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Filozofska fakulteta Univerza v Mariboru Koroška cesta Maribor MAGISTERARBEIT

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Academic year: 2022

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Filozofska fakulteta Univerza v Mariboru Koroška cesta 160

2000 Maribor

MAGISTERARBEIT

(Psycholinguistik und soziokulturelle Aspekte des L2 Erwerbs bei Erwachsenen)

Mentor: Kandidatin:

Ao. Prof. Dr. Alja Lipavic Oštir

Lea Švajger

Abteilung: Interkulturelle Germanistik Studienjahr: 2013/2014

Maribor, 2015

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Danksagung

An dieser Stelle möchte ich mich besonders bei meiner Professorin Ao. Prof. Dr. Alja Lipavic Oštir bedanken, die mich während meiner Magisterarbeit betreut und umfangreich unterstützt hat.

Bedanken möchte ich mich auch bei Frida H., Ana N., Franc S. und schließlich bei Vesna D.

für die aufschlussreichen Interviews, ohne die diese Magisterarbeit niemals entstanden wäre.

Zudem möchte ich mich noch bei meiner Familie bedanken, die mir immer zu Seite stand und mich moralisch unterstützte.

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Abstract

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema Psycholinguistik und der soziokulturellen Aspekte des L2 Erwerbs bei Erwachsenen. Dabei erfolgt eine Aufklärung der primären Fragestellung, wie und welche Spracherwerbsmethoden eine spezifisch ausgewählte Gruppe von Personen benutzt hat und welche Motivations- und Umgebungsfaktoren beim Selbsterlernen der deutschen Sprache Einfluss nahmen. Des Weiteren erfolgt eine Vergleichung der qualitativen Aspekte des mündlichen Sprachgebrauchs und Spracherwerbsmethoden als auch die Bestimmung des Spektrums bzw. Referenzrahmens der gemeinsamen Referenzniveaus für Sprachen im europäischen Sprachraum (GER).

Die Arbeit konstituiert sich aus einem theoretischen und einem empirischen Teil. Im theoretischen Teil erfolgt eine Definierung, Beschreibung und Verdeutlichung der Disziplin Psycholinguistik und dessen Gegenstand, Ziele und Methoden der Forschung in der Vergangenheit und heute. Im Weiteren wird auch erklärt, wie sich sprachliches Wissen, Sprachverstehen und Sprachverarbeitung im menschlichen Gehirn entwickelt, welche Konnektoren dabei entstehen und wie diese auf die Kapazität des Erwerbens einer Sprache Einfluss nehmen. Des Weiteren wird auch die Bedeutung und Kategorisierung von Sprachstörungen erklärt, und wie diese den natürlichen Erwerb eine Sprache begrenzen können Der empirische Teil dieser Arbeit verschafft, durch ausgeführte Interviews und Test mit vier Personen, die die deutsche Sprache außerhalb jeglicher Institutionen gelernt haben, eine Übersicht der Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die während des Erwerbs der Zweitsprache entstanden sind.

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Zusammenfassung

Die vorliegende Magisterarbeit, das elf Kapitel und Unterkapitel, als auch eine Zusammenfassung, Anhang und Literaturverzeichnis umfasst, beschäftigt sich mit dem Thema Psycholinguistik und dessen soziokulturellen Aspekten des „L2“ Erwerbs bei Erwachsenen.

Die Arbeit selbst ist in einen theoretischen und empirischen Teil geteilt.

Der theoretische Teil der Magisterarbeit, der acht Kapitel und Unterkapitel umfasst, informiert den Leser nicht nur über die Bedeutung und Funktion der kognitiven Prozesse die während des Spracherwerbs ablaufen/entstehen, sondern erschafft gleichzeitig auch eine informative Basis für den praktischen Teil der Arbeit, der die Manifestation von diesen kognitiven Prozessen des Spracherwerbs präsentiert. Für diesen Zweck wurden vier ältere (über 59 Jahre) Personen interviewt, die ohne Vorkenntnisse der deutschen Sprache nach Deutschland gezogen sind und dort mehrere Jahre gelebt bzw. gearbeitet haben.

Das erste Kapitel, das Vorwort, ist in vier Teile bzw. Unterkapitel gegliedert und beschreibt die Problemstellung, Zweck, Ziele, Basisbehauptungen, Methoden und Inhalte des Forschungsthemas als auch der Aufbau der Arbeit. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den verschiedenen Definitionen der Psycholinguistik, dessen Gegenständen und Zielen, psycholinguistischen Methoden als auch der Kategorisierung von menschlichen Kommunikationssystemen. Im dritten Kapitel werden kognitive Prozesse, Aufgaben und Funktionen des mentalen Lexikons und dessen lexikalische Strukturen und Einheiten beschrieben. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit den biologischen Grundlagen der Sprache.

Hier werden, unter anderen, die Kriterien der kommunikativen Effizienz der Sprachentwicklung, als auch die kognitive Basis des Spracherwerbs nach der pluralistischen und biologischen Theorie des Spracherwerbs beschrieben bzw. diskutiert. Im fünften und sechsten Kapitel werden die mentalen Vorgänge der Satz- und Worterkennung, Methoden und Prozesse der Lauterkennung und Schallwahrnehmung, als auch Interpretationen, Inhaltsverstehen und referenzielles Verstehen erörtert. Auch werden hier die neuroanatomischen Grundlagen der Sprachverarbeitung, Unterschiede zwischen dem konzeptuellen und sprachlichen Wissen, Strukturen und Verbindungen von Synapsen, Neuronen und Aktivierungsausbreitungen, als auch die Funktionen, Formen und Verarbeitungsprozesse des menschliches Gedächtnisses konkretisiert. Im siebten Kapitel wird die Problematik, Kategorisierung und Entwicklung der Sprachstörungen nach R. Dietrich erklärt und im achten Kapitel das Forschungsgebiet der soziokulturellen Theorie und

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Aktivitätstheorie vorgestellt, als auch die Bedeutung der Internalisierung und innere Sprache bei Menschen.

Der praktische Teil Arbeit umfasst drei Kapitel. Das neunte Kapitel besteht aus vier Sprachbiografien von ausgewählten Personen und einer Analyse deren Hörverstehens, Lese- und Schreibkompetenzen als auch deren qualitativen Aspekten des mündlichen Sprachgebrauchs der deutschen Sprache nach dem Kriterium des gemeinsamen Referenzniveaus für Sprachen im Europäischen Sprachraum (GER). Im zehnten und elften Kapitel werden die aufgestellten Basisbehauptungen bzw. Hypothesen anhand von Beispielen beantwortet, als auch die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst.

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Povzetek

Magistrsko delo raziskuje in pojasnjuje tematiko psiholingvistike in njenih sociokulturnih vidikov učenja »L2« pri odraslih in je sestavljeno iz enajstih poglavij in podpoglavij, povzetka naloge, prilog in seznama literature. Samo delo je razdeljeno na dva dela, teoretični in praktični.

Prvi del naloge je teoretični del in je sestavljeno iz osmih poglavij in podpoglavij. V njem obvešča bralca o pomenu in funkciji kognitivnih procesov, kateri delujejo v času učenja in pridobivanja jezikovnih informacij in hkrati ustvarja informativno osnovo za praktični del naloge.

Drugi del naloge je praktični del naloge, kjer so predstavljeni primeri manifestacij kognitivnih procesov. V raziskavi so bile intervjuvane štiri starejše osebe (59 let ali več), katere so se brez predznanja nemškega jezika priselile v Nemčijo in tam bivale in delale več let.

Uvodno poglavje teoretičnega dela predstavlja predgovor. Ta je razdeljen na štiri poglavja in podpoglavja in opisuje težave, namen, cilje, osnovne trditve, metode in vsebine raziskovalne teme ter strukturo dela. Drugo poglavje opredeljuje različne definicije psiholingvistike, predmete in namene raziskovanja, psiholingvistične metode, ter kategorizacijo človeških komunikacijskih sistemov. V tretjem poglavju so opisani kognitivni procesi, naloge in funkcije mentalnega slovarja, nastanek leksikalnih struktur in enot. Četrto poglavje obravnava biološke temelje jezika. V njem so opisana in opredeljena merila komunikativne učinkovitosti jezikovnega razvoja, kognitivna osnova za učenje jezika s strani pluralistične in biološke teorije osvajanja in učenja jezikovnih prvin. Peto in šesto poglavju opisujeta miselne procese stavčnega in besednega prepoznavanja, metode in postopke glasovne in zvočne percepcije, interpretacije besednih informacij ter vsebinsko in referenčno razumevanje. Prav tako so obrazložene nevroanatomske osnove obdelave jezika, razlike med konceptualnim in jezikovnim znanjem, pomen struktur in povezav med sinapsami in nevroni, funkcije in oblike procesov človeškega spomina pri obdelavi jezikovnih informacij. V sedmem poglavju je pojasnjena kategorizacija in nastanek govornih motenj, na podlagi raziskav R. Dietricha, ter njihov spekter razvoja. V osmem poglavju je predstavljen pomen raziskovalnega področja sociokulturne in aktivistične teorije, ter pomen internalizacije in notranjega jezika pri ljudeh.

