• Keine Ergebnisse gefunden

UNIVERZA V MARIBORU FILOZOFSKA FAKULTETA ODDELEK ZA GERMANISTIKO DIPLOMSKO DELO. Sabina Zagorc

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "UNIVERZA V MARIBORU FILOZOFSKA FAKULTETA ODDELEK ZA GERMANISTIKO DIPLOMSKO DELO. Sabina Zagorc"

Copied!
80
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

UNIVERZA V MARIBORU FILOZOFSKA FAKULTETA ODDELEK ZA GERMANISTIKO

DIPLOMSKO DELO

Sabina Zagorc

Maribor, 2009

(2)

UNIVERSITÄT IN MARIBOR PHILOSOPHISCHE FAKULTÄT ABTEILUNG FÜR GERMANISTIK

Gastarbeiterdeutsch in heutigen Medien

Diplomarbeit

Kandidatin: Sabina Zagorc

Mentorin: Doz. Dr. Alja Oštir Lipavic

Maribor, 2009

(3)

UNIVERZA V MARIBORU FILOZOFSKA FAKULTETA

ODDELEK ZA NEMŠKI JEZIK S KNJIŽEVNOSTJO

Gastarbeiterdeutsch v današnjih medijih

Diplomsko delo

Kandidatka: Sabina Zagorc

Mentorica: doc. dr. Alja Oštir Lipavic

Maribor, 2009

(4)

Na tem mestu bi se rada zahvalila mentorici doc. dr. Alji Oštir Lipavic za pozitivno kritiko in spodbudo med pisanjem diplomskega dela.

Prav tako bi se rada zahvalila mojim domačim, ki so me podpirali in verjeli vame.

Iskrena hvala tudi družini Bregar.

(5)

Zusammenfassung:

In der Zeit nach 1950 entstand in Deutschland wegen der mangelnden Kenntnisse der deutschen Sprache seitens der Immigranten die Kontaktsprache das Gastarbeiterdeutsch, das von manchen Sprachforschern als eine Pidginsprache beschrieben wurde. Im theoretischen Teil der Arbeit wurde Werdegang vom Tok Pisin als einer etablierten Kreolsprache und Werdegang vom pidginisierten Gastarbeiterdeutsch vorgestellt.

Sprache in den Medien verändert sich sehr schnell und beeinflusst die Zustände in der Gesellschaft, negativ oder positiv. Schlechte Deutschkenntnisse der Gastarbeiter nahmen Einfluss auf ihre Sozialisation als Türkendeutschen in die deutsche Gesellschaft.

Die Absicht dieser Diplomarbeit war, anhand der Beispieltexte vom türkisch- deutschen Komiker festzustellen, ob das Gastarbeiterdeutsch den Weg in die deutschen Medien gefunden hat. Im empirischen Teil der Arbeit wurde das Vorhandensein von sprachlichen Gastarbeiterdeutschmerkmalen aus den Bereichen der Morphologie, der Phonologie und des Wortschatzes auf der CD

»Welttournee durch Deutschland« und DVD »Was guckst du?!« untersucht und analysiert. Die CD und die DVD wurden wegen der unterschiedlichen medialen Formen miteinander verglichen.

Nach der gründlichen Untersuchung der Texte wurde festgestellt, dass die ausgewählten Texte nicht typische Gastarbeiterdeutschtexte der ersten türkischen Generation von Immigranten in Deutschland sind, also gibt es in deutschen Medien kein Gastarbeiterdeutsch.

Schlüsselwörter: Sprachen, Pidgin, Kreol, Gastarbeiterdeutsch, Türken, Medien.

(6)

Povzetek:

Po letu 1950 je zaradi pomanjkljivega znanja nemškega jezika priseljencev v Nemčiji nastal kontaktni jezik Gastarbeiterdeutsch. Mnogi jezikoslovci ga opisujejo kot pidginski jezik. V teoretičnem delu je opisan proces nastajanja Tok Pisina kot primera uveljavljenega kreolskega jezika in nastanek pidginiziranega jezika Gastarbeiterdeutsch.

Jezik v medijih se zelo hitro spreminja in vpliva na razmere v družbi, negativno ali pozitivno. Slabo znanje nemškega jezika priseljencev je vplivalo na njihovo socializacijo kot turških Nemcev v nemško družbo.

Cilj empiričnega dela je bil, da se na podlagi izbranih besedilih turško-nemškega komika ugotovi, ali je Gastarbeiterdeutsch dobil svoje mesto v nemških medijih.

Raziskali in analizirali smo prisotnost tipičnih jezikovnih lastnosti Gastarbeiterdeutsch-a na področju glasoslovja, oblikoslovja in pomenoslovja na CD-ju »Welttournee durch Deutschland« in DVD-ju »Was guckst du?!«. Zaradi različnih medijskih formatov smo CD in DVD med seboj tudi primerjali.

Po temeljiti raziskavi je bilo ugotovljeno, da izbranih analiziranih besedil ne moremo označiti kot tipični Gastarbeiterdeutsch prve generacije turških priseljencev v Nemčiji, iz tega pa sledi, da Gastarbeiterdeutsch v nemških medijih ni prisoten.

Ključne besede: jeziki, pidgin, kreol, Gastarbeiterdeutsch, Turki, mediji.

(7)

IZJAVA O AVTORSTVU

Podpisani-a Sabina Zagorc, rojen-a 1. 8. 1978, študent-ka Filozofske fakultete Univerze v Mariboru, smer Nemški jezik s književnostjo, izjavljam, da je diplomsko delo z naslovom

Gastarbeiterdeutsch in heutigen Medien

(Gastarbeiterdeutsch v današnjih medijih)

pri mentorju-ici doc. dr. Alji Oštir Lipavic, avtorsko delo. V diplomskem delu so uporabljeni viri in literatura korektno navedeni; teksti niso prepisani brez navedbe avtorjev.

Maribor, 12. 12. 2009

U N I V E R Z A V M A R I B O R U

F I L O Z O F S K A F A K U L T E T A Koroška cesta 160

2000 Maribor

(8)

1. Einleitung 1

2. Theoretischer Teil der Diplomarbeit 3

2.1 Wie entstehen die Sprachen? 3

2.2 Was sind Kreolsprachen und Pidginsprachen? 5

2.2.1 Wo findet man Kreolsprachen und Pidginsprachen? 8 2.2.2 Tok Pisin und Gastarbeiterdeutsch (GAD) als Pidginsprachen 10

2.3 Grammatische Kategorien in Pidginsprachen 17

2.3.1 Morphologische Merkmale der Pidginsprachen 17 2.3.2 Phonologische Merkmale der Pidginsprachen 21

2.3.3 Wortschatz der Pidginsprachen 21

2.4 Das Gastarbeiterdeutsch der Einwanderer – Türken in Deutschland 22 2.4.1 Die Sozialisierungsrolle der Sprache im Fall von Einwanderer der 1.

Generation 22

2.4.2 Die Rolle der Sprache bei der 2. Generation von Türken 27

2.5 Einwanderer und ihr öffentliches Leben 32

2.5.1 Das Leben der türkischen Minderheit im Medienraum 32

3. Empirischer Teil der Diplomarbeit 36

3.1 Vorsätze in der Diplomarbeit 36

3.2 Eingehende Gliederung 37

3.2.1 Untersuchungshypothesen 37

3.3 Methodologie 39

3.3.1 Untersuchungsmethodologie 39

3.3.2 Verfahren bei der Sammlung von Daten 40

3.3.3 Das Untersuchungsmuster 40

3.3.3.1 Verfahren bei der Bearbeitung von gesammelten Daten 44

(9)

3.4 Die Analyse von Ergebnissen 45 3.5 Die Interpretation von Ergebnissen nach einzelnen Teilhypothesen 59

3.6 Zusammenfassung der Ergebnisse 63

4. Schluss 66

Literaturverzeichnis 68

Bild-, Graphik-, Mappenverzeichnis

Prestige Rabaul Variante und der Madang Varianteaus der Umgebung dieser

Städte 12

Die Tabelle von Einträgen in das Wörterbuch von Mihalic 14

Ein Beispiel des Gastarbeiterdeutschen 21

Sprach- und Integrationskurse 29

Schulabgänger nach Schulabschlüssen 29

Lebenswelten von Migrantenjugendlichen 30

Welche Medien benutzen die Türken in Deutschland 32

Sprachbedingter Gebrauch von Zeitungen 33

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kasus-, Geschlecht- und Numerusmarkierung auf der DVD 45 Tabelle 2: Kasus-, Geschlecht- und Numerusmarkierung auf der CD 46

Tabelle 3: Gebrauch von Verben auf der DVD 48

Tabelle 4: Gebrauch von Verben auf der CD 49

Tabelle 5: Gebrauch von Verben- Fehler auf der DVD 50 Tabelle 6: Gebrauch von Verben- Fehler auf der CD 51

Tabelle 7: Gebrauch von Pronomen auf der DVD 53

Tabelle 8: Gebrauch von Pronomen auf der CD 54

(10)

1. Einleitung

Überall auf der Welt reisen die Menschen schon Jahrhunderte lang herum, um andere Menschen und ihre Kulturen kennen zu lernen. Dabei entstehen neue Sprachen. In meiner Diplomarbeit werde ich im theoretischen Teil die Möglichkeiten, bei denen neue Sprache entsteht, untersuchen.

