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Ein Blick auf die neue Wissenschaftslandschaft

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Academic year: 2022

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Veröffentlichungsreihe der Forschungsgruppe Wissenschaftsstatistik des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB)

P 93-403/1

Ein Blick auf die neue Wissenschaftslandschaft

Zur Lage der sozialwissenschaftlichen Wissenschafts- und Technikforschung in Ostdeutschland

Beiträge einer gemeinsamen Konferenz der Sektion Wissenschafts- und Technikforschung (DGS) und des

Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung am 18. und 19. November 1992 in Berlin,

herausgegeben von

Werner Meske und Werner Rammert -Heft 1-

Berlin, August 1993

Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50,10785 Berlin

Tel.: 030/2 80 51 93 Fax: 030/2829504

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Zusammenfassung

Dieser Tagungsband enthält ausgewählte Beiträge und Kommentare, die vor allem eine Be­

standsaufnahme verschiedener Aspekte der neuen Forschungslandschaft in Ostdeutschland ergeben. Erstens wird mit Methoden der Wissenschafts- und Technikforschung beschrieben, wie sich diese Landschaft hinsichtlich ihrer Infrastruktur und durch die Mobilität ihrer Population verändert. Zweitens wird vorgestellt, wie sich Forschungsfelder neu organisieren und neue Profile entstehen. Drittens wird dokumentiert, welche Personen, Programme und Probleme die frühere ostdeutsche Wissenschafts- und Technikforschung charakterisierten und welche Veränderungen diese inzwischen erfahren hat.

Abstract

This volume o f conference proceedings includes selected papers and comments on the different aspects o f the new landscape o f RaD in East Germany. By applying methods o f science and technology research the changes in the infrastructure caused by the migration of RaD personnel are described. The reorganisation of various research fields including their definition and redefinition and new thrust are explained.

A documentation o f persons, programs and problems o f the former East German science and technology research and o f the changes that have occured since then is included in this volume.

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Inhaltsverzeichnis

Heft 1

Vorwort der Herausgeber 1

Werner Meske, Werner Rammert

I. M akrostruktur des Wissenschaftssystems: Sektoren und Institutionen 5 Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft im gesamtdeutschen

und europäischen Kontext, ausgehend von einem potentialtheoretischen Ansatz 7 Werner Meske

Probleme bei der Neuordnung der außeruniversitären natur- und

technikwissenschaftlichen Forschung in Berlin-Brandenburg 32 Irene Müller-Hartmann

Zerfall oder Anpassungskrise?

Zur Industrieforschung und -entwicklung in den neuen Bundesländern 48 H orst Schrauber

Kommentar:

Zum Stellenwert von Potentiaianalysen in der Wissenschaftssoziologie 60 Uwe Schimank

II. Mikrostrukturen in der Forschung: Gruppen und Autoren 71 Fragen, die bleiben.

Gedanken über Wissenschaft im Rückblick 73

Lothar Läsker

Wissenschaftliche Kommunikation in der Wissenschaftlergemeinschaft

der Elekrolumineszenzforschung 87

Vera Wenzel

Zum Wandel der Forschungssituation und der bibliometrischen Profile

im 20. Jahrhundert am Beispiel von Instituten in der Kaiser-Wilhelm-/ 102 Max-Planck-Gesellschaft

Heinrich Parthey

Kommentar:

Einige Bemerkungen zu experimentellen Spätfolgen Klaus Amann

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Heft 2

III. Wissenschaftsdynamik: Politische und organisatorische Aspekte 126 Aktuelle Entscheidungsprozesse über Forschungsreaktoren in Deutschland 127 Jochen Gläser u.a.

Kommunismus und Kemkraft - Nein danke?

(Civic versus Nuclear Power under Perestroika) 150

Gert-Rüdiger Wegmarshaus

Einfluß der Organisationsform "Sonderforschungsbereich" auf die

Interdisziplinarität von Forschungstätigkeit 163

Grit Laudel

Beobachtung von Wissenschaft

- Kommentar zu drei wissenschaftssoziologischen Ansätzen - 186 G otthard Bechmann

Probleme des Wandels der sozialwissenschaftlichen Wissenschafts­

und Technikforschung in den Fünf Neuen Bundesländern 195

Irene Müller-Hartmann und Michael Schlese

Autorenverzeichnis 202

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Vorwort 1

Vorwort der Herausgeber

Nach der kurzen Euphorie der Wiedervereinigung stellte sich schnell Ernüchterung ein. Was sich rechtlich schon schwierig genug als Addition von west- und ostdeutschen Ländern zur neuen Bundesrepublik Deutschland ergab, ließ sich ökonomisch, politisch, kulturell und sozial nicht so einfach integrieren. Was die Wissenschaftssysteme der beiden deutschen Staaten angeht, zeigte sich eher eine Subtraktion - entgegen den Regeln der einfachen Mathematik, die eine Addition der Potentiale nahelegen würde. A uf der ostdeutschen Seite wurde abgewickelt, wanderten Wissenschaftler ab, wurden Forscher nur vorübergehend durch Förderprogramme aufgefangen; insgesamt schrumpfte das Wissenschaftssystem über alle Befürchtungen und Erwartungen in beispiellosem Ausmaß. Auch auf der westlichen Seite kann man eine Verknappung der Ressourcen spüren, da Mittel für den Neuaufbau wissenschaftlicher Institutionen in Ostdeutschland abgezogen werden. Subtraktion, Transformation und Integration, eher mathematische und mechanische Metaphern, scheinen das richtige Verständnis für die ablaufenden sozialen Prozesse nicht aufkommen zu lassen.

Wir gehen deshalb davon aus, daß es zwei unter jeweils spezifischen Umweltbedingungen unterschiedlich gewachsene Wissenschaftslandschaften gab, die zu einer gemeinsamen neuen Wissenschaftslandschaft zusammenwachsen sollen. Das Absterben bestimmter Zweige und das Abstoßen bestimmter Teile sind zu erwartende Phänomene. Bevor vereinigt werden kann, bevor bestimmte Zweige aufgepfropft werden können, bevor verpflanzt werden kann, bevor durch Vermischung Landschaftsteile neue Profile erhalten können, müssen eigentlich die Besonderheiten der einzelnen "Pflanzen" und ihrer jeweiligen Umwelten genau studiert werden. Man müßte das Zusammenwachsen über längere Zeit pflegen, damit eine neue Kultur daraus hervorgehen kann. Für diese Sicht scheint nicht das rationale Kalkül des Transformationsingenieurs gefragt zu sein, sondern das klug beobach­

tende Auge und die sensible Hand des Landschaftspflegers - und außerdem Zeit - da diese nicht vorhanden war, ist schon vieles "umgepflügt" worden.

Der Blick auf die neue Wissenschaftslandschaft ist daher vor allem eine Bestandsaufnahme verschiedener Zustände oder Situationen:

Erstens soll beschrieben werden - mit den Methoden der Wissenschafts- und Technikfor­

schung -, wie sich die Landschaft unter den erfolgten Eingriffen hinsichtlich ihrer Infrastuktur und der Mobilität ihrer Population verändert hat und weiter verändert. Diese Beiträge stehen nicht für das Ganze, leuchten es jedoch unter einer bestimmten Perspektive

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2 Werner Meske, Werner Rammert

und in einem ausgewählten Ausschnitt so aus, daß sich die Konturen des Ganzen und seines Wandels erkennen lassen.

Zweitens soll dabei insbesondere vorgestellt werden, wie und wo sich in der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft Forschungsfelder neu organisieren und neue Profile entstehen.

Dieser Blick, der sich nur auf die sichtbaren Zeichen des Wandels und Wachsens beziehen kann, bleibt notgedrungen selektiv.

Drittens soll als Hintergrund dazu dokumentiert werden, welche Personen, Programme und Probleme das Potential der ostdeutschen Wissenschafts- und Technikforschung ausmachten bzw. ausmachen. Natürlich kann das nicht umfassend und im strengen Sinne "repräsentativ"

geschehen, jedoch einen Eindruck von den institutioneilen und personellen Veränderungen eines Wissenschaftsgebietes vermitteln (vgl. dazu den Beitrag Müller-Hartmann/Schlese).

Diese "Überblicke" über die neue Wissenschaftlandschaft kamen zustande, weil Herr Ziegler vom Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) dem Verfall des ostdeutschen Wissenschaftssystems, zumindest im Bereich der Wissenschafts- und Technikforschung, einfach nicht mehr tatenlos Zusehen wollte. Ihm ist es zu verdanken, daß alles Folgende in Gang gesetzt wurde. Von seiten der Sektion "Wissenschafts- und Technikforschung" der Deutschen Gesellschaft für Soziologie kam dann der Vorschlag, eine wissenschaftliche Fachtagung zu veranstalten, auf der sich die verbliebenen Wissenschafts- und Technikforscher selbst präsentieren und mit Vertretern der westdeutschen Kollegenschaft ins Gespräch kommen sollten. Denn wissenschaftliche Kontakte bauen sich nicht nur über wechselseitige Wahrnehmung der schriftlichen Erzeugnisse auf, sondern bedürfen des mündlichen Vortrags und vor allem des Gesprächs.