Drugi, praktični del naloge je razdeljeno na tri poglavja. V skupno devetem poglavju je predstavljen empirični del magistrskega dela. Sestavljen je iz štirih jezikovnih biografij izbranih posameznikov in analize njihovih slušnih, bralnih in pisnih spretnosti, kot tudi njihovih kvalitativnih vidikov nemškega jezika, po kriterijih skupnih referenčnih ravni za

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jezike v evropskem jezikovnem prostoru (GER). V desetem in enajstem poglavju so povzetki in sklepi na ugotovitve v raziskavi magistrskega dela, ter odgovori na podane hipoteze.

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INHALTSVERZEICHNIS

1. Vorwort ... 9

1.1 Problemstellung... 10

1.2 Zweck, Ziele und Basisbehauptungen... 10

1.3 Methoden und Inhalte ... 11

1.4 Aufbau der Arbeit ... 11

2. Psycholinguistik ... 12

2.1 Sprache und Kommunikationssysteme ... 13

2.2 Gegenstand und Ziele ... 14

2.3 Methoden ... 15

3. Sprachliches Wissen ... 16

3.1 Das mentale Lexikon ... 17

3.2 Lexikalische Strukturen und Einheite ... 18

4. Biologische Grundlagen der Sprache ... 20

4.1 Training und kommunikative Effizienz der Sprachentwicklung ... 20

4.2 Kognitive Basis des Spracherwerbs ... 21

4.2.1 Die pluralistische Position ... 22

4.2.2 Die biologische Theorie des Spracherwerbs ... 22

5. Sprachverstehen ... 24

5.1 Die Lauterkennung ... 25

5.2 Die Worterkennung ... 27

5.2.1 Methoden und Prozesse ... 27

5.2.2 Satzstrukturen ... 28

6. Sprachverarbeitung ... 29

6.1 Neuroanatomische Grundlagen ... 29

6.2 Synapsen, Neuronen und Aktivierungsausbreitungen ... 32

6.3 Funktionen und Formen des Gedächtnisses ... 33

6.4 Verarbeitungsprozesse ... 35

7.

Sprachstörungen ... 36

7.1 Erworbene Sprachstörungen ... 37

7.2 Relativierungen und der psycholinguistische Aspekt ... 38

7.3 Die Sprachentwicklungsstörungen ... 38

(9)

8. Soziokulturelle Theorie ... 39

8.1 Das vermitteln der Gedanken ... 39

8.2 Aktivitätstheorie ... 41

8.3 Internalisierung und die innere Sprache ... 41

9. Praktischer Teil: Sprachbiografien von ausgewählten Personen ... 43

9.1 Informationen zu ausgewählten Personen ... 44

9.1.1 Person 1 ………... 44

9.1.2 Person 2 …... 44

9.1.3 Person 3 ……….……... 44

9.1.4 Person 4 …... 44

9.2 Transkriptionen der Interviews ... 45

9.2.1 Person 1 ……….……... 45

9.2.2 Person 2 …... 47

9.2.3 Person 3 ……….……... 49

9.2.4 Person 4 …... 51

9.3 Analyse ... 53

9.3.1 Person 1 ……….……... 53

9.3.2 Person 2 …... 54

9.3.3 Person 3 ……….……... 55

9.3.4 Person 4 …... 57

9.4 Qualitative Aspekte des mündlichen Sprachgebrauchs …... 58

9.4.1 Person 1 ……….……... 58

9.4.2 Person 2 …... 58

9.4.3 Person 3 ……….……... 59

9.4.4 Person 4 …... 60

10. Schlussfolgerungen ... 61

11.Anhang ... 64

12.Quellenverzeichnis ... 70

12.1 Primärliteratur ... 70

12.2 Sekundärliteratur ... 70

12.3 Tertiärliteratur ... 70

(10)

1. Vorwort

„Man kann nicht nicht kommunizieren“1, sagte einmal der berühmte Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick, der in seinen zahlreichen Arbeiten die menschliche Kommunikation zu definieren versuchte. Tatsache ist, dass Menschen soziale Wesen sind bzw. schon immer waren und solange diese „Notwendigkeit“ an einer Interaktion zwischen Personen existiert, die regional oder auch überregional bedingt sein kann, wird es immer ein Grund bzw. ein Bedarf für die Verbalkommunikation geben. Wie wichtig die Bedeutung der Kommunikation im Leben eines Menschen ist, erklärt die Sozialpsychologin Ule in ihrem Werk „Psihologija komuniciranja in medosebnih odnosov“. Sie schreibt:

„Komuniciranje je življenski element, v katerega se rojevamo kot kulturna bitja, v katerem živimo, ustvarjamo, se realiziramo, skratka, je neizogiben in univerzalen del našega bivanja in bistva.“2

Kommunikation ist wirklich eines der wichtigsten Aspekte in unserem Leben, denn sie ist nicht nur sozial und kulturell bedingt, sondern auch psychologischer Natur. Weil aber die Kommunikation ein sehr breit gefasstes Forschungsgebiet darstellt, das unter anderen auch die nonverbale Kommunikation einbezieht, war es fast eine Notwendigkeit mein Forschungsthema einigermaßen einzugrenzen. In meiner Magisterarbeit werde ich mich vor allem auf die psycholinguistischen und soziokulturellen Aspekte des L2 Erwerbs bei Erwachsenen fokussieren.

1 Watzlawick, P. Menschliche Kommunikation, 1969, S. 53

2 Ule, M. Psihologija komuniciranja in medosebnih odnosov, 2009, S. 7

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1.1 Problemstellung

Die Problematik, die bei dem Forschungsthema dieser Magisterarbeit auftaucht, ist erstens, die eindeutige Differenzierung zwischen dem Erwerb der Muttersprache (L1) und dem Erwerb einer Zweitsprache (L2). Beide Spracherwerbsprozesse ähneln und unterscheiden sich in dem Maße, dass es äußerst schwer ist, eine eindeutige Grenze zwischen dem beiden zu ziehen, denn es gibt einfach zu viele (auserstehende) Faktoren, wie soziale und kulturelle Aspekte bei einem Individuum, die man bei einer solchen Evaluation einbeziehen muss. Zweitens, es gibt eindeutige Unterschiede bei dem Zweitspracherwerb bei Kindern und Erwachsenen. Schon die Unterrichtsmethode bei beiden Gruppen ist unterschiedlich, denn es herrschen andere Motivatoren, Bedürfnisse und Obligationen für das erlernen einer Zweitsprache. Letztens, der größte Unterschied beim Erlernen einer Fremdsprache stellen die Personen dar, die eine Sprache systematisch und methodisch in einer Institution erlernen haben und Personen, die aufgrund ihrer sozialen Situation und dessen Notwendigkeit mit deren Umgebung zu kommunizieren, „gezwungen“ waren die Sprache zu erlernen.

1.2 Zweck, Ziele und Basisbehauptungen

Der Zweck dieser Magisterarbeit ist es ein Überblick über die kognitiven Sprachfunktionen und Spracherlernprozesse aus der Sicht der Psycholinguistik zu verschaffen, als auch die soziokulturellen Aspekte beschreiben, die einen außenstehenden Einfluss auf diese Prozesse nehmen. Das Ziel dieser Forschungsarbeit ist, anhand von Interviews bzw. Sprachbiografien von ausgewählten Personen, zu beweisen bzw. versuchen festzustellen wie und welche Spracherwerbsmethoden die Personen benutzt haben und welche Motivations- und Umgebungsfaktoren beim Selbsterlernen der deutschen Sprache Einfluss nahmen. Meine Hypothesen für diese Arbeit stellen sich aus drei Behauptungen zusammen. Die erste Basisbehauptung ist, dass alle interviewten Personen ähnliche Spracherlernmethoden benutzt haben bzw. dass nur geringe Abweichungen zwischen ihnen existieren. Meine zweite Hypothese besagt, dass ihre soziale Situation und sprachliche Umgebung sowohl Grund als auch Motivation für das Erlernen der Zweitsprache und konsequent auch Dialektsprache waren.

Drittens, dass Unterschiede zwischen Sprach- und Lesekompetenzen angesichts des Schwierigkeitsniveaus von Texten existieren, bei Personen, die die Sprache in einer Institution gelernt haben und Personen, die eine Sprache selbst erlernen mussten.

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1.3 Methoden und Inhalte

In der Magisterarbeit werden drei Forschungsmethoden benutzt. Im theoretischen Teil der Arbeit wird vor allem die deskriptive Methode benutzt um anhand von Wissenschaftslichentexten Phänomenbeschreibungen wie Psycholinguistik, das sprachliche Wissen, Sprachverstehen, Sprachverarbeitung, Sprachstörungen und soziokulturellen Aspekte des Spracherwerbs zu definieren. Im empirischen Teil der Arbeit wird dagegen die korrelative und experimentelle Forschungsmethode angewendet. Die experimentelle Forschungsmethode wird aus mehreren (4-5) Interviews bestehen, deren Teilnehmer anhand eines spezifischen Kriteriums ausgewählt wurden. Für die Auswertung und Vergleich der Ergebnisse der Interviews wird die korrelative Forschungsmethode benutzt. Bei dieser Methode werden verschiede Variablen miteinander verglichen, um einen Zusammenhang oder Unterschied zwischen den soziokulturellen und psychologischen Aspekten des Fremdspracherwerbs bei den ausgewählten Personen zu definieren.