In den 60er Jahren reisten nach Deutschland sehr viele Arbeitnehmer aus den unterschiedlichen Ländern Europas an. Aus dem Süden kamen die Türken.

Heutzutage bilden die türkischen Arbeitnehmer die größte fremde Gruppe in Deutschland. Die erste Generation benutzt immer noch das Gastarbeiterdeutsch um sich mit den Deutschen zu verständigen.

Das Gastarbeiterdeutsch der ersten Generation wurde nicht erforscht, denn die Gastarbeiter sollten nach gewisser Zeit in ihre Heimat zurückkehren. Die veränderte Lebenslage in Deutschland hat mit Sicherheit auch Einfluss auf ihre Sprache genommen. Die Sprache wiederum hat ihre Integration in die deutsche Gesellschaft beeinflusst. Deswegen werde ich im theoretischen Teil meiner Diplomarbeit versuchen festzustellen, was das Gastarbeiterdeutsch im Bereich der Morphologie, Phonologie und des Wortschatzes kennzeichnet. Ich stelle mir auch die Frage, ist das Gastarbeiterdeutsch eine Sprache, vielleicht nur eine Varietät oder Pidgin? Entwicklung des Gastarbeiterdeutschen werde ich mit dem Werdegang einer etablierten Kreolsprache in der jetzigen Entwicklungsstufe schon der standardisierten Sprache aus dem Fernen Osten vergleichen.

Die erste Generation von den Gastarbeitern lebt in Deutschland schon mehr als 40 Jahre. Mich interessiert im empirischen Teil meiner Diplomarbeit, ob sich ihre Sprache Gastarbeiterdeutsch nach so langer Zeit auch in den deutschen Medien durchgesetzt hat. Es gibt sehr wenige junge Türken, die in deutschen Medien berühmt wurden. Ich werde versuchen anhand einer Untersuchung von Gastarbeiterdeutschmerkmalen in den ausgewählten Texten des Komikers der

(11)

zweiten türkischen Generation in Deutschland zu beweisen, dass die jüngere Generation von Türken ihre Sprache in den Medien benutzt.

(12)

2. Theoretischer Teil der Diplomarbeit 2.1 Wie entstehen die Sprachen?

Sprachen sind ein wichtiges Mittel zum Kommunizieren eines Menschen in einer Gruppe, zu der derjenige gehört. Sie ist ein Mittel mit anderen Menschen schon bestehende Kontakte weiter zu pflegen. Sprachen sind: »A system for the expression of thoughts, feelings etc. by the use of spoken sounds or conventional symbols: … the language of particular nation or people« (nach Sebba, 1997: 2, in Chambers Dicktionary, 1993)

Es gibt unterschiedliche Wege, auf denen die neuen Sprachen entstehen. Für alle Sprachen der Welt gilt, dass sie sich langsam entwickelte, auf menschlicher Intelligenz basierenden Systeme sind. Diese Systeme wurden durch Jahrzehnte entwickelt.

Man trennt nach der Art des Entsehens:

1. die natürlichen Sprachen, 2. die künstlichen Sprachen.

Die natürlichen Sprachen entstehen spontan und sind daher auch biologisch not- wendig. Das heißt z. B., dass die Kinder die Sprache der Eltern erlernen und ei- gentlich zuerst keine andere Möglichkeit haben. Sie sind zuerst nur der Sprache der Eltern ausgesetzt. In der weiteren Entwicklung haben sie später die Wahl noch andere Sprachen zu erlernen, die sie im Privat- oder im Berufsbereich gebrauchen.

Künstliche Sprache ist zum Beispiel die Computersprache oder Esperanto. Für künstliche Sprachen gilt, dass sie meistens auf sehr spezifischen Bereichen ge- braucht werden. So werden sie begrenzt gebraucht und für sie gilt, sie sind nicht biologisch notwendig – man kann ohne sie in einer Gruppe überleben.

(13)

Anfang des 19. Jahrhunderts begann sich die sprachtheoretische Forschung zu entwickeln. Es wurden unterschiedliche Sprachtheorien entwickelt:

- Stammbaumtheorie, - Wellentheorie, - Entfaltungstheorie, - Konvergenztheorie,

- soziopragmatische Theorie (nach Wolff, 1994: 31).

Stammbaumtheorie

Die Stammbaumtheorie wurde 1863 von A. Schleicher entwickelt. Diese Theorie ging davon aus, dass sich die Sprachen, so wie Arten in der Natur aus einer Art bzw. einer Ursprache entwickelt haben, und dass der Stammbaum der Sprachen erstellt werden kann. Schleier hat den Stammbaum für die indogermanischen Sprachen entwickelt.

Wellentheorie

Die Wellentheorie unterstützt die Stammbaumtheorie und wurde bei der kartographischen Aufgliederung von Sprachräumen benutzt. Diese Sprachtheorie geht davon aus, dass sich die Sprachen in den politisch-geographischen Zentren entwickeln und sich dann wellenförmig verbreiten. Die Wellen werden schwächer und die Sprachen interferieren einander. So wurden auch die Unterschiede zwischen den Sprachen aus der gleichen Sprachfamilie erklärt.

Entfaltungstheorie

Nach dieser Theorie entwickeln sich die Sprachen nicht gleichmäßig, aber mit der Durchsetzung von angeborenen Eigenheiten des Volkes. Als Beispiel benutzte

(14)

Höfler die Lautverschiebung in germanischen Sprachen, die sich längere Zeit durchzog und nicht überall gleiche Wirkungen hatte.

Konvergenztheorie

Trubetzkoy hat vorausgesetzt, dass die Sprachen im ständigen Kontakt sind und einander beeinflussen. Im Sprachkontakt kommt es zum Mischen von genetisch nicht verwandten Sprachen und dabei kommt es zu strukturellen Angleichungen.

Soziopragmatische Sprachtheorie

Jeder Sprecher hat mehrere Variationen der Sprache zur Verfügung, zwischen denen er auswählt. Nach der soziopragmatischen Theorie des Sprachwandels verändert sich die Sprache wegen vier Faktoren:

- Ökonomie: Streben nach Kürze, - Innovation: Streben nach Neuerungen, - Variation: Streben nach Alternativen,

- Evolution: Einfluss gesellschaftlicher Kräfte.

2.2 Was sind Kreolsprachen und Pidginsprachen?

Es gibt mehrere Herkunftserklärungen für das Wort Pidgin. Einer der wichtigsten Wissenschaftler, die Pidginsprachen und Kreolsprachen untersucht, ist Peter Mühlhäusler. Er fand 6 mögliche Erklärungen. Eine von denen ist, dass dieses Wort sehr wahrscheinlich aus der chinesischen Bezeichnung für »buissnes« ent- stand, weil die Aussprache von »bei« in »bei chin« sehr nah dem westlichen laut- losem p-Laut liegt.

Die Sprecher von diesen Sprachen haben eigene Erklärungen, woher ihre Sprachen stammen. Zum Beispiel Tok Pisin Sprecher übersetzten den Namen ihrer Sprache als die Sprache der Vögel oder als Pidginsprache (nach Comrie, 1999: 146).

(15)

Pidgins sind Sprachen, die dann entstehen, wenn die Menschen aufeinander tref- fen, die keine gemeinsame Sprache haben. Deshalb nennt man sie auch Kontaktsprachen. Diese Sprachen kommen neu wegen alltäglicher Kontakt- bedürfnisse auch in der neueren Zeit auf. Zum Beispiel in Republik Deutschland entstand in den 60er Jahren das Gastarbeiterdeutsch.

Der Begriff Pidgin-Sprache (richtiger: Pidgin) bezeichnet eine reduzierte Sprachform, die verschiedensprachigen Individuen zur Verständigung dient.1

Pidgins sind niemands ersterlernte Sprachen und entstehen aus alltäglicher Kom- munikationsnotwendigkeit. Sie werden als Zweitsprache gelernt und sollten nur Teilbereiche des Lebens aufdecken. Diese Sprachen sind zwar nicht sehr komplex gebaut, sind aber auch nicht einfache Vereinfachungen von Spendersprachen und man muss die bestimmten Gebrauchsnormen lernen um ein Pidgin richtig zu gebrauchen.

Pidginsprachen sind, so wie schon erwähnt, in erster Reihe als Kontaktsprachen gedacht und gerade deswegen werden sie situationsbedingt gebraucht. Wenn sich die Situation, in der man die Pidginsprachen gebraucht, verändert, dann kann es vorkommen, dass eine Pidginsprache ausstirbt oder dass sie sich weiter zur Kreol- sprache entwickelt.

Die nächste Stufe, Kreolsprachen, treten aber schon als Muttersprache für die fol- genden Generationen auf und die benutzen neu entstandene Sprache auch als Standardsprache und Schriftsprache. Im Gegensatz zu Pidgins sind die Kreolspra- chen komplexer. Sie sind morphologisch, phonetisch und auf dem Bereich des Wortschatzes ausgebildete Sprachsysteme, dessen grammatische Merkmale nicht nur aus den Substraten und Superstarten übernommen, sondern auch weiterentwi- ckelt sind.