Zur Vorbereitung dieser Fachtagung sollte ein möglichst breiter Kreis an Personen erfaßt werden, die sich früher mit Fragen der Wissenschafts- und Technikforschung beschäftigt haben und dies zur Zeit auch noch tun. Diese sollten alle geladen werden und die Chance erhalten, ihre Arbeit und ihre Forschungsideen vorzustellen. Herrn Schlese verdanken wir eine umfangreiche Liste mit Personen, Institutionen und Informationen über Forschungs­

schwerpunkte, die er sorgfältig recherchiert hat. Bei der nicht unkomplizierten organisato­

rischen Vorbereitung und finanziellen Absicherung wurde die DGS-Sektion Wissenschafs­

und Technikforschung durch das WZB und die dort aus dem früheren Institut für Theorie, Geschichte und Organisation der Wissenschaft eingegliederte Forschungsgruppe Wissen­

schaftsstatistik unterstützt.

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Vorwort 3

Die Konferenz wurde dann am 18. und 19. November 1992 im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung durchgeführt. Es wurden elf angekündigte Vorträge in drei Abteilungen gehalten. Vier westdeutsche Kollegen haben sie kritisch kommentiert; vier spontane Projektvorstellungen auf einer dafür vorgesehenen Nachmittagsveranstaltung ergänzten das Programm. Es waren über 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Ost und West zugegen.

Nach der Konferenz wurden alle Teilnehmer aufgefordert, ihre Beiträge zu überarbeiten und in schriftlicher Form bei den Herausgebern einzureichen, die dann über Qualität und Zusammenstellung des jetzt vorgelegten Tagungsbandes entschieden. Die Beiträge ent­

sprechen somit dem Erkenntnisstand Ende 1992. Die Kommentare wurden anhand der schriftlich eingereichten Beiträge präzisiert und sind somit eher als Beginn denn als Abschluß der Diskussion zu werten. Der Tagungsband enthält nicht alle vorgestellten Bei­

träge und die dazu gegebenen Kommentare. Trotzdem scheint er uns ein angemessenes Bild nicht nur von der Tagung, sondern auch von den Tatsachen, Themen und neuen Perspektiven in der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik zu vermitteln.

Allen Personen, die an der Tagung teilgenommen haben, die sich bei ihrer Vorbereitung beteiligt und finanziell für ihr Gelingen gesorgt haben und vor allem denen, die sich in Beiträgen, Gesprächen und in der Diskussion engagiert haben, sei noch einmal herzlich gedankt. Dem BMFT, vertreten durch Herrn Ziegler, und dem Wissenschaftszentrum Ber­

lin, vertreten durch Prinzessin zu Löwenstein, zollen wir für die ideelle und materielle Unterstützung besonderen Dank.

Die Herausgeber

W erner Meske W erner Rammert

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\

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I. Makrostruktur des Wissenschaftssystems:

Sektoren und Institutionen

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 7

Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft im

gesamtdeutschen und europäischen Kontext, ausgehend von einem potentialtheoretischen Ansatz

Werner Meske

Vorbemerkung:

D er B egriff "Wissenschaftslandschaft" wurde deshalb gewählt, weil er in den alten Bundesländern eher verständlich ist, als der in der DDR und Osteuropa verbreitete B egriff

"Wissenschaftspotential". In beiden Fällen geht es jedoch um die für die Wissenschaft in bestimmten Regionen oder Ländern zur Verfügung stehenden Ressourcen, einschließlich der für ihre Leistungsfähigkeit und Wirksamkeit wesentlichen institutionellen und anderen Strukturen, in denen sie zum Einsatz gelangen und die die jeweiligen regionalen oder nationalen Wissenschaftssysteme konstituieren.

Eines der wesentlichen Grundmuster ist dabei die Gliederung in die drei großen Sektoren Forschung und Entwicklung (FuE) in der Wirtschaft, außeruniversitäre Forschung sowie Universitäten und Hochschulen. Die Beiträge der ersten Diskussionsrunde orientieren sich an dieser Struktur und wollen einen Eindruck von der Gesamtsituation der Wissenschaft im östlichen Teil Deutschlands und ihren wesentlichen Veränderungen vermitteln. U. E.

können nur vor diesem Hintergrund aktuelle Akzente, Problem- und Fragestellungen sowie Herangehensweisen ostdeutscher Wissenschaftsforscher verstanden und richtig eingeordnet werden.

Gleichzeitig werden auf diese Weise das Vorgehen sowie jüngste Ergebnisse der ostdeutschen "Potentialforschung" vorgestellt, die ein wesentliches Gebiet und eine spezifische Arbeitsrichtung der Wissenschaftsforschung in der DDR und im gesamten RGW-Raum war. Sie tritt z. Z. vor allem in Form einer deskriptiven Erfassung und Analyse der neuen Wissenschaftslandschaften und der sich in ihr abzeichnenden Veränderungen in Erscheinung, kann aber nicht darauf reduziert werden.

Anliegen der Potentialforschung war die Untersuchung der für die Wissenschaft eingesetzten gesellschaftlichen Ressourcen hinsichtlich ihrer Fähigkeit, wissenschaftliche Ergebnisse hervorzubringen. Diese "Fähigkeit" basiert auf den Eigenschaften der einzelnen

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8 Werner Meske

Wissenschaftler, ist meist aber nur mittels anderer Ressourcen realisierbar; sie wird darüber hinaus aber auch durch die Art des Zusammenwirkens (Organisation) der W issenschaftler beeinflußt und kann nur in Relation zu Zielen und Bedingungen des jew eiligen Einsatzes bestimmt werden.

In V erlauf und Ergebnis der relevanten empirischen und statistischen Untersuchungen sowie theoretischer Überlegungen stellte sich als Gegenstand der Potentialforschung die Struktur und Dynamik des sozialen Systems "Wissenschaft" heraus, einschließlich der diese beeinflussenden Faktoren (Kröber/Laitko 1975, S. 234 - 289; Kannengießer/Meske 1977; Kröber/Laitko/Läsker 1984, S. 134 - 230; Meske 1988). Die Ergebnisse der Potentialforschung tragen zur Erklärung der Wissenschaft als sozialer Institution bei und bilden eine Grundlage für die Analyse ihrer Veränderungen.

Die Erforschung von Wissenschaftspotentialen ist deshalb nicht nur eine bereits traditionelle Forschungsrichtung; sie gewinnt unter den Bedingungen von Transformation und Integration großer regionaler oder nationaler Wissenschaftssysteme - wie sie gegenwärtig in Deutschland und ganz Europa vonstatten gehen bzw. noch bevorstehen - eher an Bedeutung. Die aktuellen Veränderungen stellen dabei z. T. völlig neue Anforderungen an die Potentialforschung; gerade der Dialog zwischen Ost und W est in Deutschland kann und muß wesentlich dazu beitragen, daß diesen entsprochen wird, indem die fundierte Kenntnis der beiden bisherigen sehr unterschiedlichen Wissenschaftssysteme zur Bewältigung der Transformations- und Integrationsprozesse in Europa und zur Überwindung der dabei entstehenden Probleme genutzt wird.

1. Zum potentialtheoretischen Ansatz in der Wissenschaftsforschung

In allen entwickelten Ländern haben sich spätestens in diesem Jahrhundert nationale Wissenschaftssysteme herausgebildet. Sie sind durch spezifische M uster von Institutionen bzw. Organisationen geprägt, die eine effektive Erfüllung ihrer Funktionen mittels der dafür eingesetzten Ressourcen gewährleisten sollen. Beschränkt man sich nicht nur auf qualitative Charakteristika dieser Systeme, sondern bezieht auch die jew eils quantitative Ausprägung der in verschiedenen Strukturen eingesetzten und organisierten Ressourcen m it ein, so erhält man als Resultat die nationalen Wissenschaftspotentiale (Meske 1989).

Deren Dynamik resultiert aus zwei Hauptströmen von Veränderungen im sozialen System der Wissenschaft. Der erste ist charakterisiert durch den Fluß von Forschungsprojekten und -programmen, durch die Vernetzung von Feldern und Akteuren in der Wissenschaft,

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 9

durch die Wanderung von Wissenschaftlern zwischen Positionen und Institutionen - all das in einem gegebenen institutionellen Rahmen.

Die andere Hauptrichtung ist dagegen durch Veränderungen der institutioneilen Struktur der W issenschaft charakterisiert und aus diesem Grunde auch eher langfristig orientiert (vgl. Abb. 1). In Deutschland haben wir z. Z. die vermutlich seltene Situation, daß beide Richtungen gleichzeitig auftreten und dabei regional unterschiedlich dominieren - die erste in den alten, die zweite in den neuen Bundesländern.