1.4 Aufbau der Arbeit

Die folgende Arbeit besteht aus zwei Teilen, dem theoretischen und praktischen Teil und deren Untergliederungen. In den theoretischen Teil wird erstmals die Problemstellung, Zweck, Ziele, Basisbehauptungen, Methoden und Inhalt der Arbeit bestimmt und verdeutlicht. Danach folgt die Definierung, Beschreibung und Verdeutlichung der Disziplin Psycholinguistik und dessen Gegenstand, Ziele und Methoden der Forschung in der Vergangenheit und heute. Im Weiteren werden auch Themen wie; sprachliches Wissen, biologischen Grundlagen der Sprache, das Sprachverstehen, Sprachverarbeitung, Sprachstörungen und die soziokulturelle Theorie anhand von verschiedenen fachliterarischen Werken erklärt bzw. veranschaulicht. Der praktische Teil der Arbeit basiert auf den Sprachbiografien von vier ausgewählten Personen. Erstmals werden in diesem Teil der Arbeit ein paar Basisinformationen über die Personen verzeichnet, gefolgt von der Transkription deren Interviews, Analyse der Tests und den qualitativen Aspekten deren mündlichen Sprachgebrauchs nach dem Kriterium des Gemeinsamen Referenzniveau für Sprachen im Europäischen Sprachraum (GER). Als Letztes kommen noch die Schlussfolgerungen, gefolgt von einer Zusammenfassung der Magisterarbeit.

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2. Psycholinguistik

Wenn man sich mit der Frage beschäftigt; was Psycholinguistik ist bzw. was das Thema/Gegenstand der Psycholinguistik ist, ist dies auf den ersten Blick ganz leicht zu beantworten. Oberflächlich könnte man Psycholinguistik als eine interdisziplinäre Wissenschaft vom sprachlichen Erleben und Verhalten von Personen bezeichnen, aber desto länger man sich mit dieser Disziplin beschäftigt, desto mehrere Dimensionen tauchen auf.

Diese Komplexität bzw. diese Unterschiede zeigen sich schon bei den Definitionen des Lexems, denn z. B. Wissenschaftler wie Häcker und Stapf, Blanken oder Wenninger folgendermaßen definieren:

„Psycholinguistik ist ein Gegenstandsbereich von der Erforschung der Sprachverarbeitung, das Verhältnis zwischen Sprache und Denken, der Spracherwerb sowie Sprachstörungen.“3

„Die Psycholinguistik ist die wissenschaftliche Disziplin, die beschreiben und erklären will, wie der Mensch Sprache erwirbt, hervorbringt und versteht. In dieser Disziplin arbeiten Vertreter verschiedener Fachrichtungen zusammen, zum Beispiel Linguisten, Psychologen, Mediziner, Philosophen, Neurowissenschaftler und Informatiker, die sich mit ihrer jeweiligen Spezialisierung und Perspektive ergänzen. Im Mittelpunkt stehen die mentalen Prozesse, die der Sprachverarbeitung zu Grunde liegen, ihre altersbezogene Entwicklung und Veränderung sowie ihre Verknüpfung mit z.B. “Denken”, “Wahrnehmung” und “Motorik.”“4

„Die Psycholinguistik ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet der beiden Fächer Psychologie und Linguistik, die sich mit Sprache und anderen Gegenstandsbereichen, wie Sprachentwicklung, Sprachproduktion, Sprachrezeption, Sprachverarbeitung und Sprachstörungen auseinandersetzt.“5

3 Vgl. Häcker, H. & Stapf, K. Sprachpsychologie, 1998, S. 604

4 Blanken, G. Psycholinguistik, 2010

(14)

Aus den Definitionen erkennt man schnell, dass Psycholinguistik eine wissenschaftliche Disziplin ist, dass ein sehr breitgefasstes Forschungsgebiet hat bzw. besitzt und dass all diese individuellen Forschungsgebiete miteinander verknüpft sind bzw. sich gegenseitig abgrenzen.

Der Unterschied zwischen ihnen ist die Quantität der Informationsgabe und das Gebiet ihrer Forschung bzw. Erforschung. So werden z.B. in der ersten und dritten Definition Sprachstörungen als ein Gegenstandsbereich der Psycholinguistik bezeichnet, was in der zweiten Definition nicht erwähnt wird. Auf der anderen Seite, wird in der zweiten Definition detaillierter spezifiziert welche Vertreter von verschiedenen Fachrichtungen zum Disziplin Psycholinguistik gehören und wie sie sich gegenseitig ergänzen, was weder in der ersten noch dritten Definition angeführt wird.

2.1 Sprache und Kommunikationssysteme

Menschliche Kommunikation teilt man generell in zwei Kategorien bzw. in zwei Kommunikationssysteme ein. Hier spricht man von der nicht-lautlichen und lautlichen Kommunikation, die auch in der Tierwelt wie z.B. bei Affenkommunikation oder beim Tanz der Bienen präsent ist. Schon der Wissenschaftler Tembrock und Chomsky haben sich mit diesen Phänomenen der Kommunikation beschäftigt. Chomsky hat sogar seine Theorien bzw.

Festlegungen auf der Tatsache basiert, dass die menschliche Sprache den Kommunikationssystemen der Tiere sehr ähnelt. Dennoch gilt, dass aus welchen Grund man auch sich über die Ursprünge oder die menschliche Kommunikation in generellen informieren will, sollte man sie erstmals aus der ethologischen Perspektive betrachten, denn wie Dietrich vermerkt:

„[...] die ethologische Perspektive verhilft gerade bei der Annäherung an die menschliche Sprachfähigkeit zu der nützlichen Distanziertheit, die die Wahrnehmung und die Aufnahme der Befunde prägen sollte, indem sie der Gefahr entgegenwirkt, Behauptungen ungeprüft aus Introspektion und Intuition abzuleiten.“6

Menschen kann man zwar nicht mit Tieren vergleichen, aber es ist leichter die menschliche Kommunikation zu verstehen, indem man sie mit der der Tiere vergleicht. Für eine erfolgreiche

6 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 2

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Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen sind mehrere Verhaltens- und Sprachvorgänge nötig.

Dazu zählen z.B. Gedächtnisvorgänge, Wahrnehmung, Denken im Sinne der autonomen, dezentralen Informationsverarbeitungen bis zu den bewussten Problemlöseprozessen, soziale Orientierung und das Gefühlsleben der Person.7

2.2 Gegenstand und Ziele

Weil Psycholinguistik ein sehr breit gefasstes Bereich der Sprache untersucht, gibt es dementsprechend auch verschiedene bzw. unterschiedliche Perspektiven, nach denen man die sprachlichen Abläufe und Verhaltensweisen untersuchen kann. Die psycholinguistische Perspektive sieht das sprachliche Verhalten als eine Komponente der menschlichen Kognition und versucht Antworten auf die Frage der Sprachfähigkeit eines Menschen, im Bezug auf die Verarbeitungssysteme, zu beantworten. Weil das aber eine sehr komplexe und breitgefasste Frage ist, kann sie nur schwer beantwortet werden. Tatsache ist jedoch, dass die Psycholinguistik diese Frage als Leitmotiv der Forschung nutzt und bisher konnten die Forscher bzw. Wissenschaftler beweisen, dass es eine Relation zwischen den Verarbeitungssystemen, Wissensbeständen, Spracherwerbsvorgängen und Sprachstörungen gibt. Um kommunizieren zu können, brauch der Mensch einerseits Kenntnisse von Wörtern und anderseits eine Kenntnis, wie man Wörter sinnvoll kombiniert. Anders formuliert:

„Die Kenntnis von Wörtern, ihren Bedeutungen, ihren syntaktischen Bedingungen, ihrem Aufbau (kann-st, komm-t, Daumen-breit-e) und ihrer Ausdrucksseite, d.h. Lautung und Schreibung, bildet zusammengefasst das lexikalische Wissen.“8

Dieses Wissen der grammatischen Kombinatorik ist ein Langzeitwissen, d.h., dass es im Gedächtnis eines Menschen gespeichert bleibt, auch wenn die Person gerade nicht kommuniziert. Grammatisches Wissen ist etwas sehr komplexes und reichhaltiges und das wird uns erst wirklich bewusst, wenn wir versuchen eine andere Sprache zu erlernen. Denn dann erst werden wir mit der Komplexität der Wortkonstruktionen, Flexionsformen und Aussprache konfrontiert. Aber nicht nur das sprachliche Wissen, sonder auch die anderen geistigen

7 Vgl. Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 7

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Vorgänge, die während einer Kommunikation verlaufen, bleiben dem Menschen unbewusst.