1 http://dictionary.sensagent.com/Pidgin-Sprachen/de-de/

(16)

Die Pidgin- und Kreolsprachen entstehen meistens aus mehreren nicht verwandten Sprachen.

Superstrate sind Sprachen, die den größten Teil des Wortschatzes von Pidginspra- chen spenden. Meistens gibt es mehrere Spendersprachen, aber eine von allen kann als der Lexifier gedeutet werden. Lexifier ist dann die Sprache genannt, die das größte Teil des Wortschatzes spendet. Substrate sind in Pidgin- und Kreol- sprachen im Gegenteil zu Superstraten die Sprachen der Einheimischen, die die Grammatik spenden.

In unterschiedlichen sozialen Situationen kommen unterschiedliche Pidgin- und Kreolsprachen zu Stande. Sprachforscher Sebba unterscheidet sieben Pidgin- und Kreoltypen, deren Entstehung sozial bedingt war:

1. militärisches bzw. Polizeipidgin/-kreols: Hiri Motu;

2. Pidgins und Kreols der Seemänner und der Händler: Tok Pisin;

3. Plantagenpidgins/-kreols: Caribbean;

4. Minenpidgins/-kreols: Fanakalo;

5. Immigrantenpidgins/-kreols: Gastarbeiterdeutsch;

6. Touristenpidgins/-kreols: pidginisierte Sprache der Touristen im türki- schen Dorf;

7. Migrantenpidgins/-kreols: Sheng.

(17)

2.2.1 Wo findet man Kreolsprachen und Pidginsprachen?

Pidgin und Kreolsprachen der Welt 2

Wenn man sich obere Karte anschaut, kann man erkennen, dass die Pidginspra- chen und Kreolsprachen dort entstandene Sprachen sind, wo die größten Entde- cker der Welt, den kürzeren Weg nach Indien gesucht haben. Sie haben nicht den neuen Weg nach Indien gefunden, sondern ganz neue Länder entdeckt.

Nach dieser Entdeckung der neuen Länder der Welt wurde an den Höfen Europas der Wunsch geäußert, diese neuen Länder zu erforschen. Das Erforschen sollte dazu dienen, das Einkommen der europäischen Königshäuser zu erhöhen, nicht der Sprachforschung oder allgemein der Anthropologie. Vieles wurde diesem Ziel untergeordnet und es sind, für die kurze Zeit von 1500-1800, fast alle neue Länder entdeckt und kolonialisiert worden.

2http://images.google.si/imgres?imgurl=http://content.grin.com/binary/wi24/110747/0.jpg&imgref url=http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/110747.html&usg=__ogeRyZ4z1j4gBYZ5TsYp hib0WzI=&h=398&w=547&sz=39&hl=sl&start=5&um=1&tbnid=Z9yfbrWT3ZaRt

(18)

Nach der Entdeckung der neuen Gebiete wollten die Seefahrer in Kontakt mit den Einheimischen treten. Es gab keine gemeinsame Sprache und so bildeten sich mit der Zeit Sprachen, mit denen man in Kontakt mit Einheimischen treten konnte – Pidginsprachen.

Die kolonialisierten Länder waren die Küstengebiete von Afrika, Süd- und Nord- amerika und die Inseln Indonesiens. Die Sprecher von Pidginsprachen waren die Arbeitgeber und Arbeiter auf den Plantagen, die Seefahrer und die Händler, die ihre in Europa sehr geschätzte Ware in neuen Ländern eingekauft haben, um sie teuerer Zuhause weiter zu verkaufen.

Auf Grund dessen, aus welchem Lexifier die Pidginsprachen entstanden sind, kann man sie in (nach Sebba, M. 1997: xii):

1. englische, 2. portugiesische, 3. niederländische, 4. französisch basierte, 5. bantu-,

6. gemischte

Pidgin- und Kreolsprachen einteilen.

Ein sehr wichtiger Grund für das Entstehen und die Erhaltung von Pidgins und Weiterbildung zu Kreols ist eine große Zahl von Sprachen, die oft die Einheimi- schen in ihren Stämmen sprachen. Deswegen konnten Pidgins auch zur Lingua Franca werden und werden neben der Spendersprache auf diesen Gebieten ge- braucht. Ein Beispiel dafür sind die um 700 Sprachen sprechende Völker auf Papua Neu Guinea, die Tok Pisin als Staatssprache neben dem Englischen und Hiri Motu benutzen (nach Sebba, 1997: 18).

Für die Verbreitung von Pidginsprachen ist auch wichtig gewesen, dass Sprecher von Pidginsprachen in Inselgebieten von einer zu anderen Insel gezogen sind.

(19)

Zum Beispiel die papuanischen Arbeiter wurden von Papua New Guinea nach Australien zur Arbeit auf den Plantagen gefahren und die Sprachen wurden somit auf großen Inseln verbreitet, wie z. B. Papua Neu Guinea und benachbarten Inseln (New Britain ...) (nach Comrie, 1999: 147).

2.2.2 Tok Pisin und Gastarbeiterdeutsch (GAD) als Pidginsprachen

Tok Pisin

Tok Pisin ist eine Pidginsprache, die man auf der großen Insel von Papua New Guinea finden konnte. Die Insel wurde schon im 16. Jahrhundert als sie Jorge de Meneses entdeckte, kolonialisiert. Die Europäer, meistens die Missionare und Händler, haben die Küstengebiete New Guineas danach erst im 18. Jahrhundert besiedelt. Danach wurde die Insel vorübergehend von Engländern, Niederländern und zuletzt von den Deutschen regiert. Nach dem ersten Weltkrieg fiel Papua New Guinea unter die Staatsverwaltung Australiens.

Vor der deutschen Besitznahme der Insel im Jahr 1884/1885 ist die englisch- basierte Variante der Handelsprache bekannt gewesen. Tok Pisin hat sich sehr schnell erst nach dem Jahr 1880 ausgebreitet. Vor dieser Zeit bestehen für diese Sprache sehr wenige Notizen.

Diese Sprache hat mehrere Stufen der Entwicklung in sehr kurzer Zeit (1885- 1975) von etwa hundert Jahren durchgemacht.

Its genesis was the result of a gradually stabilizing and expanding contact language which went through the following stages of development: jargon stage, to stable pidgin, expanded pidgin, followed by creolization on the notion of the pidgin/creole life cycle.3

3 http://www.siu.edu/departments/cola/ling01/jpclfiles/tokpisin.html

(20)

Am Anfang der Entwicklung von Tok Pisin gab es Soziolekt Tok Masta, das schon von Anfang an die Herrscher für die Kommunikation mit den Einheimi- schen benutzt haben. Und es wurden später Umland- und urbane Pidginvarianten entwickelt.

Autor Mühlhäusler hat entdeckt, dass sich die Sprecher von allen Varianten ei- gentlich sehr schwierig miteinander verständigen. Besonders die älteren Sprecher von Tok Masta und der älteren Tok Pisin Variante hatten Schwierigkeiten in der Kommunikation mit der jüngeren Generation, die die englischere Variante benutzte: »Speakers of rural pidgin find it difficult to follow the heavily anglicized varieties of urban pidgin« (nach Mühlhäusler, 1981: 95).

In dieser Phase ist Tok Pisin schon als verbreitete Sprache gebraucht worden. Es wurde festgestellt, dass die Standardisierung der Sprache vorgenommen werden muss. Das folgte im Jahr 1955 als der Minister den Sprachgebrauch öffentlich gefordert hat. Es wurde die Wahl zwischen zwei Varianten getroffen: prestigen Rabaul Variante und der Madang Variante. Die Basis für die prestige Rabaul Va- riante ist noch heute bestehender Unserdeutsch, das heute nur noch von wenigen älteren Leuten gesprochen wird. Unserdeutsch hat die Wurzeln in der deutschen Sprache. So sind deutscher Wortschatz und die deutschen grammatischen Strukturen in dieser Variante zu erkennen. Diese Variante ist von den Missionären in den Inseldorfschulen New Britains an die Bevölkerung übertragen worden.

Die Variante von Tok Pisin aus der Umgebung von der Stadt Madang wurde als Basis für die Standardsprache genommen. Die zwei Hauptgründe dafür waren die Ablehnung der Rabaul Variante von dem Stamm Tolai auf der Insel New Britain und die rasche Entwicklung der Zentren auf der größten Insel des Staates (nach Wurm, 1984: 135).

(21)

Prestige Rabaul Variante und der Madang Varianteaus der Umgebung dieser Städte 4

In der standardisierten Stufe von Tok Pisin ist der Lexifier die englische Sprache und als Substrate haben die Sprachen der Einheimischen die Grammatikregeln gespendet. Eine Zeit lang wurde behauptet, dass Tok Pisin eine Pidginsprache, und sogar in der jetzigen Entwicklungsstufe als Kreolsprache nicht gut genug ist, um sich in dieser Sprache über alles auszudrücken. Ein starker Grund dagegen war, dass die Bevölkerung diese Sprache täglich gebraucht hat, um miteinander zu kommunizieren. Daraus kann man schließen, dass die Sprache alle Lebensbereiche aufdeckt. Und wenn man sich die Einträge im Wörterbuch von Mihalic anschaut, zeigen viele Einträge so reiche Bedeutungsdifferenzierung als Beispiel unten.

blut, German:

Blut ‘blood’

wanblut.