Historische Herausbildung

I--- ---

I

L Veränderungen bei

I

- Wachstum —t

- Stagnation L von Ressourcen - Reduzierung -)

- output

- Erkenntnisse - Probleme

- Erfindungen von Produkten / Verfahren

- Absolventen

Abb. 1: Nationales Wissenschaftpotential - Strukturen und Dynamik (Schema)

Große Teile des Wissenschaftspotentials gehören zum nationalen Innovationssystem (Freeman 1987), das sich als Antwort moderner Gesellschaften auf neue und sich rasch wandelnde Problemlagen herausgebildet hat. Durch die Wissenschaft werden spezifische, vor allem wissensmäßige Voraussetzungen für Innovationen geschaffen. Gleichzeitig sind die Wissenschaftspotentiale auch selbst Objekt der gesellschaftlichen Veränderungen und müssen a u f die sich ändernden Problemlagen und au f neue Herausforderungen reagieren.

Die dabei auftauchenden spezifischen Probleme haben seit Mitte dieses Jahrhunderts innerhalb der Wissenschaftsforschung zur Herausbildung der "Potentialforschung" als einem ihrer verschiedenen komplementären Ansätze (Kröber 1988, S. 7-32) geführt.

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10 Werner Meske

Grundlagen der Potentialforschung wurden in den 60er Jahren gelegt, als man in Westeuropa die technologische Lücke (technological gap) gegenüber den USA wahmahm und sich mit ihren Ursachen und den Möglichkeiten für deren Überwindung auseinandersetzte. In diese Zeit fiel auch die Verwendung des Begriffs Potential in dem hier gebrauchten Zusammenhang, erstmalig wohl durch Dedijer (1962), später u. a. auch von der UNESCO (1970) und insbesondere durch Dobrov aufgegriffen (1969; 1970). In Westeuropa und in den USA wandte sich diese Forschungsrichtung dann aber sehr schnell den Fragen des effektiveren Einsatzes der für die Wissenschaft bereitstehenden Ressourcen und der Erhöhung ihrer Wirksamkeit zu, charakterisiert vor allem durch die Arbeiten zur Erfassung und Messung des wissenschaftlichen Output sowie zur Begutachtung von Institutionen und Forschungsprojekten (Evaluationsforschung). Erst in jüngster Zeit hat sie sich auch Untersuchungen der Gestaltung von einzelnen Bereichen und Sektoren der Forschung als Resultat von Akteurkonstellationen bzw. von Prozessen der Selbstorganisation innerhalb und außerhalb der Wissenschaft zugewandt (Krohn/Küppers 1989; Hohn/Schimank 1990). Dabei geriet die Problematik der Bereitstellung und der Entwicklung spezifischer Ressourcen für die Forschung in den Hintergrund und reduzierte sich vor allem auf die Analyse des Aufkommens und der Verwendung finanzieller Mittel für W issenschaft und Forschung.

Im Unterschied dazu wurde in der DDR wie generell in den RGW-Ländem gerade den durch die verschiedenen Ressourcen gegebenen bzw. erforderlichen Voraussetzungen von FuE-Tätigkeiten besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Dazu haben aus heutiger Sicht - neben der traditionellen Selbstreflexion der Wissenschaftler über ihre Arbeitsbedingungen - sowohl wissenschaftspolitische wie auch -theoretische Aspekte entscheidend beigetragen, vor allem durch ihr Zusammenfallen und Zusammenwirken.

1.1. Wissenschaftspolitische und -organisatorische Aspekte

Es bestand in der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern ein grundsätzliches Interesse an der Entwicklung der Wissenschaft als "Produktivkraft" (Seickert 1973), d. h.

an ihrer Nutzung als entscheidender Faktor im ökonomischen, militärischen und letztlich System-Wettstreit m it den führenden kapitalistischen Ländern. Da man nicht nur aufholen, sondern selbst die internationale Spitze übernehmen wollte, wurde dafür ein eigenes leistungsfähiges Wissenschaftssystem, auch in Konkurrenz zum westlichen, für unverzichtbar gehalten. Bei einem enormen Rückstand gegenüber dem Westen nicht nur

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 11

bei den Ergebnissen der Wissenschaft, sondern auch bei ihren Voraussetzungen, und zwar schon beim Umfang der für die Wissenschaft eingesetzten Ressourcen, ergab sich zwangsläufig deren rasche Erweiterung als erste und vorrangige Aufgabe.

Dieses Bestreben stieß au f interne ökonomische und politische Grenzen; die Probleme wurden dadurch verstärkt, daß durch die Embargomaßnahmen der NATO der freie Fluß von Informationen, Know-how, strategischen Rohstoffen und technischen Erzeugnissen der verschiedensten Art in den RGW-Raum drastisch erschwert und z. T. völlig verhindert wurde.

M an mußte sich auch deshalb au f die eigenen Voraussetzungen konzentrieren und dabei wiederum vor allem au f die Wissenschaft als entscheidende und unverzichtbare Quelle m oderner technologischer und organisatorischer Lösungen setzen.

D er zunehmende Druck au f die Wissenschaft hinsichtlich der von ihr geforderten Leistungen zwang diese wiederum dazu, den vorhandenen Rückstand zu begründen bzw.

zu erklären. Das Argument fehlender eigener Voraussetzungen spielte dabei eine wichtige Rolle, veranlaßte aber auch die für die Wissenschaft Verantwortlichen, sich intensiver mit den (notwendigen, wenn schon nicht hinreichenden) Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit und den Möglichkeiten der Überwindung des Rückstandes zum Westen zu beschäftigen.

All dies führte letzten Endes zu immer neuen Fragen in der und an die Wissenschaft, w arf das Problem ihrer eigenen Entwicklung und der dafür notwendigen Voraussetzungen auf.

Da der unübersehbare Rückstand gegenüber dem Westen und zum anderen Fehlschläge in der Wissenschaftspolitik (in der DDR z. B. der Versuch, Ende der 60er Jahre durch die Errichtung von "Großforschungszentren" in verschiedenen Industriezweigen die industrielle Forschungskapazität der DDR in kürzester Zeit auf einen modernen Stand zu bringen) die Untauglichkeit bisheriger Methoden und darüber hinaus das Fehlen notwendiger Kenntnisse au f diesem Gebiet deutlich gemacht hatten, wurden die Bemühungen von Wissenschaftlern um die Koordinierung der in verschiedenen Wissenschaftsgebieten vorhandenen und zunehmenden disziplinspezifischen Forschungen über Wissenschaft aufgegriffen und im politischen Interesse instrumentalisiert. So kam es relativ früh zur Institutionalisierung der Wissenschaftsforschung in nahezu allen RGW- Ländem. In der DDR erfolgte dies um 1970 m it der Gründung des Instituts für Theorie, Geschichte und Organisation der Wissenschaft (ITW) an der Akademie der Wissenschaften (mit dem Hauptziel Forschung) und der Sektion Wissenschaftstheorie und

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12 Werner Meske

-organisation an der Humboldt-Universität zu Berlin (mit dem Hauptziel der Heranbildung des notwendigen qualifizierten Personals au f diesem Gebiet). Ergänzt wurden diese Einrichtungen durch Ressortforschungsinstitutionen, insbesondere bei den Ministerien für Wissenschaft und Technik (durch dessen "Forschungsstelle") sowie für Hoch- und Fachschulbildung (mit dem Zentralinstitut für Hochschulbildung).

Diese Institutionalisierung der Wissenschaftsforschung führte zu einem deutlichen Aufschwung der entsprechenden Forschungen. Die Praxis hatte gezeigt, daß quantitative Veränderungen zw ar notwendig, aber allein nicht ausreichend waren, um zu den gewünschten Ergebnissen zu gelangen. Man sah sich deshalb gezwungen, das Wissen um die m it der Entwicklung der Wissenschaft verbundenen Prozesse und Probleme überhaupt erst zu gewinnen und zu vertiefen. Hinzu kam, daß der generelle Mangel an allen Arten von Ressourcen, von Personal über moderne Technik bis hin zu alltäglichen Dingen, wie z.

B. Energie, sowie die au f allen Ebenen durchgeführte Planung und Bilanzierung aller Ressourcen in der Naturalform auch in der Wissenschaft dominierten. Damit spielte nicht wie im W esten das Geld (mit Grundfinanzierung, Drittmittel- und anderen Fördermitteln sowie den dafür zur Verfügung stehenden Quellen) die entscheidende Rolle, sondern auf allen Ebenen der Forschung mußte den konkreten Formen der benötigten Ressourcen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Gegenüber den Bedingungen im Westen waren die Prioritäten vertauscht: Die Geldform war hier gegenüber der Naturalform der Ressourcen sekundär, da die Verfügbarkeit über Geld keine hinreichende Voraussetzung für die Beschaffung der benötigten Materialien, Geräte usw. war.

