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Rheuma-Management: Diese Kardinalfehler gilt es zu vermeiden

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Academic year: 2022

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Welche Rolle spielt der behan- delnde Arzt im Krankheitsverlauf rheumatischer Erkrankungen? In- wieweit ist die Arzt-Patient-Bezie- hung für den Therapieverlauf wich- tig? Und schliesslich: Was machen Rheumatologen falsch? Dies woll- ten Professor Frank Buttgereit von der Charité Berlin und Kollegen am Deutschen Rheumatologenkongress eruieren.

ANKA STEGMEIER-PETROIANU

Das Thema «patientenzentrierte Kom- munikation» ist natürlich nicht nur in der Rheumatologie aktuell. Bei jeder chronischen Erkrankung gelingt die Kommunikation mit dem Patienten besser, wenn man ihm zuhört und auf seine Emotionen eingeht, ohne zu stark auf die Krankheit zu fokussieren. Es gilt, Suggestivfragen zu vermeiden, um etwaige Nozeboeffekte zu minimieren, dabei aber mögliche Nebenwirkungen der Therapie trotzdem zur Sprache zu bringen.

Unzählige Behandlungsfallen lauern im Umgang mit Glukokortikoiden. In der Therapie vieler rheumatischer Erkran- kungen führen Kortikosteroide nicht nur zu einer schnellen Symptomlinde- rung, sondern auch zur Abnahme der Entzündungsaktivität. Diesen positi- ven Effekten jedoch steht die Angst vor Nebenwirkungen gegenüber. Eine Über- oder Untertherapie ist oft die Folge.

Über- oder Untertherapie:

Datenlage unzureichend

Gemäss EULAR-Empfehlungen sei es wichtig, Kortikosteroide in der gerings- ten notwendigen Dosis zu geben. Darin

bestünde die ärztliche Kunst. Kortiko - steroide würden immer noch zu lange und zu hoch dosiert eingesetzt; Strate- gien zur Glukokortikoideinsparung würden zu wenig beachtet, so Prof.

Buttgereit. Laut den aktuellen EULAR- Leitlinien sollen in der Rheuma tologie Glukokortikoide als «bridging therapy»

eingesetzt werden, das heisst nur initial und kurzfristig, um die Zeit bis zum Wirkeintritt der DMARD («disease- modifying antirheumatic drugs») zu überbrücken (1). Andere Szenarien sehen bei der rheumatoiden Arthritis eine längere Überbrückungsphase mit niedrig dosierten Glukokortikoiden über mindestens zwei Jahre vor, da in Studien dieser Zeitraum für eine Brem- sung der radiologischen Progression der Gelenkzerstörung not wendig war (2). Auch eine langfristige Erhaltungs- therapie mit sehr niedrigen Glukokor - tikoiddosen (< 5 mg/Tag) wird in der Behandlung der rheumatoiden Arthri- tis befürwortet, da angenommen wird, dass bei dieser Dosierung der Nutzen das Risiko überwiegt. Insgesamt scheint die Frage vor allem nach der optimalen Behandlungsdauer noch nicht abschlies - send geklärt.

Auch die Missachtung von Kontraindi- kationen führe zu Behandlungsfehlern.

Es sei wichtig, den Nutzen einer Korti- koidtherapie gegen die Risiken abzu- wägen. Zu Beginn der Therapie sollten Komorbiditäten und Risikofaktoren für Nebenwirkungen wie Hypertonie, Diabetes, Dyslipidämie, peptische Ul- zera, vorausgegangene Frakturen, das Vorliegen eines Katarakts, eines Glau- koms oder chronischer Infektionen sowie einer Komedikation mit nicht - steroidalen Antirheumatika (NSAR) er - fragt werden. Bei NSAR plus Steroiden ist auf einen Magenschutz mit Proto- nenpumpeninhibitoren zu achten und/

oder das NSAR durch einen COX-2-

Hemmer zu ersetzen. Regelmässig kon- trolliert werden müssen unter der Therapie mit Kortikosteroiden das me- tabolische Profil, der Blutdruck, peri- phere Ödeme, die Herzfunktion sowie der Augendruck. Dauert eine Therapie mit Prednisolon in einer Dosierung von 7,5 mg/Tag länger als 3 Monate, sollten Kalzium und Vitamin D verordnet wer- den. Ob eine Osteoporosetherapie er- forderlich ist, ist durch Risikofaktor- Assessment und Knochendichtemessung zu ermitteln. Eine absolute Kontraindi- kation für Steroide ist die seltene Glukokortikoidallergie. Zu den relati- ven Kontraindikationen zählen:

❖akute Infektionen

❖glukokortikoidinduzierte Psychose

❖schwer einstellbares Glaukom

❖schwere Osteoporose

❖florides Ulkus ventriculi/duodeni

❖unzureichender Infektionsschutz durch Impfungen.

Insgesamt sollten Glukokortikoide so sparsam wie möglich eingesetzt und bei Erreichen der Remission oder einer niedrigen Krankheitsaktivität ganz ab- gesetzt werden, so Prof. Buttgereit. Ein Beispiel für eine historische Fehlindika- tion sei die intraartikuläre Glukokorti- koidinjektion bei Borreliose.

Biologika: Therapiealgorithmus und Kombinationspartner kennen Professor Dr. Gerd R. Burmester, eben- falls von der Charité in Berlin, erinnerte an mögliche Stolpersteine im Zeitalter der Biologika. Demnach gilt es, zu prü- fen, ob eine Indikation für eine Biologi- katherapie besteht, nämlich gemäss Leitlinien entweder beim Versagen von zwei Basistherapeutika oder bei Vorlie- gen bestimmter Risikofaktoren für eine rasche Progression. Vor Therapiebeginn müssen ein Tuberkulosescreening so - wie generell der Ausschluss anderer

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Infektionen erfolgen. Impfungen soll- ten ebenfalls vor einer Biologikathera- pie aufgefrischt werden.

Grundsätzlich sollten alle Biologika mit Methotrexat kombiniert werden.

Lediglich Tocilizumab, Etanercept und Adalimumab sind auch in der Mono- therapie zugelassen. Leflunomid ist hingegen als Kombinationspartner für Biologika nicht erlaubt.

Eine Aufklärung über häufige Neben- wirkungen wie Reaktionen an der Ein- stichstelle und Infektionen sowie Hin- weise zur Lagerung gehören unbedingt zum Patientengespräch. Auch die schrift- liche Dokumentation der Aufklärung wird immer häufiger verlangt.

Last, but not least: Unter Tocilizumab- therapie kommt es im Falle einer Ap- pendizitis oder anderer schwerer Infek-

tionen/Entzündungen nicht zu einer CRP-Erhöhung, sodass dieser Para - meter nicht zur Ermittlung der OP-Indi - kation herangezogen werden kann. Anka Stegmeier-Petroianu

Literatur:

1. Gorter SL et al.: Current evidence for the management of rheumatoid arthritis with glucocorticoids: a syste- matic literature review informing the EULAR recom- mendations for the management of rheumatoid arthri- tis. Ann Rheum Dis 2010; 69(6): 1010–101.4.

2. Svensson B et al.: Low-dose prednisolone in addition to the initial disease-modifying antirheumatic drug in patients with early active rheumatoid arthritis redu- ces joint destruction and increases the remission rate: a two-year randomized trial. Arthritis Rheum 2005; 52(11): 3360–3370.

Quelle:

41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheuma - tologie (DGRh). Mannheim, 18. bis 21. September 2013

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Take Home Messages

Fallstricke im Umgang mit Rheumapatienten

❖Kommunikation: Auf positive Formulierungen achten!

❖Kortison: Indikation prüfen, Über- oder Untertherapie vermeiden sowie Kontraindikatio- nen beachten, metabolische Veränderungen via Monitoring überwachen.

❖Biologika: Indikation und Kombinationspartner prüfen, Impfungen vor Therapiebeginn aktualisieren, eventuell Lebendimpfung gegen Herpes zoster, Patientenpass nicht ver- gessen, Hinweis zu CRP, Tuberkulosescreening, Kontrollintervalle festlegen.

❖Über Nebenwirkungen und Lagerung von Biologika aufklären.

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