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Wenn man sich mit der Frage beschäftigt; was Psycholinguistik ist bzw. was das Thema/Gegenstand der Psycholinguistik ist, ist dies auf den ersten Blick ganz leicht zu beantworten. Oberflächlich könnte man Psycholinguistik als eine interdisziplinäre Wissenschaft vom sprachlichen Erleben und Verhalten von Personen bezeichnen, aber desto länger man sich mit dieser Disziplin beschäftigt, desto mehrere Dimensionen tauchen auf.

Diese Komplexität bzw. diese Unterschiede zeigen sich schon bei den Definitionen des Lexems, denn z. B. Wissenschaftler wie Häcker und Stapf, Blanken oder Wenninger folgendermaßen definieren:

„Psycholinguistik ist ein Gegenstandsbereich von der Erforschung der Sprachverarbeitung, das Verhältnis zwischen Sprache und Denken, der Spracherwerb sowie Sprachstörungen.“3

„Die Psycholinguistik ist die wissenschaftliche Disziplin, die beschreiben und erklären will, wie der Mensch Sprache erwirbt, hervorbringt und versteht. In dieser Disziplin arbeiten Vertreter verschiedener Fachrichtungen zusammen, zum Beispiel Linguisten, Psychologen, Mediziner, Philosophen, Neurowissenschaftler und Informatiker, die sich mit ihrer jeweiligen Spezialisierung und Perspektive ergänzen. Im Mittelpunkt stehen die mentalen Prozesse, die der Sprachverarbeitung zu Grunde liegen, ihre altersbezogene Entwicklung und Veränderung sowie ihre Verknüpfung mit z.B. “Denken”, “Wahrnehmung” und “Motorik.”“4

„Die Psycholinguistik ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet der beiden Fächer Psychologie und Linguistik, die sich mit Sprache und anderen Gegenstandsbereichen, wie Sprachentwicklung, Sprachproduktion, Sprachrezeption, Sprachverarbeitung und Sprachstörungen auseinandersetzt.“5

3 Vgl. Häcker, H. & Stapf, K. Sprachpsychologie, 1998, S. 604

4 Blanken, G. Psycholinguistik, 2010

Aus den Definitionen erkennt man schnell, dass Psycholinguistik eine wissenschaftliche Disziplin ist, dass ein sehr breitgefasstes Forschungsgebiet hat bzw. besitzt und dass all diese individuellen Forschungsgebiete miteinander verknüpft sind bzw. sich gegenseitig abgrenzen.

Der Unterschied zwischen ihnen ist die Quantität der Informationsgabe und das Gebiet ihrer Forschung bzw. Erforschung. So werden z.B. in der ersten und dritten Definition Sprachstörungen als ein Gegenstandsbereich der Psycholinguistik bezeichnet, was in der zweiten Definition nicht erwähnt wird. Auf der anderen Seite, wird in der zweiten Definition detaillierter spezifiziert welche Vertreter von verschiedenen Fachrichtungen zum Disziplin Psycholinguistik gehören und wie sie sich gegenseitig ergänzen, was weder in der ersten noch dritten Definition angeführt wird.

2.1 Sprache und Kommunikationssysteme

Menschliche Kommunikation teilt man generell in zwei Kategorien bzw. in zwei Kommunikationssysteme ein. Hier spricht man von der nicht-lautlichen und lautlichen Kommunikation, die auch in der Tierwelt wie z.B. bei Affenkommunikation oder beim Tanz der Bienen präsent ist. Schon der Wissenschaftler Tembrock und Chomsky haben sich mit diesen Phänomenen der Kommunikation beschäftigt. Chomsky hat sogar seine Theorien bzw.

Festlegungen auf der Tatsache basiert, dass die menschliche Sprache den Kommunikationssystemen der Tiere sehr ähnelt. Dennoch gilt, dass aus welchen Grund man auch sich über die Ursprünge oder die menschliche Kommunikation in generellen informieren will, sollte man sie erstmals aus der ethologischen Perspektive betrachten, denn wie Dietrich vermerkt:

„[...] die ethologische Perspektive verhilft gerade bei der Annäherung an die menschliche Sprachfähigkeit zu der nützlichen Distanziertheit, die die Wahrnehmung und die Aufnahme der Befunde prägen sollte, indem sie der Gefahr entgegenwirkt, Behauptungen ungeprüft aus Introspektion und Intuition abzuleiten.“6

Menschen kann man zwar nicht mit Tieren vergleichen, aber es ist leichter die menschliche Kommunikation zu verstehen, indem man sie mit der der Tiere vergleicht. Für eine erfolgreiche

6 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 2

Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen sind mehrere Verhaltens- und Sprachvorgänge nötig.