Noun forms Physiology: blood

blut i kamap to be bleeding

blut em i sut i go the blood spurted out i gat blut long en to be bloody, blood-stained blut i ran gut the pulse is good

pikinini i blut yet at the embryonic stage of pregnancy Physiology: blood-like substances glu, stiki waitpela blut pus

blut bilong diwai tree sap Culture: blood, essence

blut i sot ‘blood is short’, cultural interpretation of (i) doctor’s diagnosis of anaemia (ii) any feeling of weakness

4 http://www.greece-map.net/oceania/maps/papua-new-guinea-map.gif

(22)

Society: a kin group, a bloodline

man i kam long narapela blut the man is from another kin group Noun combination forms

Culture: haus blut obsolete in most areas: menstrual hut (where a woman secluded herself during menstrua- tion)

Verb phrase forms

Warfare, fighting: givim blut to draw blood ol i givim blut long ol they gave them bloody noses Medicine: kisim blut to bleed, to be wounded em i kisim blut he was wounded.5

Es gibt auch viele deutsche Wörter in Tok Pisin, die aus der Zeit der deutschen Kolonialisierung stammen, obwohl zu bemerken ist, dass der Gebrauch von die- sen Wörtern nach dem Ende der deutschen Kolonialisierungszeit gesunken ist.

Ziemlich wichtige Wortschatzquelle neben schon erwähnten europäischen Spra- chen ist auch die Sprache Kuanua des Stammes Tolai.

5 http://www.mihalicdictionary.org/Index.htm

Adzera (1)

Australian English * (3)

Austronesian (1)

Bougainville * (2)

Brand name (1)

Contact exchange * (2) Eastern Highlands * (2)

Enga (1)

Fijian * (4)

Gazelle/New Ireland ** (6)

German *****

* (18)

Iatmul (1)

Japanese (1)

Kuanua

*****

*****

**

(35)

Kuanua/Ramoaaina * (4)

Kuman (1)

Language particle (1)

Latin * (2)

Local language place

name (1)

Malay *** (8)

Mbula (Umboi I.) * (2)

Melpa * (2)

Mendi (1)

(23)

Morobe (1)

Motu * (2)

New Hanover * (2)

New Ireland ** (5)

Oro (1)

Pacific Pidgin English

*****

*****

*****

*

(48)

Personal name * (2)

Place name *****

* (18)

Polynesian * (2)

Proto Oceanic (1)

Shared with Solomons

Pijin (1)

Source uncertain * (2) Southern Highlands (1) Torres Strait Creole (1)

Tumleo * (2)

Yabem * (2)

Don't know (0)

(Not classified) (106)

Die Tabelle von Einträgen in das Wörterbuch von Mihalic 6

Aus der Tabelle von Einträgen in erstes Tok Pisin Wörterbuch von Mihalic kann man sehen, dass er nicht nur den Wortschatz aus den größten Spendersprachen, sondern auch die Wörter aus unterschiedlichen Stämmen der papuanischen Inselgruppe oder der Umgebung untersuchte. Aber keine hat so einen großen Anteil am Wortschatz als das Englische und Deutsche. Für die größte Zahl der Wörter (106) in Tok Pisin muss noch festgestellt werden, woher sie stammen. Das Wörterbuch wird immer noch im Internet erweitert.

Später im Jahr 1975 als Papua New Guinea selbstständig wurde, wurde das sehr deutlich auch öffentlich in der Meinung der Ausgebildeten ausgedruckt.

Expatriaes are mistaken if they think that Tok Pisin cannot be used to express everything well. If they find difficulty in expressing themselves, it is because they either do not know Tok Pisin well or they still think and formulate their ideas in their own native language (nach Mühlhäusler, 1981: 97).

6 http://www.mihalicdictionary.org/Index.htm

(24)

Im Jahr 1975 wurde die lange vernachlässigte und verachtete Sprache zu einer Standardsprache auf Papua New Guinea. Das ist die höchste Stufe einer Sprache, die sie in einer Gesellschaft erreichen kann.

Gastarbeiterdeutsch

Im Gegenteil zur Pidginsprache, die in der jetzigen Phase schon Kreolsprache ist, Tok Pisin, hat Gastarbeiterdeutsch nicht eine so lange Geschichte.

Gastarbeiterdeutsch finden wir nur in Deutschland, in den Ballungszentren Deutschlands.

Nach dem zweiten Weltkrieg befand sich deutscher Staat in einer wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krise. Das Land hat bald in den Nachkriegsjahren das

»deutsche Wirtschaftswunder« erlebt und damit auf allen Bereichen Neuanfang geschafft. Die Wachstumsrate war um 6 % in den 50. Jahren und am Anfang der 60. Jahre (nach Gabrovec, 2006: 24). Das zeigte, dass das Land im Aufschwung war. In dieser Zeit halfen der deutschen Wirtschaft beim Aufschwung die eingeführte DM und die Einwanderer. Die Anzahl der einheimischen Arbeitskräfte war nicht so hoch als die Anfrage im Land. Deswegen kam es zur Integration von ausländischen Arbeitern, die den besseren Arbeitsbedingungen und Lebensbedingungen, als sie sie in ihren Heimatländern hatten, nachgingen.

Die neue Welle von Arbeitern aus Ausland ermöglichte der Gesetz, in dem es stand, wenn in vier Wochen kein einheimischer Arbeiter angestellt werden kann, dann kann die Firma einen ausländischen Arbeitnehmer nehmen um den Arbeitsplatz zu besetzen. Dann suchte deutscher Staat überall in Europa die neuen Arbeitskräfte zuerst mit Vereinbarungen mit Nachbarsländern. Mit Italien schloss Deutschland die erste Vereinbarung im Jahr 1953. Die Vereinbarungen mit Spanien, Griechenland, Türkei, Portugal, Marokko und Tunesien mit dem Ziel der Anwerbung von Gastarbeitern folgten unter ähnlichen Voraussetzungen in späteren Jahren.

(25)

Die Arbeiter aus dem Ausland bekamen in Deutschland die Arbeitsplätze, an de- nen die schwere physische Arbeit oder die Schichtarbeit erledigt werden musste.

Die Einheimischen wollten solche Arbeit für die angebotenen niedrigen Löhne nicht mehr verrichten. Und so wurden deutscher Mangel an Arbeitskräften und zugleich die hohe Arbeitslosigkeit in den Ländern mit denen die Vereinbarungen getroffen wurden, gelöst.

»Gastarbeiter« war Bezeichnung für die ausländischen Arbeitnehmer, die nur eine bestimmte Zeit bleiben sollten. Das war auch Bezeichnung für ihre schlechte sozi- ale Lage in der deutschen Gesellschaft. Heute wird dieser Ausdruck nur in der Umgangsprache benutzt, in der Öffentlichkeit wurde dieser Ausdruck mit »aus- ländischer Arbeitnehmer« ersetzt. (ebda)

In dieser Zeit entstand Gastarbeiterdeutsch. Diese Sprache haben alle Einwanderer benutzt, denn die meisten waren nicht ausgebildet und konnten kein Deutsch sprechen.

Das Gastarbeiterdeutsch war anders, nicht verständlich und deswegen nicht ak- zeptiert in der Gesellschaft. Gastarbeiterdeutsch ist so wie Pidginsprache Tok Pi- sin eine grammatisch nicht komplex gebaute Kontaktsprache. Aber sie unterscheidet sich vom Deutschen in der Syntax, Morphologie, Lexik. An der Aussprache von Sprechern kann man erkennen, dass diese Sprache Ausländer benutzen.

Sprachforscher verschiedener Meinungen, was Gastarbeiterdeutsch ist. Clyne be- zeichnet Gastarbeiterdeutsch als eine Befehlsprache, die die neuen Arbeitnehmer von den Arbeitgebern übernommen haben, bzw. sie nachahmen (nach Banaz 2002: 40). Hinnenkamp und Meisel sind zwei Autoren, die die Meinung vertreten, das Gastarbeiterdeutsch sei eine Übergangsvarietät (nach Watzinger-Tharp, 2004:

288).

(26)

In der späteren Forschung der Pidginsprachen haben die Forscher das Gastarbei- terdeutsch als eine Übergangsvariante der deutschen Sprache bezeichnet, die nicht stabil ist.

Die Unstabilität der Sprache hat zugleich dafür gesorgt, dass man behauptete, wenn Gastarbeiterdeutsch eine Pidginsprache ist, dann gibt es in Deutschland nicht nur ein Gastarbeiterdeutsch, sondern jede Gastarbeitergruppe hat je nach ihrer Nationalität ein eigenes Pidgin mit eigenen morphologischen, phonologi- schen und semantischen Merkmalen.

Gastarbeiterdeutsch hat im Vergleich zu Tok Pisin nie die Stufe der Standardisie- rung erreicht. Es blieb und bleibt auf dem Niveau der Pidginsprachen.

2.3 Grammatische Kategorien in Pidginsprachen

Gastarbeiterdeutsch ist als eine pidginisierte Sprache zu sehen. Dabei handelt es sich um starke Reduzierung des Gebrauchs von grammatischen Regeln der Bezugssprache (Deutsch). Zum ersten Mal wurde diese Varietät im deutschen Sprachraum 1968 durch den australischen Germanisten Michael Clyne untersucht.