Hier stellt sich dann die Frage, wie sprachliches Wissen und dessen Fähigkeit es sinnvoll zu verwenden erworben werden. Mit dieser Frage hat sich schon der Sprachtheoretiker Ferdinand de Saussure beschäftigt. Im seinen Buch Grundlagen der allgemeinen Sprachwissenschaft unterscheid er zwischen drei Elementen bzw. drei Bereichen der menschlichen Kommunikationsfähigkeiten; den Sprachfähigkeiten, den Wissensbestand und der Rede.

2.3 Methoden

Den psycholinguistischen Methoden wird auf der einen Seite große Bedeutung zugewiesen, auf der anderen Seite aber auch große Skepsis. Die Basis für diese Skepsis ist die Tatsache, dass die kognitiven Konditionen und Prozesse der Sprachfähigkeiten bzw. Sprachentwicklung nicht genau beobachtet werden können. Deswegen wird den Methoden und Vorgehensweisen, mit den eine Feststellung bzw. Beobachtung erworben wird als auch den Bewertungen dieser Behauptungen, wesentliche Bedeutung geschenkt. Anders gesagt:

„Ein psycholinguistischer Befund ist nur in dem Maße aussagekräftig, wie die verwendete Methode ihm aussagekräftig macht.“9

Das Ergebnis einer psycholinguistische Arbeit hang aber immer von der Untersuchungsmethode bzw. Forschungsmethode ab. Generell unterscheidet man zwischen psycholinguistischen Arbeiten, die sich auf die Bewertung der Ergebnisse fokussieren und die auf Planung von neuen Untersuchungen bzw. Untersuchungsmethoden. Jedoch sind die Bewertungen von Resultaten bzw. Ergebnissen, die durch eine Methode erworben werden, häufig restriktiv. Eine Feststellung bzw. Annahme bezieht sich nur auf die Verhältnisse, unter denen sie gewonnen worden ist, und die sind immer von der Natur des Experiments abhängig.

9 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 13

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3. Sprachliches Wissen

Kognitive Prozesse finden ständig und meistens unbewusst im Gehirn eines Menschen statt.

Immer wenn wir sprechen, schreiben, zuhören oder lesen sind sie präsent. Diese Prozesse variieren aber je nachdem was für ein Wissen bzw. Inhalt wir vermitteln wollen, wie die zeitliche Abfolge des weitergegebenen Wissens ist und wie unsere Sprachfähigkeit aufgebaut ist. Daraus kann man erschließen, dass die Charakteristik der Sprachfähigkeit großen Einfluss auf die sprachlichen Verhaltungsweisen eines Menschen hat. Bei diesen kognitiven Prozessen der Sprachvermittlung und Spracherkennung werden zwei unterschiedliche Wissenstypen angewendet; das bewusst und ausdrücklich gelernte Wissen und das unbewusst erlernte Wissen, dessen Benutzung ebenso unbewusst ist, aber uns dennoch hilft Sätze richtig zu sprechen und schreiben. Die Tätigkeit des Sprachverhaltens wäre nicht möglich ohne ein spezifisches Aufbau- und Inhaltsmuster des sprachlichen Wissens, denn der ermöglicht uns unsere Gedanken und Gefühle von anderen Menschen wahrzunehmen und zu verstehen.

„Das sprachliche Wissen stellt dem Menschen die Mittel für die Verständigung über nichtsprachliche psychische Dinge bereit und die Organisation dieses Wissensbestandes prägt alle Modalitäten der sprachlichen Verständigung.“10

Daraus kann man schlussfolgern, dass die Wesensart dieses Wissens Einfluss auf die Zusammenarbeit von episodischen, semantischen, Kurzzeit-, Langzeit- und Arbeitsgedächtnis hat. Zum Beispiel ermöglichen uns die Prozesse, im Arbeitsgedächtnis, über sprachliche Inhalte teilweise wissend nachzudenken und zu gebrauchen. Anders ausgedrückt, unserer Arbeitsspeicher hat Zugang zum sprachlichen Wissen und das ermöglicht uns, den Inhalt und Funktion von Lexemen zu deuten. Als Beispiel dafür nehmen wir eine Person, die die deutsche Sprache beherrscht. Die Person kann erkennen worin sich die Lexeme hier und da, im Bezug auf ihre Bedeutung, differenzieren und ähneln. Beide Lexeme drücken zwar einen räumlichen Aspekt aus, aber nur das Lexem da vermittelt außerdem noch eine zeitliche Komponente. Aber woraus setzt sich eigentlich das sprachliche Wissen eines Menschen zusammen? Dietrich gibt uns darauf die folgende Antwort:

(18)

„Sprachliches Wissen umfasst demnach die Kenntnis des sprachlichen Systems von Verwendungshäufigkeiten von Einheiten und Strukturen.“11

Das ist jedoch nur eine Hypothese, denn bisher konnte die psycholinguistische Forschung die kognitive sprachliche Struktur nur teilweise durch Verhaltensbeobachtung beweisen bzw.

rekonstruieren. Sprachliches Wissen teilt man generell in zwei Bereiche bzw. Systeme. Der Erste ist das mentale Lexikon, dass das Verstehen über sprachliche Einheiten umfasst und der zweite Bereich stellt die mentale Grammatik dar, die die Kombinationsmöglichkeiten von sprachlichen Einheiten festlegt. Gerade diese Kombinationsmöglichkeiten bzw.

Kombinationsprinzipien von Einheiten sind der Grund bzw. die Voraussetzung, dass dem menschlichen Gehirn erlaubt grammatisches und lexikalisches Wissen miteinander zu kombinieren und verbinden. Die mentale Grammatik besteht aus einem komplexen System von festgelegten sprachlichen Regeln und umfasst daher die Gesamtheit der universalen und einzelsprachlichen Prinzipien. Diese kognitiven Kombinationsregel erlauben uns aus fundamentalen Einheiten komplexere Spracheinheiten zu bilden, aus denen Aussagen entstehen und aus diesen Aussagen schließlich komplexe Textmaterialien, Vorträge und Gesprächsbeiträge. Die mentale umfasst, wie schon Reiner Dietrich vermerkt, vier Prinzipien.

Erstens, die Kombination von Konzepten zu großen Bedeutungsstrukturen. Zweitens, die Prinzipien für die Zusammensetzung von syntaktischen Einheiten zu beziehungsreichen syntaktischen Gebilden. Drittens, die Kombination von einfachen lexikalischen Einheiten zum Wortformen und Neubildungen von Wörtern und letztens, die Kombination von lautlichen Einheiten zu phonologischen Phrasen und Äußerungen.12

3.1 Das mentale Lexikon

Menschen verbinden mehrere Assoziationen bzw. Begriffsbestimmung mit dem Wort Lexikon.

Die häufigste Assoziation ist natürlich, dass ein Lexikon ein Index von Lexemen darstellt oder dass es ein linguistisches Modell des Vokabulars einer bestimmten Sprache ist. Aus der Sicht der Psycholinguistik ist aber ein Lexikon ein sprachlicher Wissensbestand im Langzeitgedächtnis. Egal aus welchen Aspekt bzw. welchen Forschungsgebiet man ein Lexikon definieren versucht, eines werden sie alle gemeinsam haben, und zwar den Versuch ein

11 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 17

12 Vgl. Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 19

(19)

Wortbestand und dessen lexikalische Einheiten einer Sprache zu definieren bzw. beschreiben.

Die Psycholinguistik versucht in diesem Fall festzustellen bzw. nachzuweisen, ob es ein

„Artikelschema“ des Wörterbucheintrags auch im mentalen Lexikon existiert. Bis hier konnte diese Annahme noch nicht bestätigt werden, sollte aber wirklich ein Informationsspeicher im mentalen Lexikon existieren, würde man sich gleich die Frage stellen, wie diese unterschiedliche Informationen angeschafft und kategorisiert werden. Tatsache ist, wenn jemand eine Sprache beherrscht d.h. ist, mit dem Lexemen der Sprache vertraut, kommt nicht nur die Informationen die eine Einheit vermittelt, sondern auch dessen Verbindungen mit anderen Lexemen.

3.2 Lexikalische Strukturen und Einheiten

Im Bezug auf die Funktionen des mentalen Lexikons stellt sich hier die Frage, was und wie eine lexikalische Einheit im Gehirn präsentiert bzw. wahrgenommen wird?

Sprachwissenschaftler versuchen festzustellen ob Worte bzw. Lexeme in unserem Gehirn eigene sprachliche Einheiten bilden und ob diese „Informationsbündel“ anders verarbeitet werden als Non-Worte d.h. als eine Reihe von einzelnen Komponenten eines Wortes. Diese Prozesse lassen sich am leichtesten durch die Sprachrezeption bzw. das Lesen beobachten.