Der m eist absolute Mangel an wissenschaftsspezifischen Ressourcen, beginnend mit qualifiziertem Personal und modernen wissenschaftlichen Hilfsmitteln, führte dazu, daß es auch nicht vorrangig um "Verteilungskämpfe" ging, d. h. um die Sicherung eines Anteils der W issenschaft an einem begrenzt vorhandenen Volumen, sondern darum, überhaupt über bestimmte Ressourcen, selbst in kleinsten Mengen, im jeweiligen Land verfügen zu können (Beschaffungsstrategie). Die Wissenschaftler machten dabei bald die Erfahrung, daß ihre Situation unter diesen Bedingungen nicht durch einmalige Anstrengungen und Aktionen gesichert werden konnte (solche gab es in der DDR z. B. Mitte der 70er Jahre durch zusätzliche Importe von Literatur, von wissenschaftlichen Geräten und Forschungsmaterialien aus dem Westen), sondern daß es unter den Bedingungen der Planwirtschaft darauf ankam, strukturelle Voraussetzungen für eine längerfristige Absicherung des Bedarfs in Form von Eigenproduktion zu schaffen. Die Wissenschaft stand hier vor dem besonderen Dilemma, daß sie einmal in einem hohen Maße einen oft kurzfristig und unvorhersehbar im Rahmen des Forschungsprozesses auftretenden Bedarf

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befriedigen mußte, daß sie zum anderen aber gleichzeitig gezwungen war, im Rahmen der Planung ihren B edarf sehr konkret längerfristig anzumelden. Beides stellte die Wissenschaft gleichermaßen vor Probleme und brachte sie im Rahmen der zentral bilanzierten und durch Jahres- bzw. Fünfjahrespläne gesteuerten Forschung in besondere Schwierigkeiten. Die Bemühungen liefen deshalb darauf hinaus, einen bestimmten variabel einsetzbaren "Verfügungsfonds" zu erhalten, über den kurzfristig au f bestimmte Lagerbestände in der DDR bzw. über Devisen auch au f zusätzliche Importe zurückgegriffen werden konnte. Zum anderen führte das dazu, daß in den Anfang der 70er Jahre in der DDR entwickelten "langfristigen Konzeptionen zur Entwicklung von Wissenschaft und Technik" versucht wurde, nicht nur längerfristig Richtungen und Hauptgebiete der Wissenschaft zu prognostizieren und den Planungen zugrundezulegen, sondern dies gleichzeitig auch für Umfang, Struktur und wesentliche qualitative Veränderungen wichtiger Ressourcen für die Wissenschaft zu tun. Im Ergebnis wurden innerhalb der Wissenschaft verstärkt eigene Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten zur relativ freien Verfügung aufgebaut (z.B. in Form des "akademieeigenen Gerätebaus").

Hieraus erwuchs der Wissenschaftspolitik und -leitung eine Reihe von Problemen und Anforderungen, die unmittelbar an die Wissenschaftsforschung herangetragen wurden. Sie bildeten einen ihrer Ausgangspunkte, dienten aber auch als Überprüfungsmöglichkeiten für die in der Forschungsarbeit erreichten Erkenntnisse.

1.2. Wissenschaftstheoretische Aspekte

U nter den spezifischen wissenschaftspolitischen und -organisatorischen Bedingungen entwickelte sich vor allem in der DDR die "Potentialforschung" in den 70er und 80er Jahren zu einer interdisziplinären Forschungsrichtung. Sie konnten sich unter den gegebenen Bedingungen nicht damit begnügen, einfach westliche Erfahrungen und Entwicklungen zu übernehmen, obwohl auch diese analysiert und reflektiert worden sind.

Sie befaßte sich vielmehr grundsätzlich mit den notwendigen bzw. hinreichenden Bedingungen für erfolgreiche Forschungstätigkeit.

Ohne Zweifel sind dies in erster Linie die Forscher bzw. Wissenschaftler selbst, die in ihrer Gesamtheit als das "wissenschaftliche Kaderpotential" bezeichnet wurden. Die verschiedenen Strukturen dieses Kaderpotentials, deren Dynamik und die sie beeinflussenden Faktoren und Bedingungen bildeten den Kern und eigentlichen Schwerpunkt der Potentialforschung. Hierzu wurde langfristig im Rahmen der gemeinsamen Forschungen der RGW-Länder das Thema "Probleme der Aus- und

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14 Werner Meske

W eiterbildung und des Einsatzes wissenschaftlicher und wissenschaftlich-pädagogischer Kader" bearbeitet (u.a. Kannengießer/Meyer 1977; Kannengießer/Meske 1982; Groß- Nacke/M eyer 1986), wobei die vielfältigen, meist in Kooperation m it dem Zentralinstitut für Hochschulbildung Berlin-Karlshorst erfolgenden Arbeiten des ITW der AdW der DDR insbesondere unter dem Titel "Struktur und Dynamik des Kaderpotentials in der Wissenschaft" als Hefte der ITW-Reihe "Studien und Forschungsberichte" herausgegeben worden sind (M eyer 1979 - 1990). Einen Schwerpunkt der Untersuchungen bildeten dabei Prozesse, die zur Herausbildung und Regenerierung verschiedener funktionaler Gruppen innerhalb des Kaderpotentials, insbesondere der Gruppe der leistungsbestimmenden und forschungsentscheidenden "Spitzenkader", führen.

Da m an unter den Bedingungen der DDR aber nicht davon ausgehen konnte, daß die Forscher alle benötigten Voraussetzungen, selbst bei vorhandenen Finanzmitteln, erhielten, gleichzeitig aber deutlich wurde, daß Forschung ohne Hilfskräfte, technische Mittel und andere Voraussetzungen nicht oder nur unvollkommen möglich ist, konzentrierte sich die Aufmerksam keit in der Potentialforschung über das Forschungspersonal hinaus auch auf die Gesamtheit der anderen Voraussetzungen für die Forschung. Als ein generelles Problemfeld erwies sich dabei die Verfügbarkeit über technische Hilfsmittel in Form von wissenschaftlichen oder Forschungsgeräten, wozu unterschiedliche Forschungsarbeiten unter der Thematik "Technik für die bzw. in der Wissenschaft" durchgeführt wurden (u. a.

M eske 1986; M eier 1990). Danach werden in der Wissenschaft - ähnlich wie beim Forschungspersonal - verschiedenartige "Gruppen" von technischen Hilfsmitteln benötigt, die sich durch unterschiedliche Bedeutung und Wirkung sowie durch verschiedenartige

"Nutzungs- bzw. Lebensdauern" im Forschungsprozeß, aber auch durch spezifische Prozesse ihrer Generierung und Ausbreitung (insgesamt als "Reproduktionszyklen" der Forschungsgeräte bezeichnet) auszeichnen.

Im Ergebnis der Untersuchungen zu den einzelnen Bestandteilen des Forschungspotentials wurde festgestellt, daß es einmal au f eine Gesamtheit notwendiger Voraussetzungen, zum anderen aber auch au f eine spezifische Differenzierung der verfügbaren bzw. notwendigen Ressourcen für die Forschung und schließlich auf die Sicherung bestimmter

"Reproduktionszyklen", d. h. die Gewährleistung eines ständigen Prozesses der Generierung, der Erhaltung und des Ersatzes dieser verschiedenartigen Voraussetzungen ankommt, will man die Wissenschaft längerfristig dynamisch gestalten.

Die Untersuchungen zu Struktur und Dynamik verschiedener Ressourcenarten führten dazu, daß nicht nur den zur Verfügung stehenden Ressourcen, sondern auch ihrem

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 15

"Zustandekommen" und den Quellen für die dadurch entstehenden charakteristischen Eigenschaften besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden mußte. Im Ergebnis gelangten w ir zu der These, daß es sich bei der Bildung von Forschungspotentialen im allgemeinen um einen Umschlag oder eine Transformation von Ergebnissen anderer gesellschaftlicher Tätigkeiten und Bereiche (z. B. der materiellen Produktion oder auch des BildungsWesens) in spezifische Voraussetzungen der Forschung handelt. Dieser Umschlag ist meist m it einer Umbewertung bzw. sogar m it einer spezifischen Umwandlung von (extern zur Verfügung gestellten) Ressourcen in der Forschung selbst verbunden. Während aus volkswirtschaftlicher Sicht die der Wissenschaft zur Verfügung gestellten Ressourcen als "Aufwand" bzw. Kosten bewertet werden, sind dagegen aus der Sicht der Forschung vor allem deren spezifische die Eigenschaften und die m it den Ressourcen erzielbaren möglichen Wirkungen, d. h. deren "Potential-Charakter", von besonderem Interesse.

