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Anteil der Einzelautorschaft in Prozent der Publikationen von L-Autoren und

Zum Wandel der Forschungssituation und der bibliometrischen Profile im 2O.Jahrhundert am Beispiel von Instituten der Kaiser-Wilhelm-/Max-

Abb 4: Anteil der Einzelautorschaft in Prozent der Publikationen von L-Autoren und

Nicht-L-Autoren aus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in den Jahren von 1925 bis 1939 Danach kann nicht behauptet werden, daß es nennenswerte Unterschiede in den Anteilen der Einzelautorschaft zwischen L-Autoren und Nicht-L-Autoren an den jeweiligen jähr­

lichen Publikationsraten dieser beiden Autorengruppen gibt. Ein ähnliches Bild zeigen die Abbildungen 5 und 6 für zwei naturwissenschaftliche Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck- Institute sowohl im zweiten und dritten Jahrzehnt als auch im vorletzten Jahrzehnt des 20.

Jahrhunderts.

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Abb. 5: Anteil der Einzelautorschaft in Prozent an den jährlichen Publikationsraten von L-Autoren und Nicht-L-Autoren aus dem Kaiser-Wilhem-/Max-Planck-Institut für Biologie in den Jahren von 1925 bis 1939 und von 1980 bis 1991

Abb. 6: Anteil der Einzelautorschaft in Prozent an den jährlichen Publikationsraten von L-Autoren und Nicht-L-Autoren aus dem Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Institut für Chemie in den Jahren von 1926 bis 1939 und von 1980 bis 1991

Damit ist ein Verfahren vorgestellt, mit dessen Hilfe überprüft werden kann, inwieweit L- Autoren gegenüber Nicht-L-Autoren einen höheren Anteil von Koautorschaft bzw. einen geringeren Anteil an Einzel autorschaft ausprägen. Das mit diesem Verfahren reprodu­

zierbare Ergebnis weist Überlegungen zurück, wonach zur Erklärung der Unterschiede in der Höhe der Publikationsrate zwischen L-Autoren und Nicht-L-Autoren unterschiedlichen Anteile der Koautor- beziehungsweise Einzel autorschaft beider Autorengruppen herangezogen werden können. Gleichzeitig wird im 20. Jahrhundert ein Wandel im biblio­

metrischen Profil dieser Institute deutlich: der Anteil der Koautorschaft hat sich soweit er­

höht, daß sich die Einzelautorschaft im Rahmen eines Fünftel aller Publikationen be­

schränkt. Damit wird es unmöglich, daß (wie Abbildung 3 für die erste Hälfte des 20. Jahr­

hunderts zeigt) bereits die Rate der Einzelautorschaft von L-Autoren höher ist als die Pu­

116 Heinrich Parthey

blikationsrate von Nicht-L-Autoren.

Zusammengefaßt kann gesagt werden, daß Koautor- beziehungsweise Einzelautorschaft auf der einen und Publikationsraten von Autoren auf der anderen Seite nicht in dem Maße korrelieren, um zur Erklärung der Lotka-Verteilung herangezogen zu werden. Wesentli­

cher erscheint uns der Hinweis von R. K. Merton (1968) auf den sogenannten Matthäus- Effekt in der Wissenschaft, der besagt, daß Produktivität ein sich selbst verstärkender V or­

gang sei: Diejenigen, die schon früh herausragende Arbeit geleistet haben, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit auch weiterhin ausgezeichnet arbeiten als diejenigen, die zuvor keine derartigen Leistungen erbracht haben. J. R. und S. Cole (1972) sowie H. A.

Zuckerman und R. M erton (1973) haben festgestellt, daß Wissenschaftler, die schon zu Beginn ihrer Karriere Anerkennung für ihre Arbeit gefunden haben, auch später produkti­

ver sind als andere, denen solche Anerkennung nicht zuteil wurde.

Für A.B. Sorensen (1990) deuten unsystematische Beobachtungen "nachdrücklich darauf hin, daß motivationale Variablen ebenfalls zur Erklärung der Mechanismen dieses posi­

tiven Rückkopplungseffektes beitragen können: Diejenigen, die Erfolg haben, fühlen sich für ihre Anstrengungen belohnt und setzen ihre Arbeiten mit größerer Intensität als andere fort".7 Andererseits nimmt A.B. Sorensen auch an, daß diejenigen, die früh Erfolg haben, vielleicht mit weniger Barrieren problemloser Mittel für ihre Arbeit und Einladungen zur Teilnahme an Projekten und Tagungen erhalten, die ihren Erfolg weiter verstärken. All das klingt für A.B. Sorensen "plausibel, obwohl die Beweislage für die Bedeutung dieser Mechanismen ein wenig undurchsichtig ist".8 P.D. Allison (1980) legt mit sorgfältigen statistischen Abschätzungen der Modelle für den Matthäus-Effekt nahe, daß dieser Effekt tatsächlich existiert und weiterhin untersucht werden sollte.

W ir möchten Untersuchungen dieser Art in den folgenden Jahren auf die Weise fortsetzen, daß wir verstärkt verschiedene Zeitindikatoren für Personenvariablen von Autoren verwenden: Erstens, das Alter beim Erwerb von Diplom, Promotion und Habilitation und die Jahre zwischen ihnen, und zweitens, die Jahre zwischen der ersten eigenen und der international ersten Publikation zu Problem und Methode der heutigen eigenen Forschung, soweit über sie bereits publiziert wurde (Parthey 1991). Letzteres könnte anhand der Zita­

tionsstruktur der jeweiligen Publikationen aufgedeckt werden. Wir vermuten, daß L- Autoren (im Vergleich zu Nicht-L-Autoren) kürzere Qualifikationszeiten und kürzere

7 Sorensen, A. B., Wissenschaftliche Werdegänge und akademische Arbeitsmärkte. -In: Generationsdynamik und Innovation. Hrsg, von P. M. Hofschneider und K. U. Mayer. Max-Planck-Gesellschaft. Berichte und Mitteilungen. Heft 3/1990. München 1990. S. 95

8 Ebenda

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Reaktionszeiten auf international neue Problemfelder und Methodengefüge eigen sind.

Annahmen dieser Art werden auch von Verfassern anderer bibliometrischer Untersuchungen (Wagner-Döbler/Berg 1993) für berechtigt gehalten und von uns im Rahmen eines konzipierten Forschungsprojektes, das sich mit der vergleichenden Untersuchung über die Entwicklung des Zusammenhanges zwischen Forschungssituation und entsprechenden bibliometrischen Profilen befaßt, überprüft.

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