Beim Lesen kommt als Erstes die visuelle Wahrnehmung der einzelnen Buchstaben auf die Reihe, denn erst daraus kann eine Person erschließen ob es sich dabei um ein Non-Wort oder ein uns bekanntes Lexem handelt. Weil das ein Zeitaufwendendes Prozess ist, kann man zu der voreiligen Annahme kommen, dass einzelne Buchstaben weniger Zeit bei ihrer Identifikation beanspruchen als vollständige Wörter. Diese Annahme ist falsch, denn Untersuchungen haben gezeigt, dass beim Lesen, die Wortketten in einem Text schneller verarbeitet werden als Nichtwortketten. Dieses Phänomen kann man entweder anhand des Häufigkeitseffekts auf der Buchstabenebene erklären, oder der Wirkung der Worthaftigkeit. Hier spricht man von dem Effekt der „rückwirkenden Maskierung“. Beim Lesen, wie schon erwähnt, kommt als Erstes die visuelle Wahrnehmung von Buchstaben, dabei werden diese Informationen für kurze Zeit im Wahrnehmungsspeicher rezipiert und dann entweder weitergeleitet oder gelöscht bzw.

überschrieben. Den Effekt der „rückwirkenden Maskierung“ beschreibt Dietrich vollgendermaßen:

„Der Effekt der rückwirkenden Maskierung tritt u.a. ein, wenn kurz hintereinander eine Buchstabenfolge, dann dieselbe Buchstabenfolge aber

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mit einem buchstabengroßen Kreis an einer Position gesehen werden. Ist dann die Entscheidung zu treffen, welcher Buchstabe an der maskierten Position der erstgesehenen Kette stand, kann diese Entscheidung aus der Erinnerung nicht mehr getroffen werden, wenn die Lesezeit entsprechend kurz war [...].“13

Der Grund für diesen Wortüberschreibungseffekt ist die Tatsache, dass der Prozess der Wortwahrnehmung automatisch und sehr schnell unter dem Aspekt des lexikalischen Wissens weiterverarbeitet wird. Diese Annahme, dass die lexikalischen Informationen im mentalen Lexikon zu einer Einheit eingeschlossen werden, bestätigt auch der „Stroop-Effekt“, bekannt nach dem Wissenschaftler J. R. Stroop. Stroop versuchte durch ein Experiment zu zeigen, dass es eine Interferenz zwischen Wortbenennungen und Farbvorstellungen gibt. Zum Beispiel, wenn man das Lexem grün in einer anderen Farbe schreibt, als die das eigentliche Lexem bezeichnet, fällt es einem Leser wesentlich schwerer zwischen der gemeinten und geschriebenen Farbe zu unterscheiden. Dasselbe passiert auch bei der Verarbeitung von Lauten, die davon abhängig sind, ob der Laut als eine Komponente eines Lexems gehört wird oder nicht. Ein wichtiger Bestandteil der lexikalischen Einheiten sind auch dessen Strukturen oder besser gesagt Gliederungen von diesen Einheiten. Mit Gliederung sind hier die Verbindungen zwischen Kategorien von lexikalischen Informationen gemeint und sie sind äußerst wichtig, weil erstens das Wort bzw. Lexem eine Struktur einnimmt und zweitens wird im mentalen Lexikon eine Ordnung bzw. eine horizontale Gliederung eingeführt, die den Menschen erlaubt sinnvolle Sätze zu bilden. Das lexikalische Wissen wird, aus der Sicht der Sprachwissenschaft, in „dem Bereich der linear organisierten Ausdrucksform und den der grammatischen und semantischen Informationen“ gegliedert. Der erste Bereich verarbeitet graphematisches und lautliches Wissen und der Zweite ist für die syntaktischen und Bedeutungsinformationen zuständig. Ein kompetenter Produzent kann deswegen, so Dietrich beschreibt:

„[...] in der Lage sind, Wörter und Äußerungen in allen Hinsichten korrekt zu verwenden und Verletzungen aller Arten von lexikalischen Informationen zu bemerken, ist davon auszugehen, dass alle diese Informationen im lexikalischen Wissen enthalten sind [...].“14

13 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 22

14 Ebd.

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4. Biologische Grundlagen der Sprache

Die Frage, ob die Menschen angeborene Eigenschaften zum Spracherwerb haben bzw. ob überhaupt eine angeborene Disposition zum Spracherwerb existiert und wenn ja, wie diese Form und Dimension aussieht bzw. konstruiert ist, war schon lange ein wichtiges Diskussionsthema. Wenn es im 18. Jahrhundert diskutiert wurde, ob der Spracherwerb ein Produkt der bereits im menschlichen DNK existierenden bzw. vorhandenen Information ist, oder aber eine Entwicklung hervorgerufen durch die Umweltbeeinflussung, muss man feststellen, dass sich die gegenüberstehenden Positionen bzw. Ansichten bei diesem Thema bis heute nicht wesentlich verändert haben. Noch heute stehen sich die nativistische und die empiristische Theorie des Spracherwerbs, bezüglich ihres Engagements, gegenüber. Mit dem Unterschied jedoch, dass die nativistische Theorie wegen ihrer Differenziertheit, Explizität und Überprüfbarkeit eine wesentlich höhere Bedeutung bzw. Beliebtheit unter dem Wissenschaftler hat als die empiristische Theorie, die zum größten Teil auf Spekulationen basiert. Besonders Chomsky trug mit seiner Hypothese zu der Wiederlegung der empiristischen Theorie des Spracherwerbs bei. Diese These besagt, dass

„der Besitz der menschlichen Sprache mit einem spezifischen Typ von mentaler Organisation verbunden (und) nicht einfach ein höherer Grad von Intelligenz“15

ist. Daraus entwickelte sich auch die Annahme, dass der Mensch angeborene interpretative Normen der Sprache besitzt, aus denen sich dann die Restriktionen einer universellen Grammatik entwickeln.

4.1 Training und kommunikative Effizienz der Sprachentwicklung

Im weiteren haben Sprachwissenschaftler festgestellt, dass die Annahme, dass Kinder eine Sprache nur durch Imitation lernen, unrealistisch ist. Zu dieser Schlussfolgerung kamen sie, als sie mehrere sprachliche Kommunikationen zwischen Erwachsenen und ihren Kindern beobachtet haben. Sie erkannten, in einer Reihe von experimentellen Erforschungen, dass Kinder grammatische Informationen und damit verbundene linguistische Regelsysteme nicht aufnehmen oder registrieren können. Auch Versuche, den Kindern grammatische Regel schrittweise beizubringen oder erklären blieben erfolglos. Daraus erschließe man, dass das

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Kriterium der kommunikativen Effizienz, das zur Auswahl von grammatischen Sprachregelungen führt, für Kinder in diesem Entwicklungsstadium einfach nicht erlernbar ist, weil sie bei den Satzkonstruktionen nicht erkennen können, ob dieser Satz grammatisch korrekt geformt wurde. Dennoch haben Wissenschaftler feststellen können, dass die kommunikative Effizienz eine entscheidende Funktion bei der Sprachentwicklungsphase spielt, denn sie ermöglicht den Wandel von Ein- zu Mehrwortsätzen.

„Konzipiert man den Spracherwerbsprozeß als eine Entwicklung fortschreitender Dekontextualisierung sprachlicher Äußerungen des Kindes, so liegt ja die Annahme einer extrinsischen Motivation zur Sprachentwicklung durch kommunikative Effizienz sehr nahe.“16

Tatsache ist, dass Kinder neue Ausdrucksmittel bzw. grammatische Sprachregelungen mit der Zeit erlernen, weil ein äußerliches und innerliches Bedürfnis bzw. Motivationsdrang nach kommunikativer Interaktion mit unserer Umgebung existiert.

4.2 Kognitive Basis des Spracherwerbs

Schon der Sprachwissenschaftler Noam Chomsky stellte einige Annahmen bzw. Hypothesen über die Spracherwerbsforschung auf. Durch seine Beobachtungen des Spracherwerbs bei Kindern erkannte er, dass Kinder den sprachlichen Input eines bereits vorhandenen Regelsystems nicht erkennen oder anwenden können. Chomsky schlussfolgerte daraus, dass in menschlichem Gehirn ein Spracherwerbsmechanismus muss, dass uns den Erwerb und Gebrauch der grammatischen Regel ermöglicht. Die Frage stellt sich hier jedoch, ob die Internalisierung der Sprachregel spezifisch linguistischer Natur ist oder ein Produkt der partikularen Herausbildung der menschenspezifischen kognitiven Fähigkeiten. Leider hat Chomsky diese zwei Annahmen nie eindeutig exemplifiziert bzw. geklärt.

16 Lerninger, Miller, Müller. Psycholinguistik – Ein Forschungsbericht, 1972, S. 177

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4.2.1 Die pluralistische Position

Zu der Feststellung, dass sprachtheoretische Universalien, damit sind, vor allem die grammatischen Verbindungen gemeint, in linguistischen Aspekt zum biologischen Bestandteil von Menschen gehören, kam der amerikanische Psychologe und Schriftsteller McNeill. In seinen Arbeiten vertritt er vor allem die pluralistische Position, die zwischen schwachen, starken und dritten Aspekt, der zwischen diesen beiden steht, der linguistischen Universalien unterscheidet. McNeill beschreibt diese Universalien folgendermaßen:

„Schwache linguistische Universalien haben eine notwendige und hinreichende Bedingung in einem oder in mehreren Universalien der Kognition oder Perzeption. Starke linguistische Universalien können eine notwendige Ursache in der Kognition oder Perzeption haben [...]. In der dritten Version lassen sich linguistische Universalien auf beides, eine spezifisch sprachliche und kognitive Kapazität zurückführen und besitzen so keine notwendige Ursache.“17

Dennoch sind nicht alle Wissenschaftler dieser Auffassung. Vor allem Bloom, Professor für Psychologie und kognitive Wissenschaft an der Yale-Universität und Schlesinger, Professor für Psycholinguistik an der Hebräischen Universität in Jerusalem, zweifeln an dieser These.