Dam it erhielt die Ressourcenproblematik für die Forschung eine Doppelgestalt:

Forschungsaufwand als allgemeine Leistung (Aufwand) der Gesellschaft für die W issenschaft und Forschungspotential, bei dem die der Forschung zur Verfügung stehenden Ressourcen unter dem Gesichtspunkt ihrer Eignung für den und W irkung im Forschungsprozeß, d.h. hinsichtlich ihres Einflusses au f die Erreichung von Forschungsergebnissen, bewertet werden. Man kann das Forschungspotential im Unterschied zum Forschungsaufwand deshalb auch allgemein als das Leistungsvermögen der Gesamtheit der der Forschung zur Verfügung stehenden Ressourcen, d.h. ihrer personellen und sachlichen Voraussetzungen, charakterisieren. In diesem Zusammenhang spielt es eine große Rolle, ob die entsprechenden Voraussetzungen für die Forschungstätigkeit aus anderen Bereichen kommen und damit weitgehend unspezifische Voraussetzungen der Forschung sind, oder ob sie speziell für Forschungszwecke

"hergestellt" worden sind. Seit dem vorigen Jahrhundert, d.h. mit dem Entstehen und der Ausdehnung der Universitäten, aber auch mit der Entwicklung des industriellen wissenschaftlichen Gerätebaus (Meske 1986) ist ein großer und wachsender Teil der Forscher und anderer Voraussetzungen für die Forschung, wie Forschungsgeräte, selbst das Ergebnis hochentwickelter Wissenschaft und der auf ihr aufbauenden modernen

"wissenschaftsintensiven" Industriezweige geworden. Ohne ein solches "Hinterland" an Bildungs- und Produktionsinfrastruktur ist Wissenschaftsentwicklung nur sehr begrenzt möglich.

Das ergibt sich vor allem daraus, daß in der Wissenschaft zyklische Prozesse ablaufen, die wesentlichen Einfluß au f die Entwicklung der Wissenschaft, und zwar au f deren Tempo wie Niveau, haben. Bei der Untersuchung von zyklischen Prozessen in der Wissenschaft

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16 Werner Meske

war Laitko (1973) zu der Auffassung gelangt, daß die Erhaltung von Erkenntnissen und die Produktion neuer Erkenntnisse zwar der grundlegende Zyklus innerhalb der Forschungstätigkeit ist, daß daneben und in untrennbarer Verbindung mit diesem

"Erkenntniszyklus" aber weitere Zyklen innerhalb wissenschaftlicher Tätigkeiten existieren. Als Aufgabe der Wissenschaftswissenschaft sah er es an, solche vollständigen Systeme wissenschaftlicher Tätigkeiten m it ihren inneren und äußeren Reproduktionszyklen zu untersuchen. Diese Zusammenhänge zwischen dem Forschungsprozeß und dem Forschungspotential als der Gesamtheit seiner Voraussetzungen sowie die "Mechanismen" von Rückkopplungen im Wissenschaftspotential (sowohl unmittelbar in der Forschung als auch vermittelt über andere gesellschaftliche Bereiche) bestimmten zunehmend die Arbeiten zur Potentialproblematik. Die entsprechenden Untersuchungen zu den spezifischen

"Reproduktionszyklen" einzelner Bestandteile von Forschungspotentialen zeigten, daß alle den Forschungsprozeß konstituierenden Elemente (Wissen, Arbeitsvermögen und operatives Vorgehen des Forschers, das Forschungsobjekt sowie die im Prozeß eingesetzten Methoden und materiell-technischen Mittel) sich in diesem Prozeß selbst verändern, d. h. nicht nur teilweise verbraucht und verschlissen, sondern vor allem auch vervollkommnet werden. Im Ergebnis eines Forschungsprozesses reproduziert sich zugleich das Forschungspotential in seinen wichtigsten Komponenten, und es entstehen die Voraussetzungen für neue Forschungsprozesse auf qualitativ höherem Niveau.

Dieser Ansatz führt in der Konsequenz dazu, daß Wissenschaftsentwicklung nicht nur als Folge und Netzwerk einzelner wissenschaftlicher Entdeckungen zu erklären ist; sie ist in modernen Gesellschaften vielmehr als ein komplexes, mehrdimensionales System aus miteinander verflochtenen und relativ selbständigen Netzwerken der Entwicklungsprozesse von Wissen, Forschem, Methoden und Geräten und anderen Bestandteilen des Wissenschaftspotentials, aber auch der seiner einzelnen Organisationsformen (Arbeitsgruppen, Institute u. ä.) zu verstehen (Meske 1988). Dabei handelt es sich keineswegs nur um Veränderungen innerhalb des Wissenschaftssystems, sondern vor allem auch um Verflechtungen der Wissenschaft mit den anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie dem Bildungssystem und der materiellen Produktion. Diese Verbindungen existieren nicht nur innerhalb eines Landes; in modernen Gesellschaften sind sie untrennbar in internationale Netzwerke eingebunden, die sowohl zwischen den wissenschaftlichen Einheiten in Form der internationalen 'scientific community' als auch auf wirtschaftlicher Ebene existieren. Sie sind aber nicht ein für allemal "gegeben", sondern selbst Resultat entsprechender wissenschaftsinterner wie -externer Entwicklungsprozesse. Jede

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 17

Abkopplung eines Landes oder auch einer Ländergruppe aus diesen Zusammenhängen - in der DDR z. B. durch Autarkiebestrebungen, vom Westen durch Embargomaßnahmen praktiziert - fuhrt unweigerlich zu Schädigungen in der Gesamtentwicklung, die um so härter ausfallen, je kleiner und abgegrenzter der betreffende "isolierte" Bereich ist.

Bei einer solchen Sichtweise sind Forschungspotentiale stets sowohl Voraussetzung wie auch Ergebnis der Forschung und es ergeben sich wesentliche Zusammenhänge zwischen der Potential entwicklung einerseits sowie Tempo und Richtung der Wissenschaftsentwicklung andererseits. Einmal werden durch die Forschungsergebnisse neue Forschungsmöglichkeiten in Form von Methoden, aber auch Problemen aufgezeigt, deren weitere Verfolgung und Bearbeitung davon abhängt, m it welchem Einsatz an Ressourcen sie bearbeitet werden können. Das hängt in der Endkonsequenz davon ab, w elcher Gesamtumfang an Ressourcen für die Wissenschaft eingesetzt werden kann und wie dieser au f die einzelnen Wissenschaftsgebiete und Forschungsrichtungen aufgeteilt wird. Es geht dabei um die Prozesse der Erhaltung und Erweiterung (um die

"Reproduktion") des Wissenschaftspotentials nach Forschungsrichtungen, Wissenschaftsgebieten, Einsatzbereichen u. ä. Als Ansatzpunkte dafür dienen einmal herausragende, international führende Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit in Form von Entdeckungen, Erfindungen, neuen Methoden, Geräten u. ä., au f die nachfolgend die jew eils verfügbaren Ressourcen - national wie international - konzentriert werden. Zum anderen können solche Konzentrationspunkte wissenschaftlicher Arbeit aber auch dadurch entstehen, daß aus gesellschaftlichen Bedürfnissen und Problemen heraus verstärkt Ressourcen in für relevant gehaltenen wissenschaftlichen Gebieten eingesetzt werden, von deren Fortschritt man sich entsprechende Effekte und die Lösung der praktischen Problem e verspricht. Beim Zusammenfallen von qualitativen Fortschritten im wissenschaftlichen Arbeitsprozeß m it relevanten Bedürfnissen anderer Bereiche bilden sich bestimmte Knotenpunkte der Wissenschaftsentwicklung heraus, wie sie um die Jahrhundertwende in Elektrotechnik und Chemie, in jüngster Zeit bei den sogenannten Schlüsseltechnologien festzustellen sind. So formiert einerseits die wissenschaftliche A rbeit neue Potentiale; andererseits erfolgt durch die aktive Bildung und den Einsatz von Potentialen eine ganz bestimmte Orientierung der wissenschaftlichen Arbeit auf Forschungs- und Ausbildungsrichtungen. Die Wissenschaft erhält und behält ihre Dynamik gerade aus dem Spannungsfeld beider Pole, das sowohl die notwendige Kontinuität in Erkenntnisfortschritt und -anWendung einschließt, als auch Möglichkeiten der Verfolgung völlig überraschender, unerwarteter Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit und ihrer Anwendung offenläßt.

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18 Werner Meske

Damit ist letzten Endes die Reproduktion einzelner Bestandteile oder die Reproduktion bestimmter funktionaler Einheiten (Forschungsgruppen und -institute) oder auch großer Bereiche der W issenschaft (z. B. Akademie der Wissenschaften) zw ar notwendig, aber nicht ausreichend für eine erfolgreiche Entwicklung von Wissenschaft. Unsere Forschungen ergaben vielmehr, daß die Entwicklung der Wissenschaft im Rahmen eines Landes in sich abgestimmt sein muß, daß sie darüber hinaus aber auch gegenüber anderen gesellschaftlichen Bereichen bestimmte Proportionen und Relationen - in m ehr oder minder großen Schwankungsbreiten - einhalten muß und daß sich W issenschaftsentwicklung so nur innerhalb eines bestimmten, auch international vorgegebenen Umfeldes vollziehen kann. Das erklärt auch, daß die Wissenschaft allein im Rahmen eines Landes oder auch eines großen Staatenblocks, wie dem früheren RGW, nicht m it einem viel größeren und besser funktionierenden System, wie dem der westlichen Industrieländer, Schritt halten kann.