Sein Ergebnis war, dass es trotz der unterschiedlichen Herkunft und Muttersprachen der Sprecher einheitliche Tendenzen in ihrem deutschen Sprachgebrauch gibt.

2.3.1 Morphologische Merkmale der Pidginsprachen

Die morphologischen Merkmale des Gastarbeiterdeutschen kann man am besten an unterschiedlichen Wortarten beobachten. Dazu eignen sich die flektierbaren (Substantiv, Verb, Artikel, Pronomen) und unflektierbaren (Präpositionen) Wort- arten.

(27)

Substantive

Beim Substantiv werden im Standarddeutschen drei Kategorien, die zu morpho- logischen Prozessen führen, unterschieden:

1. Genus: Femininum, Maskulinum, Neutrum;

2. Numerus: Singular, Plural;

3. Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ.

Genus kann man im Deutschen durch abhängige Glieder der Substantivgruppe markieren. Das sind Artikel, attributiv gebrauchte Adjektive, Pronomen und Zahlwörter. Die Forschung wies nach, dass lexikalische Genusmarkierung im Gastarbeiterdeutsch nur beim natürlichen Geschlecht festgestellt wurde (nach Orlović-Schwarzwald, 1978: 76).

Singular und Plural werden im Deutschen mit morphologischen und lexikalischen Mitteln gekennzeichnet. Der Plural kann mit Hilfe der Umschreibung mit:

1. dem bestimmten oder unbestimmten Zahlwort: 5 Mann, viel Papier;

2. Fügungen wie: Tag für Tag;

3. Ersetzung der Pluralform durch Sammelbegriffe: Obst;

4. durch Zusammensetzung mit Sammelnamen: Bildmaterial gekennzeichnet werden.

Kasus und Numerus sind im Deutschen grammatische Kategorien, die haupt- sächlich mit Flexionsmorphemen gekennzeichnet werden. Bei den Unter- suchungen des Gastarbeiterdeutschen wurde festgestellt, dass die Nicht- Markierung von Kasus auftritt, das Geschlecht und Numerus werden im Gegenteil dazu mit lexikalischen Mitteln gekennzeichnet (nach Orlović-Schwarzwald, 1978:74).

(28)

Die häufigsten nominalen Wortstrukturen in der Untersuchung vom Gastarbeiter- deutsch der Jugoslawen:

Wortstruktur Prozentsatz

[+N] + Ø 83,11 %

[+N] + /é/, /e./, /e:/ 11,13 %

[+N] + /(é)n/ 2,42 %

[+N] + /(é)r/ 2,39 %

[+N] + /é/ + /Umlaut/ 0,29 %

[+N] + /(é)r/ + /Umlaut/ 0,29 %

[+N] + /ár/ 0,1 %

[+N] + /(é)s/ 0,07 %

[+N] + Ø + /Umlaut/ 0,04 %

[+N] + /(é)n/ + /Umlaut/ 0,04 %

[+N] + /ár/ + /Umlaut/ 0,02 %

[+N] + /á/ 0,01 %7

Die jugoslawischen Arbeitnehmer benutzen am häufigsten die Substantive mit der Struktur [+N] + Ø. Es wurde festgestellt, dass die Strukturen mit auslautendem /é/, mit der Mainzer Stadtsprache zu verbinden sind, weil bei den Flexions- morphemen /én/ und /ér/ des Standarddeutschen die auslautenden Konsonanten getilgt werden.

Verben

Im Standarddeutschen ist das Verb durch:

1. Tempus: Präsens, Präteritum, Perfekt, Futur;

2. Modus: Indikativ, Konjunktiv, Imperativ;

3. Person: 1. Person, 2. Person und 3. Person;

4. Numerus: Plural, Singular gekennzeichnet.

7 Orlović-Schwarzwald, M. (1978). Zum Gastarbeiterdeutsch jugoslawischer Arbeiter im Rhein- Main-Gebiet: empirische Untersuchungen zur Morphologie und zum ungesteuerten Erwerb des deutschen durch Erwachsene. Wiesbaden, "Franz Steiner". S. 82.

(29)

Bei der Untersuchung des Gebrauchs von Verben wurde festgestellt, dass von Vollverben die schwachen Verben meistens (32,15 %) gebraucht werden. Aus der Klasse der starken Verben wurde hohes Gebrauch von Verben gehen, kommen, sprechen, sehen und verstehen festgestellt. Die Sprecher haben 2. und 3. Person Singular einheitlich die Flexionsmorpheme /(é)st/ und /(é)t/ richtig gebraucht. Es wurde festgestellt, dass die Verben mit dem trennbaren Präfix falsch gebraucht werden. Sehr oft werden die Verben in der Infinitivform gebraucht (nach Orlović- Schwarzwald, 1978: 127).

Artikel, Pronomen, Präpositionen

Die bestimmten und unbestimmten Artikel werden nur in sehr wenigen Fällen gebraucht, meistens fallen sie ab. Bei der Untersuchung von Pronomenklassen ist festgestellt worden, dass das Pronomen du nicht als einzige einheitlich benutzte Anredeform gebraucht wird. Das Pronomen du kam nur einen Platz höher als Pronomen sie und so wurde die Feststellung von M. Clyne nicht bestätigt.

Beim Gebrauch von Präpositionen ist festgestellt worden, dass die Präpositionen in Phrasen der Richtung des Ortes zusammen mit dem Artikel wegfallen: ich gehe Bibliothek < ich gehe in die Bibliothek (nach Androutsopoulos, 2000b: 4).

Die Untersuchungen haben gezeigt, dass die Sprache der Arbeitnehmer die rudimentäre morphologische Füllung und eigentümliche phonetische Interpretation lexikalischer Einheiten der betreffenden Bezugsprache und nicht- akzeptable ungrammatische syntaktische Strukturierung aufweist (nach Orlović- Schwarzwald, 1978: 12).

Das Input aus der Umgebung beeinflusst den Output des Sprechers. Wer die Sprache in der Phase des Erwerbs nicht korrekt lernt, wird die Sprache falsch sprechen und die erlernten Fehler sind schwierig zu beseitigen.

(30)

2.3.2 Phonologische Merkmale der Pidginsprachen

Beim Sprechen versuchen die Sprecher den Output der Umgebung nachzuahmen.

Deswegen ist die Aussprache des Gastarbeiterdeutschen an die Merkmale der Regiolekte und der Herkunftssprache der Arbeitnehmer gebunden.

Bei den Sprechern türkischer Herkunft zeigt sich bei der Aussprache:

1. die Koronalisierung des stimmlosen palatalen Frikativen /ç/, z. B. in ich < isch 2. nicht-Vokalisierung von auslautendem /r/: mach weite[r]

3. die Verschlüsse fehlen: weiß[t] du

4. die langen Vokale werden kurz ausgesprochen: beim hau[e]n (nach Andruotsopoulus, 2000b: 3).

2.3.3 Wortschatz der Pidginsprachen

Wortschatz der pidginisierten Sprachen ist nicht sehr reich. Im Fall von Gastarbeiterdeutsch kommt der Hauptteil des Wortschatzes aus der deutschen Sprache. Die Sprecher neigen zum Gebrauch der einfachen Wörter. Unten sind einige Beispiele des Wortschatzes vom Gastarbeiterdeutsch der ersten Generation:

Ein Beispiel des Gastarbeiterdeutschen8

8 http://www.uni-potsdam.de/u/germanistik/fachgebiete/geg-spr/pdfs/Vortrag_VarianzInvarianz _MayrPaulSchumann.pdf

(31)

Die zweite und die dritte Generation von Türken in Deutschland spricht nicht mehr das Gastarbeiterdeutsch der ersten Generation, die grammatischen Merkmale blieben gleich, aber Wortschatz hat sich verändert. Die Jugendlichen benutzen mehrere Wörter aus der türkischen Sprache, wie z. B.:

»isch schwörs dir«

die beschimpfende Anrede »Kameltreiber«

oder die Schimpfwörter werden benutzt: »schwul, siktir lan (verpiss dich)« (nach Androutsopoulos, 2006: 13).

2.4 Das Gastarbeiterdeutsch der Einwanderer – Türken in Deutschland Alle Gastarbeiter, Türken, Griechen, Spanier oder Jugoslawen, die nach Deutsch- land gezogen sind, hatten ähnliche Lebensbedingungen und ihr Gastarbeiter- deutsch entwickelte sich in die gleiche Richtung. Der Anschluss von Einwanderer aus unterschiedlichen Ländern Europas an die deutsche Gesellschaft verlief auf sehr ähnliche Art und Weise.

2.4.1 Die Sozialisierungsrolle der Sprache im Fall von Einwanderer der 1.

Generation

Der Ausdruck „die Sozialisation“ ist Bezeichnung für alle Prozesse, durch die jeder Mensch geht, um sich in die Gesellschaft um sich herum einzuleben. In diesen Prozessen lernt man die eigene Kultur kennen. Zur Kultur einer bestimmten Umgebung zählen Normen, Werte, Überzeugungen ... Jedes Individuum ist so in das ganze Prozess durch die sozialen Verbindungen mit dem Umfeld einbezogen. In den Prozessen der Sozialisierung spielen eine große Rolle auch: Elternhaus, Ausbildung der Eltern, Sprache, Religion, Charakter des Einzelnen.