Schlesinger ist der Auffassung, dass grammatische Strukturen bzw. Ausdrücke bei einem Kind noch unspezifiziert sind, da erst die Realisierungsregel, die das Kind mit der Zeit erlernt, zu der Kategorisierung von Konzepten führt, die das Ergebnis von kognitiv verarbeitenden Lebenserfahrungen sind.

4.2.2 Die biologische Theorie des Spracherwerbs

Der Linguist und Neurologe Lenneberg war ein Pionier auf dem Gebiet des Spracherwerbs und der kognitiven Psychologie. Er war, wie Chomsky, der Auffassung, dass Spracherwerb mit dem Reifungsprozess eines Menschen verbunden ist und dass das soziale Umfeld meistens der Auslöser für diese Prozesse ist. Nach ihm muss die universelle Grammatik durch spezifische Modi der Kognition definiert werden. Die Annahme, dass der Spracherwerb einer Person mit dem Reifungsprozess verbunden ist, kann durch die Beobachtung der Entwicklung der kognitiven Funktionen im Gehirn bewiesen werden. Am Anfang sind diese Funktionen der

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Literarisierung im Gehirn noch sehr unentwickelt, weil die zerebralen Dominantverhältnisse zwischen der rechten und linken Hemisphäre noch nicht geregelt sind. Erst nach dem 13.

Lebensjahr erreicht das Gehirn das Endstadium seines Wachstums, denn dann erst übernimmt die linke Hemisphäre Sprach- und Sprechfunktionen. Weil diese Phänomene der Literarisierung und Wachstums nur bei Menschen vorkommen, da sich das menschliche Gehirn viel langsamer und koordinierter entwickelt als die der Tiere, kam Lenneberg zu der Konklusion, dass der Spracherwerb mit einer zeitspezifischen Reifungskurve verbunden ist.

Diese Reifungskurve beginnt mit 2. Jahren und endet erst wenn die Person das 13. Lebensjahr erreicht. Mit Spracherwerb meint Lenneberg hier den Erwerb grammatischer Strukturen bzw.

Regel und nicht den Wortschatz der Person, denn das Erwerben Kinder schon sehr früh bei der Benennung von Objekten. Hier stellt man sich die Frage, was man beim Sprachverhalten bzw.

Spracherwerb als angeboren bezeichnen kann. Tatsache ist, dass Sprachentwicklung eng mit der menschlichen Kognition verbunden und davon abhängig ist. Die Sprachentwicklung muss durch verschiedene kognitive Vorgänge der Kategorisierung, Differenzierung und Selektionierung durchlaufen, deswegen werden dabei nicht nur einzelne Wörter bzw. Lexeme für Objekte erlernt, sondern auch für Modi des Erkennens. Hier schließe ich mich Lennebergs Auffassung an, dass Phänomene die in der Semantik, Phonologie oder Syntax auftauchen, nicht als angeborene Fähigkeiten eines Menschen gesehen werden können. Dennoch bin ich der Meinung, dass bei den natürlichen Sprachen angeborene Prozesse im Gehirn existieren, die eine Sprache aktualisieren und weiterentwickeln.

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5. Sprachverstehen

Sprachverstehen ist nicht nur ein substanzieller Bereich für die Sprachforschung, sondern außerdem ein fundamentales Teil der menschlichen Existenz. Schon kurz nach der Geburt eines Menschen, versucht er das sprachliche Artikulieren in seiner Umgebung zu verstehen.

Diese geistigen Aktivitäten des Sprachverstehens entwickeln sich mit dem Wachstum eines Individuums ständig weiter. Es beginnt mit dem Unterscheiden zwischen sprachlichen und nichtsprachlichen Lauten und entwickelt sich mit der Zeit durch spezifische Muster und lautliche Merkmale schließlich zum inferenziellen Verstehen. Was für Sprachverstehen wichtig ist, ist der Wechsel vom Umgang mit lautlichen Einheiten zur Meisterung und Unterscheidung zwischen der begrifflichen Bedeutung eines Wortes und seinen lautlichen Ausdrückweißen.

Der Mensch ist das einzige Lebewesen das lautliche Ausdrücke mit lexikalischen Mustern zusammenfügen bzw. kombinieren kann. Beim Sprachverstehen werden diese Prozesse der Verbindung von Lauten und Konzepten immer wieder neu initiiert. Dennoch unterscheiden sich die mentalen Vorgänge beim Satz- und Worterkennung, deswegen spricht an hier von zwei Ebenen des Sprachverstehens; die lexikalische Erkennung und das Äußerungsverstehen. Zu der ersten Kategorie zählen Prozesse wie Lauterkennung, Worterkennung und Schallwahrnehmung. Zur zweiten Kategorie hingegen gehören alle mentalen Prozesse, die mit Satzerkennung, Interpretieren, Inhaltsverstehen und referenziellen Verstehens zu tun haben.

Diese Prozesse werden weiterhin von Dietrich erklärt:

„Die lexikalische Erkennung ist ein Suchvorgang und das Ergebnis im Erfolgsfall die Aktivierung spezifischen lexikalischen Wissens aufgrund von Schalleindrücken. Äußerungsverstehen ist im Grunde ein Konstruktionsprozess: Es ist der Aufbau einer Sachverhaltsvorstellung auf dem Weg über das Erkennen von Wortbedeutungen, syntaktischen Strukturhinweisen und die Heranziehung von außersprachlichen, begleitenden Wahrnehmungen, von Kontextwissen und Weltwissen.“18

Zum lexikalischen Verstehen zählen aber nicht nur Vorstellungsverknüpfungen eines Schalleindrucks, sondern die Verbindung, die zwischen dem Schalleindruck und dem theoretischen Wissen, ist weitaus komplexer gestaltet und muss durch verschiedene Zwischenstadien gehen. Durch akustische Ausdrucksformen einer Aussage kann man weder

18 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 188

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einzelne Silben, Segmente, Laute noch Anzahl der Wörter erkennen. Bevor es zur Worterkennung kommt, muss das Gehirn erstmals im individuellen Schallereignis das geäußerte einer Person, dass durch einen spezifischen Stimmklang, Lautstärke, Geschwindigkeit usw. produziert wurde, mit einer gespeicherten lexikalischen Form im Gehirn verbinden bzw. erkennen. Außerdem muss es noch durch Schalleindrucke festlegen, wo das Ende und Anfang eines Wortes ist. Dennoch bedeutet das lokalisieren eines Wortes im mentalen Lexikon noch nicht das vollkommene Erfassen dieses Wortes, denn es existiert ein Unterschied zwischen dem Verstehen eines Ausdrucks und seinen mentalen Zugriff.

Zum Beispiel, wenn wir einen Hörer die Aufgabe geben, er/sie sollen entscheiden ob Lautformen wie Essen, Caffé, allein, sitzen, usw. Wörter aus der deutschen Sprache sind. Um die Aufgabe zu lösen, benötigt die Person nur die Aktivierung des mentalen Lexikons um zu erkennen, ob diese lautlichen Elemente in einem Satz vorkommen. Ist dies der Fall, ist die Antwort „Ja“, wenn nicht dann „Nein“. Komplizierter wird es aber, wenn die Person die Aufgabe bekommt zu entscheiden, ob eine Äußerung wie z.B. „Eine Frau sitzt alleine im Caffé“ zu einer Abbildung passt. Denn in diesem Fall reicht es nicht nur ein Wort bzw. eine Gruppe von Wörtern zu erkennen, sondern man muss die Stellung des Wortes, seine Beziehung zur Bedeutung, Bezug zum Sprecher und Objekt, die Zeit und die spezifische Ortsangabe usw.

festlegen bzw. ermitteln.