Die Erkenntnisse, die hierbei in der Potentialforschung gewonnen wurden, trafen sich mit bestimmten Untersuchungen und Ergebnissen, die auch in anderen westlichen Ländern, insbesondere in Großbritannien unter Bedingungen großer Ressourcenknappheit ("science in a steady state"), gewonnen worden waren und die dort zu dem Begriff des "nationalen Innovationssystems" (Freeman 1987) geführt hatten.

1.3. Zu den Perspektiven der ’’Potentialforschung"

Versucht man, aus heutiger Sicht eine erste Bilanz zu ziehen, so kann man feststellen, daß die "Potentialforschung" einen Beitrag zum Verständnis bestimmter Entwicklungsprozesse der W issenschaft und den sich daraus ergebenden Anforderungen innerhalb der Wissenschaft wie auch ihrer Verbindung zu anderen gesellschaftlichen Bereichen geleistet hat. Kritisch ist anzumerken, daß dabei der Systemaspekt und der Gedanke einer zentralen Koordinierung, wenn nicht gar Planung, aller relevanten Aspekte überbetont worden ist, dagegen der Einfluß von Interessen und Handlungsmöglichkeiten einzelner Akteure und vor allen Dingen auch der Selbstorganisation, gerade innerhalb des Wissenschaftssystems, eher vernachlässigt worden ist. Gleichzeitig bleibt festzuhalten, daß bestimmte Sichtweisen, Erfahrungen und Erkenntnisse aus diesen Forschungen gerade unter den Bedingungen der heutigen Systemtransformation in Osteuropa und der Integrationsprozesse von Wissenschaftssystemen verschiedener Länder in West- und in Gesamteuropa nützlich sein können. Die positiven Ergebnisse, das Erhaltens- und Bewahrenswerte sind wahrscheinlich weniger die normativen Aspekte der Ergebnisse, d.

h. die dam it verbundenen Gestaltungsabsichten von Wissenschaftssystemen, sondern

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 19

vielmehr die sich aus der Systemsicht und der Untersuchung vielfältiger Zusammenhänge komplizierter und längerfristiger Art ergebenden Erkenntnisse über die Art dieser Verflechtungen und Wechselwirkungen im Sinne einer "Systembeschreibung". Sie bilden methodische Anhaltspunkte für die Analyse aktueller Prozesse und Probleme und können z.B. au f deren Konsequenzen für künftige Entwicklungsmöglichkeiten der Wissenschaft m it ihren Gefahren und Chancen aufmerksam machen. Gerade für die heute anstehende Transformation ganzer Gesellschaftssysteme und ihrer "nationalen Wissenschaftssysteme"

sowie die dabei verfolgte Absicht, diese in größere europäische und Welt-Zusammenhänge zu integrieren, spielen die Fragen der komplexen Wirkungen und längerfristigen Konsequenzen heutiger, meist unkoordinierter Entscheidungen einzelner Akteure eine wichtige Rolle. Ein solches Problem ergibt sich z. B. daraus, daß gegenwärtig ein Überangebot an qualifiziertem wissenschaftlichen Personal in allen osteuropäischen Ländern besteht, das auch au f Westeuropa einwirkt. Die bisherige Problemsicht konzentriert sich darauf, dieses Personal möglichst sinnvoll zu "beschäftigen" bzw. "sozial verträglich" abzubauen; man will damit auch verhindern, daß bestimmte Forscher ihr Wissen, z. B. in der Nuklear- und Raketentechnik, in Länder der Dritten W elt bringen. Die eigentlichen Konsequenzen für die Wissenschaft werden sich erst längerfristig zeigen, nämlich dann, wenn durch die jetzigen Ereignisse nicht nur das vorhandene Wissenschaftspotential reduziert wird, sondern damit gleichzeitig die Quellen seiner Erhaltung und Erneuerung verschüttet werden, indem das Interesse an der Wissenschaft und damit die Entwicklung von wissenschaftlichem Nachwuchs deutlich nachlassen werden. Es ist absehbar, daß nach einer vorübergehenden Periode des Überangebots an qualifiziertem Personal für die Forschung als Gegenreaktion in absehbarer Zeit ein deutlicher Mangel an hochqualifiziertem Personal auftreten wird; Ursache dafür dürfte weniger eine nachlassende (Aus-) Bildung durch Schulen und Hochschulen sein, sondern vor allem die fehlende bzw. nachlassende Möglichkeit für die Aneignung von

"Forschungsfähigkeit" durch Erfahrungen in leistungsfähigen Forschungsprozessen selbst.

2. Zu aktuellen Veränderungen in der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft

Die ostdeutsche Wissenschaftslandschaft befindet sich in der Transformation von einem relativ selbständigen "nationalen Wissenschaftspotential" in ein regionales Teilpotential der Wissenschaft im vereinten Deutschland. In der Konsequenz bedeutet dies aber nicht nur Veränderungen des bisherigen Wissenschaftssystems in Ostdeutschland; es läßt sich vielmehr bereits jetzt absehen, daß - bedingt durch die vielfältigen Verflechtungen zwischen regionalen Wissenschaftssystemen - mit der Herausbildung und Neugestaltung

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einer gesamtdeutschen Wissenschaftslandschaft unweigerlich auch Veränderungen in den westdeutschen Ländern auftreten werden. Die weitergehende Überlegung ist die, daß wir es hier gewissermaßen mit einem Präzedenzfall der neuen Situation in Europa zu tun haben. Schließlich befinden sich auch die bisherigen nationalen und regionalen W issenschaftssysteme der Länder Osteuropas im Umbruch. Die dort ablaufenden Veränderungen können gar nicht ohne Einfluß auf die Integration der W irtschafts- und Wissenschaftssysteme in Westeuropa bleiben; insofern kann man durchaus gewisse Parallelen zwischen der Herausbildung einer neuen gesamtdeutschen W issenschaftslandschaft und der später nachfolgenden bzw. angestrebten Herausbildung einer integrierten gesamteuropäischen Wissenschaft unter Einschluß der osteuropäischen Länder ziehen.

Unser Ausgangspunkt ist die relative Ganzheitlichkeit einer nationalen oder regionalen W issenschaftslandschaft als ein funktionierendes System. Dabei kann m an nicht nur die Spezifik der erwähnten drei großen Sektoren (Wirtschaft, außeruniversitäre Forschung, Universitäten/Hochschulen) und deren Unterschiede sehen; man muß auch deren inneren Zusammenhang und ihre gegenseitige Abhängigkeit berücksichtigen, die insbesondere au f einer funktionellen Arbeitsteilung zwischen den einzelnen Institutionen und den sich daraus ergebenden innerwissenschaftlichen Reproduktionszyklen beruhen. In Ostdeutschland tritt gegenwärtig das Problem auf, daß alle drei Sektoren gleichzeitig gravierenden Veränderungen unterliegen. Diese Veränderungen betreffen sowohl die Tätigkeitsfelder und das soziale Umfeld jedes einzelnen Wissenschaftlers, sie erfassen aber auch jed e einzelne Forschungsgruppe, jedes Institut und deren Trägerorganisationen.

Hinzu kommt, daß auch die "Umwelt" des Wissenschaftssystems im nationalen und internationalen Rahmen sich in grundlegender Umwälzung befindet. Das betrifft in Ostdeutschland insbesondere solche Bereiche wie das Wirtschaftssystem (Planwirtschaft zu M arktwirtschaft), die politische Sphäre (Demokratisierung) und selbst die regionalen Verwaltungsstrukturen und Zuständigkeiten (Übergang zum föderalen System mit differenzierter Länder- und Bundeskompetenz). Die größtenteils unkoordiniert verlaufenden Prozesse haben dazu geführt, daß das frühere Gesellschaftssystem der DDR beseitigt und in zwei bis drei Jahren institutionell eine völlig neue Landschaft in Ostdeutschland geschaffen worden ist. Dies trifft auch auf die Wissenschaft zu, in der neben ganz neuen FuE-Institutionen in der Wirtschaft und im außeruniversitären Bereich auch die erhaltenen Universitäten und Hochschulen durch interne Umstrukturierungen und Neuprofilierungen verändert werden.

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 21

Durch diese institutionellen Veränderungen bzw. Strukturbrüche auf allen Ebenen treten nicht nur einmalige, zeitlich überschau- und eingrenzbare Veränderungen auf. Die z. T.

zeitlich versetzt bzw. m it unterschiedlicher Geschwindigkeit und Tiefe verlaufenden Prozesse in den einzelnen Sektoren beeinflussen sich gegenseitig, wobei z. T.

widersprüchliche Effekte auftreten. Für die Wissenschaft insgesamt sind dabei hinsichtlich des Umfangs der für sie eingesetzten Ressourcen vor allem negative Wirkungen eingetreten, wie am Beispiel des FuE-Personals gezeigt werden kann.1 Das FuE-Personal wurde a u f ein Drittel, in einzelnen Sektoren und Bundesländern au f noch weniger reduziert. Trotz einer Reihe stabilisierender und belebender Ansätze, insbesondere in Form von Förderprogrammen des BMFT und des BMWi, ist eine generelle Trendwende in diesem Abbauprozeß noch nicht in Sicht (vgl. Abb. 2).