Dazu zählen z.B. Gedächtnisvorgänge, Wahrnehmung, Denken im Sinne der autonomen, dezentralen Informationsverarbeitungen bis zu den bewussten Problemlöseprozessen, soziale Orientierung und das Gefühlsleben der Person.7

2.2 Gegenstand und Ziele

Weil Psycholinguistik ein sehr breit gefasstes Bereich der Sprache untersucht, gibt es dementsprechend auch verschiedene bzw. unterschiedliche Perspektiven, nach denen man die sprachlichen Abläufe und Verhaltensweisen untersuchen kann. Die psycholinguistische Perspektive sieht das sprachliche Verhalten als eine Komponente der menschlichen Kognition und versucht Antworten auf die Frage der Sprachfähigkeit eines Menschen, im Bezug auf die Verarbeitungssysteme, zu beantworten. Weil das aber eine sehr komplexe und breitgefasste Frage ist, kann sie nur schwer beantwortet werden. Tatsache ist jedoch, dass die Psycholinguistik diese Frage als Leitmotiv der Forschung nutzt und bisher konnten die Forscher bzw. Wissenschaftler beweisen, dass es eine Relation zwischen den Verarbeitungssystemen, Wissensbeständen, Spracherwerbsvorgängen und Sprachstörungen gibt. Um kommunizieren zu können, brauch der Mensch einerseits Kenntnisse von Wörtern und anderseits eine Kenntnis, wie man Wörter sinnvoll kombiniert. Anders formuliert:

„Die Kenntnis von Wörtern, ihren Bedeutungen, ihren syntaktischen Bedingungen, ihrem Aufbau (kann-st, komm-t, Daumen-breit-e) und ihrer Ausdrucksseite, d.h. Lautung und Schreibung, bildet zusammengefasst das lexikalische Wissen.“8

Dieses Wissen der grammatischen Kombinatorik ist ein Langzeitwissen, d.h., dass es im Gedächtnis eines Menschen gespeichert bleibt, auch wenn die Person gerade nicht kommuniziert. Grammatisches Wissen ist etwas sehr komplexes und reichhaltiges und das wird uns erst wirklich bewusst, wenn wir versuchen eine andere Sprache zu erlernen. Denn dann erst werden wir mit der Komplexität der Wortkonstruktionen, Flexionsformen und Aussprache konfrontiert. Aber nicht nur das sprachliche Wissen, sonder auch die anderen geistigen

7 Vgl. Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 7

Vorgänge, die während einer Kommunikation verlaufen, bleiben dem Menschen unbewusst.

Hier stellt sich dann die Frage, wie sprachliches Wissen und dessen Fähigkeit es sinnvoll zu verwenden erworben werden. Mit dieser Frage hat sich schon der Sprachtheoretiker Ferdinand de Saussure beschäftigt. Im seinen Buch Grundlagen der allgemeinen Sprachwissenschaft unterscheid er zwischen drei Elementen bzw. drei Bereichen der menschlichen Kommunikationsfähigkeiten; den Sprachfähigkeiten, den Wissensbestand und der Rede.

2.3 Methoden

Den psycholinguistischen Methoden wird auf der einen Seite große Bedeutung zugewiesen, auf der anderen Seite aber auch große Skepsis. Die Basis für diese Skepsis ist die Tatsache, dass die kognitiven Konditionen und Prozesse der Sprachfähigkeiten bzw. Sprachentwicklung nicht genau beobachtet werden können. Deswegen wird den Methoden und Vorgehensweisen, mit den eine Feststellung bzw. Beobachtung erworben wird als auch den Bewertungen dieser Behauptungen, wesentliche Bedeutung geschenkt. Anders gesagt:

„Ein psycholinguistischer Befund ist nur in dem Maße aussagekräftig, wie die verwendete Methode ihm aussagekräftig macht.“9

Das Ergebnis einer psycholinguistische Arbeit hang aber immer von der Untersuchungsmethode bzw. Forschungsmethode ab. Generell unterscheidet man zwischen psycholinguistischen Arbeiten, die sich auf die Bewertung der Ergebnisse fokussieren und die auf Planung von neuen Untersuchungen bzw. Untersuchungsmethoden. Jedoch sind die Bewertungen von Resultaten bzw. Ergebnissen, die durch eine Methode erworben werden, häufig restriktiv. Eine Feststellung bzw. Annahme bezieht sich nur auf die Verhältnisse, unter denen sie gewonnen worden ist, und die sind immer von der Natur des Experiments abhängig.

9 Dietrich, R. Psycholinguistik, 2002, S. 13