Es gibt mehrere Ebenen der Sozialisation. Die Sozialisierungsprozesse bestimmen die Umgebung, in der die Sozialisation verläuft, und die Selbstständigkeit der Person im bestimmten Alter. Wir kennen:

(32)

1. die primäre Sozialisation, 2. die sekundäre Sozialisation, 3. die tertiäre Sozialisation (nach Barle, 1997: 62).

Primäre Sozialisation

Die primäre Sozialisation verläuft von der Geburt eines Menschen und bis zum etwa 6-7 Lebensjahr. Grundlegend für die erste Stufe der Sozialisierung ist die Kernfamilie, sozialer Standard der Kernfamilie und die Ausbildung der Menschen, die im Prozess der Sozialisation mitmachen (nach Hurellman, 1995:

121).

Die Sprache spielt bei der primären Sozialisation eine große Rolle, denn in der Muttersprache fasst man seine Gefühle und Gedanken zusammen oder tauscht die Erfahrungen mit der engsten Umgebung aus. Mit dem Erlernen der Erstsprache findet die Integration in die Gesellschaft die Identifikation mit der Nation statt.

Die primäre Sozialisation der türkischen Einwanderer der ersten Generation ver- lief in der Türkei. Ihre ersten Beziehungen kamen zu Stande in einer ganz anders organisierten Gesellschaft als die Gesellschaft in der späteren neuen Heimat war.

Die Türkei war vor und in der Zeit der Auswanderung der ersten Generation nach Deutschland ein sehr unentwickeltes Land. Sie hatten die archaische Familien- konstellation einer Großfamilie. Das bedeutete, dass die Kinder von den Eltern und Großeltern und anderen Mitgliedern der Familie Werte, Normen, Überzeu- gungen übertagen bekamen. Diese Konstellation war auch für Europa aus der Vorkriegszeit typisch. Das veränderte sich nach dem Krieg mit dem sogenannten

»deutschen Wirtschaftswunder«, als immer mehr Leute in den Firmen und nicht mehr auf dem Land arbeiteten.

Die Erziehung in der traditionell orientierten Familie verläuft anders als in einer modern konzipierten Familie. Meistens entwickeln diese Menschen aus solcher

(33)

Umgebung ein höheres Gefühl der Zugehörigkeit der Gemeinschaft. Die soziale Kontrolle ist seht hoch. Das spiegelt sich in den Beziehungen, die sie mit umgebenden Menschen haben und dieselben Beziehungen beeinflussen den Gebrauch der Sprache.

Sekundäre Sozialisation

Die sekundäre Sozialisation dauert etwa vom Beginn der Grundschule und bis zum Abschluss der Mittelschule. Für die sekundäre Sozialisierung ist charakte- ristisch, dass die Kinder in Beziehungen außerhalb der engeren Familie und der Verwandtschaft treten. Sie teilen ihre Zeit mit den Lehrern in Schulen und in an- deren Institutionen mit bisher unbekannten Menschen. In dieser Zeit verbreitet sich das soziale Umfeld eines Menschen enorm.

Heute lernt man in Europa in der Zeit der Schulung meistens eine fremde Sprache: »Alle Schüler müssen im Laufe der Bildung im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht mindestens ein Jahr lang mindestens zwei Sprachen erlernen (Abbildung B1)« (nach Baïdak und Parveva, 2008: 37).

In der Türkei haben die Menschen, die später nach Deutschland ausgewandert sind, nicht mal die Grundschule abgeschlossen:

Ein Großteil der nach Deutschland eingewanderten türkischen Arbeitnehmer gehörte hinsichtlich der Schulausbildung und des Verdienstes zur sozialen Unterschicht. Die im Jahre 1973 von der Bundesanstalt für Arbeit durchgeführte Statistik zeigt, dass 7 % der Männer und 18 % der türkischen Frauen keine Schulausbildung bei ihrer Einreise in die BRD hatten, während 53 % der Männer und 40 % der Frauen nur eine fünfjährige Grundschulausbildung nachwiesen (nach Banaz, 2002: 33).

(34)

Tertiäre Sozialisation

Für das Alter, in dem die tertiäre Sozialisation verläuft, ist charakteristisch, dass Menschen in eine ganz neue Lebensphase treten. Werte, Normen, Überzeugungen, akzeptables Benehmen freundschaftliche Beziehungen und Beziehungen mit der Kernfamilie haben sie in der primären und der sekundären Sozialisation aufgebaut, und jetzt sind sie bereit selbstständig zu leben (nach Barle, 1997: 62).

Diese Phase ist wichtig, weil man in neue selbstständige Rollen einsteigt. Sie beginnt mit dem Eintritt auf dem Arbeitsmarkt nach der beschlossenen Ausbildung, sehr oft auch mit der Rolle des Vaters oder der Mutter bei der Gründung eigener Familie. In dieser Phase der Sozialisation wird man eine selbständige Persönlichkeit, wenn frühere Phasen gut verlaufen sind.

Zur tertiären Sozialisierungsstufe gehört auch sogenannte Resozialisierung, die immer stattfindet, wenn sich ein Mensch in einer unbekannten Situation mit frem- den Menschen begegnet (neuer Arbeitsplatz, Umzug in fremde Länder, Behinde- rung als Folge eines Unfalls ...).

Umzug der türkischen Immigranten nach Deutschland ist ihre tertiäre Sozialisier- ung oder Resozialisierung gewesen. Sie haben das ganze Umfeld gewechselt und wurden in Deutschland mit neuen Werten, Verhaltensregeln, Sprache konfrontiert.

Werte, Normen und Verhaltensmuster, die man im Herkunftsland erwarb, wurden in Frage gestellt. Die schlechte soziale Lage in der Heimat wollten sie mit der Suche eines Arbeitsplatzes im Ausland überbrücken, sie wurden aber mit einer ganz neuen unbekannten Situation konfrontiert. Die meisten wollten nur auf Zeit in Deutschland bleiben. Die deutsche Anwerbepolitik hat nämlich Rotation vorge- sehen. Die Rotationspolitik sollte so ausgeführt werden, dass die Arbeitnehmer nach ein paar Jahren in dieTürkei zurück fahren und die neuen/anderen Arbeitnehmer kommen würden, wenn es danach Bedarf gäbe.

Niemand rechnete damit, dass diese Menschen integriert werden müssen. Und die neuen Arbeitnehmer haben immer die Hoffnung gehegt, dass sie einmal zurück in

(35)

die Heimat kehren. In der Zeit der Einwanderung der ersten Generation der Ar- beitnehmer war die staatliche Sprachpolitik für die Integration der Einwanderer nicht so ausgebildet wie heute.

Einerseits verlief die sprachliche Integration der türkischen Arbeiter anhand dieser Anwerbepolitik sehr schlecht. Andererseits haben die Arbeitnehmer schlechte Voraussetzungen für die erfolgreiche Integration schon in der Türkei mit der nied- rigen Ausbildung vertan. Besonders schwierig hatten es ältere Menschen, deren Fähigkeit die Sprachen zu lernen geringer ist als bei den Kindern. Sprachbad brachte kein Erfolg beim Erwerb der Zweitsprache Deutsch bei der ersten Generation der Arbeitnehmer. Danach folgte das Unausweichbare, sie konnten wegen der schlechten Deutschkenntnisse die besseren Arbeitsplätze in Deutschland nicht besetzen. Und das führte dazu, dass sie hauptsächlich die schweren physischen Arbeiten erledigten, wobei die Kommunikation nicht im Vordergrund stand. An manchen Arbeitsplätzen war die Kommunikation sogar unerwünscht. Mit der Zeit bildeten die Gastarbeiter in unterschiedlichen Zweigen der Wirtschaft so großen Anteil, dass sie untereinander waren und haben die deutsche Sprache als ein Kommunikationsmittel nicht mehr gebraucht. Sie haben sich mit ihren Mitarbeitern in ihrer Muttersprache verständigt. So haben sie kein soziales Netz mit der deutschsprachigen Bevölkerung gebildet und auch sprachliche Kontakte blieben aus (nach Banaz, 2002: 34).

Die erste Generation der Arbeitnehmer trug zu der Bildung der Ghettos, die heute sehr verbreitet sind, bei. Die Männer nutzten die angebotene Möglichkeit in den Wohnheimen zu wohnen, und nachdem ihre Familienmitglieder nachgereist hatten, wohnten sie in Wohnquartieren zusammen mit anderen türkischen Familien. Mit dieser Entfernung aus dem Lebensraum der Deutschen schadeten sie ihrer sprachlichen Weiterentwicklung noch mehr. Auch diese Abkapselung ist der Grund gewesen, dass sich diese Generation immer wieder der Türkei hingezogen fühlte. Das Leben wurde zum Bangen zwischen dem Wunsch nach der Rückkehr in die Heimat und dem Bleiben in der neuen Umgebung. Die erste

(36)

Generation blieb wegen der besseren Schulmöglichkeiten ihrer Kinder und der besseren Renten in Deutschland.