Abb. 2: Anzahl des FuE-Personals in Ostdeutschland nach Sektoren (eigene Berechnungen und Schätzungen)

(Tsd. Personen in Vollbeschäftigteneinheiten (VbE) berechnet) 1

1 Die Anzahl des FuE-Personals wird hier als ein grober und vorläufiger Indikator für die Charakterisie­

rung von Strukturen in Foischungssystemen gebraucht. Es gibt keinen Zweifel daran, daß die Leistungs­

fähigkeit von FuE in der DDR gegenüber der in der Bundesrepublik Deutschland deutlich geringer war, als es die Relationen des FuE-Personals beider Staaten zum Ausdruck bringen. Zu den leistungsbe­

stimmenden Faktoren gehören neben den Wissenschaftlern und dem übrigen Personal auch sachliche, informelle, finanzielle und andere Mittel der Forschungstätigkeit; letztere bildeten einen Schwachpunkt der Forschungsvoraussetzungen in der DDR wie in allen ehemals sozialistischen Ländern.

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Nach dieser vorläufigen Übersicht wird 1993 lediglich noch ein Drittel des früheren FuE- Personals der DDR weiter in wissenschaftlichen Einrichtungen aller drei Sektoren tätig sein, jedoch oft m it sehr unsicheren Perspektiven. Ein zweites Drittel ist bereits aus einer wissenschaftlichen Tätigkeit gänzlich ausgeschieden, insbesondere durch den Übergang in den vorzeitigen Ruhestand, in andere Tätigkeitsfelder oder in Arbeitslosigkeit. Schließlich gibt es noch ein weiteres Drittel, das bis jetzt durch Übergangsregelungen in einer "Warte­

oder Parkposition" gehalten werden konnte. Das weitere Schicksal dieses Drittels wird davon abhängen, ob und wie es zu einer wirtschaftlichen Belebung im Osten kommt und dadurch wieder ein Bedarf für FuE-Personal entsteht.

Institutionelle Neugestaltung und personelle Reduzierung haben inzwischen zu einer weitgehenden Unterbrechung der traditionell gewachsenen regionalen und internationalen (insbesondere im Rahmen des früheren RGW) Netzwerke der Wissenschaft der neuen Bundesländer sowie zwischen ihr und der Wirtschaft geführt. Man kann es auch so ausdrücken, daß sich in Ostdeutschland noch kein funktionierendes neues regionales W issenschaftssystem aus dem früheren "nationalen Wissenschaftspotential" der DDR gebildet hat, so daß hier z.Zt. mehr oder minder große und funktionierende Reste früherer Potentiale vorhanden sind. Diese Veränderungen von Verflechtungen lassen sich nur schwer messen, und sie haben bisher auch wenig Beachtung gefunden. Ihre Auswirkungen werden jedoch die Entwicklung von FuE in dieser Region längerfristig beeinflussen, so daß die Erhaltung, Erneuerung und Erweiterung von internen und externen Kommunikations- und Kooperationsbeziehungen der ostdeutschen Wissenschaft ein spezielles Problem darstellt, das auch in der Wissenschaftsforschung besondere Beachtung verdient2.

Als ein erstes Zwischenergebnis kann festgestellt werden, daß in der ostdeutschen W issenschaft zw ar der beabsichtigte Institutionentransfer von West nach Ost weitgehend realisiert, aber noch nicht abgeschlossen ist. Es zeigt sich aber immer deutlicher, daß der Institutionentransfer allein keine adäquate Übertragung bundesdeutscher Verhältnisse, einschließlich der dort bewährten quantitativen Proportionen zwischen den verschiedenen Strukturelementen des Potentials und der daraus erwachsenden spezifischen Leistungsfähigkeit von Wissenschaft und Wirtschaft, bedeutet. Im Gegenteil zeichnen sich

2 Hier sei nur darauf verwiesen, daß wir es in der Wissenschaftsforschung, die in der ehemaligen DDR relativ gut entwickelt und vor allen Dingen stark institutionalisiert war, mit ähnlichen Erscheinungen zu tun haben. Die Vorbereitung dieser Konferenz hat dies mit aller Deutlichkeit gezeigt. Eines ihrer wichtigen Anliegen besteht gerade darin, die unbefriedigende Situation auf diesem Gebiet zu überwinden (vgl. dazu den Beitrag von Müller-Hartmann/ Schlese in diesem Tagungsband).

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 23

nun, ausgehend von diesen Veränderungen im Osten, immer deutlicher Probleme auch für die Wissenschaft in den alten Bundesländern ab. Da im Osten noch kein sich selbst tragendes neues regionales Innovations- und Wissenschaftssystem entstanden ist, stellt die Finanzierung selbst dieses stark geschrumpften Potentials eine zunehmende Belastung dar, die u.a. durch Mittelkürzungen für die Wissenschaft in den alten Bundesländern aufgefangen werden soll. Durch die zumindest finanziell unvermeidbare Einbindung des ostdeutschen Potentials in die langfristig entstandenen, aber auch nur relativ ausgewogenen Reproduktionsbeziehungen in den alten Bundesländern wird das dort mühsam erreichte dynamische Gleichgewicht (Hohn/Schimank 1990) bereits empfindlich gestört.

Als Fakten, die zugleich entscheidende Einflußfaktoren sind, seien hier die unausgewogene Struktur nach FuE-Sektoren in Ostdeutschland und die Finanzierungsprobleme der öffentlichen Haushalte herangezogen: Die Reduzierung des FuE-Personals au f etwa 30 % hat u. a. zur Folge, daß der relative Umfang von FuE im Osten (au f Berufstätige bzw. Bevölkerung bezogen) nur noch etwa 50 % des im Westen vorhandenen beträgt. Hinzu kommt, daß die Strukturen dieses Restpersonals sowohl zwischen den einzelnen Sektoren als auch innerhalb jedes einzelnen sich deutlich von den bewährten Proportionen in den alten Bundesländern unterscheiden. Entscheidender Schwachpunkt ist bisher der Wirtschaftssektor. Dezentralisierung und Privatisierung haben in Ostdeutschland entgegen den erklärten Absichten der Politiker weder leistungsfähige FuE-Kapazitäten in der Wirtschaft erhalten noch sie bei kleinen und mittleren Unternehmen in dem in den westlichen Regionen vorhandenen Umfang aufgebaut. Selbst unter Einbeziehung des nicht unbedeutenden FuE-Potentials von West-Berlin in diese Rechnung verschärft sich die hier aufgezeigte Disproportion, da auch in West-Berlin (im Unterschied zu den alten Bundesländern) der Anteil der Wirtschaft an FuE bereits unter 50% lag (vgl. Abb.3).

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Abb. 3: FuE-Personal im Osten Deutschlands ohne und mit West­

berlin (TVbE; 1992)

In dieser Kombination von insgesamt relativ schwachem FuE-Einsatz und einem hohen Strukturdefizit bei der industriellen FuE liegt eines der Hauptprobleme für die künftige Entwicklung des gesamten ostdeutschen Raumes. Dagegen haben Japan und auch die alten Bundesländer einen Anteil von über 70 % des FuE-Potentials in der W irtschaft eingesetzt und dadurch Vorteile in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit erlangt.

Als ein zweites Grundproblem kann man feststellen, daß der Hochschulsektor und insbesondere die Hochschulforschung nicht gestärkt werden konnten, sondern ebenfalls stark reduziert worden sind. Diese Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen, wird aber angesichts der finanziellen Probleme in den neuen Bundesländern in nächster Zukunft kaum wesentlich verändert werden können, sieht man von bestimmten Differenzierungen zwischen den Bundesländern ab.

Schließlich weist auch die institutionelle Struktur der außeruniversitären Forschung im Osten nicht nur deutliche Unterschiede zu den früheren DDR-Strukturen auf, sondern auch zu denen in den alten Bundesländern (vgl. Abb. 4).

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 25

Abb. 4: FuE-Beschäftigte im außeruniversitären Bereich in den alten (ABL) und neuen Bundesländern (NBL) nach Trägereinrichtungen

Bisher sind hier vor allem relativ geringe Kapazitäten der Max-Planck-Gesellschaft und auch der Großforschung geschaffen worden; dafür sind die anwendungsorientierten Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft und vor allem die Institute der "Blauen Liste"

relativ stark vertreten. Bereits jetzt zeichnen sich Auseinandersetzungen um Ressourcen und Kompetenzen zwischen den verschiedenen Trägerinstitutionen ab. Zu beachten ist hierbei, daß es sich um zwei unterschiedliche Strukturdimensionen handelt: einmal geht es um die Unterschiede in den Anteilen der einzelnen Trägerorganisationen zwischen den alten und den neuen Bundesländern; zum anderen haben sich dadurch auch die Gesamtproportionen zwischen diesen Institutionen im vereinten Deutschland gegenüber den bisher gewachsenen und bewährten Proportionen in der alten Bundesrepublik deutlich verändert.