5.1 Die Lauterkennung

Die Intention jeder Kommunikation ist es spezifisches Wissen bzw. die Absicht eines Sprechers/Produzent erfolgreich zum Hörer/Empfänger weiterzuleiten. Um dies zu vollbringen, muss der Empfänger aus der lautlichen Form den Sinn bzw. die Bedeutung des geäußerten herauszufiltern bzw. erkennen und es dann mit seinem gespeicherten Welt-, Kontext- und Situationswissen zu verbinden. Um aus einer Äußerung Informationen bzw. den Inhalt zu entnehmen, benötigt es die Lösung zweier Aufgaben; der Segmentierungs- und Kategorisierungsaufgabe. Bei der Segmentierungsaufgabe werden sprachliche Einheiten mit einzelnen Teilen eines Schalls in Verbindung gebracht und im zweiten Schritt bzw. bei der Kategorisierungsaufgabe muss aus den gegliederten Teilen des Schalls erkannt werden welche lautlichen Einheiten darin hervorkommen. Der Grund, wieso diese zwei Aufgaben nötig sind, ist auf die Problematik der Schall- und Lautformen zurückzuführen. Schallform und Lautform sind nicht gleichartig, denn die Lautform muss erst aus dem akustischen Vorkommnis abgeleitet werden. Dies geschieht in zwei Schritten:

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„Die lautliche Präsentation, die es dem Hörer ermöglicht, auf sein lexikalisches Wissen zuzugreifen, ist [...] eine metrisch gegliederte Kette von Bündeln lautlicher Merkmale. Also muss das vom Gehör aufgenommene Schallkontinuum in eine Form überführt werden, die einen Bezug zu solchen Merkmalen ermöglicht.“19

Für diese Kategorisierung der Schallformen ist das Cortische Organ, das aus empfindlichen Härchen, Membranen und Nervenzellen besteht, zuständig. Das Cortische Organ kann durch die empfindlichen Härchen verschiedene Schwingungsfrequenzen empfangen und sie dann in einzelne Schwingungen zergliedern. Das Ergebnis dieser Filtrierung ist eine Darlegung des Frequenzspektrums. Jeder Sprachlaut hat sein eigenes individuelles Spektrogramm, dass wiederum von zahlreichen akustischen Faktoren begleitet wird, die in manchen Fällen für die Bestimmung von Lauten im einen Schallereignis störend sein kann. Zu diesen hinderlichen Merkmalen zählen die Stimmlage, Klangfarbe, Eigenarten der Sprechsituation, Akzent und Nebenakzent eines Sprechers. Um all diese hinderlichen Sprachmerkmale aus dem Schallereignis ausschließen zu können, existiert im menschlichen Gehirn ein Programm der kategorialen Wahrnehmung, dass als Folge einer genetischen Modifizierung beim Spracherwerb entstanden ist. Reiner Dietrich definiert bzw. beschreibt die Funktionen dieses Programm folgendermaßen:

„Das Programm akzeptiert keine fließenden Übergänge bei der Wahrnehmung sprachlicher Signale, jedenfalls bei Konsonanten, sondern ordnet einen Höreindruck genau einer lautlichen Kategorie zu, also entweder der Kategorie ›stimmhaft‹ oder ›stimmlos‹, ›dental‹ oder ›palatal‹

usw.“20

Daraus ist festzuhalten, dass das Kategorisierungsproblem durch eine Kooperation zwischen den Cortischen Organ und dem Lautwahrnehmungsprogramm geregelt wird.

19 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 192

(28)

5.2 Die Worterkennung

5.2.1 Methoden und Prozesse

Mit der Lauterkennung ist nur der erste Teil des Sprachverstehens abgeschlossen. Der zweite Teil beginnt mit dem weitaus komplexen Prozess der Worterkennung bzw. der lexikalischen Erkennung. Dietrich beschreibt die Verbindungen zwischen der Lauterkennung und dem Sprachverstehen als:

„Die Forminformation im Lexikon, das Lexem, ist die phonologische Repräsentation des Morphems, vorzustellen als die Verbindung von Knoten der phonologischen Netzebene zu dem Lexemknoten, je nach Lexemfrequenz eine schnelle oder langsame Verbindung. Und erst über das Lexem führt der Weg zum Lemma.“21

Wie es zu dem endgültigen Resultat der Lauterkennung kommt, hängt ganz von der Natur des Wortprozesses ab. Denn wie bereits erwähnt sind Lauterkennung und Worterkennung nicht dasselbe. Die Erkennung der Lexeme hängt letzten Endes von der Beziehung zwischen dem Lexem- und Phonemebene ab. Dieser Prozess der Worterkennung im Schallereignis verläuft äußerst schnell, denn sobald das erste Phonem darin erkannt wird, beginnt das Gehirn nach den passenden Lexemen im mentalen Gedächtnis zu suchen. Dies geschieht in drei Schritten.

Erstens werden einkommende Lautinformationen im Lexemnetz lokalisiert, dann im zweiten Schritt werden diese Informationen selektionier, bis nur ein einziges Lexem übrig bleibt. Als Letztes wird ein Zusammenhang zwischen dem Lexem und Lemma hergestellt. Wie schon erwähnt verlaufen diese Prozesse der Worterkennung sehr schnell ab, was bedeutet, dass während einer Kommunikation Lexeme schneller identifiziert werden, als eine Person sie aussprechen kann.

Als Beispiel nehmen wir das Lexem peinlich das teilweise ausgesprochen wird. Die Person A (Produzent) braucht das Lexem nicht vollständig auszusprechen, denn sobald die Person B (Empfänger) das Schallstück l in Wortfolge erkennt, weist die Person, um welches Lexem es sich handelt.

Zum Prozess der Worterkennung gehören drei Vorgänge; die Suche, die Selektion und die Integration des Wortes. Man muss sich die Suche nach dem passenden Lexem als ein sequentieller Wettbewerbsprozess22, der beginnt, sobald das erste Phonem im Schallstück

21 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 198

22 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 200

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erkannt wird und endet, wenn das Ziellexem gefunden wird. Diese Suche, so beschreibt Dietrich:

„[...] beginnt mit der Aktivation aller Lexeme im Lexikon, die mit dem Initialphonem des Zielworts beginnen [...] und endet, theoretisch, wenn nur noch ein Lexem im Rennen ist; dieses Lexem wird als das Ziellexem angesehen.“23

Dieser Suchvorgang verläuft aber nicht zeitlich linear, sondern hängt von der Zahl der betroffener lexikalischen Faktoren in der Sprache ab. Das bedeutet, dass die Datenverarbeitung von mehreren Lexemen mehr Zeit beansprucht als die von wenigen, auch wenn die Aktivationsprozesse im neuronalen Netz die gleichen sind.

5.2.2 Satzstrukturen

Das verstehen und gebrauchen bzw. produzieren von einer oder mehreren Sprachen, als auch der Beherrschung deren schriftlichen Form, erfordert, einen hohes Maß bzw. Grad an der Verständigung deren Satzstrukturen. Unter dem Kapitel Sprachverstehen wurde als Erstes über die kognitiven Prozesse der Lauterkennung und Spracherkennung gesprochen bzw. erörtert, aber damit ist der Weg zum Sprachverstehen noch nicht abgeschlossen, denn erst wenn die modular organisierten Informationen der ersten zwei Prozesse von dem menschlichen Satzanalysesystem bzw. Parser verarbeitet werden, kann man von Sprachverstehen reden. Die syntaktische Struktur eines Satzes besteht aus den syntaktischen und prosodischen Informationen, gewonnen aus dem Prozess der Worterkennung und der Abfolge von Lexemen.

Satzstrukturen bestehen aus einer immensen Anzahl von einzelnen syntaktischen Beziehungen zwischen den Lexemen und diesen Verknüpfungen, die die Menschen beim Sprechen oder Verstehen gar nicht wahrnehmen. Ein Satz ist das Resultat einer spezifisch geordneten Reinfolge von Lexemen, die nur durch eine bestimmte syntaktische Verknüpfung von grammatischen Morphemen kohärent wird. Um ein Satz kohärent zu gestalten, muss der Sprecher etwa achtzig diverse syntaktische Verknüpfungen berücksichtigen und sinngemäß zusammenfügen. Sollte nur eine Relation der Lexeme nicht berücksichtigt werden, kann der Satz ungrammatisch werden und für einen Rezipienten schwer verständlich sein. Beim Gestalten eines Satzes muss man z. B. Rücksicht auf den Wortstamm eines Nomens, seinen

(30)

Artikel und Nominalphase, den Genus, Kasus und Numerus nehmen. Auch muss man die Relationen und Positionierung von Nomen und Verbform beachten, als auch bedenken, ob die Weitergabe der gewünschten Informationen in einen Hauptsatz formuliert werden soll oder die noch durch weitere Nebensätze ergänzt werden muss. Hier sind nur einige Aspekte aufgezählt, die man beim Sprechen beachten muss. Diese syntaktischen Relationen verändern sich natürlich mit dem Gebrauch von unterschiedlichen Lexemen und der Sprecher muss all diese Verbindungen bei der Satzbildung ständig neu evaluieren. Deswegen müssen diese syntaktischen Verbindungen zwischen den Lexemen schon im Voraus bzw. schon in Verstehensvorgang identifiziert werden, damit der Sinn der Aussage plausibel wird.

6. Sprachverarbeitung

Mit Sprachverarbeitung, wobei vor allem Verstehen und Sprechen gemeint sind, bezeichnet man die Fähigkeit auf ein bereits vorhandenes Wissen gesteuerten Zugriff zu haben bzw.

spezifische Sprach-und Verstehensinformationen intentional, akkurat und innerhalb kürzester Zeit ins Gedächtnis herbeizurufen. Diese Funktion bzw. biogenetischen Aufgaben werden von unserem Gehirn, die als Instanz dient, verrichtet. In diesem Teil der Magisterarbeit will ich veranschaulichen bzw. konkretisieren welche Prozesse, Funktionen, Teile des Gehirns bei der Sprachverarbeitung aktiv sind, als auch welche Sprachmodelle dabei entstehen oder/und vorkommen. Die Grundlage meiner Erläuterungen und Interpretationen der Themen beruhen auf den Erforschungen des Wissenschaftlers und Autors Multhaup.