Der Anteil der türkischen Bevölkerung in größten Stadteilen, wie z. B. Duisburg, Berlin, ist so hoch, dass die Gefahr einer Enklavenbildung besteht. Es bilden sich Parallelwelten in denen ein großer Anteil nur Grundkenntnisse der deutschen Sprache beherrscht. Diese »Inselbildung« einer Gesellschaft wird und wurde zu- sätzlich durch die Zuwanderung Familienangehöriger enorm vorangetrieben. Die

»Inselbildung« verursacht auch die »Sprachinselbildung« und die erste Generation von Einwanderer benutzt heute die fossillisierte Variante des Gastarbeiterdeut- schen. Solche sprachliche Inseln ermöglichen der älteren Generation auch, dass sie im Alltag nur türkische Sprache benutzen: »Die Altersgruppe über 60 Jahren gebraucht nur türkische Sprache im Anteil von 29 %, wobei die jüngere Genera- tion (14-29 Jahre alt) Türkisch nur im Anteil von 2 bis 5 %« (nach Botschaft der Republik Türkei in Berlin, 2002: 11).

2.4.2 Die Rolle der Sprache bei der 2. Generation von Türken

Die zweite Generation wuchs schon in Deutschland auf und hatte bessere Mög- lichkeiten sich in die Gesellschaft zu integrieren. Denen blieb die Konfrontation mit dem ganz neuen Umfeld nach der Immigration erspart. Diese Generation be- nutzt das Gastarbeiterdeutsch nicht mehr.

Die junge Generation hat geringere sprachliche Schwierigkeiten in der Kommunikation mit den Deutschen. Sie sind mit zwei Sprachen aufgewachsen und diese Generation spricht Türkisch Deutsch gut. Sie haben sich die Existenz in Deutschland aufgebaut (nach Banaz, 2002: 45).

In der Forschung ist diese Generation auch als eine »verlorene Generation« be- zeichnet worden. Sie haben weniger sprachliche Probleme, aber ihr ständiger Wechsel zwischen zwei unterschiedlichen Welten bereitet ihnen Schwierigkeiten.

Die unterschiedlichen Welten stellen die traditionelle Form der Familie mit ihren

(37)

Normen dar. Besonders auffällig sind die religiösen Normen, zum Beispiel die türkischen Frauen sollten das Kopftuch tragen (nach Banaz, 2002: 44).

Es wurde festgestellt, dass manche Deutschen (deutscher Staatsangehörigkeit) mit türkischen Wurzeln ein Doppelleben führen. Sie sind zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen gespaltet.

If you see me during the day at law school you would not believe I am the same person. I am as serious as Germans, quite frankly equally booring.

At the night and in my spare time I have a different live. I never went to Turkish weddings before. I thought they were too traditional. But I enjoy them now. I go and dance. I love the music. … I can go to nightclubs in Berlin and dance with techno music and enjoy this and afterwards go to a Turkish club and dance to a Turkish tune. … yet I also know that no matter what, Germans will not accept that I am German. This is why I need my cultural references and my Turkish identity. Many Turks think that I am German while Germans see me as Turkish. I am neither. I am both (nach Baban, 2006: 198).

Die zweite Generation spricht im Familienkreis meisten Türkisch bis sie in den Kindergarten geht. Ihre sprachliche Kompetenz ist bis zu dieser Zeit besser in der Muttersprache – im Türkischen. Nach der Einschulung, die in der deutschen Sprache verläuft, rücken die sprachlichen Kompetenzen in das Deutsche. Das ist eine nicht bilinguale Situation, die später von den Forschern als »Wechsel der Sprachdominanz« bezeichnet wurde (nach Banaz, 2002: 48). Die Sprachkenntnisse der zweiten Generation beeinflussen die Möglichkeit der Weiterschulung von Jugendlichen.

(38)

Sprach- und Integrationskurse9

Die meisten (95 %) der deutschen Türken sind dafür, dass sie deutsche Sprache lernen, dagegen waren im Jahr 2001 nur 3 % und die Lage verbessert sich vom Jahr zu Jahr. Die Untersuchung nach Schulabschlüssen zeigte eine schlechte Lage der Schüler mit den Migrationhintergründen. Die Forscher sind der Meinung, dass das die schlechteren Sprachkenntnisse im Vergleich zu Schülern, die Deutsch als Muttersprache lernen, verursachen.

Schulabgänger nach Schulabschlüssen10

9Botschaft der Republik Türkei in Berlin, (2002). Zur Integration der Türken in Deutschland.

Allgemeine Behauptungen und Ergebnisse von Studien. S. 19

10 Seibert, H. (2006). Integration durch Bildung. Wie Schulausbildung, Berufsbildung und Deutschkenntnisse die Arbeitsmarktchancen von Migranten beeinflussen. S. 8.

(39)

Anhand der schlechteren Sprachkenntnisse haben die Türken auch schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, obwohl es ein breites Spektrum von Berufen gibt, die die Einzelnen aus dieser Gruppe ausüben: Facharbeiter, Jungunternehmer, Politiker bis zu Jungakademikern und Nachwuchswissenschaftlern.

In der gettoisierten Umgebung sind neue Sprechstile entstanden. Für diese Sprache ist typisch, dass sie nicht das Gastarbeiterdeutsch der ersten Generation ist und dass sie mit den Formen der deutschen Standardsprache konkurriert. Weil die Sprecher die deutsche Sprache gut beherrschen, sind neue Varietäten sozio- funktional bedingt gebraucht (nach Androutsopoulus, 2000b: 5).

Lebenswelten von Migrantenjugendlichen11

Abgesehen davon, wie sich die Jungen orientiert haben, entwickelt sich ihre Sprache. Die Gruppe »aus dem Ghetto hinaus« konzentriert sich darauf, sich bestens in die Gesellschaft zu integrieren. Das bedeutet, sie wollen nicht auffallen und wollen einmal aus dem Ghetto hinaus kommen. Die Integration in die deutsche Gesellschaft schaffen die meisten mit der guten Sprach- und Schulausbildung (nach Andruotsopoulus, J. und Keim, I., 2000a: 2).

»Auf das Ghetto hin« sind zwei Gruppen von Jugendlichen orientiert. Männliche Population von »Kanaken«:

11 Andruotsopoulus, J. (2005a). Medienlinguistik: Fragen und Ergebnisse. »Kanaksprak« zwischen Alltag und Medien. S. 4.

(40)

Typisch für männliche Jugendliche ist ihr geringes Interesse an der Schule. Sie organisieren ihr Leben in Lokalen des Stadtteils und im Verband einer "street corner society" mit dem Ehrgeiz ein "guter Skater", ein "guter Rapper oder Breakdancer", ein "guter Zuhälter" zu sein oder auch einer, der gute Geschäfte am Rande der Legalität macht (nach Andruotsopoulus, 2000a: 2).

und die Schwestern von »Kanaken«, die anders orientiert sind. Sie wollen sich als freche Mädchen mit ihrer Bekleidung und ihrer Reaktionen auf eine Absage und Herabsetzung vorstellen. Sie haben im Gegenteil zu Männern Absicht den Schulabschluss zu machen und zu studieren.

Beide Gruppen sprechen eine Mischsprache vom Türkisch und Deutsch.

Es handelt sich nicht um eine Lernersprache mit grammatischen und lexikalischen Unsicherheiten, Fehlern und Interferenzen, sondern um eine ethnisch verwurzelte Gruppensprache, eine ethnolektale Varietät. Ihre deutschsprachigen Anteile haben besondere grammatische und lexikalische Eigenschaften: Präpositionen und Artikel fallen aus, das neutrale grammatische Geschlecht wird generalisiert, bestimmte deutsche und türkische Wörter werden bevorzugt, z. B. lan, langer, konkret, isch schwör, siktir lan ("verpiss dich"). Charakteristische Äusserungen sind isch geh markplatz oder hey lan, isch geb dir konkret handy oder die Drohung siktir lan, isch schwör langer isch mach disch tot (nach Andruotsopoulus, 2000a: 2).

Die ethnolektal gefärbten Stile der zweiten und der dritten Einwanderergeneration werden auch von den anderen Migranten (Jugoslawen, Spanier ...) so wie von den deutschen Jugendlichen angenommen. Sie werden nicht allgemein zur Abgrenzung von Erwachsenen gebraucht, sondern werden zum Mittel und Symbol der Abgrenzung gegen ihre türkischsprachigen Eltern und der deutsch sprechenden Mehrheitsgesellschaft (nach Androutsopoulos, 2006: 9). Über die

(41)

Medien werden sie weiter in den Deutschen Sprachraum gebracht. So wie die Veränderungen von Party zu Fête zustande kamen, werden auch die Sprechstile der Jugendlichen mit den Mitgrantshintergründen einmal Einfluss auf die deutsche Standardsprache ausüben, denn die Sprachen sind immer im permanenten Wandel (nach Keller, 1990: 13).

2.5 Einwanderer und ihr öffentliches Leben

2.5.1 Das Leben der türkischen Minderheit im Medienraum

Die Immigranten sind schon mehr als 40 Jahre in Deutschland. Aber ihre Präsenz im Funk und Fernsehen wird ab 90er Jahre erforscht. Die Forscher haben sich systematischer dem Thema Ausländer, Fremde, Migration im Medienraum gewidmet.

