erwachsene, insbesondere auch für Erwachsene mit Migrationshintergrund erscheint dem Regierungsrat nicht der geeignete, zielgerichtete Lösungsansatz, da er die Erfahrungen und Kompetenzen der Erwachsenen zu wenig berücksichtigt. Die Volksschulabschlüsse allein sind nicht berufsbefähigend und daher als Abschluss nicht wirklich attraktiv für Erwachsene. Im Sinne der ressourcenorientierten Erwachsenenbildung ist der Blickwinkel eher in die Zukunft zu richten.

Für das genannte Zielpublikum ist eine Vorbereitung auf einen Anschluss in die Sekundarstufe II Erfolg versprechender. Es sollen Angebote zur Verfügung stehen, in welchen zielgerichtet die Kompetenzen der Erwachsenen erfasst und die individuellen Lücken in Bezug auf das angestrebte Berufsziel geschlossen werden. Es macht beispielsweise wenig Sinn, dass eine Prüfung in Französisch absolviert werden muss, wenn das angestrebte Berufsziel die Kenntnisse dieser Sprache nicht voraussetzt.

Der Regierungsrat schliesst nicht aus, dass gegenwärtig in dieser Nachholbildung für Erwachsene noch Lücken bestehen. So müsste beispielsweise geprüft werden, wieweit es spezielle Standortbestimmungen zum schulischen Wissen im Hinblick auf einen erfolgreichen Abschluss auf der Sekundarstufe II braucht. Zudem müsste das bestehende Angebot im Bereich der Nachqualifizierung für Erwachsene überprüft und bei Bedarf ergänzt werden. In die Abklärungen wären bereits bestehende Angebote im Bereich der Nachqualifizierung von Erwachsenen einzubeziehen wie: Validierung von Bildungsleistungen, Lehrabschlussprüfung gemäss Art. 32 Berufsbildungsgesetz des Bundes, Kurse in Lesen und Schreiben, Erfahrungen aus dem Projekt Illetrismus und neue Technologien, subventionierte Sprachkurse auf verschiedenen Niveaus (Deutsch-, Französisch- und Englischkurse), Mathematik- und Informatikkurse für Erwachsene, sowie die oben erwähnte Vorlehre für Erwachsene. Diese breite Palette zeigt, dass es nicht so sehr um den Aufbau neuer Angebote als vielmehr um eine gute Koordination und eine eventuelle Ergänzung der bestehenden Massnahmen geht.

Wie die Ausführungen zeigen, anerkennt der Regierungsrat das grundsätzliche Anliegen des Motionärs, wonach Erwachsene für einen Abschluss auf der Sekundarstufe II befähigt werden sollen. Dazu ist eine gezielte Nachholbildung zielführender, als der vom Motionär geforderte Volksschulabschluss. Der Regierungsrat beantragt deshalb, den Vorstoss abzulehnen.

Antrag: Ablehnung der Motion An den Grossen Rat

Referenzen

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