6.1 Neuroanatomische Grundlagen

Um die Verbindung zwischen der Verwendung bzw. der Anwendung der Sprache und dem menschlichen Gehirn zu verstehen, müssen wir uns erstmals die Frage stellen, wo und wie wird unseres Sprachliches- und Allgemeinwissen im Gehirn gespeichert. Sprache, Wissen und damit verbundenen Gehirnfunktionen lassen sich bei einer Kommunikation nicht getrennt betrachten, weil das Wissen eine Funktion des Gedächtnisses ist und das Gedächtnis hat seinen Zentralpunkt im Gehirn. Multhaup charakterisiert bzw. beschreibt diese Gehirnfunktionen folgendermaßen:

„Im Gehirn laufen die vom peripheren Nervensystem weitergeleiteten visuellen, taktilen, auditiven, usw. Informationen zusammen. Es selektiert, koordiniert, speichert und verarbeitet die eigehenden sensorischen Impulse

(31)

(Perzepte). Dabei finden ständig Kompulationen statt, denn erst durch die vom Gehirn vorgenommenen Prozesse der Sortierung, Bündelung und Speicherung der von ihm als „zusammengehörig“ angesehenen Impulse entsteht (konzeptuell) ein Wissen.“24

Daraus lässt sich erschließen, dass erst durch die im Gehirn verlaufenden bzw. abgeschlossenen Prozesse zum einen für den Menschen brauchbares Wissen führen. Hier unterscheidet man aber zwischen dem konzeptuellen und dem sprachlichen Wissen. Ontogenetisch gesehen ist das konzeptuelle Wissen dem sprachlichen Wissen prävalent, jedoch kann sich auch ein sprachlich codiertes Wissen mit der Zeit zum konzeptuellen Wissen entwickeln. Um zu verstehen wie sinnliche Erfahrungen, Interessen und Neigungen des Egos sowie lexikogrammatische Systeme in kommunikativen und Sprachlernprozessen zusammen fungieren, muss man erstmals die neurophysiologischen und neuroanatomischen Prinzipien der Vorgänge bzw. Prozesse im Gehirn verstehen.

Damit das erworbene Wissen gespeichert wird und dann später wiederverwendet werden kann, müssen erstmals verschiedene neurophysiologische/neuroelektrische Prozesse und anatomische Strukturen im Gehirn stattfinden. Neurophysiologische/neuroelektrische Prozesse nennt man vereinfacht auch Lernprozesse, die die Aufgabe haben die Strukturierung des neuronalen Netzes zu formen, die zu Folge eine Neuorganisation bzw. Umstrukturierung des bereits vorhandenen Wissens haben. Weil all diese Prozesse unbewusst verlaufen, kann man schlussfolgern, dass das menschliche Gehirn ein selbstorganisierendes Ökosystem ist, dass ständig eine Ausgewogenheit bzw. Balance zwischen dem Ist- und dem Sollzustand sucht.

Diese Prozesse der Reorganisation der Strukturen nennt man auch Assimilation und Akkommodation, die schließlich zur Adaption von natürlichen Systemen an ihre Umweltbedingungen führen.

Im menschlichen Gehirn gibt es zwei Zentren, die für die Sprachverarbeitungsprozesse verantwortlich sind, das Brocas Areal und das Wernickes Areal. Die beiden Areale, die in der linken Hemisphäre des Gehirns positioniert sind, haben spezifische Funktionen für die Sprachverarbeitung, die auf den ersten Blick, bezüglich der anatomischen Struktur des Gehirns, getrennt erscheint. Beim genauen Betrachten der neuronalen Strukturierung wird jedoch klar, dass das Konstrukt aus verschiedenen zusammengefügten Elementen besteht. Multhaup verdeutlicht diese Interkonnektivität der Gehirnteile mit dem Beispiel des Sprechens.

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„Sprechen z.B. verlang das koordinierte Aktivieren von Mund, Lippen und Luftströmen (Silbenartikulation), das seinerseits gesteuert werden muß von einem semantischen Wissen um Lexeme, ihre Bedeutungen und Valenzen (quantitativ, qualitativ und selektional), das wiederum ergänzt werden muß von einem morphosyntaktischen Wissen um die in einer bestimmten Sprache zum Ausdruck bestimmter Notionen nötigen bzw. möglichen Formen und Sequenzen von Wörtern sowie von einem kommunikationsstrategischen Arrangements und ihre Wirkungen, usw.“25

Aus dem Zitat kann man erkennen, wie komplex das Wechselspiel zwischen den divergierenden Komponenten des Wissens ist, wenn es um den Prozess des Sprechens und auch Verstehens geht. Jedoch nicht nur einzelne Komponente des Wissens sind für eine erfolgreiche Kommunikation bedeutend, sondern auch die Intention, Gefühle (Affekte) und die Wahrnehmung bzw. Einschätzung einer Situation oder/und den Gesprächspartner/Gesprächspartnerin. Am bedeutendsten jedoch ist das Interesse an der kommunikativen Aktion, der erst das Bedürfnis an der Kommunikation mit unseren Mitmenschen, aktiviert die nötigen Areale bzw. Prozesse im Gehirn.

Wegen der Komplexität und Rasanz der mentalen Prozesse, die beim Sprachverarbeitungsprozessen entstehen, führten zu der Annahme, dass Sprechen wegen dieser komplexen Strukturen nicht wie andere Sachen (Schachspielen, Fußballspielen, usw.) gelernt werden kann. Viele Forscher, darunter auch Chomsky, kamen zu der Ansicht, dass ein angeborenes Spracherwerbsmechanismus mit universalgrammatischem Wissen im Gehirn existieren muss. Jedoch sind nicht alle Wissenschaftler dieser Ansicht, besonders Sprachpsychologen und Biologen sind der Auffassung, dass die Existenz eines autonomen Spracherwerbsmechanismus unzutreffend ist, aber das Module im Gehirn existieren, die im Laufe der biologischen Entwicklung für neue Funktionen angepasst worden. Das bedeutet, dass das Gehirn visuelle, taktile, auditive und motorische Impulse bzw. Stimuli multifunktional nutzt.

25 Multhaup Uwe: Psycholinguistik und fremdsprachliches Lernen, 1995, S. 219

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6.2 Synapsen, Neuronen und Aktivierungsausbreitungen

Um zu verstehen wie die vielseitigen und komplexen Prozesse im Gehirn verlaufen bzw.

stattfinden, müssen wir uns erstmals die Struktur und die Verbindungen zwischen den Neuronen und den Synapsen ansehen bzw. spezifizieren, denn sie stellen die Basis für die Ausbreitung der Aktivierungen des neuronalen Netzes. Um das besser zu verstehen, werde ich erstmals versuchen die Struktur und Funktion von Neuronen zu erklären. Das menschliche Zerebrum ist ein sehr komplexes Körperorgan, das sich aus zwei Hemisphären und fünf Lappen zusammensetzt und diese wiederum bestehen aus Milliarden von Neuronen. Ein Neuron besteht aus einem Zellkörper, eine Vielzahl von Dendriten und einem Axon, über den elektrische Impulse bzw. Informationen aus dem Zellkern an andere Neuronen weitergeleitet werden. In der Umgebung von jedem Neuron befinden sich zahlreiche Synapsen, die Impulse von anderen Neuronen über die Dendriten zu dem Zellkern leiten. Multhaup beschreibt das vollgendermaßen:

„Jedes Neuron empfängt über eine in der Regel fünfstellige Zahl von Eingängen Signale von anderen Nervenzellen, verarbeitet sie und gibt selbst über einen Ausgang nur ein einziges Signal ab [...]. Dieses wird seinerseits über mehrere zehntausend Synapsen ... an etwa ebensoviele Nervenzellen weitergeleitet. (Palm 1988b:54)“26

Notwendig für die Übermittlung von Impulsen sind außerdem neurochemische Stoffe, die für Adrenalinstöße verantwortlich sind. Diese Adrenalinstöße wecken Unlust- oder Lustgefühle, die das Lernen und Speichern von neuen Informationen in größerem Ausmaß beeinflusst. Im Neuronenspeichern sich Bruchteile einer Information, die sich dann multidimensional in verschiede Wissenseinheiten, je nach Eigenschaft und Lokalisation, einordnen lassen. Damit aus physiologisch eingehenden Informationen psychologisch belangvolles Wissen entstehen kann, müssen erst die visuellen, auditiven, sinnlichen, usw. Daten zu neuroelektrischen Impulsen umgewandelt werden. Diese Impulse werden, je nach Frequenz, in spezifische Areale des Gehirns geleitet, dass uns dann mitteilt ob die Frequenz, die das Objekt in unserer Umwelt aussendet, etwas Visuelles, Akustisches, usw. ist. Diese Impulse aktivieren mehrere Areale des neuronalen Netzes gleichzeitig. In denen sind Aktivierungsmuster gespeichert, die uns einen Vergleich bzw. eine Identifikation zweier Vorgänge/Sachverhalte ermöglichen. Das

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