Im Haushalt der Bundesrepublik sind bekanntlich die Mittel für die Forschung insgesamt nicht proportional zum hinzugekommenen Personal in Ostdeutschland gewachsen. Die Finanzierungsprobleme der öffentlichen Haushalte führen auch in den alten Bundesländern zu Einschränkungen bei der Grundfinanzierung von Universitäten, Hochschulen und anderen Einrichtungen sowie bei den öffentlichen Quellen für Drittmittel. Das BMFT hat z. B. ein Einfrieren der finanziellen Mittel der Großforschungseinrichtungen in den alten Ländern bis zum Jahre 1994 beschlossen, was eine Kürzung um etwa 15 % oder fast 2.000 Planstellen bedeutet. Ähnlich sieht die

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Situation bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aus. Die früher bei etwa 75 - 80 % liegende Bewilligungsrate bei Anträgen zur Projektforderung an die DFG ist inzwischen au f etwa 40 % gesunken. Dies wird vor allem durch eine gewachsene Anzahl von Antragstellern aus den alten Bundesländern und weniger durch die eher geringe Antragstellung aus den neuen Ländern hervorgerufen. Die eigentliche Ursache für diese Situation liegt darin, daß die Mittel für die Grundfinanzierung sowie für die direkte Förderung durch das BMFT geringer geworden sind, w orauf die westdeutschen W issenschaftler u. a. mit einer erhöhten Anzahl von DFG-Anträgen reagieren.

Die Veränderungen in der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft lassen den Schluß zu, daß man zum indest folgende Sachverhalte unterscheiden und noch weiter untersuchen muß:

a) die tatsächlichen Ausgangsbedingungen und Voraussetzungen der Wissenschaft in der D D R vor deren Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland;

b) die seit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik im Jahre 1990 abgelaufenen

"Transformationsprozesse" in Ostdeutschland, die bisher vor allen Dingen durch einen Institutionentransfer und einen damit gekoppelten und in diesem Ausmaß bisher nie gekannten Abbau von FuE-Personal gekennzeichnet sind sowie

c) die m it dieser Transformation im Osten erst begonnenen und voraussichtlich länger andauernden Integrationsprozesse der Wissenschaft in Deutschland.

3. Transformation und Integration - zwei Schritte auf dem Wege zur gesamtdeutschen und -europäischen Wissenschaftslandschaft

Die Transform ation des ostdeutschen Wissenschaftssystems stellt somit lediglich einen Übergangsprozeß oder einen ersten Schritt bei der Herausbildung einer gesamtdeutschen W issenschaftslandschaft dar. Dadurch wurde das früher gegenüber der Bundesrepublik strukturell und auch funktionell sehr unterschiedlich gestaltete ostdeutsche Wissenschaftssystem (das "nationale Wissenschaftspotential der DDR") vor allem institutionell so verändert, daß paßfähige und vergleichbare Formen zu denen der W issenschaft in den alten Bundesländern geschaffen worden sind. Da diese "Formen" hier jedoch in anderen quantitativen Proportionen und in einem gänzlich anderen Umfeld, insbesondere hinsichtlich der Wirtschaft, stehen, ist damit aber noch keine einheitliche deutsche Wissenschaftslandschaft zustandegekommen. Die künftige Aufgabe besteht darin, im Osten ein neues regionales Wissenschaftssystem zu schaffen, das wiederum selbst Teil

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Veränderungen der ostdeutschen Wissenschaftslandschaft... 27

eines funktionsfähigen und integrierten gesamtdeutschen Wissenschaftssystems ist. Diese Prozesse haben aber erst begonnen; sie werden zwangsläufig dazu fuhren, daß nach den gravierenden Veränderungen und Umbrüchen in Ostdeutschland nun auch in der westdeut­

schen W issenschaftslandschaft bestimmte Veränderungen notwendig werden.

Gleichzeitig ist die Angleichung der ostdeutschen an die westdeutsche W issen­

schaftslandschaft nur ein Teilschritt auf dem Wege zur Integration Europas und insbesondere der weiteren Annäherung zwischen West- und Osteuropa auch in der Wissenschaft. Die Veränderungen der deutschen Wissenschaftslandschaft stellen einerseits einen Sonderfall dar, weil sie sehr schnell verlaufen, eine unmittelbare Eingliederung des DDR-Potentials in das westdeutsche System nach dessen M uster zum Ziel haben und die Transformationsprozesse hier mit unmittelbarer personeller, finanzieller und institutioneller Unterstützung durch die westdeutsche Wissenschaft erfolgen. Dazu gehört auch die Tatsache, daß als Ziel der Transformation die unmittelbare Eingliederung des früheren DDR-Potentials in ein real vorhandenes und bisher sehr gut funktionierendes System vorgegeben ist.

Die Situation in Deutschland ist andererseits in gewissem Sinne, trotz der vorgenannten Besonderheiten, auch ein "Prototyp" oder Experiment für europäische Integrationsprozesse. Letztlich geht es bei der "Integration" darum, bisher (relativ) isolierte Wissenschaftssysteme dauerhaft und funktionell miteinander zu verbinden. Das bedeutet, daß voneinander getrennte bzw. gegeneinander sogar abgegrenzte - wie zwischen der DDR und der BRD - Forschungsprozesse, einschließlich der Reproduktionsprozesse des für sie benötigten Personals, von Geräten, Literatur usw., nun zunehmend miteinander verflochten werden können und müssen. Bei allen nationalen Besonderheiten der Transformation entsteht gleichzeitig das Grundproblem, wie eine solche Verbindung von zwei (oder mehreren) bisher stark voneinander abgegrenzten Wissenschaftssystemen möglich ist, welche Probleme dabei auftreten, welche Veränderungen schließlich in beiden Systemen notwendig sind. Dabei kann man durchaus davon ausgehen, daß diese Verände­

rungen nicht unbedingt symmetrisch, sondern eher unterschiedlich für die beteiligten Systeme ausfallen werden; es ist aber unwahrscheinlich, daß eins dieser Systeme davon gar nicht berührt wird.

Insofern können und müssen die deutsch-deutschen Erfahrungen als Anregungen nicht nur für die Transformation der Wissenschaft in Osteuropa, sondern auch für die Einbindung der osteuropäischen Länder in ein gesamteuropäisches Wissenschaftssystem angesehen werden. N icht zuletzt sollte man auch davon ausgehen, daß die Erfahrungen aus der

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deutschen Vereinigung aufmerksam in den westeuropäischen Ländern beobachtet und hinsichtlich ihrer Konsequenzen für die noch zu leistende west- und gesamteuropäische Integration in dieser Sphäre angesehen werden. Jüngste Turbulenzen in Dänemark und Großbritannien um die Ratifizierung der Maastrichter Verträge sind sicher von den deutschen Erfahrungen auf diesem Gebiet nicht unbeeinflußt geblieben.

Bei einer solchen "europäischen" Betrachtungsweise zeigt sich sehr schnell, daß die gegenwärtigen Transformationsprozesse in Ostdeutschland und in den osteuropäischen Ländern nicht nur oder nur sehr vordergründig allein ein Problem dieser Länder sind. Es handelt sich vielmehr um ein gesamteuropäisches Zukunftsproblem, so daß auch die bisher erreichten Ausgangsbedingungen sowie die künftig notwendigen Transfer- und Integrationsprozesse zwangsläufig m it zum Gegenstand entsprechender Forschungen werden müssen. All dies erfordert die Zusammenarbeit der au f diesem Gebiet forschenden W issenschaftler in Ost und West.

Als grundlegendes Forschungsproblem läßt sich die Frage nach den Voraussetzungen, W egen und Zielen der Integration von bisher (mehr oder minder stark) getrennten regionalen oder nationalen Wissenschaftssystemen ableiten. Hierfür gibt es u. E. noch keine umfassende theoretische Grundlage, was nicht ausschließt, daß man für Teilprobleme au f vorliegende theoretische Ansätze zurückgreifen kann. Da diese im allgemeinen aber so beschaffen sind, daß sie Veränderungen in einem Teilausschnitt des Wissenschaftssystems erklären und dabei die jeweilige "Umwelt" als neutral oder stabil voraussetzen, greifen sie dann nicht oder nur unvollkommen, wenn sich, wie gegenwärtig, das gesamte Wissenschaftssystem und dessen Umfeld in starken Veränderungen bzw. im Systemumbruch befinden.

Die hier aufgezeigte Problemstellung läßt sich noch erweitern bzw. grundsätzlicher fassen, wenn m an die aktuellen Prozesse in den osteuropäischen Ländern einbezieht. Es geht dann um Grundfragen der Desintegration, der Generierung bzw. Re-Integration großer regionaler oder nationaler Wissenschaftssysteme. Man kann danach fragen, was sich wie ändert, wenn

a) zwei ganz verschiedene Wissenschaftssysteme zu einem integriert werden (Beispiel Deutschland) oder auch umgekehrt, wenn

b) ein großes "supranationales" Wissenschaftssystem in mehrere einzelne, kleinere "natio­

nale" Wissenschaftssysteme zerfällt (Beispiel UdSSR und deren Nachfolgestaaten -

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