Die türkische Minderheit benutzt in europäischen Immigrationsländern alle verfügbaren Medien vom Fernsehen, Rundfunk, Zeitschriften, die zweite und die dritte Generation aber auch das Internet.

Welche Medien benutzen die Türken in Deutschland12

12 Botschaft der Republik Türkei in Berlin, (2002). Zur Integration der Türken in Deutschland. S.

23.

(42)

Die größte Rolle bei allen verfügbaren Möglichkeiten der Mediennutzung spielt als erwartet das Fernsehen. Die meisten türkischen Arbeitnehmer in Deutschland informieren sich über türkisches Fernsehen aus Berlin. Dabei ist zu bemerken, dass sich das Angebot von Programmen, die in türkischer Sprache gesendet werden, in den 90er Jahren aus 4 auf 20 erhöht hat. Fast die Hälfte der türkischen Familien hat eine Satellitenschüssel und empfängt auch in ihrem Herkunftsland gesendete Fernsehprogramme. Solche Mediennutzung, die oben gezeigt ist, hängt auch vom Geschlecht, Alter und Aufenthaltsdauer ab. Die erste Generation, die kaum Deutsch spricht, nutzt dadurch bedingt auch weniger deutsche Medien.

Obwohl sie am längsten in Deutschland leben, haben sie sich abgekapselt und deswegen ziehen sie die Informationen über Deutschland nicht an. Die zweite und die dritte Generation schauen sich im hohen Anteil nur deutschsprachige Fernsehprogramme an. Die jüngere Generation hat bessere sprachliche Kompetenzen im Deutschen als die erste Generation und ist auch mit Hilfe der Medien besser in die deutsche Gesellschaft integriert (nach Schweer, 2003: 15).

Sprachbedingter Gebrauch von Zeitungen 13

An der zweiten Stelle ist die Zeitung. Türkischsprachige Zeitungen werden auch, wie das türkische Fernsehen, von der älteren Generation konsumiert, was darauf

13 Botschaft der Republik Türkei in Berlin, (2002). Zur Integration der Türken in Deutschland. S.

27.

(43)

deutet, dass die Jugendlichen neueren Medien benutzen, z. B. das Internet und das Fernsehen zieht die mehr an.

Die Rückkehrwünsche hat die erste Generation nicht verwirklicht und sie wurden zur größten Konsumentengruppe Deutschlands. Ihre Ersparnisse werden sie in Deutschland verbrauchen und das bewirkt das Benehmen des Medienmarktes. Im Fernsehen und im Internet stellen sich die Anbieter der unterschiedlichen Produkte darauf ein und deshalb beinhalten die Werbungen und Internetseiten Sprache (Türkisch), Farben und Symbole, die die Türken als Teil ihres Wertsystems erkennen.

In letzten 10 Jahren haben sich die ethnolektal gefärbte Shows im Fernsehen verbreitet. Meistens sind das komischen Szenen, die von türkischstämmigen Spielern gespielt werden. Sehr bekannt wurden Kaya Yanar und Stefan&Erkan. In diesen Shows von Stefan&Erkan werden die etnolektal gefärbte Sprache und die goldenen Ketten, Jogginganzüge dargeboten. Die Sprache von Stefan&Erkan ist die Mischsprache mit solchen grammatischen Fehlern, die im Gastarbeiterdeutsch vorgekommen sind und Ausdrücken, wie: ich schwör, Alder, korrekt, krass, weißt du, und mit ausländischer Aussprache.

Auch in der Filmszene wurde man auf die Ghettos aufmerksam gemacht. Die Filme zeigen die Milieus in denen die Fremden leben, die Sprache in »Kebab Connection« ist aber Standarddeutsch, mit einzelnen Zitaten aus Kanak Sprak (nach Androutsopoulus, 2005b: 5).

Es stellt sich die Frage, ob die ethnolektale Comedy (Komödie) und Filme in den deutschen Medien zur Integration der Fremden beitragen? Die meisten Szenen heben die Sprache, die von der Standardsprache abweicht, und die soziale Lage der Immigranten, dass heißt, die in der Gesellschaft negativ gedeuteten Merkmale, hervor.

(44)

In den Medien wurde auch die Tendenz der Verbindung der Kriminalität und des Rassismus mit den Ausländern beobachtet. Auch die Themenwahl in den Talkshows, wie z. B.:

1. von Bärbel Schäfer: Was reizt dich nur an farbigen Männern?;

2. aus Vera am Mittag: Ehe mit einem [muslimischen, gewalttätigen]

Ausländer

trägt eher zum Kulturkonflikt als zur Multikulturalität und einer integrierenden Kommunikation in den Medien (nach Hess-Lüttich, 2003: 3).

(45)

3. Empirischer Teil der Diplomarbeit

3.1 Vorsätze in der Diplomarbeit

Das Thema meiner Diplomarbeit ist das Gastarbeiterdeutsch in heutigen deutschen Medien.

In diesem Zusammenhang interessiert mich, ob Gastarbeiterdeutsch als eine pidginisierte Sprache im Medienraum Deutschlands vorkommt oder nicht. Die zweite und die dritte Generation von ausländischen Arbeitnehmern haben es geschafft verschiedene Arbeitsplätze zu besetzen, manche auch die in den Medien. Haben die aber auch die deutsche Sprechvariante ihrer Kernfamilie in die Medien übergetragen?

Das Ziel meiner Untersuchung ist festzustellen, ob das Gastarbeiterdeutsch als die Sprechvariante von ausländischen Arbeitnehmern auch in die deutschen Medien den Weg gefunden hat, obwohl das eine von dem Standarddeutschen abweichende Form ist. Ich werde versuchen festzustellen, ob in den Sketschen »Was guckst du?!« und »Welttournee durch Deutschland« die grammatischen Merkmale des Gastarbeiterdeutschen vorkommen oder nicht, und ob diese Sprechvariante dem

»typischen Gastarbeiterdeutsch« entspricht. Mich interessiert auch, welche Auswirkungen die schlechten Sprachkenntnisse der ausländischen Arbeitnehmer auf ihr Leben haben, und ob die folgenden Generationen auch an solchen Auswirkungen leiden?

Für die Untersuchung der medialen Form Sketsch habe ich mich entschieden, weil das eine Form ist, die in der CD- oder DVD- Form vorzufinden ist, dabei können aber auch nonverbale Kommunikationsmerkmale beobachtet werden.

(46)

3.2 Eingehende Gliederung 3.2.1 Untersuchungshypothesen Meine Haupthypothese lautet:

In den Sketschs »Was guckst du?!« und »Welttournee durch Deutschland« sind grammatische Merkmale des Gastarbeiterdeutschen zu finden, das ist typisches Gastarbeiterdeutsch der ersten Generation der ausländischen Arbeitnehmer in den 60er Jahren.

Die ausländischen Arbeitnehmer werden in Deutschland nicht oder nur teilweise in die Gesellschaft eingeschlossen. Die meisten planen nicht bis zur Rente zu bleiben und manche lernen deswegen die deutsche Sprache nicht richtig. Sie leben meistens in geschlossenen Kreisen der Angehörigen der gleichen Nationalität und kommunizieren miteinander in ihrer eigenen Muttersprache. Deswegen machen sie beim Sprechen in der deutschen Sprache manche grammatischen Fehler.

In der sprachsoziologischen Forschung kam man zu Ergebnissen, die Grundlage für meine eingehende Bestimmung von einzelnen Hypothesen sein werden.

1. Hypothese: Kasus-, Geschlecht- und Numerusmarkierung

Die Kasus-, Geschlecht- und Numerusmarkierungen bleiben größtenteils aus.

Bei den Untersuchungen des Gastarbeiterdeutschen wurde festgestellt, dass die Nicht-Markierung von Kasus auftritt, das Geschlecht und Numerus werden im Gegenteil dazu, mit lexikalischen Mitteln gekennzeichnet.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

auch als Substantive gebraucht werden (Paul, S. 109); werdez - eine starke, flektierte Form von wert; 10 mahtfl - maht d£t.. WALTHER VON DER VOGELWEIDE, lebte um 1170

Neben begunde erscheint auch begonde (Paul, S. Sing, von burc. einem i-Stamm, der im Gen. 99); ^ hie - ein Beispiel für den r-Abfall im Auslaut nach langem Vokal

Selbst die ber¨uhmten Astronomen Nikolaus Kopernikus, Tycho Brahe, Galileo Galilei und Johannes Kepler erstellten

Cantor beschreibt diese Briefe, die Lagrange zwischen 1754 und 1762 an Euler gerichtet

Für die Praxis, die Augustinus beschreibt, gleichsam an einer beliebigen Stelle die Bibel aufzuschlagen und die entsprechende Passage eigenständig, so- zusagen als durch einen

So ist z. die kulturtragende und kulturschaffende Schicht bei den Serben das neue Bürgertum. In Rußland ist es überwiegend der Adel. Jh.s unter starkem Einfluß des russischen

getragen, so entsteht unter Aufflammen eine Schmelze, die sich nach dem Erkalten ohne Rückstand in Wasser lösen muß (Bleikarbonat, Schwerspat, Goldschwefel). Die wässerige

Jedoch kann NLG auch im E-Commerce zur automatisierten Erstellung von Produktbeschreibun- gen, in Unternehmen für interne Berichte oder zur Erstellung von Berichten an der Börse